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Thema: Vor 100 Jahren: Der 1. Weltkrieg aus philatelistischer Sicht
Das Thema hat 86 Beiträge:
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hajo22 Am: 15.04.2014 20:08:28 Gelesen: 107726# 37 @  
Der Krieg kommt nach Samoa (Teil 2)

Am späten Abend des 4. August kam der Funkspruch mit der Nachricht von der Kriegserklärung Englands an das Deutsche Reich in der Funkstelle Apia an. Der Gouverneur hatte schon wenige Tage vorher die Mobilmachung wehrpflichtiger Deutscher befohlen.



Großfunkstelle Apia

(Quelle: Arge Kolonien: Berichte für Kolonialbriefmarken-Sammler, Heft 106/März 1998, S. 2484; Wolfgang Hermann und Klaus Detering: "Der Postverkehr mit Samoa und Postverhältnisse 1914-1919")



Die mobilisierte "Schutztruppe" in Apia

(Quelle: Wie vor)

Man rechnete mit einem Angriff britischer/australischer/neuseeländischer Kriegsschiffe und Truppen.

Daher wurden verschiedene Vorkehrungen getroffen. So wurde u.a. ein Großteil der vorrätigen Briefmarken auf den Dampfer "Staatssekretär Solf" verbracht, damit sie nicht in Feindeshand fielen. Der Dampfer ließ sich in Pago-Pago (USA) internieren.



Das Postamt in Apia um 1907 (genaue Foto-Quelle ist mir leider nicht mehr bekannt; Vermutlich aus Schmidt-Werner: "Geschichte der Deutschen Post in den Kolonien u. im Ausland", Aufsatz Hans Traub: Samoa).

Die folgende Skizze zeigt die geographische Lage aller Postanstalten auf Deutsch-Samoa (1914):



(genaue Quelle ist mir nicht mehr bekannt, vermutlich aus: Friedemann/Dr. Wittmann: Die deutschen Kolonien und Auslandspostanstalten)

Anfang August ordnete der Gouverneur eine Postzensur an. Briefe ins feindliche Ausland wurden untersagt, in neutrale Länder mußte Briefpost offen aufgeliefert werden. Zensurbriefe aus dieser Zeit sind sehr selten.

Eingehende Post wurde "unter Kriegsrecht geöffnet".

Am 29. August erschien vor Apia eine Feind-Flotte mit 6 Kriegsschiffen und 2 (neuseeländischen) Truppentransportern mit ca. 1.400 Mann.



(Foto-Quelle: Arge Kolonien, Titelblatt des Berichtheftes 106).

Schönen Abend.
Jochen
 
hajo22 Am: 17.04.2014 13:28:18 Gelesen: 107671# 38 @  
Samoa im Krieg (3)

Angesichts der Übermacht übergab der deutsche Gouverneur Dr. Schultz die Kolonie Samoa dem Chef der Invasionstruppe Colonel Robert Logan (Administrator of Samoa während des Krieges) kampflos.

Die deutschen Briefmarken wurden für ungültig erklärt und die vorgefundenen deutschen Marken mit G.R.I. (= Georgius Rex Imperator) in der örtlichen Druckerei (auf uralten Druckmaschinen) überdruckt (hier einige Beispiele):



Überdruckte Markwerte sind generell Seltenheiten, nur von den Pfennigwerten waren noch namhafte Bestände vorhanden.

Auch vorgefundene deutsche Ganzsachen wurden überdruckt (hier beispielsweise die Samoa Britische Besetzung P 2 (auf Samoa P 6, 10 Pfg. karmin).



Am 1.9.1914 wurde der Postverkehr in Samoa wieder eröffnet (zunächst markenlos). Ab 5.9. standen dann schon die Überdruckmarken GRI zur Verfügung. Post wurde generell zensiert (außer Feldpost der Besatzungstruppen).

Post nach Deutschland war zunächst möglich, wurde jedoch dann am 31.10.1914 plötzlich untersagt. Die Postsperre nach Deutschland wurde erst wieder am 30.11.1918 aufgehoben.

