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Thema: Notgeld: Münzen und Papiergeld
Richard Am: 06.04.2009 23:54:20 Gelesen: 13659# 1 @  
Notgeld ein echter Hingucker: Alte Scheine aus dem Jahr 1921 zeigen auch Motive der Gilde

nwzonline,de, Wildeshausen (06.04.09) - Christian Hannig stieß in Westfalen auf die seltenen Scheine. Sie landeten beim Bürger- und Geschichtsverein

Mit mehr als einer Billion Dollar frisch aus der Notenpresse will der US-amerikanische Notenbankrat um Chef Ben Bernanke die schwer angeschlagene amerikanische Wirtschaft stützen. Nach dem Ersten Weltkrieg war es üblich, die Geldpresse anzuwerfen – auch in Wildeshausen. Zahlreiche Sammler haben daheim noch die grünen Scheine mit Gilde-Motiven, wie Karl-August Kolhoff vom Bürger- und Geschichtsverein weiß.

Auch der Wildeshauser Christian Hannig stieß in einem westfälischen Münzhandel, der einen Jubiläumskatalog über „Münzen und Papiergeld“ herausgab, auf das „Notgeld der Stadt Wildeshausen“ vom Dezember 1921. Die Bezeichnung der Scheine sagt es bereits: Es herrschte „Not“ – im direkten Sinne des Wortes. Deutschland litt noch unter den Folgen des Ersten Weltkrieges. Mit dieser Notgeld-Ausgabe stand Wildeshausen damals nicht allein; viele deutsche Städte legten solches auf. Für die Gestaltung der Scheine wählte man oft lokale Motive.

Heute ist diese Epoche deutscher Währungsgeschichte ein Gebiet für Spezialsammler. Die Wildeshauser Scheine, in der Stückelung 25 und 50 Pfennig sowie eine Mark, zeigen eine „Stadtansicht um tausendsechshundert“ (nach einem alten Stich), „Blick über das Huntetal“ mit Lage der Stadt, die damalige „Elisabeth-Heilstätte“ (heute Diakonie Himmelstür), die „Alexander-Kirche“, das „Kapitelhaus“ sowie das „Alte Rathaus“. „Vom 1-Mark-Notgeldschein gab es zwei verschiedene Ausgaben, erkennbar an Farb- und Papierunterschieden“, weiß Hannig zu berichten.

Die Rückseite des Geldes zeigt Szenen aus dem Leben der Gilde und Texte wie:

„De Gilde deiht datt Oole bewahren.

Just aß vär fiefhundert Jahren“.

Der Bürger- und Geschichtsverein habe an dem Fund sofort Interesse gezeigt, sagte Vorsitzender Kolhoff. Vielen Geschichtskennern war das Notgeld nur durch Abbildungen in dem Buch „Wildeshausen, Geschichte der Stadt“ von Albrecht Eckhardt bekannt. Die Originale werden nun im Archiv des Vereins sicher verwahrt.

Übrigens: Wer sechs Scheine mit den Gilde-Motiven an den richtigen Seiten zusammenlegt, findet auf der grünen Fläche in der Mitte das Motiv des Gilde-Trommlers. Ein echter Hingucker eben.



Karl-August Kolhoff mit sechs Scheinen des Notgeldes von 1921 (Bild: Olaf Blume)

(Quelle: http://www.nwzonline.de/index_regionalausgaben_kreis_oldenburg_doetlingen_artikel.php?id=1971486)
 
Postgeschichte Am: 07.04.2009 18:51:12 Gelesen: 13654# 2 @  
@ Richard [#1]

Ein schönes Thema.



Hier ein "kleiner" Schein im Wert von 10 Pf. von der Stadt Wiedenbrück.

Gruß
Manfred
 
Jürgen Witkowski Am: 10.04.2009 10:35:12 Gelesen: 13633# 3 @  
Die weltbekannte Firma Krupp aus Essen brachte zur Zeit der Hochinflation im Jahr 1923 eigenes Geld heraus. Die Geldscheine wurden als Gutschein bezeichnet und waren hauptsächlich als Zahlungmittel in den Krupp'schen Konsumanstalten gedacht. Sie wurden als Arbeitslohn ausgezahlt und bei Bedarf gegen Bargeld eingetauscht.

