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Thema: Wolfgang Maassen - Autor und Urgestein der Philatelie wird 75 Jahre
drmoeller_neuss Am: 08.02.2024 14:24:16 Gelesen: 485# 1 @  
Jan Clauss beginnt die Einleitung in seiner Festschrift mit dem alten Witz über den langjährigen Außenminister Genscher: Begegnen sich zwei Flugzeuge in der Luft, und in beiden sitzt Hans-Friedrich Genscher. Man könnte auch Hans-Friedrich Genscher durch Wolfgang Maaßen ersetzen, und der Witz würde immer noch passen. Eigentlich müsste ich hier nichts über den Jubilar schreiben, auf Wikipedia steht alles geschrieben [1].

Vorneweg stellt sich für mich die ganz banale Frage, wie schreibt man eigentlich "Maaßen"? Man findet beide Schreibweisen, mit Doppel-"S" und scharfem "S" (Eszett). Wolfgang Maaßen würde an dieser Stelle selbst recherchieren und ein Geschichtsbuch verfassen. Mir fehlt leider die Zeit dafür, und deswegen schliesse ich mich der Schreibweise von Torsten Berndt an, der mir als sehr gewissenhafter Autor bekannt ist, und ich schreibe "Maaßen". Möge es mir der Jubilar verzeihen, wenn ich daneben liege.

Maaßen schreibt für jung und alt. Ein acht Jahre alter Junge hat einen "Maaßen" im Bücherregal stehen, wenn er Briefmarken sammelt. Bei dem Kinderbuch handelt es sich um den Band 52 der Serie "Was ist Was", dessen erste Auflage bereits vor über 50 Jahren erschienen ist und von Maaßen später überarbeitet wurde [2]. Selbst hundertjährige geistig fitte Sammler dürften an Maaßen nicht vorbei kommen, so viele Ratgeber, Artikel und Geschichtsbücher hat er geschrieben.

Die ersten Publikationen befassten sich mit der Klassik Brasiliens und den Automatenmarken. Später lag der Schwerpunkt von Maassen in der Philateliegeschichte, alle Werke aufzuführen, würde den Umfang dieses Berichtes sprengen. Beispielshaft sei nur das sechsbändige Werk "who-is-Who" in der Philatelie genannt, mit allen Lebensläufen der wichtigen Philatelisten und Briefmarkenhändlern in Deutschland.

Wolfgang Maaßen ist ein Urgestein der Philatelie. Nach dem Abitur hat er Chemie studiert und hat sich dann später mehr den geisteswissenschaftlichen Fächern wie Erziehungswissenschaften, Psychologie, Philosophie und Theologie zugewandt. Von 1974 bis 2010 war er Gymnasiallehrer am Niederrhein. Seine Studienfächer und der Umgang mit pubertierenden Jugendlichen dürfte Maaßen auch in seiner philatelistischen Zeit geholfen haben, mit Individualisten und manchmal queren Charakteren umzugehen. Es sind keine Vorurteile, dass es von dieser Sorte Menschen unter den Philatelisten besonders viele gibt. Maaßen ist mit vielen gut ausgekommen, nicht mit allen, und die philatelistischen Foren sind voll mit Beiträgen über Maaßen und wenige von Maaßen selbst, denn in den Foren hat er nicht viel geschrieben.

Wolfgang Maaßen ist Haus- und Hofautor vieler philatelistischer Verbände, zum Beispiel der Händlerverband APHV und der internationalen Journalistenorganisation AIJP. Sein liebstes Kind dürfte die BDPh-Zeitschrift "Philatelie" sein. Viel Kritik kam aus den Reihen der einfachen Sammler, die mit den Fachartikeln über Philateliegeschichte und Berichten über "Sektschlürfende Honoratioren" nichts anfangen konnten. Unbestritten sind aber Maaßens Verdienste, die "philatelie" unter seiner Herrschaft vom drögen Nachrichtenblatt zur weltweit anerkannten philatelistischen Fachzeitschrift umgebaut zu haben. Im Jahre 2016 kam der etwas abrupte Verlagswechsel, der mit dem Abgang Maaßens verbunden war. Maaßen hat sich seitdem anderen Dingen zugewandt, dazu zählen sein Antiquariat [3] und die kostenlose Online-Zeitschrift "Phila Historica" [4].