Aus der kurzen Zeit (5.9.-31.10.14) kann ich aus meiner Sammlung einen Zensurbrief aus Apia, gestempelt 28.10.14 nach Berlin adressiert (noch mit deutschem Entwertungsstempel) zeigen:



Kurze Zeit nach der Ausgabe der GRI-Marken wurden neuseeländische Marken mit Überdruck "Samoa" ausgegeben (1. Ausgabe auf King Edward VII-Marken; 2. Ausgabe auf King George V-Marken und 3. Ausgabe auf Stempelmarken, die als Freimarken verwendet wurden).

Hier ein Brief mit King George V-Marken mit Überdruck "Samoa" vom 21.9.18 nach den USA mit Zensurstempel "Passed by Censor 3/GRI/Samoa).



Zahlreiche Deutsche, vor allem Beamte, wurden in neuseeländischen Lagern interniert, Militärpersonen wurden in Lagern für Kriegsgefangene zusammengefaßt.

Wer sich für die deutsche Kolonialgeschichte philatelistisch interessiert, dem empfehle ich die Kontaktaufnahme mit der Arge Kolonien. (homepage im Internet vorhanden).

Für die Genehmigung zur Abbildung von 3 Fotos aus dem Berichtsheft Nr. 106 danke ich der Arge Kolonien.

Lit.-Empfehlung zu Samoa: Wolfgang Hermann "Die Postgeschichte von Samoa 1834-1919", Bd. 7 der Schriftenreihe zur deutschen Kolonialphilatelie und Kolonialgeschichte, herausgegeben 2012: ISBN: 3-920731-11-5.

Schönen Tag.
Jochen
 
hajo22 Am: 19.04.2014 16:22:17 Gelesen: 107574# 39 @  
Heute "springe" ich aus der Südsee nach Europa und zeige eine frankierte (Feldpost-)Ansichtskarte (Wien, Votivkirche), gestempelt 19.10.(1916) aus Budapest/Ungarn in die kleine Gemeinde Wertach im Allgäu (handschriftlicher Eingangsvermerk: 26.10.).

Absender ist ein Unteroffizier einer bayerischen Pioniereinheit auf der "Durchreise". Interessant der 2-Zeiler mit Text in Ungarisch und Deutsch: "Von der Armee im Felde".



Bis demnächst.
Jochen
 
hajo22 Am: 20.04.2014 19:51:20 Gelesen: 107518# 40 @  
Auch der kuk-Monarchie erklärte China im August 1917 den Krieg.

Ich kann eine Quittung vom 2.5.1916 vom kuk Marinedetachement in Tientsin zeigen.

Das Honorar über 70 (mexikanische) Dollars wurde vermutlich für ärztliche Leistungen im April 1916 gezahlt.



Schöne Osterfeiertage.
Jochen
 
hajo22 Am: 01.05.2014 19:38:35 Gelesen: 107332# 41 @  
Mit Gott für Kaiser und Vaterland

"Mit Gott..."

Wie man sich Gott in der Propaganda vorstellte, zeigen diese 2 farbigen Vignetten: "Gott strafe England".

Kommentar bestimmt überflüssig.



"..für Kaiser.."

Hier Kaiser Wilhelm II. mit seinen 6 Söhnen auf Wohltätigkeitsvignetten und einer Bildkarte (damit man auch weiß, für wen man kämpft):



Auf der Fotokarte ist Prinz Adalbert von Preussen (dritter Sohn des Kaisers, lässig im Zeitgeschmack mit Zigarette) abgebildet. Er war im Weltkrieg u.a. Kommandant des kleinen Kreuzers "Danzig". Geboren 1884 in Potsdam, verstorben 1948 in La Tour-de-Peilz (am Genfersee).

"...und Vaterland"

Dazu paßt die Spruchkarte "Niemals wurde Deutschland überwunden wenn es einig war" recht gut. Hier als Feldpostkarte 1915 nach Potsdam gelaufen:



So kann man philatelistisch auch Sinnsprüche beispielhaft "darstellen".

