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Thema: Postgeschichte München
Postgeschichte München Am: 08.03.2022 23:24:36 Gelesen: 6215# 1 @  
Ich versuche, die Poststempel von München zusammenzustellen und benötige dabei Hilfe, weil das Thema alleine nicht sinnvoll bearbeitet werden kann. Gibt es Philetalisten, die mich dabei unterstützen können und wollen? Hier die Vorphilatelie-Zeit:

A4 Erste Kennzeichnungen des Aufgabeortes

Der erste Münchner Briefpoststempel wird im Jahr 1783 verwendet. Zuvor gibt es nur handschriftliche Kennzeichnungen des Aufgabeortes.

A4.0 Handschriftliche Angabe ca. ab 1740



A4.1. Münchner Briefstempel „ von München „ ab 1783 bis 1797



A4.2 Französisierter adliger Stempel „DE MUNIC“ ab 1794 bis 1806



Schrift Antiqua
Der Stempel war voraussichtlich gleichzeitig mit Nr. 1 in
Gebrauch

A4.3 „Überfranzösisierter adliger Stempel „ DE MUNIQUE“



A4.4 Ohne „Von“ in Schreibschrift, um 1800



A4.5 Einzeiliger Rayonstempel „ R4 MÜNCHEN“, höhere, gerade Schrift



Hier erhält die Rückwirkung politischer Ereignisse sichtbaren Ausdruck. Napoleon, dem nach dem Niederringen der deutschen Länder bis zur Elbe daran gelegen war, den Postbetrieb im besetzten Land und mit Frankreich aufrecht zu erhalten, schloss am 14.12.1801 mit von Taxis eine Postkonvention. Nach dieser wurde Deutschland in 4 Rayons eingeteilt. Danach erfolgte die Portoabstufung. München gehörte zum 4. Rayon. §4 der Konvention bestimmte die Abstempelung jeden Briefes. Damit war mit Verfügung festgelegt, was zuvor aus praktischen Gründen angewandt wurde, die Abstempelung.

Die taxis`sche Postverwaltung setzt den gezeigten Langstempel mit Rayonbezeichnungen vor und nach dem Aufgabeort ein. In München werden nur Stempel mit Rayonangabe vor der Ortsangabe verwendet. /Hugo Schröder/ unterscheidet in seiner Veröffentlichung jedoch ebenfalls 2 Stempeltypen: Mit schrägem oder geradem München-Schriftzug in Antiqua-Versalien. Letzterer weist zusätzlich höhere Buchstaben auf. Die Stempel waren sog. Wiegestempel.

A4.6 Einzeiliger Rayonstempel „ R4 MÜNCHEN“, kleinere Schreibschrift


 
bayern klassisch Am: 09.03.2022 11:03:38 Gelesen: 6183# 2 @  
Ich kann dazu wenig beitragen, weil ich nur das Königreich Bayern sammle, nicht das Churfürstentum, aber ich würde in der Überschrift "Bayern unter Thurn und Taxis" schreiben, statt dessen, was da steht. Vlt. findet es der ein oder andere Kompetente dann leichter bzw. überhaupt.

Noch etwas: Ehe du anfrägst, wer was hat bzw. beitragen kann, würde ich meine bisherigen Forschungsergebnisse hier dokumentieren, also Briefe von vorn, hinten und innen zeigen und entsprechend faschlich kommentieren. Vlt. hilft das dann weiter, wenn sich dann eine Diskussion ergibt, sonst wird das wenig Erbauliches bringen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Postgeschichte München Am: 09.03.2022 22:18:10 Gelesen: 6151# 3 @  
@ bayern klassisch [#2]

Hallo bayern klassisch.

Besten Dank für Deine Nachricht. Es geht mir hier ausschließlich um München. Ich will deshalb die Überschrift behalten. Natürlich gibt es Briefe zu den einzelnen Stempeln. Aber auch hier geht es mir in erster Linie um die Stempel. So fehlt mir bisher z. B. der Stempel A4.6 = "R4 kleinere Schreibschrift". In Kürze werde ich die Stempel der Bayrischen Staatspost in der Vormarkenzeit einstellen. Danach kommt die Markenzeit der Bayrischen Staatspost, die Privatpost, die Sonder- und Gelegenheitsstempel, usw. Ich sage das, weil das Stempelthema "München" ja noch viel weitergeht. Zu allen Stempeln die Briefe zu zeigen, sprengt m. E. jeden Rahmen.

Liebe Grüße
Peter
 
bayern klassisch Am: 10.03.2022 08:30:46 Gelesen: 6123# 4 @  
@ Postgeschichte München [#3]

Hallo Peter,

aber Stempel wurden wegen der Briefe angefertigt, nicht umgekehrt. Also war wichtig der Brief, dann (wenn es ihn gab) der Stempel. Stempel ohne Briefe zu zeigen halte ich für Forschung im leeren Raum, denn wofür wurden sie verwendet? Aufgabestempel, Nebenstempel, Transitstempel, Abgabe (Ankunfts-) - Stempel, Notstempel (Reservestempel), Stadtstempel, Vorstadtstempel, Entwertungsstempel, Briefpoststempel, Innendienststempel, Chargéstempel, Verzögerungsstempel, Fahrpoststempel, Telegraphenstempel, Briefträgerstempel, Oberbriefträgerstempel, Bahnhofsstempel und und und.

Wenn man keinen Brief dazu zeigen möchte, wird der Betrachter nicht den Sinn des Stempels, seine Anwendung und Funktion erkennen und weiterklicken.

