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Thema: DDR: Kauf von Neuheiten und Sperrwerten am Postschalter
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epem7081 Am: 26.11.2019 07:35:11 Gelesen: 12096# 1 @  
Hallo zusammen,

in zunehmendem Maße erkenne ich an meinen in letzter Zeit erworbenen alten DDR Belegen, dass auch das Sammeln der Postwertzeichen in der DDR eine höchst politische Angelegenheit gewesen sein muss. Eine straffe Organisation der Sammler diente wohl nicht nur dem problemlosen vollständigen und zeitnahen Erwerb der Sammelobjekte, sondern scheint mir auch einen kontrollierenden Charakter gehabt zu haben. Einfach zum Postamt zu gehen und die gewünschten Marken in beliebiger Anzahl zu kaufen war anscheinend undenkbar. Ein Tauschverkehr mit dem Ausland wurde zu einem Politikum zolltechnischen Zugriffs.

Unhaltbar haben wir im Westen, vielleicht auch im Osten?, das Thema „Sperrwerte“ [1] empfunden. Einzelne Werte eines Satzes (wegen niedriger Auflagenhöhe) zu Preisen erheblich über Nominalwert (!) zu veräußern. Bei den Blockausgaben ist es oft das ganze Gebilde gewesen; .z.B. Friedrich-Engels-Block oder Kosmonauten-Block. Haben eigentlich eingetragene Sammler in der DDR diese Marken zum Nominalpreis bekommen?



Diese Politik konnte nicht folgenlos bleiben. So wird im Michel-Deutschland 1972 bei diesen Marken eine besondere Kennzeichnung angebracht und dazu vermerkt: Die von einer Kommission der Fédération Internationale de Philatélie (FIP) aufgeführten sogenannten schädlichen Ausgaben, die auf internationalen Briefmarken-Ausstellungen nicht gezeigt werden dürfen, sind im vorliegenden Katalog nach der Nummerierung mit dem Zeichen ♦ versehen. (Seite 219) und an anderer Stelle: Die in der Deutsche Demokratischen Republik in einer niedrigen Auflage verausgabten und an den Postschaltern nicht frei erhältlichen sogenannten „Sperrwerte“ erhalten im Michel-Katalog Preisangaben in Kursivschrift, da diese Marken starken Schwankungen unterworfen sind und die Preise nicht genau festgelegt werden können. (Seite 225).

Soweit die damaligen Probleme einer leidenschaftlichen Sammeltätigkeit dieses Gebietes.

Einen nunmehr problemlosen Zugriff auf die begehrten Sammelobjekte wünscht allen
Edwin

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Sperrwert
 
Altmerker Am: 26.11.2019 08:50:29 Gelesen: 12078# 2 @  
@ epem7081 [#1]

Ich habe nie erlebt, dass Sperrwerte am Schalter über Nominalwert verkauft wurden. Es gab sie ganz normal zu meist 25 DDR-Pfennig, WENN es sie gab. Aber bei uns ging man auf dem Lande zur Post, wenn die 14 Tage Bezugszeit für Ausweisinhaber vorbei waren, und fragte, was an Sperrwerten noch da ist. So bekam man schon mal 10 Exemplare, aber nicht am Stück, sondern in zeitraubender Prozedur vom Postler getrennt. Oder man schickte Oma nochmal hin. Bei der DDR-Ausgabepolitik war die Schalterfrau durchaus auch froh, wenn in ihrer Briefmarkenmappe mal etwas Luft war, es kamen ja schon wieder die nächsten Serien mit 25er Sperrwert.
 
jmh67 Am: 26.11.2019 09:02:51 Gelesen: 12071# 3 @  
@ epem7081 [#1]

Kurzantwort: Ja, man bekam die Sperrwerte zum Nominalwert (ggf. inklusive Zuschlag), aber nur gegen Vorlage des Sammlerausweises oder im Abonnement und in entsprechend begrenzter Menge. In den Anfangsjahren dieser Ausgabepolitik kam es bei Auflagen von "nur" 750000 Marken aber dazu, dass nicht alle Postämter beliefert wurden. Wurde seinerzeit schon im Sammler-Express" kritisiert. Und ja, die "Sperrwerte" dienten dazu, dem Staat den Löwenanteil am Geschäft mit den kompletten Neuausgaben zu sichern.

Die "schwarze Raute" im Katalog gab es schon in den 1950er Jahren. Meiner Ansicht nach ein verzweifelter Versuch, gegen die Neuausgabenflut und die bisweilen seltsamen Verkaufsmodalitäten der Postverwaltungen und/oder ihrer Agenturen anzukommen. Inzwischen ist die Kennzeichnung ja weggefallen, aber Briefmarken werden weiterhin fleißig am Bedarf vorbei gedruckt.

@ epem7081

Ja, der "Kosmonautenblock" - das war ein paar Jahre vor meiner Zeit, aber damals war Weltraumfahrt neu und supercool, nur sagte man das anders, und was damit zu tun hatte, war entsprechend populär. Damit hatte vielleicht die Post selbst nicht gerechnet.

-jmh
 
Detlev0405 Am: 26.11.2019 09:49:17 Gelesen: 12062# 4 @  
@ jmh67 [#3]

Dass der Sperrwert nur gegen Sammlerausweis erhältlich war, entsprach nicht der Praxis. Beim Hauptpostamt Eisenhüttenstadt in den 1960er Jahren - das um 08.00 Uhr öffnete - wurde bis um 09 Uhr oder eben bis alles alle war, auch der Sperrwert innerhalb eines Satzes frei verkauft. So ging meine Mutter also zuerst zum normalen Postschalter und kaufte die Sätze frei und erst dann zum Sammlerschalter, um auf Sammlerausweis von sich und meinem Vater (der kein Sammler war), die Marken abzuholen.

Auffallend war, das die Sätze im freien Verkauf mal limitiert und mal nicht waren. Wie das geregelt war von Seiten der Post entzieht sich meiner Kenntnis.

Gruß
Detlev
 

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