Ich mache hier einen Schnitt. Natürlich könnte ich noch über das Organisationstalent Maaßen ein weiteres Kapitel schreiben. Zuletzt war er bei der IBRA 2023 in Essen im Einsatz. Aber zurück zu den "Sektschlürfenden Honoratioren".


Wolfgang Maaßen und Dr. Jan Clauss. Foto (Ausschnitt): Wilhelm van Loo.

Was macht man mit einem Jubilar, der selbst keine rauschenden Partys gibt und der nicht unumstritten ist? Dr. Jan Clauss von der ArGe Jugoslawien und Dieter Michelson hatten die zündende Idee, Wolfgang Maaßen zu seinem eigenen Sektempfang einzuladen und ihm eine Festschrift zu überreichen. Dieter Michelson ist Chef der Holding "Global Philatelic Network", zu der renommierte Auktionshäuser wie Heinrich Köhler in Wiesbaden und Corinphila in Zürich gehören.

Festschriften kennt man zu runden Geburtstagen von Professoren. Ganz so akademisch war die Festschrift dann doch nicht, aber es waren 37 Autoren aus 8 Ländern beteiligt, und Dr. Jan Clauss hat zwei Jahre an der Umsetzung gearbeitet. Gut die Hälfte der Autoren gab sich zusammen mit der Familie Maaßen auf der Empore des Hotels "maritim" in Köln zum Sektempfang am 2. Februar 2024 ein Stelldichein.

Die weitest Angereisten waren der ehemalige Präsident der Royal (RPSL), Chris King und seine Frau Birthe, aus London, DASV-Präsident Klaus Weis aus Weingarten und Thomas Höpfner aus München. Das ganze philatelistische Spektrum war vertreten. Angefangen von der Generation 90plus mit Christian Springer und seiner Frau Renate Springer, waren Auktionatoren wie Harald Rauhut, Verbandsvertreter wie der BDPh-Geschäftsführer Reinhard Küchler und Karl-Heinz Richartz vom Landesverband West, AIJP Generalsekretär Rainer von Scharpen und viele andere namhafte Philatelisten anwesend. Die launigen Gruß- und Dankesworte vom Herausgeber der Festschrift wie vom Jubilar gingen im kölschen Karnevalslärm leider etwas unter.

Nach dem formalen Akt hat sich die gesamte Gästeschar zünftig in die gegenüberliegende Kölner Malzmühle zurückgezogen und dort in großer Enge und noch größerer guter Laune verköstigt. Nach dem Essen ging der Jubilar gleich zur Lektüre des ihm gewidmeten Oeuvre über.

Dieser Bericht ist eine Anregung für alle Vereine und Arbeitsgemeinschaften, die ihre Jubilare ehren wollen. Es müssen ja nicht gleich Sekt und Kaviar fliessen, eine Grillparty im Garten eines Vereinsmitglied und eine kleine Schrift lassen sich kostengünstig organisieren.

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Maassen
[2] https://www.amazon.de/WAS-IST-Band-52-Briefmarken/dp/3788629207
[3] https://www.philshop.de/
[4] https://www.phil-shop.de/Phila-Historica:::42.html
 
MS-Peter Am: 08.02.2024 14:41:59 Gelesen: 462# 2 @  
Der Witz zu Anfang lässt sich leicht erklären. "Hans-Friedrich Genscher" ist nämlich in Wirklichkeit zwei verschiedene Ex-FDP-Minister.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Friderichs

https://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Dietrich_Genscher
 
drmoeller_neuss Am: 08.02.2024 14:49:05 Gelesen: 454# 3 @  
Rezension der Festschrift zum 75. Geburtstag von Wolfgang Maassen

Wolfgang Maaßen kann ja schlecht über sich selbst schreiben, und außerdem wäre es dann wieder ein Drei-Kilogramm-Wälzer geworden. Dr. Jan Clauss hatte die zündende Idee, zu Ehren von Wolfgang Maaßens 75. Geburtstag eine Festschrift herauszugeben und hat seine philatelistischen Wegbereiter um Beiträge gebeten. Finanziell wurde das Werk von Dieter Michelson und dem Auktionshaus Heinrich-Köhler unterstützt. 34 Autoren aus acht europäischen Ländern haben Nettes, Anerkennendes, Privates und Kritisches zum Geburtstag geschrieben.