Stempel hatten am Anfang welche Funktion? Wann und warum erfolgten Erweiterungen, Änderungen, Neuerungen? Welche Formen waren wofür sinnvoll und angedacht? Wo waren sie nicht abzuschlagen, kommen aber doch vor? Wo sollten sie abgeschlagen werden, fehlen aber? Warum verschwinden welche dann auf einmal, während andere weg vom Fenster sind und nach Jahren wieder im Postbetrieb auftauchen? Vielleicht an anderer Stelle - warum dann dort und nicht da, wo sie früher im Einsatz waren?

Wie war das Postverhältnis von München zur Vorstadt Au mit eigenen Stempeln? Wie wurde warum so gestempelt, oder mal nicht?

Wenn du, wie es für mich aussieht, dich auf Forscherebene begibst, dann wird selbst München (von ganz Bayern reden wir besser nicht) schon ein tiefer Graben, in dem vieles ans Licht geholt werden kann, soll oder gar muss.

Ich finde, dass das bloße Zeigen von Stempeln vergleichbar ist mit dem Bild einer wunderschönen Torte - nur kann man keine Bilder essen, sie schmecken nicht und satt wird man auch nicht von einem Bild. Dann doch lieber die Torte essen, als nur Bilder von ihr zu sehen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
filunski Am: 10.03.2022 11:41:48 Gelesen: 6095# 5 @  
@ Postgeschichte München [#3]
@ bayern klassisch [#4]

"Also war wichtig der Brief, dann (wenn es ihn gab) der Stempel."


Hallo Peter, hallo Ralph,

da muss ich (als eingefleischter Stempelsammler und -forscher) Ralph völlig Recht geben. ;-)

Wozu katalogisieren und erforschen wir Stempel? Nicht um diese dann schön nacheinander in Nachschlagewerken und Datenbanken aufzureihen, sondern u.a. vor allem um sie als Vergleichsobjekte heranziehen zu können um z.B. die Echtheit von Belegen zu bestimmen und auch um verschiedene Verwendungsarten von Stempeln auf Belegen zu erkennen und zu dokumentieren.

Ich habe hier mal ein paar Stempel (alle aus München ;-)):



Ein schön abgeschlagenes Mühlrad, Nr. 217 und einen Einschreibe-/Chargé-Stempel.

Schöne Stempel, aber außer, dass die Nr 217 auf München hinweist, nicht sehr aussagekräftig.

Zum Glück habe ich auch noch den passenden Tagesstempel dazu:



MÜNCHEN
vom 26. Jan. 1856

Dass, der dazu gehört, weiß ich aber auch nur, weil ich den dazugehörigen Beleg (besser wäre die Stempel gehören zum Beleg, nicht umgekehrt ;-)) habe:



Einschreibebrief (der Absender hat sogar noch handschriftlich vermerkt "dringend") von München nach Erding (rückseitig auch noch mit Ankunftstempel von Erding).

Dass eine so detaillierte Darstellung das Thema sprengen würde, darüber solltest du dir keine Sorgen machen. Ganz im Gegenteil, so findet es viel mehr Zuspruch und vielleicht auch neue Erkenntnisse zu deiner Forschung.

Das Thema jetzt nur auf die Taxis'sche Zeit zu begrenzen ist m.E. zu knapp. Da wird soviel nicht zusammen kommen, zumal du die entsprechenden Stempel bis auf Einen schon gezeigt hast.

Aber wie sagte mal ein bekannter "Bayer" "schaun mer mal, dann sehn mer scho". ;-)

Viele Grüße,
Peter
 
Gernesammler Am: 10.03.2022 12:11:45 Gelesen: 6083# 6 @  
@ Postgeschichte München [#3]

Hallo Peter,

ich selber zähle mich auch zu den Stempel Sammlern, aber interessant wird dieser so wie Ralph schon sagt erst auf Brief.

In den Handbüchern z.B. von Herrn Winkler sind der Rayon Stempel 3a gerade Schrift und 3b gebogenes Schriftbild, mich reizt dabei immer das es verschiedene Typen gibt den 3a z.B. in 2 Typen.

Der Brief nach Miesbach an die allgemeine Stiftungs Administration bekam den L1 Einzeiler 3a, R.4.MÜNCHEN in 39x6 mm.



Der zweite Brief nach Ansbach spediert an die Kriegs und Domänenkammer wurde auch it dem L1 Einzeiler 3a gestempelt, auch hier R.4.MÜNCHEN jetzt aber in den Abmessungen 40x5 mm.



Wenn Du darauf auch eingehst und mit Briefen den Unterschied aufzeigen kannst dann wird das Thema bestimmt interessant, ich würde mich auf jeden Fall dafür begeistern.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 10.03.2022 15:50:24 Gelesen: 6064# 7 @  
@ filunski [#5]

Lieber Peter,

das ist ein Musterbeispiel zu dem, was ich zuvor geschrieben habe.

Welche Type des geschlossenen Mühlradstempels 217 der 1. Verteilung wurde zur Markenentwertung benutzt? Wann kam dieser Stempel zum Einsatz? In München Stadt, oder München Vorstadt Au?

Welcher Chargé - Nebenstempel ist das - regulär, oder ein Besonderer? Nun, um die Antwort vorweg zu nehmen, hatte München einen eigenen Chargé - Schalter. Wer also einen eingeschriebenen Brief aufgeben wollte, musste sich dort anstellen, nicht bei den 3 oder 4 anderen Schaltern. Dort, und auch nur dort, wurde der Zweikreisstempel geführt, nicht bei den anderen Briefpostschaltern.

Dieser überstand aber die 1. Verteilung, die Umtauschzeit und war noch bis 1859 in Verwendung, auch wenn ihm da schon allmählich die Puste ausging und die Abschläge kaum leserlich waren. Er wurde ersatzlos zurückgezogen und als Nebenstempel sehen wir ab dann gewöhnlichen Zweizeiler von München.

