Eigentlich gar nicht mein Sammelgebiet, aber geschichtlich sehr interessante Belege. Findet Ihr natürlich auch auf meiner HP POW POST:
http://berliner-postgeschichte.de.tl/POW-POST-1946_1949.htmDas Laden hier im Forum dauert etwas da es mehrere Belege sind. Durch anklicken der Bilder könnt Ihr Euch die Rückseiten auch vergrößern um den Text zu lesen.
Viel Spass.
Und natürlich alle nach Berlin gelaufen :)
Handelt es sich auch um das Lager was ich gleich beschreibe ? Vielleicht hat jemand noch mehr Infos für mich dazu.
Die Belege stammen aus dem Zeitraum 1946-1949. Alle Belege gingen an seine Frau oder seinen Kindern.
Absender: Willi Otto Neumann aus dem russischen Lager 7110 geschrieben.
Empfangsadresse ist immer: Normannenstr. 15 b / Hoppe in Berlin-Lichtenberg
Empfänger immer seine Frau oder Kinder.
Es ist schon bemerkenswert das er soviel in der Zeit schreiben durfte.
Infos zu den Lager 7110:
- KGF-Lager 7110 Korosten
- das KGF- Lager 7110 in Korosten (Ukraine)
- sowjet. Stadt 100 km westl. Kiew, Standort der Uprawlenije 7110, 1944 gegründet. Im Winter 44/45 starben infolge schlechter Lebensverhältnisse etwa 80% der Insassen von Korosten, ungefähr 3500 Mann. Insges. sind in Korosten mindestens 6000 Kriegsgefangene umgekommen, die auf einem als Gefangenen-Friedhof verwendeten Schuttplatz beerdigt wurden
In Teil II der DRK-Dokumentation "Zur Geschichte der Kriegsgefangenen im Osten" heißt es zu den Lagern in der Ukraine, ohne Donbass (S. 155 f):
"Nach den schweren Kämpfen um Charkow und den Dnjepr zwischen Melitopol und Kijew entstanden Ende 1943 in der heutigen Westukraine die ersten Kriegsgefangenenlager, die mit dem fortschreitenden Rückzug der deutschen Wehrmacht und dem hieraus resultierenden Zuwachs an Kriegsgefangenen von Seiten der Sowjetunion mehr und mehr zu Uprawlenijen ausgebaut wurden. Die galizischen Lager (anfangs vorwiegend Arbeitsbataillone der Roten Armee) um Lemberg und Kowel, die bessarabischen Lager (in der Moldawskaja SSR) um Kischinew waren analog jeweils das Ergebnis der in diesen Kampfräumen von den deutschen Truppen verlorenen Schlachten. 1944 trafen Kriegsgefangene aus den Kesselschlachten um Brody und Tscherkassy, aus dem Kampfraum Mitte, von der Krim und vor allem aus Rumänien ein. Nach der Kapitulation 1945 hatten die Kriegsgefangenen aus der CSR, aus Ostdeutschland, Ungarn, Österreich und Berlin / Mark Brandenburg die Lager aufzufüllen oder neu zu gründen.