Bis demnächst.
Jochen
 
hajo22 Am: 25.05.2014 18:40:53 Gelesen: 106977# 42 @  
Unter türkischem Halbmond

kämpften der Schwere Kreuzer SMS "Goeben" (türkischer Name: "Yavuz Sultan Selim") und der Leichte Kreuzer SMS "Breslau" (türkischer Name: "Midilli"). Die Kriegsschiffe wurden 1914 pro forma an das osmanische Reich verkauft, behielten aber ihre deutschen Crews. Die "Breslau" sank am 20.1.1918 nach 5 Minentreffern vor der griechischen Insel Imbros. Die "Goeben" überstand den Krieg und verblieb in der Türkei. Sie wurde erst 1973/76 abgewrackt. Beide Kreuzer kämpften hauptsächlich im Schwarzen Meer gegen russische Kriegsschiffe und führten Kreuzerkrieg gegen feindliche Dampfer. Das osmanische Reich stand wie bereits erwähnt auf Seiten der Mittelmächte.



Gelaufene Feldpostkarte von 1915 im Deutschen Reich verwendet



Frankierte Feldpostkarte vom 3.10.1914 mit Marine-Schiffspost Nr. 29 (= S.M.S. "Goeben"). Die "Breslau" führte den Marine-Schiffspoststempel 69 (Abb. dazu im nächsten Beitrag).

Schönen Sonntagabend.
Jochen
 
hajo22 Am: 26.05.2014 14:37:59 Gelesen: 106925# 43 @  
Unter türkischem Halbmond



SMS "Goeben" (links) und SMS "Breslau" (rechts) vor Konstantinopel
(frankierte "Wohlfahrtskarte für Angehörige der kaiserlichen Marine" gestempelt 1916 in Berlin)

Der Schwere Kreuzer "Goeben" führte den Marine-Schiffspost-Stempel "29". Hier Briefe einer Korrespondenz:





Der abgebildete, aufgeklappte Feldpost-Kartenbrief v. 1.9.1917 wurde in Berlin zensiert. Zensuren von Feldpostbriefen aus dem türkischen Kampfgebiet sind nicht häufig anzutreffen (nach meiner Kenntnis).

Der Kleine Kreuzer "Breslau" führte den Marine-Schiffspoststempel "69":



Bei den im Text genannten "schw(arzen) Diamanten" handelte es sich um die Übernahme von Kohlevorräten.

Die abgebildeten Korrespondenzen nennen als Ortsangabe "Stenia" (Bucht nördlich von Konstantinopel am Bosporus gelegen).

Hier befand sich einer der Liegeplätze der beiden Kreuzer:



(Foto-Quelle unbekannt; Im Vordergrund links oben SMS "Breslau", dahinter SMS "Goeben")

Die Marine-Schiffsposten (MSP) tauschten mit dem Marine-Postbüro in Berlin C2 direkte Postschlüsse aus.

Gegen Ende des Krieges kamen 2 weitere Kaiserlich Deutsche Marine-Schiffsposten in der Türkei hinzu und zwar:

Nr. 132 für die deutschen Angehörigen der türkischen Torpedobootsflottille (9.3.-14.11.1918) und
Nr. 180 für die deutsche U-Bootshalbflottille Konstantinopel (26.6.-24.8.1918).

Die angegebenen Daten stammen aus dem Buch von Werner Ahrens "Deutsche Militärmission in der Türkei" und entsprechen dem Wissensstand um 1970/75.
Von den 2 letztgenannten MSP-Nrn. kann ich leider nichts zeigen (vielleicht hat ein Leser einen Beleg?).

Über die MSP Nr. 14 SMS "Loreley" folgt noch ein kleiner Beitrag.

Schönen Tag.
Jochen
 
volkimal Am: 31.05.2014 11:19:02 Gelesen: 106814# 44 @  
Hallo zusammen,

auch das gehört zum 1. Weltkrieg. Ich habe gerade damit begonnen, die wechselhafte Geschichte von der Gefangenschaft der Missionarsfamilie Hübner aus Deutsch-Ostafrika zu erzählen. Ihr findet sie ab heute und in den nächsten Wochen beim Thema "Belege aus der eigenen Familiengeschichte". Der erste Beitrag zur Gefangenschaft ist:

http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=86381

Was Familie Hübner vorher erlebt hat, findet ihr bei selben Thema ab Beitrag 57.