Der Vermerk "dringend" konnte eine expresse Versendung auslösen, musste es aber nicht - die Beweisführung ist schwierig und zum Zeitpunkt des Briefes waren praktisch nur Dienstbriefe unter Chargé mit diesem Vermerk sicher per Express beförderte Briefe - die der Privaten sind strittig.

Schnitte ich jetzt nur, computerisch kann das sogar ein PC - Trottel wie ich, die 3 Stempel heraus, hätte ich 3 Stempel ohne wirkliche Aussagekraft. So wird aber mit deiner und meiner Beschreibung ein Schuh draus, auf dem ich weiter aufbauen, forschen und sammeln kann.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 10.03.2022 15:58:04 Gelesen: 6062# 8 @  
@ Gernesammler [#6]

Hallo Rainer,

man darf nicht vergessen, dass die Registraturarbeiten zum Winkler 1950 endeten, also vor 72 Jahren. Sicher war der Winkler seinerzeit DAS bayer. Stempelhandbuch schlechthin und ist es noch, aber es wären heute, und da rede ich nicht von den Preisbewertungen bzw. Seltenheitsangaben, Hunderte von Änderungen nötig, die die Forschung bewirkt hat.

Ansonsten ist deinen Ausführungen nur beizupflichten. Ich hoffe, dass der Thread-Ersteller (TE) das auch so sieht.

Hunderte (oder mehr!) von Stempel aus dem Zusammenhang zu reißen und hier abzubilden, halte ich für wenig sinnvoll und Stempel "leben" = verändern sich, bekommen Dellen, lassen Datumskorrekturen nicht mehr zu wegen starker Verkantung, werden aptiert bzw. überarbeitet usw. - ohne den kompletten Brief mit seinem Datum wäre so etwas zu zeigen sinnarm. Entweder ich kann eine Entwicklung aufzeigen, oder Bildchen (Scans) von Stempeln posten - das eine ist sinnvoll und spannend, das zweite eher nicht.

Um es auf eine simplere Ebene zu heben: Wer 100 wichtige Geschichtsdaten auswendig lernt, ist noch lange kein Historiker und kann keinem Hintergründe und Verläufe der Geschichte erklären. Er weiß halt nur trockene Daten, die wertarm sind.

Aber ich möchte nicht präjudizieren - jeder wie er will, das war nur meine Meinung als alter Hase dazu.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Postgeschichte München Am: 11.03.2022 00:40:23 Gelesen: 6019# 9 @  
@ bayern klassisch [#8]

Guten Abend Ralph, Peter und Reiner, großen Dank für Euer Engagement zu meinem Thema. Es war mein Ziel, Interesse für das Thema "Postgeschichte von München" zu erkunden und die Hilfe und die Verbesserungsvorschläge von erfahrenen Philetalisten zu erbitten. Eure gemeinsamen Vorschläge sind verstanden. Zum Verständnis zu meiner Vorgehensweise möchte ich einen Überblick über meinen Punkt "A" des Themas geben.

A= Kaiserlich Taxis´sche Reichspost mit bayrischem Zwischenspiel, (nur Bezug zu München)
A1 Geschichte mit 1.1 von 1664 bis 1701. Der Start der Post , 1.2 Die Zwischenspielzeit von 1701 bis 1705 als bayrische Post, 1.3 Kaiserlich Taxis´sche Reichspost. Die Zeit von 1705 bis 1806
A2 Daten mit PA Lokale, PA Amtsinhaber, Poststall-Lokale, Poststall-Halter, Postkurse, Kostenbeispiele, Posttarif und Karte
A3 Belege (Gliederung nach der Stempel-Glierung , s. o.)
A4 Stempel und
A5 Postscheine

Meine im Entwurf vorliegende Ausarbeitung umfasst mehr als 20 Seiten, kleingeschrieben mit gescannten Dokumenten. Macht es Sinn, sie hier mit allen Unzulänglichkeiten aufzulegen? Und das ist von dem sehr sehr tiefen Graben nur der übersichtliche Anfang. Das wird im Zuge der Zeit immer mehr. Könnte es nicht vielleicht sinnvoll sein , wenn sich eine engagierte, begrenzte Zahl Interessierter zusammenfinden könnte? Ich bin gerne bereit hier einzelne Abschnitte oder das Ganze, d.h. Abschnitt A, vorzustellen, wenn Platz ist und es für richtig gehalten wird.

Herzliche Grüße
Peter
 
bayern klassisch Am: 11.03.2022 14:55:43 Gelesen: 5984# 10 @  
@ Postgeschichte München [#9]

Hallo Peter,

ich bin nicht das Forum, aber wenn du chronologisch bei A1 beginnend das abarbeitest, wäre das m. E. am sinnvollsten. Es sollte also um die Beschreibung der Zeit und der Umstände gehen, die gefüttert wird mit Belegen.

Da Stempel über mehrere Perioden hinaus verwendet wurden bzw. werden konnten, empfiehlt sich ein Thread, auch wenn der groß wird, sonst verfranst man sich in 5 oder mehr Threads und das Thema ist final zerfleddert.

