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Thema: (?) (35) (54) Postverkehr im 1. Weltkrieg und danach
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kauli Am: 11.05.2011 22:33:44 Gelesen: 55039# 1 @  
Hallo zusammen,

eine Frage zum abgebildeten Streifband. Sollte von Leipzig nach Posen. Den Ort vor Posen kann man schlecht entziffern. Aufgabestempel vom 24.5.19, allerdings nur bis Berlin gekommen und zurück an den Absender. Der Zusatzstempel "Postverkehr gesperrt" läßt darauf schließen, das noch kein Postverkehr nach Polen möglich war. Liege ich da richtig, und ab wann wurde die Sperre aufgehoben? Freue mich auf Antwort.

Grüße aus Berlin
kauli


 
Richard Am: 04.07.2011 08:03:18 Gelesen: 54879# 2 @  
@ [#1]

Die Antwort würde mich historisch gesehen auch interessieren.

Wer kann helfen ?

Der angefügte Beitrag über die damalige Zeit ist interessant, beantwortet aber Kaulis Frage nicht.

Schöne Grüsse, Richard

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In Danzig waren Britische und französische Truppen (1. Bn The Royal Fusiliers, 10. Bataillon Chasseurs Alpines) vom Februar bis November 1920 als Sicherheitstruppe während der so genannten Interimszeit stationiert, da man eine Annexion der Stadt durch Polen befürchtete. Als Danzig dann am 15. November 1920 offiziell als „Freie Stadt und Freistaat“ dem Protektorat des Völkerbundes unterstellt wurde, konnten die Truppen abgezogen werden.

Die Kommandantur des britischen Hauptquartiers für die Truppen in Danzig wurde durch das Feldpostamt „H 2“ versorgt. Es war ursprünglich einem Truppenteil zugeordnet. Es bediente das Hauptquartier des II. Corps in Leverkusen. Mit Auflösung des Hauptquartiers wurde es in ein festes Feldpostamt umgewandelt, das bis zum 22. November 1919 in Leverkusen verblieb. Der Tag der Eröffnung in Danzig ist nicht bekannt. Das erste nachgewiesene Datum ist auf einem Brief vom 16. Februar 1920. Das Feldpostamt schloss in Danzig am 26. oder 27. November 1920. Danach wurde die Post regelmäßig durch den „Senior Naval Officer Baltic“ besorgt, also über Verbindungen der Marine nach London befördert.

Bis zum 24. August 1920 galt Gebührenfreiheit für Briefe bis 1 Unze und für Postkarten. Danach waren für Briefe 2 Pence für jede Unze und 1 Penny für Postkarten zu zahlen. Von der Truppen waren britische Marken zu verwenden.

Abstempelungen mit dem Stempel „H.2“ auf Danzig-Marken haben fast immer philatelistischen oder Erinnerungscharakter. Verwendet wurde auch ein Zensurstempel, und zwar der mit der Nummer 7151. Er diente der Bestätigung der Portofreiheit, eine Zensur fand nicht statt. [2] .

Die französischen Truppen in Danzig unterstanden dem S.P.190 in Memel, dieser Secteur Postal galt nur als Feldpostadresse und hatte keinen eigenen Stempel.

Auch die USA unterhielten anfangs ein kleines Marinekontingent im Hafen von Danzig. Die Post dieser Einheit wurde mit einem Einzeiler abgestempelt, „U.S.NAVY PORT OFFICE, DANZIG, GERMANY“ und per Kurier nach Paris weitergeleitet, wo sie an das U.S. APO 702 zur weiteren Beförderung übergeben wurde.
Marienwerder (Kwidzyn) – Westpreußen und Allenstein (Olsztyn) – Ostpreußen [Bearbeiten]

Die Verhältnisse in diesen Landesteilen waren sehr gespannt. Diese Teile wurden zum großen Teil von Masuren bewohnt, die zwar den Polen verwandt, aber evangelisch waren und lange Zeit unter deutscher Herrschaft lebten, so dass sie sich als Deutsche und Preußen fühlten.

Die interalliierte Abstimmungskommission hatte sich in das durch die Schlacht von Tannenberg historisch gewordene „Allensteiner Gebiet“ begeben, um den Gang der Abstimmung zu beaufsichtigen. Die Vorbereitungen zur Wahl waren stark emotional geladen. Unruhen und kleinere Kämpfe blieben nicht aus.

Die deutsche Reichswehr verließ in der Zeit vom 1. bis zum 6. Februar 1920 die Abstimmungsgebiete. Lediglich die deutschen Militär-Lazarette durften in den Zonen verbleiben. Noch vor dem Abzug der deutschen Truppen wurde jedoch die bisherige Militärpolizei aus dem Heeresdienst entlassen, um die verbleibende Grenz- und Sicherheitspolizei zu verstärken, die neben den alliierten Truppenverbänden für Ordnung zu sorgen hatte.