Viele Grüße
Volkmar
 
pomana Am: 03.06.2014 06:54:41 Gelesen: 106702# 45 @  
Hallo,

auch Papua Neuguinea hat Markensatz, Block und Kleinbogen zum 1. Weltkrieg in Europa "beigesteuert". Leider blieb dabei die Besetzung und "Eroberung" von Deutsch-Neuguinea unberücksichtigt, was man als Sammler der Deutschen Kolonie erwartet hätte. Aber die Post von PNG legt ja das Ausgabeprogramm in die Hände einer us-amerikanischen Agentur, und von deren IGPC – Ausgaben konnte man nichts Historisches über das Gebiet erwarten. Dafür wurde u.a. ein russischer Soldat gezeigt und als einzig deutsches Motiv ein Aufklärungsballon über Europa.

Mit freundlichen Sammlergrüßen,
Rabaul


 
Heidelberg Collector Am: 03.06.2014 21:17:25 Gelesen: 106647# 46 @  
Auf einem kleinen Flohmarkt am letzten Samstag konnte ich einen kleinen Posten schöner alten Ansichtskarten ergattern.

Dabei auch eine interessante Karte mit Bezug zum ersten Weltkrieg, die ich hier gerne zeigen möchte:



Warschau - Zerstörte Brücke. Rückseite abgebildet: Von Warschau 4.05.1916 nach Parchen b. Genthin (in der Nähe von Magdeburg) gelaufen, mit Landsturm-Infanterie-Ersatz-Batl. Stempel (3. Kompanie) XVI.22.

Ich schätze die Karte zeigt eine Zerstörung des Vorjahres 1915, als sich Kämpfe um Warschau im Juli und August abspielten. Falls jemand mehr weiß, würde ich mich über Eure Hinweise freuen.

Grüße

Heidelberg Collector
 
Altmerker Am: 08.06.2014 20:25:49 Gelesen: 106540# 47 @  
Als Pressemensch und Streifbandsammler möchte ich diese drei Belege einpflegen. Sie gingen innerhalb von vier Monaten an den nachmaligen Hauptmann d. R. Freiherr von König-Watthausen beim Landsturm in Bieberach. Es sind verschiedene Umschlagformen der Süddeutschen Zeitung mit drei verschiedenen Stempeln. Über den Inhalt ist nichts bekannt. Für eine Zeitung zu klein und zudem portofrei. Das ging nur bis 50 Gramm, was selbst damals das Blatt locker wog. Darüber bis 250 Gramm waren 10 Pfennig Porto angesagt.

Wer kann weitere Informationen beisteuern?

Pfingstgrüße
Uwe


 
Marcel Am: 18.08.2014 17:55:35 Gelesen: 105472# 48 @  
Hallo!

Heute nicht philatelistisch, aber dennoch brauchbar für den einen oder anderen unter Euch der sich mit Feldpostkarten o.ä. beschäftigt.

t-online meldete heute: "Verlustlisten" aus dem Ersten Weltkrieg jetzt online

Historische Verlustliste von Opfern des Ersten Weltkriegs. Jeder kann online recherchieren (Quelle: dpa)

Mehr als 8,5 Millionen Datensätze über verwundete, vermisste und gefallene deutsche Soldaten im Ersten Weltkrieg können ab sofort im Internet abgerufen werden.

http://des.genealogy.net/eingabe-verlustlisten/search

schöne Grüße
Marcel
 
Briefmarkenfreunde Donaueschingen Am: 18.08.2014 18:07:13 Gelesen: 105462# 49 @  
Hallo,

zum Thema 100 Jahre erster Weltkrieg haben die Briefmarkenfreunde aus Freiburg zusammen mit den französischen Sammlerfreunden aus Mühlhouse eine fantastische Austellung zusammengestellt. Zu besichtigen ist die Ausstellung in der Sparkasse in Freiburg. Kaiser Joseph Straße. Öffnungszeiten = Schalterstunden der Sparkasse. Ausstellung geht bis 5. September 2014.