Fang einfach mal an und dann sehen wir, welches Echo kommt. Ab 1806 könnte ich sicher etwas sagen bzw. schreiben oder zeigen, nur ist es bei mir halt nicht nach Orten gegliedert, sondern in 31 Sammlungen mit verschiedensten Topics.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Postgeschichte München Am: 11.03.2022 20:58:20 Gelesen: 5956# 11 @  
@ bayern klassisch [#10]

Hallo Ralph. So geht´s los:
A1 Geschichte
A1.1 Von 1664 bis 1701. Der Start der Post

In Regensburg tagt von 1663 bis 1806 die Ständevertretung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nationen. Dort schließen am 13.2.1664 im Auftrag des bayerischen Kurfürsten Ferdinand Maria der Kanzler, Freiherr von Schmid, und für den Reichsgrafen Lamoral Claudius von Taxis der Taxis`sche Postmeister Johann Jakob Öxle einen Vertrag. Dieser gilt als die Geburtsstunde der kaiserlichen Post in Bayern. Ausgangspunkt war sicherlich ein Erlass von Kaiser Leopold I., der kurz davor hohe Strafen gegen alle Hemmnisse des kaiserlichen Reichspostwesens androhte. Von München nach Augsburg soll vertragsgemäß „eine reitende Post aufgestellt und zu solchem Ende (Zweck) zu München, Ober-Bruck ( Fürstenfeldbruck ) und Tegernbach auf des Erb-Generalpostmeisters ( des Kaiserreiches, des Grafen von Taxis Verantwortung ) eigene Posthalter angeordnet werden.“

Die bereits seit Beginn des 16. Jahrhunderts in den deutschen Ländern eingerichteten Taxis´schen Posten berührten zuvor zwar die Landesgrenzen des Herzogtums Bayern beziehungsweise seit 1623 des Kurfürstentums, fanden aber keinen Eingang. Von München aus werden Briefe und andere Posten von privaten Landboten oder vom kurfürstlichen Hof oder Gerichtsstellen durch Kanzleiboten befördert. Der Fernverkehr wurde zu dieser Zeit von größeren Städten durch von Großkaufleuten unterhaltene Botenverbindungen vermittelt. Sendungen nach Orten außerhalb Bayerns wurden an den Anschlussstellen den Taxis´schen Posten übergeben. Mit der eingangs genannten Verbindung „Augsburg-München“ sollte München in das Taxis´sche Postnetz eingebunden werden. Frühere Versuche, Postverbindungen einzurichten scheiterten. Ursache dafür waren Geldmangel und die Unsicherheiten, die durch die Kriegsereignisse in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts begründet waren. Diese und die Uneinigkeit der deutschen Fürsten unterstützten das Bestreben des Grafen Taxis, mit eigenen Mitteln und auf der Grundlage der kaiserlichen Ernennung zum Erb-Generalpostmeister die Reichsposten in allen deutschen Ländern einzurichten. Es lag dann im Ermessen des Hauses Taxis, Reichsposten einzurichten und Postbedienstete zu ernennen und einzustellen.

Neben dem Postkurs nach Augsburg sollten auch Postkurse nach Regensburg, Innsbruck, Salzburg und Wien eingerichtet werden, aber ausschließlich der Postkurs nach Regensburg kam über die Route Maisteig-Hohenkammer-Pfaffenhofen/Ilm-Geisenfeld tatsächlich direkt zu Stande. Am 31.3.1664 fand der 1. Postritt nach Regensburg statt. Ausgeführt wurde er nicht von einem Münchner, sondern vom Posthalter aus Hohenkammer, einem Ort rd. 25 km vor München. Von dort zweigt der Postkurs Augsburg-Regensburg-Prag nach München ab. Die Münchner Postsendungen werden dort vom Posthalter aus Hohenkammer übernommen. Im Oktober 1664 erfolgt die Ernennung des Regensburger Postmeisters Johann Jakob Öxle von und auf Friedenburg zum kurfürstlichen Rat und Leiter des Kaiserlich Taxis´schen Reichspostamtes in München. J. J. Öxle leitet neben dem Postamt in München auch das Postamt in Regensburg. Er wohnt auch dort. In München werden ihm jeweils der Posthalter des Poststalls unterstellt. Sein Stellvertreter wird der Beamte der geheimen Kanzlei des Kurfürsten namens Johann Warmundt Aicher, der nach dem Tod Öxles von 1695 bis 1725 das Münchner Postamt verantwortlich leitet.A1 Geschichte
A1.1 Von 1664 bis 1701. Der Start der Post

In Regensburg tagt von 1663 bis 1806 die Ständevertretung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nationen. Dort schließen am 13.2.1664 im Auftrag des bayerischen Kurfürsten Ferdinand Maria der Kanzler, Freiherr von Schmid, und für den Reichsgrafen Lamoral Claudius von Taxis der Taxis`sche Postmeister Johann Jakob Öxle einen Vertrag. Dieser gilt als die Geburtsstunde der kaiserlichen Post in Bayern. Ausgangspunkt war sicherlich ein Erlass von Kaiser Leopold I., der kurz davor hohe Strafen gegen alle Hemmnisse des kaiserlichen Reichspostwesens androhte. Von München nach Augsburg soll vertragsgemäß „eine reitende Post aufgestellt und zu solchem Ende (Zweck) zu München, Ober-Bruck ( Fürstenfeldbruck ) und Tegernbach auf des Erb-Generalpostmeisters ( des Kaiserreiches, des Grafen von Taxis Verantwortung ) eigene Posthalter angeordnet werden.“

