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Thema: Briefmarken: Steht uns der wahre Preisverfall noch bevor?
Das Thema hat 43 Beiträge:
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Briefmarkentor Am: 29.01.2017 12:15:24 Gelesen: 21871# 1 @  
In der Ausgabe 476 der Zeitschrift Philatelie findet sich auf der Seite 15 folgende Darstellung über die Altersstruktur des Bund Deutscher Philatelisten e.V..



Auch wenn der BDPH nur einen minimalen Bruchteil der Sammler in Deutschland unter sich vereint, kann vermutet werden, dass diese Grafik die Sammlerstruktur in unserem Lande recht gut wiedergibt.

Aus den Zahlen kann mal leicht herauslesen, dass der überwiegende Teil der Sammler der Generation 60+, gar der Generation 70+ angehört. Diese wird in absehbarer Zeit nicht mehr unter uns weilen. Dies bedeutet den Verlust von Wissen, aber auch eine Zunahme des angebotenen Materials auf dem philatelistischen Markt. Neben viel Standardmaterial sicher auch mit vielen Spezialsammlungen, welche über Jahrzehnte mit hohem finanziellen Aufwand zusammengetragen wurden.

Für mich persönlich übersteigt das Angebot zu meinen Sammelinteressen schon heute ein Vielfaches meiner finanziellen Möglichkeiten. Für die Zukunft kann aus meiner Sicht eine Zunahme von Angebot und die Abnahme finanzieller Potenz daher nur zu weiter fallenden Preise führen. Bei Standardwerten als auch bei Spezialsammlungen. Wohlgemerkt auf den deutschen Markt betrachtet.

Wie seht ihr die Entwicklung und wie kann man als Verkäufer hochwertiger Sammlungen dagegen steuern? Hat auch der Handel eine Meinung zu dem Thema und würde sie uns hier vorstellen.

Viele Grüße

Marko
 
22028 Am: 29.01.2017 12:41:02 Gelesen: 21838# 2 @  
@ Briefmarkentor [#1]

Eine Diskussion die auf mehreren Foren schon intensiv durchgekaut wurde - nichtsdestotrotz, meine Meinung.

Kleine abgeschlossenen Gebiete werden IMMER ihre Liebhaber haben und auch wertstabil bleiben. Das muss nicht unbedingt Klassik Übersee sein. Auch eine Bund-Posthorn Spezialsammlung wird sicher relativ wertstabil sein auch wenn der ** Posthornsatz wie vieles andere auch Federn gelassen hat. Aber selbst ein ** Posthornsatz ist nur bessere Massenware, wenn man aber auch seltene Verwendungen, Entwürfe, Probedrucke etc einfügt dann wird es schon was besonderes, wertstabiles.

Anderes Beispiel, in den letzten Monaten wurden zwei Nepal-Klassik Sammlungen versteigert, was da an Erlösen erzielt wurden ist schon toll, diese Gebiete werden immer ihre Liebhaber finden, die verfügbare Menge an gutem Material ist recht übersichtlich. Und Nepal ist nur eines der Gebiete die ich hier aufzählen könnte.

Als letztes, im Februar ist die STAMPEX 2017 in London mit Schwerpunkt 100 Jahre Baghdad-Marken sowie Osmanisches Reich aus welchem viele Arabische Gebiete hervorgingen, warum nicht mal über den Tellerrand schauen.
 
WPhV Stuttgart Am: 29.01.2017 12:58:20 Gelesen: 21823# 3 @  
@Briefmarkentor [#1]:

Grundsätzlich gilt für eine Werthaltigkeit unserer Schätze das strikte Einhalten der drei Erfolgskriterien:

1) Qualität, d.h. nur allerbeste Qualität sammeln (bzw. dafür Geld ausgeben),

2) Konzentration, d.h. sich auf möglichst wenige Gebiete bzw. am besten nur ein Gebiet und dies dann in allen Facetten spezialisieren und keine "Wald und Wiesen"-Sammlung anhäufen,

und schließlich

3) Wissen, d.h. sich richtig schlau machen über sein Sammelgebiet (über Fachliteratur, Arbeitsgemeinschaften usw.)