Zeitweise bestanden 12 bis 15 Uprawlenijen mit 220 bis 240 Kriegsgefangenenlagern, 18 Kriegsgefangenenhospitälern und 25 Arbeitsbataillonen, die sich in und um folgende Standorte gruppierten:
Kijew 7062, 6415, 6441, 6446, 6451
Belaja Zerkowj 2686
Puchta-Wodiza 4035
Korosten 7110
Berditschew 2993
Nowograd-Wolhynskij 5953
Nikolajew 7126, 4564
Sumy 7154
Tschernigow 7177
Poltawa 7136
Kobeljaki 3780
Charkow 7149, 7415, 6464
Budy 1233
Kupjansk 5366, 5984
Winniza 7253
Schepetowka 7306
Beresan 7414
Barwenkowo 5993
Stry 7232, 5998
Gaisin 3641
Lemberg 7275, 1241, 6372, 6379, 6392, 6393, 6394
Sambor 2149
Kowel 2688, 6308, 6331, 6408, 6409, 6416, 6443, 6447-50
Kischinew 7198
Belzy 3376
Wysoki 5367
Odessa 7159, 3986, 6461, 6462
Brody 6395
Rowno 6411
Balakleja 6417
Die starken Kriegszerstörungen veranlaßten die Gewahrsamsmacht, in der Westukraine (einschließlich der heute angegliederten galizischen und bessarabischen Teile) 200.000 bis 250.000 Kriegsgefangene zu Aufräumungs- und Wiederaufbauarbeiten zu verwenden. Die zahlreichen Arbeitsbataillone hatten außerdem für die Sicherstellung des Nachschubs der Roten Armee durch Straßen-, Brücken- und Eisenbahnbau zu sorgen. Straßenbau (die Autobahnen Charkow-Kijew, Charkow-Stalino-Rostow, Kijew-Odessa) war auch nach der Kapitulation ein Schwerpunkt der Kriegsgefangenenarbeit. Hinzu kamen infolge des Holzreichtums der Westukraine Waldarbeiten, Arbeiten in Sägewerken und holzverarbeitenden Fabriken; ferner im Zusammenhang mit der bedeutenden ukrainischen Landwirtschaft der Einsatz auf Kolchosen. In den Städten waren die Ruinen zu beseitigen, Straßen und Häuser zu bauen (Ziegeleien, Zementfabriken, Steinbrüche, Sandgruben), Fabriken und Elektrizitätswerke aufzubauen und wieder in Gang zu setzen. Auch in Autoreparaturwerkstätten waren viele Kriegsgefangene zu finden.
Die klimatischen Verhältnisse werden von Heimkehrern als erträglich bezeichnet. Nur die Fliegenplage und der Wassermangel in den recht warmen, teilweise heißen Sommermonaten habe ihnen zeitweise zu schaffen gemacht.
Die Gesamtzahl der in diesen Uprawlenijen verstorbenen Kriegsgefangenen wird auf 60.000 bis 70.000 Mann geschätzt."
In den Heimkehreraussagen und Hinweisen zu einzelnen Lagern findet sich der folgende Hinweis (S. 163):
"Die Uprawlenije 7149 Charkow ging Ende 1943 aus dem Sammellager Charkow hervor, in dem damals 45.000 Kriegsgefangene zusammengezogen waren. Während die Sterblichkeit für 1943/44 mit ca. 500 Toten, für 1945/46 mit ca. 400 Toten und für 1946/47 mit ca. 15 Toten angegeben wird, traten in den Jahren 1947/49 nur noch vereinzelte Todesfälle auf (Hinweis)."
Dieser Text stammt aus der vom Deutschen Roten Kreuz herausgegebenen Dokumentation " Zur Geschichte der Kriegsgefangenen im Osten", Band 2, Seite 155 ff.
Ich nehme mal an das dies die letzte Karte gewesen ist, da er dort schon von Heimkehr schreibt.
Ich hoffe Euch hat das Thema gefallen.
Mein Dank geht auch an Pilatus ohne dem dieser Beitrag nicht möglich wäre.
Danke für den tollen Beitrag! Sehr interessant das ganze, jetzt wäre es noch schön zu wissen, ob die Geschichte gut ausgegangen ist.
Beste Grüße,
Christoph
@ Sammelfreak
[#4]Hallo Martin,
erstmal meine Anerkennung, was Du zu den Belegen alles ermitteln konntest. Zum Problem, wie es ausgegangen ist, folgendes. Ich wohnte in den 80er Jahren im Nebenhaus zu dieser Frau und Sie verstarb 1986. Die Häuser, in denen wir also beide wohnten, wurden erst 1957 erbaut, also lange nach der Geschichte. Die Tochter und ihr Mann beräumten aus der Wohnung nur das, was für sie noch mehr oder weniger Wert besaß. In der DDR war so etwas möglich.
Wer als Wohnungsuchender bereit war, die Restberäumung durchzuführen, konnte die Wohnung bekommen, auch wenn er noch nicht an der Reihe. Ich bemühte mich um die Wohnung, da sie etwas größer als meine war und bekam sie auch. Daher stammen also die Belege. Die Frau ist aber damals ohne Mann in die Wohnung eingezogen. Ob er noch nach Hause kam und inzwischen verstorben war, oder ob er nicht mehr heimkehrte war nicht mehr zu ermitteln.
Mit freundlichen Grüßen Pilatus