Die bereits seit Beginn des 16. Jahrhunderts in den deutschen Ländern eingerichteten Taxis´schen Posten berührten zuvor zwar die Landesgrenzen des Herzogtums Bayern beziehungsweise seit 1623 des Kurfürstentums, fanden aber keinen Eingang. Von München aus werden Briefe und andere Posten von privaten Landboten oder vom kurfürstlichen Hof oder Gerichtsstellen durch Kanzleiboten befördert. Der Fernverkehr wurde zu dieser Zeit von größeren Städten durch von Großkaufleuten unterhaltene Botenverbindungen vermittelt. Sendungen nach Orten außerhalb Bayerns wurden an den Anschlussstellen den Taxis´schen Posten übergeben. Mit der eingangs genannten Verbindung „Augsburg-München“ sollte München in das Taxis´sche Postnetz eingebunden werden. Frühere Versuche, Postverbindungen einzurichten scheiterten. Ursache dafür waren Geldmangel und die Unsicherheiten, die durch die Kriegsereignisse in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts begründet waren. Diese und die Uneinigkeit der deutschen Fürsten unterstützten das Bestreben des Grafen Taxis, mit eigenen Mitteln und auf der Grundlage der kaiserlichen Ernennung zum Erb-Generalpostmeister die Reichsposten in allen deutschen Ländern einzurichten. Es lag dann im Ermessen des Hauses Taxis, Reichsposten einzurichten und Postbedienstete zu ernennen und einzustellen.

Neben dem Postkurs nach Augsburg sollten auch Postkurse nach Regensburg, Innsbruck, Salzburg und Wien eingerichtet werden, aber ausschließlich der Postkurs nach Regensburg kam über die Route Maisteig-Hohenkammer-Pfaffenhofen/Ilm-Geisenfeld tatsächlich direkt zu Stande. Am 31.3.1664 fand der 1. Postritt nach Regensburg statt. Ausgeführt wurde er nicht von einem Münchner, sondern vom Posthalter aus Hohenkammer, einem Ort rd. 25 km vor München. Von dort zweigt der Postkurs Augsburg-Regensburg-Prag nach München ab. Die Münchner Postsendungen werden dort vom Posthalter aus Hohenkammer übernommen. Im Oktober 1664 erfolgt die Ernennung des Regensburger Postmeisters Johann Jakob Öxle von und auf Friedenburg zum kurfürstlichen Rat und Leiter des Kaiserlich Taxis´schen Reichspostamtes in München. J. J. Öxle leitet neben dem Postamt in München auch das Postamt in Regensburg. Er wohnt auch dort. In München werden ihm jeweils der Posthalter des Poststalls unterstellt. Sein Stellvertreter wird der Beamte der geheimen Kanzlei des Kurfürsten namens Johann Warmundt Aicher, der nach dem Tod Öxles von 1695 bis 1725 das Münchner Postamt verantwortlich leitet.



Courier Stafette Ordinari (ordinäre ) Post

Bis zur Einrichtung der Postkurse befördern eine Vielzahl von Boten Nachrichten und Waren. Und diese Praxis wird natürlich auch nach 1664 fortgesetzt. Die kurfürstliche Regierung macht sich keine besondere Mühe mit der Überwachung der übernommenen vertraglichen Verpflichtung, Briefe der taxisch´schen Post zur Beförderung zu übergeben. Selbst die Behörde bis zu den obersten Stellen der Regierung fanden nichts dabei, zur Briefbeförderung nach wie vor Boten einzusetzen. Erst im Jahr 1681 wird ein Briefausträger namens Michael Martha als 1. Briefträger in München genannt.

Bescheinigungen über erbrachte Leistungen stellt die Post von Anfang an aus. Somit zählen diese sogenannten Postscheine zu den ältesten philatelistischen Belegen überhaupt. Dies sind Quittungen für bezahlte Gebühren oder zugesicherte postalische Leistungen,

1681 starten auch die Postkurse nach Salzburg und Augsburg. Von altersher gab es 3 Routen zwischen Augsburg und München:
1. Weinwagen und Zentnergüter, d.h. „ der Schwerlastverkehr“, führte über Friedberg, Eurasburg, Schwabhausen, Odlzhausen, Dachau nach München. Die Route wurde „Prügelweg“ genannt., weil er mit Holzprügeln befestigt war. Wegen des Waldreichtums der Gegend, durch die er führte, war das Belegen der Straße mit Holzstangen gut möglich.
2. Die 2. Route hieß „Hufschlag“. Über sie führte der Verkehr der Reiter und Saumtiere über Regernbach, Mittelstetten, Günzelhofen, Bruck, nach München. Diese Route war nach dem österreichischen Erbfolgekrieg in einem so schlechten Zustand, dass die Postrouten über den Prügelweg geführt wurden. Dies wiederum hatte zur Folge, dass der Posthalter von Bruck für die Post in München mit zur Verfügung stand.
3. Die 3. Route, der Gangsteig für den Schweine- und Viehtrieb, führte über Kissing, Riedern, Vogach, Schweinbach, Maisach, Esting, Aubing, Pasing nach München.

Im Jahr 1681 wird in München der ´Taxis´sche Poststall am Rindermarkt im Haus Nr. 5, dem heutigen Kustermannhaus, eingerichtet. Posthalter wird Johann Christoph Prix. Er übernimmt die Postritte nach Bruck und Steinhöring. Den Postritt nach Innsbruck übernimmt 1682 der Posthalter von Wolfratshausen. Um den Jahreswechsel 1690/1 startet der Postkurs München-Wien. Der Postritt nach Anzing ist Sache des Münchner Posthalters. Weitere Postritte: 1705 nach Freising im Zug des neu eingerichteten Postkurses München-Regensburg über Landshut und nach Schwabhausen im Rahmen des 2. Postkurses nach Augsburg.