Viel interessanter (und schwieriger) als die Frage nach der Werthaltigkeit unserer Schätze ist jedoch die Frage, mit welchen Strategien man a) allgemein neue Sammler für unser Hobby und b) dann diese speziell für Ortsvereine als "natürliche philatelistische reale Heimat" gewinnen kann. Denn selbst wenn man die drei Erfolgsfaktoren beim Sammeln einhalten würde, wäre bei einer normalen Trendfortschreibung der BDPh-Mitgliederentwicklung in zwei-drei Generationen auch die tollste Sammlung nicht nach- bzw. werthaltig, sondern "wertlos".
 
nightdriver Am: 29.01.2017 13:45:42 Gelesen: 21771# 4 @  
Ein paar Gedanken dazu:

Ich sammle seit 1997, gehörte damals zu den allerjüngsten und heute noch zu den jüngsten Sammlern. Schon seit ich angefangen habe, hörte ich immerzu, die Briefmarkensammler stürben aus. Bis heute ist das aber nicht der Fall.

Was sich denke ich verändert hat ist, dass die Sammlungen individueller geworden sind. "Bund postfrisch komplett" oder andere Dinge, die man sich schlicht und einfach für Geld zusammenkaufen kann (was auch Spaß machen kann!), sind weniger gefragt. Nicht reproduzierbare und nicht philatelistisch beeinflusste Sammlerstücke (echt gelaufene Belege etc.) sind seit Jahren im Aufwind.

Die gezeigte Grafik dürfte auf einer doppelten Verschiebung der gesellschaftlichen Alterspyramide resultieren. Zum einen haben ältere Menschen tendenziell mehr Zeit, sobald sie im Ruhestand sind. Zum anderen haben sie in der Tendenz (im gesellschaftlichen Mittelstand) auch mehr Geld, da auf der Karriereleiter (wenn's gut gelaufen ist) höher (plus evtl. dienstzeitabhängige Erhöhung). Vielleicht ist auch das Haus abbezahlt.

Hinzu kommt, dass Sammeln keine gesundheitlichen Voraussetzungen hat, sodass bei gesundheitlich beeinträchtigten Menschen ein "Ersatzhobby" z.B. zu sportlicher Betätigung entsteht. Ausnahme vielleicht, dass man nicht blind sein sollte. Aber selbst da gibt es bei ebay einen Händler, der seine Umsätze aus diesem Grund als umsatzsteuerfrei ausweist.

Erst dann, nämlich mit genug Zeit, Mitteln und Muße, wird das Sammeln an sich interessanter. Junge Menschen haben meist nichts davon, da Zeit in Familie und Karriere investiert wird (was richtig ist!) und Geld in Reisen und Immobilien (was überwiegend auch richtig ist!). Dies ist die erste Verschiebung.

Die zweite besteht darin, dass gerade jüngere Sammler sich seltener einem Verein anschließen dürften. Dies auch, weil die Vereine überaltert sind, sodass die jeweilige Lebenswirklichkeit auseinanderdriftet und außer dem Briefmarkensammeln wenige Gemeinsamkeiten bestehen. Zudem, weil die organisierte Philatelie umso interessanter wird, je weiter fortgeschritten ein Sammler ist.

Die Altersstruktur wird also so bleiben und ist dem Hobby inhärent. Die Zahl der Sammler wird aber nicht so stark zurückgehen, wie die Grafik es suggeriert, da aus den jüngeren Jahrgängen Sammler nachkommen.