Jede Person über zwanzig Jahre durfte ohne Unterschied des Geschlechts ihre Stimme abgeben. Am 11. Juli fand die Abstimmung statt und 87,4 % der Bevölkerung beteiligten sich an ihr. Deutschland erhielt 363.209 (97,5 %), Polen 7980 (2,5 %) Stimmen.

In den Gebieten Marienburg und Marienwerder lagen die Dinge ebenso.

Nur Großbritannien und Italien entsandten Truppen in diese Abstimmungsgebiete. Es ist von einem kleinen Kontingent Franzosen in Marienwerder die Rede, aber außer der Anwesenheit von Mitgliedern der Kommissionen und einigen Offizieren in Danzig konnte bisher der Nachweis nicht geführt werden.

Der militärische Oberbefehl über die Besatzungstruppen oblag dem britischen General Richard Haking, der sein Hauptquartier in Danzig, also außerhalb des Abstimmungsgebiets, hatte.

In Allenstein bildeten britische, französische, japanische und italienische Verwaltungsangestellte die Kommission. Sie übernahm am 14. Februar 1920 die Amtsgeschäfte. In Allenstein, Lötzen und Lyck waren ein italienisches Infanterie-Bataillon (650 Mann), und in den Städten Allenstein und Osterode das britische 1. Bn Royal Irish Regiment stationiert, das später auf 800 Mann verstärkt wurde. Zu Einsätzen wurden einige Kompanien auch in andere Orte verlegt. Es wurde eine britische Kompanie sogar außerhalb der Zone nach Deutsch-Eylau, zur Sicherung des Bahnbetriebs nach Danzig, abgestellt. Gleichzeitig mit der britischen Truppe wurde das bisher in Düren im Rheinland stationierte britische Feldpostamt (APO S. 120) Anfang Februar 1920 nach Allenstein verlegt. Es versorgte das britische Bataillon. Die Kompanie in Deutsch-Eylau hat dies Feldpostamt oder aber die Kommandantur des britischen Hauptquartiers in Danzig zur Postversorgung benutzt.

Die Feldpostbriefe nach Großbritannien wurden mit dem Stempel „ARMY POST OFFICE S.120“ entwertet. Briefe der Soldaten waren portofrei, Briefe der Offiziere und Einschreibbriefe waren mit britischen Marken freizumachen. Soweit bekannt, wurden sämtliche Feldpostbriefe über das britische Hauptfeldpostamt „S. 40“ in Köln geleitet. Das A.P.O. S. 120 wurde am 13. August 1920 wieder geschlossen [3] . Die britischen Truppen verließen Allenstein am 15. August, schlossen sich am 18. August der Rheinbrigade in Mühlheim an, um am 30. Mai 1921 nach Oberschlesien verlegt zu werden.

In Marienwerder wurde die Truppe vom italienischen Colonel Fenando Po befehligt, dem ein Bataillon der Bersaglieri unterstand. Die Kommission dieser Zone war aus Zivilisten (meist Diplomaten) gebildet worden. Die italienischen Truppeneinheiten besaßen in den Abstimmungsgebieten kein Feldpostamt (auch nicht in Oberschlesien). Ihre Post wurde per Kurier nach Ober-Italien verbracht und von dort durch die offizielle Post weiterbefördert.

Nach der überwiegend für Deutschland ausgefallenen Abstimmung in beiden Abstimmungsgebieten waren die Alliierten bemüht, ihre Verwaltung und Truppen schnellstens aus den an Deutschland zurückgefallenen Gebiete zurückzuziehen. Als Termin war der 31. Juli vorgesehen worden. Lediglich die Ungewissheit über den Ausgang des polnisch-sowjetischen Krieges veranlasste die Alliierten (Lloyd George und Millerand) am 27. Juli 1920 (2. Konferenz zu Boulogne), ihre Truppen in Ostpreußen so lange zu belassen, bis die Lage geklärt war. Letztendlich wurde der Abzugstermin auf den 10. August 1920 festgesetzt.
Oberschlesien [Bearbeiten]

In Oberschlesien waren von Anfang an französische und italienische Truppen stationiert, wobei die ersten Franzosen bereits Mitte Januar eintrafen. Die französischen Truppen waren (amtlich) vom 12. Februar 1920 bis zum 10. Juli 1922 in Oberschlesien. Die Truppenstärke betrug 11.500 Franzosen und 2.000 Italiener.