A1.2 Die Zwischenspielzeit von 1701 bis 1705 als bayerische Post

Für den seit 1679 regierenden Kurfürsten Max Emanuel, der seinen Platz an der Seite Frankreichs suchte, war das Bestehen einer vom Kaiser abhängigen Reichspost in seinem Land unerträglich. Der Tod von Öxle gibt ihm Gelegenheit, die Umwandlung des Reichspostamtes und seiner Postkurse in eigene Landespost zu betreiben. Nach einem Schriftwechsel mit dem Kaiser und nachdem der schon seit 1698 von Max Emanuel zum Leiter der kurbayerischen Landespost bestimmte Hofratspräsident Graf von Haimhausen begonnen hatte, in Postangelegenheiten Weisungen zu erteilen, wird durch kurfürstliches Dekret vom 22.1.1701 die Übernahme der taxis`schen Reichsposten in landesherrliche Gewalt angeordnet. Die Postbeamten und Posthalter wurden in kurfürstliche Pflicht genommen. Aber die militärische Niederlage des bayerischen Kurfürsten gegen die kaiserlichen Truppen mit Prinz Eugen führte zur Besetzung von Kurbayern. Ziel der Kaiserlichen Diplomatie war in der Folgezeit, Kurbayern in die habsburgischen Erblande zu integrieren, in denen die Habsburger den erblichen Fürsten stellten. Dies führte zu einem Aufstand, der bayerischen Volkserhebung. Als die Aufständischen am 25.12.1705 versuchten, München einzunehmen, wurden sie vollständig besiegt und aufgerieben. 1100 Mann, die sich ergeben hatten, wurden damals in der Sendlinger Mordweihnacht von den kaiserlichen Truppen getötet.


A1.3 Kaiserliche, Taxis`sche Reichspost. Die Zeit von 1705 bis 1806.

Mit Beginn der kaiserlichen Administration anno 1705 wurde das Münchner Postamt wieder ein kaiserliches Reichspostamt. Aicher, seit 1695 Postmeister, der seine Amtsgeschäfte anfangs in der Residenz ausübt, wechselt in die Maxburg. Erst nach seinem Tod im Jahr 1725 erhält das Postamt München wieder eigene Amtsräume.





Nach dem Tod Aichers ernennt der Fürst von Thurn und Taxis den Franz Jakob Valentin von Öxle zum Reichspostmeister in München. Jahresgehalt als Postmeister: 800 fl.. Hauptberuflich war dieser jedoch Taxis´scher Gesandter beim Reichstag in Regensburg und hatte in München keine Amtsräume. Er brachte aber das Postamt im Institut der englischen Fräulein in der Weinstr. 12 oder 14 zwischen Gruft- und Landschaftsgasse unter. Dort standen zur Erledigung der Postgeschäfte ein Administrator, 2 Gehilfen und 2 Briefzusteller zur Verfügung. Platz finden die Bediensteten in einem Arbeitsraum im Erdgeschoss des Hauses. Administrator ist der Official Alexander Schueller mit einem Jahresgehalt von 182 fl. Die Miete im Haus der englischen Fräulein beträgt 55 fl pro Jahr. Nach dem Tod von Öxles wird seine Witwe, Frau Anna Clara von Öxle seine Nachfolgerin, Postmeisterin und Vorgesetzte des Junggesellen Schueller.

Auf dem Gebiet der Postzustellung hat München von Anfang an eine Sonderstellung inne. Während sonst bei den taxisschen Poststellen die Sendungen im Postamt ausgehändigt und nicht zugestellt wurden, ging das PA München voraussichtlich schon seit 1680 zur Zustellung ins Haus über. Die Kosten der Zustellung wurden dort, wo ausnahmsweise eine Zustellung erfolgte, durch einen Bestellkreuzer gedeckt. In München wurden die Zusteller aus der Postkasse bezahlt. 1701 gab es 2 Briefträgerinnen, Am 1.3.1808 werden 4 Briefzusteller aufgeführt. 1736 stirbt Öxle. Unter seiner Witwe und Nachfolgerin Anna Clara von Öxle entwickelt sich das Postwesen lebhafter.

Im April 1743 wird das PA München, nachdem es nach der Krönung des bayerischen Kurfürsten Karl Albrecht zum Kaiser den Rang eines Kaiserlichen Hofpostamtes erlangt hatte, wegen des größeren Platzbedarfs im Haus Nr. 12 in der Schwabingergasse, heute Residenzstr. 12, untergebracht.. Im gleichen Jahr erhielt es Rang und Stellung eines Ober-PA. Ebenfalls 1743 wird der Münchner Poststall wieder in das Haus des Barons von Ruffini, Rindermarkt Nr. 5 zurückverlegt.

Im November 1747 wurde als 1. von München ausgehende Postwagenverbindung der wöchentlich einmal verkehrende Kurs München-Dresden eingerichtet. Er besteht bis 1764. 1748 kommen die Fahrposten München-Augsburg und München-Regensburg dazu, 2 Jahre später dann die Fahrpost München-Salzburg und 1784 München-Linz.

Im Jahr 1759 gibt Schueller auf und wird pensioniert. Sein Nachfolger ist Oberpostamtsverwalter Franz Ludwig Sponsel. Erneute Verlegung des PA München in das Haus Nr. 12 in der Kaufingergasse heute Kaufingerstraße. Unter den nachfolgenden Oberpostmeistern ( Ludovica Eleonore von Menshengen, Fräulein Clara von Menshengen, Jacob Freiherr von Schneid und Heinrich Joseph Freiherr von Pfetten ) werden Postritte und Postwagenfahrten wesentlich vermehrt. 1770 kündigt die Hausbesitzerin den Mietvertrag in der Kaufingergasse. Die Post war als Mieter wegen der Beschädigung an der Einfahrt und des regen Publikumverkehrs nicht gerne gesehen. Das PA wird in das Haus Rindermarkt Nr. 5 zurückverlegt, indem sich der Poststall ja schon befindet. Die Abwicklung des Postdienstes für den Poststall verursachte auch am Rindermarktstandort vielfältige Probleme. Die Anforderungen an Pferde- und Fahrzeugbestand zwangen zur Verlegung in andere, größere Unterkünfte. Dazu kommt, dass nahezu jeder Amtsinhaber an den Bettelstab gebracht wurde. Die Posthalter Prix, Franz Christoph und Franz Xaver Hiller und Siegmund von Kreybig opferten dem Poststalldienst ihr Vermögen.