Da die Rahmenbedingungen weltweit besser werden (steigender Wohlstand in vielen Staaten, längeres und gesünderes Leben, bessere Arbeitsbedingungen) besteht die Wahrscheinlichkeit, dass global eher Sammler hinzukommen. Man darf sich aber nicht der Illusion hingeben, dass die Sammlerquote in China oder Indien deutsche Verhältnisse erreicht oder dass diese Sammler gar den Marktwert des Posthornsatzes "retten".
 
olli0816 Am: 29.01.2017 14:00:34 Gelesen: 21752# 5 @  
Ich denke, dass das Alter für Briefmarkensammler im Schnitt schon immer recht hoch war. Die Statisik des BdPh zeigt zwar eine Realität, aber nicht die komplette. Fakt ist, dass die Berührungspunkte zu den Briefmarken für den Nachwuchs nicht mehr vorhanden sind. Neues wird selbst für mich unsammelbar, wie z.B. die eintönigen Frankierungen in der Post ohne Marken. Selbstklebende kann man ungestempelt schlecht aufheben und ich habe einen alten kleinen Bogen, wo die Ecken an den Zähnungen so unschön sind, dass es zumindest für mich nicht sammelbar ist. Neues ist also zum großen Teil nicht sonderlich attraktiv, und das ist schon ein Problem, um neue Interessenten zu finden. Daneben kommt natürlich zum einen das Überangebot an Freizeitmöglichkeiten dazu und dass die Leute immer mobiler werden müssen und daher nicht zu viele Dinge ansammeln möchten.

Briefmarken werden kein Breitensport mehr sein, d.h. wie früher, dass in der Schule viele gesammelt haben. Trotzdem wird es auch in Zukunft viele Sammler geben, da gerade die alten Briefe und Briefmarken ihren Reiz haben. Man sieht, dass gerade die klassischen Briefmarken weiterhin hoch bezahlt werden. Alle Marken werden mit der Zeit weniger, weil sie durch irgendwelche Ursachen verloren gehen oder vernichtet werden. Die Zahl der Sammler wird kleiner werden und natürlich werden die Preise für viele Gebiete sinken. Für einen Sammler, den die Wertigkeiten nicht oder nur in zweiter Reihe interessiert, sind das sehr schöne Verhältnisse. Ganz unten habe ich von der Hamburger Privatpost gerade eben in der Nachauktion zwei wunderschöne Paare für etwas über 60 EURO ersteigern können. Ich denke, in den 1980ern wäre das so nicht möglich gewesen. Also für aktive Sammler ist die Zeit heute wesentlich besser, wie ich finde.

Zum anderen schätze ich, dass die Statistik des BdPh nur die klassischen organisierten Sammler abbildet. Junge Sammler sind in der Regel nicht organisiert, das zeigt auch das Diagramm. Aber es gibt sie doch mit den unterschiedlichsten Sammelgebieten. Ich verkaufe z.B. meine Überschüsse über ebay und dann bekommt man hier und da auch mal Kontakt zu jemanden. Und da sind durchaus recht viele Sammler dabei, die friedlich vor sich hinsammeln und bei ebay gerne kleinere Posten oder Serien kaufen. Geht ja problemlos und das Angebot ist sehr groß. Auch international - und da meine ich nicht nur China - sind erstaunlich viele Leute aktiv.

Allerdings würde ich wegen der Werthaltigkeit keine Briefmarkensammlung zusammen tragen. Wenn ich Geld anlegen möchte, gibt es ganz andere Investitionsobjekte, die mehr Rendite versprechen. Obwohl ich immer wieder auch mal mehr für Briefmarken ausgebe, ist es bei mir so, dass das Geld dann ausgegeben ist wie wenn ich mal zum Kurzurlaub nach Italien fahre. Das was ich bei ebay einnehme, ist mir nicht wichtig/hoch genug und wenn da ein bisschen was zusammen gekommen ist, lege ich es wieder in Briefmarken an. Ob dann später jemand meine Sammlung kauft, werde ich auch nicht mehr erleben. Von daher ist es mir egal. Ich bin mir sicher, dass meine Erben mit den Marken aller Wahrscheinlichkeit nichts anfangen können, aber das ist dann deren Problem.