Der längste Beitrag stammt von Thorsten Berndt, der als Chefredakteur der DBZ nicht immer mit einer Meinung mit Wolfgang Maaßen war. Die Philapress-Verlagsgruppe mit der DBZ hätte gerne die "Philatelie" verlegt, was der Verband jahrelang verweigerte. Trotzdem findet Berndt viel Anerkennung für das philatelistische Schaffen von Maassen und belegt mit einer Anekdote, dass Wolfgang Maaßen immer für Diskussionen offen war. Es ging um Maaßens Vorschlag in Sindelfingen, "das Kriegsbeil zu begraben". Nach der Aussprache wurde Thorsten Berndt zu einem Vortrag vor dem Consilium Philatelicum eingeladen, eine Ehre, die früheren Chefredakteuren der Philapress-Gruppe verwehrt geblieben war.

Zwischen Peter Feuser, dem streitbaren Auktionator und Inhaber des Auktionshauses Südphila und Wolfgang Maaßen hat es auch öfters geknistert. Trotzdem bringt Peter Feuser ein nettes Geburtstaggeschenk mit: der wohl früheste deutsche Beleg mit dem Wort "Briefmarke" (und nicht Franco- oder Freimarke) aus dem Jahre 1862.

Rainer von Scharpen beschwert sich über die vielen Schachtelsätze aus der Feder von Maassen, die ihm bei der Übersetzung ins Englische für das AIJP-Magazin arge Kopfschmerzen bereitet haben.

Der Vorsitzende des deutschen Auktionatorenverbandes, Harald Rauhut, berichtet über Reibereien, ärgerliche Artikel in der Verbandszeitschrift und über ein Pressearbeit-Seminar mit Wolfgang Maaßen, das an der Hotelbar seinen privaten Ausklang fand. Seit diesem Abend hat Harald Rauhut Angst vor dem Wort "Absacker", darf aber seitdem Maaßen duzen.

Unbedingt lesenswert ist auch der Artikel von Franz-Karl Lindner "Nomen est omen - oder: Der Name ist Programm". Zu jedem Buchstaben des Namens kommt eine Geschichte, die beiden A's im Nachnamen stehen für "Ausdauer" und "Ausstellungen".

Das letzte Kapitel des Buches umfasst die knappen Lebensläufe der Autoren. Hier hätte man sich auch einen Lebenslauf vom Jubilar Wolfgang Maassen gewünscht, um die Beiträge im Kontext besser einordnen zu können.

Es menschelt zwischen den Buchseiten, die reine Philatelie kommt in der Festschrift etwas zu kurz. Zwei Fachartikel befassen sich mit Torres-Usigli-Fälschungen altdeutscher Staaten und mit den slowenischen Kettensprenger-Marken. Ein paar Unsauberkeiten im Satz mögen der Hektik der letzten Tage der Erstellung geschuldet sein, der Vorname des ehemaligen deutschen Außenminister ist falsch geschrieben, an einigen Stellen stimmen die Umbrüche nicht, und im Beitrag von Rainer von Scharpen sind ganze Zeilen verschluckt worden.

Das Buch ist mehr als ein privates Geburtstagsgeschenk für Wolfgang Maaßen. Wer zwischen den Zeilen lesen kann, und etwas Vorkenntnisse über den Werdegang der organisierten Philatelie in Deutschland hat, bekommt ein interessantes Geschichtsbuch im doppelten Sinn geliefert.