Beste Grüße
Jürgen


 
petzlaff Am: 10.04.2009 11:14:32 Gelesen: 13631# 4 @  
Da hätte ich dann auch noch einen "Hingucker" - die Nassauer sind bei der spartanischen Gestaltung dieses Notgeldscheins ihrem sprichwörtlichen Ruf treu geblieben:



LG
Stefan
 
Postgeschichte Am: 13.04.2009 23:56:04 Gelesen: 13617# 5 @  
Unterschiedliche Scheine der Stadt Kreuznach über 1 Million Mark vom 10. August 1923. Offensichtlich wurden verschiedene Serien gedruckt. Der obere Schein trägt das Wasserzeichen waagerechte Wellenlinien, der untere Schein senkrechte Wellenlinien.
Die zeitliche Befristung wurde angegeben:

Dieser Notgeldschein gilt als gesetzliches Zahlungsmittel.
Vom 1. September 1923 ab kann dieser Gutschein auf-
gerufen und unter Umtausch gegen andere gesetzliche
Zahlungsmittel eingezogen werden.




Gruß
Manfred
 
dionysus Am: 19.04.2009 17:01:16 Gelesen: 13596# 6 @  
Zwei Notgeldscheine der Stadt Göttingen zu 25 und 50 Pfennig aus dem Jahre 1920 stelle ich hier vor.



Und extra für Petzlaff noch einen 25 Pfennig Schein der Stadt Hameln.



Liebe Grüße
Maico
 
Lothar Schrapp (RIP) Am: 22.04.2009 16:51:27 Gelesen: 13571# 7 @  
Ich möchte hier aus einer zwölfteiligen Serie des Notgeldes der ehemaligen Stadt Burgsteinfurt als Beispiel einen Notgeldschein mit Vor- und Rückseite vorstellen.

Die Stadt Burgsteinfurt wurde im Zuge der kommunalen Neugliederung in NRW zum 01.01.1975 mit der Stadt Borghorst unter dem neuen Namen Stadt Steinfurt zusammengeführt; dem Sitz des Kreises Steinfurt.



Zu den Notgeldscheinen der Stadt Burgsteinfurt hat der Heimatverein Burgsteinfurt s. Zt. folgende Informationen gegeben:

Nach dem 1. Weltkrieg, als das Inflationskarussel sich zu drehen begann, wurde auch den Behörden und der Wirtschaft gestattet, Notgeld oder Gutscheine zu drucken und als Ersatzgeld in den Verkehr zu bringen.

Eine Notgeldserie der Stadt Burgsteinfurt aus dem Jahr 1921 erzählt in Wort und Bild die Steinfurter Eisenbahnträume aus den Jahren 1853 bis 1855, als sich der Gemeinderat bemühte, für Burgsteinfurt einen Anschluss an die geplante Einsenbahnlinie von Münster über Greven und Emsdetten nach Rheine zu bekommen und alle Bemühungen schließlich vergeblich waren.

Auf der Vorderseite der zwölf Scheine ist neben der Wertangabe 50 Pfennig jeweils ein markantes Baudenkmal der Stadt zu sehen, während auf der Rückseite in Wort und Bild die Entwicklungsphasen der Eisenbahnangelegenheit dargestellt und beschrieben wird. Die heitere-ironisch gestaltete und geschriebene Notgeldserie hat aufgrund ihrer Motiv- und Themenwahl nicht nur ihre Funktion als Geldersatz erfüllt, sondern sicherlich auch erhebliche Sammlerleidenschaft ausgelöst mit der Folge, dass die Stadt in diesen Fällen die Notgeldscheine nicht einzulösen brauchte, denn sie waren als Zahlungsmittel nur bis zum 1.1.1923 gültig.

Soweit die Beschreibung.



Eine heitere Geschichte aus meinem Heimat- und Wohnort. Es gab, wie sicherlich bekannt, viele lustige Motive, die auf den damaligen Notgeldscheinen zu sehen sind.

Mit freundl. Sammlergrüssen
Lothar Schrapp
 
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