Hier die Privatpostmarken. Werden die in 50 Jahren noch was wert sein, weil es noch genug Sammler gibt? Ich weiß es nicht.


 
EdgarR Am: 29.01.2017 21:07:58 Gelesen: 21611# 6 @  
Steht uns der wahre Preisverfall noch bevor?

Ja. Auf Sicht von 10 bis 20 Jahren. Und dazu braucht es keine Glaskugel - logisches Denken reicht.

Aber immer eines nicht vergessen: Wir alle geben unser Geld nicht aus um künftig fette Spekulationsgewinne mit gezackten Wertpapieren zu machen, sondern um einem Hobby zu fröhnen und Spass daran zu haben. Die Erben werden dadurch jedenfalls mit Sicherheit NICHT reich.
 
bayern klassisch Am: 29.01.2017 21:22:53 Gelesen: 21598# 7 @  
@ EdgarR [#6]

Gut geschrieben Edgar!

Wer Philatelie auch nur im Augenwinkel unter finanziellen Aspekten betrachtet, beraubt sich selbst der Freude an der Philatelie.

Wer sammelt, sammelt. Wer in Anlagenklassen denkt, denkt an Profitabilität, Rentabilität und Gewinne - all dem wird oft vieles untergeordnet.

Wer bei der Philatelie in die Denkstruktur eines Investors verfällt, mischt 2 Dinge, die besser nicht zu mischen sind; Geldanlage(n) und Hobby.

Currywurst schmeckt gut und ein Bananensplit ist auch lecker. Wie würde es wohl schmecken, wenn man diese beiden im Mixer vermischt? Ich fürchte, das wäre eine Gourmet - Katastrophe.

Sollen unsere Sammlungen Katastrophen gleichen? Wohl eher weniger.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
japa Am: 29.01.2017 23:06:11 Gelesen: 21527# 8 @  
Guten Abend in die Runde!

Ich denke der Knackpunkt liegt im Begriff und der Aufassung "Briefmarken sammeln" als Hobby zu verstehen!

Mein Großvater meinte einst zu mir: "Junge, jeder Mensch braucht ein Hobby und ein Hobby muß nicht sinnvoll sein."

Paradoxerweise sind "wir Briefmarkensammler" scheinbar die Einzigen die den Begriff des "Hobbies" nicht recht verstehen. Warum? Weil uns unsere Väter, Großväter und Urgroßväter mal gesagt haben: "Aufheben ... das wird mal viel Wert???" ... schwirrt das deswegen in unseren Köpfen rum? Denken und rechnen deswegen so viele vehement alles auf was irgendwie anders sein könnte? Glauben wir deswegen, dass wir Unsummen beim Verkauf bekommen dürfen und damit auch noch Geld verdienen?

Es gibt tausende Hobbies, aber nur als ein Beispiel: Kein Modellbauer würde anfangen nach jahrelanger Arbeit/Versuchen und Unsummen an Investition (nur um das angefangene und gewünschte Projekt fertig zu stellen), zu versuchen das Endprodukt nach Fertigstellung gewinnbringend zu verkaufen. Nein, dieser Gedanke interessiert gar nicht, es geht nur um das Ziel. Das Ziel zu erreichen ist die Belohnung/Entlohnung.

Wer also glaubt, dass "unser" Hobby mehr Wert ist als andere ist in meinen Augen falsch gewickelt, tut mir Leid.

@ EdgarR [#6]

P.S.: Aber immer eines nicht vergessen: wir alle geben unser Geld nicht aus um künftig fette Spekulationsgewinne mit gezackten Wertpapieren zu machen, sondern um einem Hobby zu fröhnen und Spass daran zu haben.

Dem ist nichts hinzuzufügen!

@ bayern klassisch [#7]

Wer sammelt, sammelt.

Ohne Worte - so isses!