Aufgabe des Postamtes ist die Brief-, Paket- und Fahrgastabfertigung. Der Poststall hält Pferde vor, in München zu dieser Zeit 30, das Bedienungspersonal einschließlich Postillione und führt die Ritte und Fahrten durch. Der Zeitungsdienst ist Privatgeschäft der PA-Leiter.
 
Postgeschichte München Am: 11.03.2022 21:12:25 Gelesen: 5953# 12 @  
@ Postgeschichte München [#11]

A.2 Daten

Postamt Lokale:

• Bis 1725: in der Residenz oder Maxburg
• 1725 bis 1743: im Institut der englischen Fräulein Weinstr. 12
• 1743 bis 1759: Schwabingergasse, heute Residenzstr. 12
• 1759 bis 1770: Kaufingergasse Nr. 12, heute Kaufingerstr. 11 und 12
• Ab 1770: Rindermarkt Nr. 5 neben dem Poststall

Postamt Amtsinhaber, Posthalter sind angesehene Pesönlichkeiten, nur gebremst durch das Beschwerdebuch:
• 1664 bis 1695: Johann Jakob von Öxle
• 1695 bis 1725: Hanns Warmundt Aicher, zwischen 1701 und 1705 unter der Aufsicht von Graf von Haimhausen
• 1725 bis 1736: Franz Jakob Valentin von Öxle, Gesandter beim Reichstag in Regensburg, mit Amtsverwalter, Administrator Alexander Schueller ( bis 1759 )
• 1736 bis 1763: Anna Clara von Öxle, nach der Pensionierung von Schueller mit Franz Ludwig Sponsel ( 1759-1784) als Administrator.
• 1763 bis 1773: Ludovica Eleonore von Menshengen
• 1773 bis 1779: Clara ( oder Josefine ) von Menshengen
• 1779 bis 1802: Jacob Freiherr von Schneid, für Sponsel, der 1784in den Ruhestand tritt, kommt Carl Ludwig Hepp
• Ab 1802 Heinrich Joseph Freiherr von Pfetten, der 1. Postmeister, der nicht in Regensburg, sondern in München wohnt.

Poststall Lokale:
• Bis 1664 Enge Gasse ( Windenmacherstr. )
• 1664 bis 1678: Rindermarkt Nr. 5, ( Ruffini-Palais, Stelle Kustermann-Haus ), 40 Pferde
• 1725 bis 1743: Nähe Isartor, Tal Mariä Unserer lieben Frau Pfarr, ( Tal Nr. 31, tiefes Grundstück bis Marien/ Weinstr. Nr. 12 ? ), 15 Pferde
• 1742 bis1789: wieder Rindermarkt Nr. 5, Reichspostamt ist Mieter, Jahresmiete Poststall 500 fl,, 26 Pferde
• 1789 bis 1792: Fürstenfeldergasse Nr. 7, später Schüsselpassage genannt, Rückgebäude von Kaufingerstr. 9, Jahresmiete 400 fl, wegen Einsprüche von Konkurrenten verbietet die Reichspost das Be- und Aussteigen von Fahrgästen in der Kaufingerstr., da sich dort direkt der Eingang zur Gaststätte der Vermieterin befindet. Nur auf der Rückseite,, der Fürstenfelderstr. kann der Reiseverkehr abgewickelt werden.
• 1792 bis 1810: Fürstenfeldergasse Nr. 8, Nachbargebäude aus Platzgründen