Festschrift zum 75. Geburtstag von Wolfgang Maassen. Von Dr. Jan Ulrich Clauss (Herausgeber) und 37 eingeladenen Autoren, Verlag druckfrey Neulingen 2024, ISBN 978-3-943 280-20-3. Format DIN A5, 140 Seiten, farbige Abb., Softcover gebunden
Erhältlich beim Herausgeber Dr. Jan Clauss (clauss @ arge-jugoslawien.de) für 22 EUR (portofrei innerhalb Deutschlands).

 
Richard Am: 09.02.2024 09:47:07 Gelesen: 327# 4 @  
Geburtstagsempfang für Wolfgang Maassen am 2.2.2024

Eine Festschrift mit 37 Autoren aus 8 Ländern überreicht, die Jan Ulrich Clauss seit 2021 vorbereitet hatte. Gut die Hälfte de Autoren gab sich in Köln ein Stelldichein. Die weitest Angereisten waren der ehemalige Präsident der Royal (RPSL), Chris King und seine Frau Birthe, aus London, DASV-Präsident Klaus Weis aus Weingarten und Thomas Höpfner aus München. Aber auch die beiden Wahlkölner bzw. Ur-Sachsen Christian und Renate Springer erschienen festlich gekleidet.

Launige Gruß- und Dankesworte kamen vom Herausgeber der Festschrift wie vom Jubilar selbst. Das Ganze war in der Tat ein Philatelistentreff von gut 40 Persönlichkeiten, dem sich einige Posthistoriker der CCPh-Kölner Expertenrunde angeschlossen hatten.

Zünftiger geht´s nimmer als wenn sich die gesamte Gästeschar mitten im Kölner Vorkarneval anschließend in die nahe gelegene Malzmühle zurückzog und dort in großer Enge und noch größerer guter Laune verköstigte.

Nach dem Essen ging der Jubilar gleich zur Lektüre des ihm gewidmeten Oevre über. Er mag sich wohl gedacht haben, dass man ihn und seine Familie, darunter Phil*Creativ-Geschäftsführer Michael Maassen, "nicht nur zum Gläschen Sekt" auf die Empore des Kölner Maritim geladen hatte. Was ihn aber dort erwartete, wird hoffentlich Deutschlands bekanntester Philateliehistoriker nicht im Detail gewusst haben.



v.l.n.r.:
Franz-Josef Pütz, Berlin, VP-Verbandsprüfer Afghanistan
Dr. Ulrich Möller, Neuss, Aktivist bei PhilaSeiten.de
Ralph Ebner, Solingen, Deutschland-Repräsentant der "Royal" (RPSL)
Chris King, s.o.
Birthe King, London, Dänemark- & Schleswig-Expertin
Harald Rauhut, Mülheim/Ruhr, Präsident des Versteigererverbandes BDB
Franz-Karl Lindner, s.o.



v.l.n.r.:
Chris King RDP Hon FRPSL, London - ehemaliger "Royal-Chef" der RPSL
Renate Springer RDP, Köln - UrSächsin mit viel Sponsorengagement für die Jugend in der ArGe-YU
Franz-Karl Lindner, Soest, Vizepräsident des Consilium Philatelicum beim BDPh
Birgit Michelson, Ehefrau des Heinrich-.Köhler-Chefs Dieter Michelson
Wolfgang und Sohn Michael Maassen (Mi. ist Geschäftsführer von Phil*Creativ)
Dr. Andreas Hahn, Leiter des Archivs für Philatelie Bonn (das soll die weltgrößte Briefmarkensammlung sein)
Rainer von Scharpen, Mainz - AiJP-Generalsekretär
Claudia Maassen, Ehefrau von Wolfgang, jahrzehntelang driving force bei Phil*Creativ
Dr. Andreas Diekmann, Siegburg - ein ganz normaler Klassiksammler der CCPh-Expertenrunde
Dr. Bernhard Speith, Siegburg - einer der größten Deutschlandsammler (v.a. der Nebengebiete); ArGe-YU
(ganz rechts halb verdeckt:)
Dr. Benno-Heinz Schade MBA, Bonn - als engagierter Bulgarien- & Hongkong-Sammler in der ArGe-YU
 
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