Wegen der zunehmenden Unruhen und der einseitigen Begünstigung der Polen durch die Franzosen wurden Anfang März 1921 die ersten britischen Truppen nach Oberschlesien verlegt (vier Bataillone aus dem Raum Köln, u.a. Black Watch Regiment). Diese Truppen wurden wegen der ausbrechenden Kämpfe nach der Volksabstimmung am 28. Mai 1921 noch durch eine britische Division verstärkt.

Die britische Feldpost benutzte folgende Feldpoststempel „ARMY POST OFFICE / S 64“ in Gleiwitz und Tarnowitz, sowie „APO S. 120“ in Oppeln. Proud erwähnt außerdem die Verwendung des Stempels A.P.O. S. 110 durch die 2nd. Silesian Brigade ab Juni 1921, bis jetzt ist jedoch noch kein Beleg mit diesem Stempel aufgetaucht.

Die französische 46. Division Chasseurs Alpins und das 22. Bataillon Chasseurs Alpins hatten ein gemeinsames Feldpostamt mit der Nr. 184, bei dem zwei Stempel mit dem Text „TRESOR POSTES * 184 *“ eingesetzt waren. (unterschiedliche Größe der Sterne). Außerdem wurde 1920/21 ein Stempel mit ausgekratzter Nummer verwendet.

In der Arbeitsgemeinschaft Oberschlesien im Bund Deutschen Philatelisten e.V. sind dem langjährige Leiter Rolf Ritter bis 1968 35 französische, 12 britische und 2 (!) italienische Feldpostbelege aus dieser Zeit bekannt geworden [4] .

Die Italiener (32. Infanterie-Regiment) hatten kein Feldpostamt mitgebracht. Stationierungsorte der Italiener waren u.a. Kreuzburg und Cosel, wo sich ein italienisches Feldlazarett befand. Die Soldatenpost (ausschließlich ausgegebene Feldpostkarten) wurde in geschlossenen Säcken nach Udine transportiert und dort in den üblichen Postdienst eingeschleust. Diese Karten tragen einen Ellipsenstempel mit folgendem Text: „TRUPPE ITALIANE / IN / ALTA SLESIA / – COMMANDO –“.

Selbstverständlich gibt es neben diese Feldpoststempel noch Truppenstempel und Stempel des Militär-Departements der Alliierten Kommission für Oberschlesien, sowie Innendienststempel der Abstimmungstruppen.

(Quelle: Auszug aus http://de.wikipedia.org/wiki/Feldpost_der_Alliierten_in_Deutschland_nach_dem_Ersten_Weltkrieg_1918%E2%80%931935 )
 
kauli Am: 04.07.2011 13:26:29 Gelesen: 54850# 3 @  
@ Richard [#2]

Hallo Richard,

schön, das Du das Thema wieder hoch geholt hast, vielleicht kommen doch noch ein paar Antworten. Ich habe mir inzwischen nochmal das Postgebühren-Handbuch vorgenommen, in dem was über die Wiederaufnahme und Einschränkungen des Postverkehrs nach dem 1. Weltkrieg steht.

Demnach wurde der Postverkehr seit dem 26.5.1919 ins polnisch besetzte Gebiet unterbrochen. Das Streifband ist zwar vom 24.5.19, aber vielleicht wußte man in Berlin schon mehr. Denke, da könnte schon ein Zusammenhang bestehen.

Seit dem 30.7.19 sind gewöhnliche Briefsendungen ins polnisch besetzte Posen wieder erlaubt. Seit dem 9.8.19 auch eingeschriebene Briefsendungen.

Dann nochmal die Frage, wer weiß mehr?

Grüße aus Berlin
kauli
 
volkimal Am: 19.09.2011 15:37:52 Gelesen: 54682# 4 @  
Hallo zusammen,

nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war die Post zwischen Deutschland und Elsass-Lothringen zunächst verboten. Im Februar 1919 wurde zunächst Geschäftspost sowie Post von und an Behörden zugelassen (Amtsblatt des Reichspost-Ministeriums Nr. 74 vom 17.Februar 1919). Geschäftspost musste einen entsprechenden Vermerk tragen (Handelskorrespondenz oder Correspondance commerciale). Im April wurden wieder private Postkarten zugelassen, private Briefe waren erst ab Ende August möglich.



Postkarte aus Kassel vom 11.3.19 mit dem Vermerk Geschäftscorrespondenz. Die Karte wurde in Deutschland und Frankreich zensiert (roter Stern im Kreis).



Diese Karte ist schon am 9.2.19 von Straßburg aus mit dem Vermerk Geschäftskorrespondenz abgeschickt worden. Wer weiß, zu welchem Zeitpunkt in Elsass-Lothringen die Post verboten, nur Geschäfts- oder Behördenpost zugelassen war bzw. der Briefverkehr wieder komplett zugelassen wurde ?

Mit Sammlergruß
Volkmar
 

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