LG Jan
 
Briefmarkentor Am: 29.01.2017 23:07:09 Gelesen: 21527# 9 @  
@ WPhV Stuttgart [#3]

Denn selbst wenn man die drei Erfolgsfaktoren beim Sammeln einhalten würde, wäre bei einer normalen Trendfortschreibung der BDPh-Mitgliederentwicklung in zwei-drei Generationen auch die tollste Sammlung nicht nach- bzw. werthaltig, sondern "wertlos".

@ EdgarR [#6]

Steht uns der wahre Preisverfall noch bevor? Ja. Auf Sicht von 10 bis 20 Jahren. Und dazu braucht es keine Glaskugel - logisches Denken reicht.

Also auf langfriste Sicht rosige Zeiten für uns Käufer. Gerade bei heute hochpreisigem Material, was ja nicht zwangsläufig selten bedeutet, finde ich diese Entwicklung sehr begrüßenswert. Jetzt muss ich für mich persönlich nur entscheiden, wie schnell ich bestehende Lücken schließen will oder aber lieber noch ein paar Jahre warte.

Schwierig nur für die sicher steigende Anzahl von Sammlern, die hochpreisige Sammlungen an den Mann bringen wollen.
 
Briefmarkentor Am: 29.01.2017 23:35:12 Gelesen: 21501# 10 @  
@ japa [#8]

Denken und rechnen deswegen so viele vehement alles auf was irgendwie anders sein könnte? Glauben wir deswegen, dass wir Unsummen beim Verkauf bekommen dürfen und damit auch noch Geld verdienen?

Weshalb denken alle immer gleich an den Verkauf? Eine Preisentwicklung ist auch für mich als Käufer sehr interessant. Fallende Preise bedeuten für mich mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln mehr erreichen zu können. Von daher ist es vielleicht nicht schlecht, sich über mögliche Entwicklungen Gedanken zu machen.

Ein anderes Thema, welches ich vielleicht nicht verständlich rüberbringen kann, sind die größeren und großen Spezialsammlungen > 5.000 EUR Marktwert aufwärts. Diese werden verstärkt und vor allem geballt zu einem Bruchteil des ehemaligen Einstandspreises auf dem Markt erscheinen. Gleichzeitig gib es weniger Interessenten, die aus einer immer größer werdenden Fülle an Material wählen können und diese hohen Summen nicht auf einen Schlag zur Verfügung haben. Heute mag das noch nicht so problematisch sein, gleichwohl man diese Tendenzen bei meinem Sammelgebiet schon erkennen kann. In zehn bis fünfzehn Jahren könnte dies aber richtig problematisch für die Verkäufer werden.
 
Klaus K. Am: 30.01.2017 10:46:46 Gelesen: 21385# 11 @  
Alle reden von Hobby, keine fetten Spekulationsgewinne mit Marken machen, also einfach nur sammeln und sich an seinen "Schätzen" erfreuen. So hat es auch der Großvater gesehen, hat aber trotzdem seine besserwertigen Marken für viel Geld prüfen lassen, um bei einem eventuellen Verkauf bessere Preise zu erzielen. Mein Vater hat dann Ende der 1930er Jahre wieder für viel Geld die Marken neu prüfen lassen und ich wäre der nächste gewesen, der wieder viel Geld hätte investieren müssen, um die Altprüfungen auf den neuesten Stand zu bringen. Das Schicksal aber hatte es anders gemeint, da meine Großmutter und meine Mutter mit mit bei ihrer Flucht aus Schlesien nicht viel dabei hatten, vor allem keine Briefmarkenalben.

Auch ich besitze wieder hochwertige Briefmarken, bin aber nicht dem Wahn verfallen, alle diese für viel Geld prüfen zu lassen um der Marotte vieler anderer Sammler zu frönen. Das Erbe von mir wird auch nicht auf dem Markt erscheinen, da mir Frau und Kinder einhellig mitgeteilt hatten, dass, wenn ich nicht mehr bin, alles, was mit Briefmarken zu tun hat, rigoros in die blaue Tonne gekloppt wird.