Gruß
Dieter
 
filunski Am: 02.09.2014 10:44:52 Gelesen: 105131# 50 @  
Hallo zusammen,

da es gut zu diesem Thema passt, heute nicht bei den Veröffentlichungen der Arbeitsgemeinschaften, sondern hier, die Vorstellung des neuen Gildebriefs (243) der Poststempelgilde. Diese Ausgabe widmet sich schwerpunkmäßig dem Thema "Erster Weltkrieg".



Im thematischen Schwerpunktteil stellen z.T. auch aus dem Philaseitenforum bekannte Autoren interessante Beiträge vor. Als Beispiel sei hier nur unser "volkimal" genannt, der aus seiner eigenen Familiengeschichte spannende Einblicke gibt, wie immer mit reichlich philatelistischem Bildmaterial unterlegt. Für einen Überblick hier das Originalinhaltsverzeichnis aus dem Gildebrief:



Neugierig geworden? ;-)

Dann, exclusiv für die Philaseiten noch eine kleine Leseprobe:



Weiterlesen? Das ist erst der Anfang, es geht noch spannend weiter!
Mehr hier: http://www.philaseiten.de/philabuch/show/145

Bestellbar über den Link, exclusiv für Mitglieder der Philaseiten zum ermäßigten Vorzugspreis und versandkostenfrei.

Beste Grüße,
Peter
 
volkimal Am: 02.06.2015 18:58:40 Gelesen: 100905# 51 @  
Hallo zusammen,

Der Austausch schwer verwundeter Gefangener zwischen Frankreich und Deutschland

Die Austauschstation Konstanz


Der Austausch schwer verwundeter Gefangener zwischen Frankreich und Deutschland wurde über die neutrale Schweiz abgewickelt. Die Gefangenen wurden in der Schweiz herzlich empfangen. Man brachte sie in Hotels oder Gaststätten unter, sofern keine Hospitalpflege notwendig war. Außerdem hatten die meisten Internierten in der Schweiz die Möglichkeit zu arbeiten. Notfalls wurden sie sogar in einem neuen Beruf ausgebildet.



Diesen Feldpostbrief schickte der Schmiedemeister Franz Korte an seinen Bruder „B. Korte“ in der Schweiz. Als Adresse gibt er das frühere Grand-Hotel auf der Burgfluh in Kerns an. Dort ist der Bruder aber nicht mehr, sondern er arbeitet inzwischen bei der Maschinenfabrik Schindler und Co. In Luzern. Der Brief wird dorthin nachgeschickt.

Weshalb der Feldpostbrief mit dem Auslandsporto von 20 Pfg. freigemacht wurde weiß ich nicht. Auf der Marke ein violetter Gummistempel „Aus dem Felde 5“. Zusätzlich der Stempel aus Kern, der beim Weiterleiten abgeschlagen wurde.

Interessant ist auch der Text:

„L. Bruder! Hoffe, daß diese Zeilen als eigenständiges Lebenszeichen endlich wieder zu Dir gelangen und Dich bei bester Gesundheit antreffen. Warlich eine geraume Zeit (seit Anfang _15) von wann unsere letzte Korrespondenz datiert ...“

Der Brief datiert vom 8.3.1917. Dementsprechend dürften die Brüder 2 Jahre lang keinen direkten Briefkontakt gehabt haben.



Die ersten deutschen Kriegsgefangenen kamen am 26. Januar 1916 in die Schweiz. Es handelte sich um den Austausch von je 100 an Tuberkulose erkrankten Gefangenen. In der Schweiz gab es während des Ersten Weltkrieges keine Postzensur. Deshalb richtete die deutsche Regierung bei der Austauschstation Konstanz eine Zensurstelle ein, die den Postverkehr der internierten Gefangenen in der Schweiz überwachte.

An welcher Krankheit oder Verwundung B. Korte litt, ist den drei Belegen nicht zu entnehmen. Diesen Brief schickte er in seine Heimat nach Lüchtringen bei Höxter. Er trägt den schweizerischen Zweizeiler „Kriegsgefangenen-Internierung / Luzern – Schweiz“ und einen schweizerischen Feldpoststempel vom 01.05.1917. Das Kriegsgefangenen-/Internierungslager in Luzern unterstand der Schweizer Armee (wie dies in anderen Ländern während der Weltkriege auch üblich war). Die Post von dort wurde somit auch von einer Schweizer Feldpoststelle abgewickelt. In Konstanz erhielt der Brief zusätzlich den blauen Briefstempel der Postprüfungsstelle Austauschstation.