Klaus K.
 
uli Am: 30.01.2017 11:39:21 Gelesen: 21343# 12 @  
@ Briefmarkentor [#1]

Eine wirklich fundierte Meinung kann ich mir auf Basis einer einzelnen Auswertung nicht bilden. Wie sah diese Statistik vor 10, 20, ..., 50 Jahren aus? Interessant ist dabei nicht nur die relative Verteilung über das Alter, sondern auch die Entwicklung der absoluten Werte. Mein Gefühl sagt mir, dass der wirkliche Abschwung noch kommt und auch an ganz speziellen Sammlungen wird dieser nicht spurlos vorbeigehen. Ich sehe das aber eher in 50 Jahren als in 20 Jahren kommen. Bis dahin wird es einen relativ stabilen Schwund geben, der mehr und mehr Stücke zu immer weniger wertvoller Massenware werden lässt. Da ich alleine aus Spaß an der Freud sammel und deshalb Käufer bin, sehe ich das als positiven Effekt einer negativen Entwicklung.

Gruß
Uli
 
Cantus Am: 30.01.2017 13:45:28 Gelesen: 21280# 13 @  
Mich stört bei all diesen Diskussionen, dass es immer wieder nur um die Themen Preisverfall und mögliche Renditeformen geht. Als viel, viel schlimmer empfinde ich die Tatsache, dass ich zu meinen Hauptsammelgebieten (und das sind eine ganze Reihe, wie man unschwer nachlesen kann) in der letzten Zeit fast kein neues Material mehr auftreiben kann, weder bei Ebay oder delcampe noch bei niedergelassenen Händlern oder Auktionshäusern, nicht als Einzellose, aber auch nicht als vernünftige Posten zu nur einem Thema oder Sammelbereich.

Wenn aber neben Massenware oder Riesenposten nichts mehr im Angebot ist, dann wird das Sammeln mit der Zeit langweilig und man wendet sich anderen Themen zu. Die Frage nach dem Umfang der zukünftigen Sammlerschaft erübrigt sich damit.

Viele Grüße
Ingo
 
Maler Am: 30.01.2017 13:59:28 Gelesen: 21271# 14 @  
@ Cantus [#13]

Ja Ingo, da haben Sie völlig Recht. Für manche Sammelgebiete gibt es nichts mehr zu kaufen, geschweige denn zu tauschen. Außer man sammelt ganz Europa oder Teile der Welt, so wie 6 Personen in meinem Verein in Buxtehude, die haben immer was zu tauschen und zu kaufen. Sehe ich an den Auswahlheften, die ich für den Verein bearbeite. Bei den deutschen Sammelgebieten wird das Material in den Auswahlheften allerdings auch immer "langweiliger", weil es fast immer das gleiche ist. Hab ich so festgestellt und mahne die Auswahlversender entsprechend an.

Ich habe zwei Sammelgebiete aufgegeben und verkauft, weil die fehlenden Marken und Belege nicht zu bekommen, bzw. für mich zu teuer waren. Ich habe aber gutes Geld dafür bekommen. Jetzt suche ich andere Sachen so wie Sie. Bei Landpoststempeln und Postkarten ist immer was zu bekommen.

Günther, der Maler
 
Schwämmchen² Am: 30.01.2017 14:57:16 Gelesen: 21232# 15 @  
Manche Sammelgebiete fallen im Preis, manche steigen im Preis.

Ich gehe davon aus, dass der Preisverfall bei den meisten Deutschen Gebieten sich durch ein Überangebot an Material weiter verschärfen wird. Wer auf Rendite schielt und nicht nur Briefmarkensammeln als Hobby ansieht, würde ich empfehlen Marken aus Schwellenländer zu sammeln in denen die Philatelie auch bei jungen Leuten weiterhin Anklang findet, bspw. China, Indien oder auch evtl. Brasilien.
 
EdgarR Am: 30.01.2017 15:59:47 Gelesen: 21180# 16 @  
@ nightdriver [#4]

Die Altersstruktur wird also so bleiben und ist dem Hobby inhärent. Die Zahl der Sammler wird aber nicht so stark zurückgehen, wie die Grafik es suggeriert, da aus den jüngeren Jahrgängen Sammler nachkommen.