Der dritte Brief ging von Marburg (Lahn) wieder nach Luzern. Obwohl der Ort bei der Anschrift fehlte kam er dort an. Nach dem Grand-Hotel Burgfluh in Kerns hat B. Korte wohl in der Brüggligasse 19 in Luzern gewohnt, denn auf dem letzten Brief hat er diese Adresse als Absender angegeben. Zusätzlich ging dieser Brief an diese Anschrift, wurde aber ebenfalls zu Firma Schindler und Co. weitergeleitet. Auch dieser Brief wurde in Konstanz geprüft.

Nach Kriegsende kehrten die Internierten aus der Schweiz bald nach Deutschland heim.

Wer mehr über die Internierung Verwundeter in der Schweiz und über die Austauschstation in Konstanz am Bodensee erfahren möchte, dem sein ein Artikel von Wolfgang Herterich im Gildebrief 158 (Seite 33 ff) empfohlen.

Viele Grüße
Volkmar
 
hajo22 Am: 14.07.2015 14:26:51 Gelesen: 100088# 52 @  
Am 6. April 1917 erklärten die USA dem Deutschen Kaiserreich den Krieg (als Folge des uneingeschränkten deutschen U-Boot-Krieges).

Privatbrief aus Butzbach vom 24.3.1917 adressiert nach Honolulu auf Hawaii. Der Brief erhielt den Kastenstempel: "Zurück/wegen Kriegszustand". Diese Kastenstempel waren noch vorrätig aus dem Jahr 1914, man hatte sie aufbewahrt.

Da der Poststempel vom März 1917 datiert, lag der Krieg mit den USA also zu dem Zeitpunkt schon in der Luft.

Ist es noch relativ leicht Zurück-Stempel vom Kriegsbeginn 1914 zu erhalten, so sind diese Zurück-Stempel in 1917 verwendet nach meinen Erfahrungen schwer zu finden. Ich kann nur einen einzigen Beleg zeigen.

Vielleicht hat der eine oder andere Leser auch einen ähnlichen Beleg in der Sammlung, den er uns hier zeigen kann?



VG, hajo22
 
Heinrich3 Am: 15.07.2015 13:51:55 Gelesen: 99993# 53 @  
@ Altmerker [#47]

Hallo,

als Münchner weiß ich, daß es die Süddeutsche Zeitung, wie sie jetzt bekannt ist, erst seit 1945 gibt. Daher mußte ich meine Neugier befriedigen, doch das Internet gab auf den 1.Versuch absolut nichts her.

Auf meine Anfrage an info@historische-zeitungen.de ist soeben die prompte Antwort eingegangen.

Ich zitiere:

vielen Dank für Ihre Anfrage.

Diese Süddeutsche Zeitung erschien in Stuttgart. Vereinzelt sind Exemplare vorhanden. Sie finden Sie auch unter der Bezeichnung Schwäbischer Merkur.

Mit freundlichen Grüßen


Es hat sich nach meiner Meinung um eine eher kleine Zeitung gehandelt, die evtl. doch so versandt werden konnte. Bedenken sollte man auch, daß im Krieg die Zeitungen aus Papiermangel immer dünner wurden.

Weiterhin viel Freude an unserem Hobby wünscht
Heinrich
 
hajo22 Am: 16.07.2015 18:48:02 Gelesen: 99925# 54 @  
In Tondern waren Kriegs-Zeppeline stationiert (Nordsee-Flugstation) für die Seeaufklärung und für gelegentliche Bombardements auf London.

Hier eine "Marinesache" (portofrei) vom V. Marine-Luftschiff-Trupp Tondern mit Tagesstempel vom 30.8.1916 an die Kaiserliche Werft/Artillerie-Magazin-Verwaltung in Wilhelmhaven. Wie in Notzeiten häufig zu sehen, handelt es sich um ein Wendecouvert.



VG, hajo22
 
Seku Am: 29.09.2016 20:01:28 Gelesen: 88753# 55 @  
Die Schlacht an der Somme [1] ist in diesem Jahr 100 Jahre her. In Frankreich gedenkt man diesem Ereignis mit einem Briefmarkenblock.



[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_an_der_Somme
 
Cantus Am: 01.06.2017 01:55:17 Gelesen: 82346# 56 @  
In der Heimat sollte man nicht erfahren, wie es an der Front tatsächlich zuging. Deshalb wurden Grußkarten hergestellt, die das Leben an der Front verklärten, so wie diese hier, die am 6.1.1916 von Frankfurt an der Oder nach Berlin gelaufen ist.





Viele Grüße
Ingo
 
Lars Boettger Am: 01.06.2017 07:29:18 Gelesen: 82317# 57 @  
Abgebildet seht Ihr einen Wertbrief, der am 31.5.1915 von Luxemburg in das Deutsche Reich versandt wurde. Es war Vorschrift, die Wertbriefe zu siegeln und vorderseitig das Gewicht zu notieren. Die Notierung des Gewichtes hatte eine Kontrollfunktion, so stellte man sicher, dass während des Transportes nichts verschwunden war. Das hat der Absender gemacht.

Die deutsche Postzensur hat sich für den Inhalt interessiert - in Trier wurde der Brief geöffnet, der Inhalt kontrolliert, der Brief neu versiegelt und gewogen. Durch die neue Versiegelung ändert sich das Gewicht. Das wurde auf der Vorderseite vermerkt. Jetzt kam es vor, dass Wertbrief beim Transport beschädigt wurden. Der Wertbrief wurde in Dresden ein drittes Mal verschlossen, gesiegelt, gewogen und mit Hinweiszettel versehen.

Beste Grüsse!

Lars


 
Gerhard Am: 01.06.2017 08:20:50 Gelesen: 82301# 58 @  
@ Lars Boettger [#57]

Tolles Dokument und spannende Geschichte, wie sieht denn die Vorderseite aus? Ist vom Inhalt etwas erhalten?

MphG
Gerhard
 
hajo22 Am: 01.06.2017 20:21:34 Gelesen: 82239# 59 @  
4.7.1917 Vor fast genau 100 Jahren:

Mit 10 Rappen (Auslandstarif) frankierte Interniertenkarte aus Disentis/Schweiz/Kanton Graubünden nach Karlsruhe. Absender ein deutscher Internierter mit Adresse in Disentis Hotel Bellevue. Für den Internierten war der Krieg vorbei.

Auf der Ansichtsseite der Foto-Postkarte ist eine Gruppe deutscher Soldaten (Internierte) mit Spazierstöcken statt Gewehren zu sehen. Sitzend vorne links dürfte der Kartenschreiber zu sehen sein (Kreuzchen).

Die Karte wurde von der Überwachungsstelle des XIV. Armeekorps in Freiburg im Breisgau zensiert ("geprüft").





hajo22
 
zockerpeppi Am: 14.08.2017 23:05:48 Gelesen: 79787# 60 @  
Aus meinem Briefkasten von heute. Als erstes fiel mir der eigenartige Stempel auf. Dann erst sah ich mir die Briefmarke näher an: Tyne Cot Cemetery, Belgium.



Dank Google ist man im Nu im Bilde:

Nahe von Passendale, Zonnebeke in Westflandern. Westfront 1 WK - Oktober 1917 vor fast 100 Jahren

Tyne Cot [1] ist der größte Friedhof überhaupt für gefallene Soldaten aus dem Commenwealth. Ein Mahnmal das an die Schrecken des 1 WK erinnern soll. 11.965 Gräber gibt es, davon sind 8.369 ohne Namen. Der Bering auf welchem der Friedhof sich befindet wurde den Engländern von König Albert I im Namen des Belgischen Volkes geschenkt.

Auf der Gedenkmauer welche den Friedhof umrundet sind namentlich fast 35.000 Gefallene oder Vermisste erfasst.

In Verdun und Umgebung war ich schon, an der Somme noch nicht.

Lulu

[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Tyne_Cot
 
bignell Am: 14.08.2017 23:12:46 Gelesen: 79781# 61 @  
Nicht der Grund aber der Auslöser:




Lg, harald
 

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