Dies, denke ich, ist aus mindestens zwei Gründen wohl ein Wunschtraum der sich kaum erfüllen wird.

1) Neueinsteiger, und vor allem Jugendliche, die (so wie ich und wie wohl recht viele von uns so vor 50+ Jahren) einfach mal mit Sammeln anfangen - und dann irgendwann dabei bleiben - wird es immer weniger geben, ganz einfach weil papierne Postsendungen mit Briefmarken drauf - noch dazu mit schönen, die Phantasie anregenden bunten oder exotischen - immer seltener werden. Sehe sich doch jeder seinen alltäglichen Briefkasteninhalt * mal daraufhin an!

2) Die Briefmarke an sich wird zusehends zum langweiligen, weil ersichtlich fast nur noch für Sammelzwecke hergestellten und verkauften Hobbyartikel. Sie glauben das nicht? Nun, es gab da eine ganz interessante, gewissermaßen modellhafte Entwicklung in der Schweiz: vor gut 20 Jahren kam es dort zu einer neuen Sammelleidenschaft: plötzlich wurde es Mode, die "Milchdeckeli" - also die runden Alufolien auf den kleinen Portionsnäpfchen für Kaffeesahne in der Gastronomie - zu sammeln. Wohl, weil diese immer bunter und attraktiver bedruckt wurden. Das ging einige Jahre, und die "Sammlersszene" wuchs. Bis die Industrie auf den Trichter kam, solche "Milchdeckeli" bogenweise zu drucken, zu allen nur denkbaren Motiven, und diese Bogen direkt zu verhökern. Ohne dass die Dinger je ein Kaffeesahnenäpfchen gesehen hätten. (Wem da Parallelen zu bunten Briefmarken aus Äquatorialguinea u. dergl. oder zur Kartonphilatelie unserer Post AG auffallen der kriegt 99 Punkte...) Mittlerweile ist der Hype mehr oder weniger tot. Ende der Geschichte.

Wohlgemerkt: es wird NICHT so kommen, dass GAR KEINE jungen Sammler mehr "neu dazu kommen". Aber es werden zahlenmäßig und auch bezogen auf die nachkommenden Altersjahrgänge deutlich weniger werden.

Phile Grüße EdgarR

*) Aber bitte die philatelistisch verursachten Zusendungen von Tauschpartnern und Sammlerkollegen im Geiste abziehen!!
 
alemannia Am: 30.01.2017 16:29:26 Gelesen: 21140# 17 @  
@ EdgarR [#16]

Hallo zusammen,

dieses Thema ist so alt wie es Briefmarken gibt und "kocht" immer wieder hoch.

Das ist ja auch in Ordnung.

Aber den Sammler, der sich zum Philatelisten entwickelt, wird es immer geben, auch wenn deren Zahl abnimmt. So war es auch bei mir und wird auch so bleiben.

Sich intensiv mit einem Teilbereich zu beschäftigen (bei mir ist es die Währungsreform 1948 in der Bizone) macht es doch aus, oder? Das muss nicht immer teuer sein. Warum sollte man sich nicht intensiv mit Briefzentren oder Motiven beschäftigen?

Höherwertige Marken und Belege werden, gute Qualität vorausgesetzt, immer ihren Wert haben.

Altdeutschland hat z.B. 2 Weltkriege und 2 Währungsreformen als Sachwert überlebt.

Gruß

Guntram
 
Briefmarkentor Am: 30.01.2017 16:44:13 Gelesen: 21108# 18 @  
@ alemannia [#17]

Altdeutschland hat z.B. 2 Weltkriege und 2 Währungsreformen als Sachwert überlebt.

Wobei ein Blick in Bezug auf die Kaufkraftentwicklung ernüchternd sein könnte. Wurde dies schon einmal verglichen?
 

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