Poststall Halter :
• 1651 bis 1673: Matthias Summerer, kurfürstlicher und kaiserlicher Postmeister
• 1673 bis 1678: Johann Christoph Prix, 1. Posthalter in München, Jahresgehalt für die Postritte: 380 fl. Stafettenritte werden extra bezahlt. Bei der leeren Rückfahrt zahlt er am Stadttor Einlassgeld ( Befreiung erfolgt erst 1708)
• 1678 bis 1735: Hannß ( oder Franz ) Christoph Prix, Sohn von Johann Christoph Prix, Posthalter, rentable Geschäftsführung, Prix war in den Münchner Aufstand verwickelt und entgeht nur mit Glück der Todesstrafe
• 1735 bis 1742: Witwe des Hannß Christoph Prix
• 1742 bis 1789: Franz Xaver Hieber, Hofkontrolleur und Posthalter. Wirtschaftliche Probleme. Jahreseinkommen 836 fl. Abzüglich 58 fl 36 Kr. Steuer. Hieber hat eine besondere Stellung am Fürstenhof.
• 1789 bis 1798: Siegmund von Kreybig, Posthalter. Kreybig verliert sein Vermögen. Es wird für ihn eine mildtätige Sammlung durchgeführt..
• 1792 bis 1805: Johann Louis Philipp Weiß
Postkurse/ Postritte:
• 24. oder 31.3.1664: München-Regensburg über Hohenkammer. Briefe und „Packl“ werden mit einem Begleitbrief in einem Felleisen transportiert. Umfang 1664: 2 Ordinari-Posten ( 25.6.1664 und 4.8.1664) und 1665: 73 Ordinari-Posten und 10 Extra-Stafetten. Recommandierte Briefe werden durch „#“ gekennzeichnet und sind üblich. Empfangsbescheinigungen sind selten und waren teuer. Einfaches Briefporto, entfernungsabhängig, 6 Kreuzer. Dieser 1. Kurs war eher ein Postritt. Postritte starteten:
• 1667 nach Bruck ( Fürstenfeldbruck ), Anzing und
• 1681 nach Wolfratshausen. Bis 1750 kommen Postritte nach Steinhöring, Unterbruck, Freising und Schwabhausen dazu und Extrapostritte nach Dachau, Eyersbrunn, Inning, Nymphenburg, Rosenheim, Schleißheim, Starnberg und Zinneberg. Diese Zielorte gelten nicht als Erweiterung der Münchner Postverbindungen.
• 1681 Start der Postkurse nach Augsburg und Salzburg
Postritte München - Prugg (Fürstenfeldbruck) und München - Steinhöring
• 1682 München - Innsbruck
• 1690/1 Postkurs München - Wien
• 1701 Postkurs München Regensburg über Landshut und 2. Postkurs München – Augsburg
Postritt München – Hohenkammer und Münche - Freising
• 1705 oder 1748 München – Freising und Landshut
• 1741 München – Augsburg, Kurs scheitert an der nicht vorhandenen Leistungsfähigkeit des Münchner Poststalls.
• 1747 München – Dresden als 1. Fahrpost
• 1748 2. Kurs München – Augsburg, Der Poststall München fährt bis Schwabhausen.
• 1748 2. Kurs München – Regensburg über Freising. Der Poststall München fährt bis Garching. ¾ Posten mit 2 Pferden, Kosten je Pferd und Fahrt: 30 Kr.Es gibt Beschwerden über die „Schnelligkeit“ der Arbeitsweise der Postbediensteten, die während der Post-Öffnungszeiten von 8.°° bis 17.°° „nach ihrer gewohnten Commodität leben“. Zur Überwachung des Reiseverkehrs wird in diesem Jahr angeordnet, dass niemand auf der Post befördert werden darf, der keinen vom kurfürstlichen Obristhofmeisteramt ausgestellten Erlaubnisschein vorweisen kann. Für die privaten Leihrössler begründete diese Maßnahme gute Geschäftserfolge, da dies für sie nicht galt.
• 1748 oder 1750 München – Salzburg über Ebersberg und Wasserburg. Der Münchner Poststall fährt 11/4 Posten bis Zorneding mit 2 Pferden für 50 Kr. je Pferd und Fahrt. Der 2. Kurs über Rosenheim erfolgt 4xwöchentlich. Der Poststall München fährt bis Peiß, 11/2 Posten für 57Kr.31/2 Pfennige je Pferd und Fahrt.
• 1758 oder 1784 München – Linz – Wien. Der Poststall München fährt bis Parsdorf. 1 Posten mit 2 Pferden : 38 Kr. 21/2 Pfennige.
• 1758 München - Innsbruck

Nach Abgang von Kreybigs 1795, war es nicht einmal möglich in München einen Anwärter für die Übernahme des Münchner Poststalls zu finden. Es mussten auswärtige Posthalter, der Fürstenfeldbrucker Posthalter Johann Louis Philipp Weiß zur Führung des Münchner Postsalls herangezogen werden.

München hat zu diesem Zeitpunkt ca. 35.000 Einwohner, die weitestgehend innerhalb des Mauerrings wohnen. Umlanddörfer sind: Schwabing, Haidhausen, Au, Sendling und Pasing. Föhring, zum Bischöflich Freising`schen Gebiet gehörig, ist Ausland. Weiß hat die Kosten für den Poststall festgehalten. Bei 28 Pferden und 12 Beschäftigten stehen 35 fl Ausgaben pro Tag 33,5 fl Einnahmen im Zeitraum von Mai bis Dezember gegenüber, d.h. es ergibt sich ein Verlust von täglich 1,5 fl.. Im einzelnen nennt er folgende durchschnittliche Tageskosten:
• Futter für Pferde (Hafer) 20 fl
• Dto. (Heu und Commisbrot) 5 fl 36 Kr.
• Lohn und Brot für 12 Personen 3 fl
• Schmied einschließlich Material 2 fl
• Sattler ebenfalls mit Material 1 fl
• Wagner 54 Kr.
• Sailer für Wagenschmieren 30 Kr.
• Brennstoffe, Holz, Licht, Putzzeug 1 fl
Scharfrichter, Kurkosten für Pferde 36 Kr.

Werden bei einem Kaufpreis von 132 fl Kosten für die Wiederbeschaffung von Pferden mit 7 fl und 1fl 20 Kr. Für die Abnutzung von Chaisen und Geschirr hinzugerechnet vergrößert sich der Tagesverlust auf 10 fl, ohne Anrechnung der eigenen Leistung des Posthalters. Der Posthalter ist Privatunternehmer.
Währung: 1 Pfund (Silber) = 8 Schilling = 240 Pfennige = 1 Gulden ( Florentiner Gulden = fl , da aus 1 Pfund Silber im Zuge der Zeit immer mehr Pfennige geprägt werden, ab 1506 auch in der herzoglichen Münze in München, kommt der „internationalen“ Münze, dem Florentiner Gulden, der 3,5 g Gold enthält, immer mehr Bedeutung zu ). Aus Tirol kommen die Kreuzer: 1 Kreuzer = 4 Pfennige; 60 Kreuzer = 1 fl.. Durchschnittliche Tageslöhne ( 1590 ): Hilfsarbeiter = 36 Pfennige, Geselle = 58 Pfennige, Meister = 77 Pfennige.

Reisekostenbeispiel einer Reise von München nach Frankfurt, Gesamtdauer 7 Tage , Gesamtkosten rd. 47 fl (J.G. Öxle 1651):
• München bis Aichach Postgeld für 4 Pferde 14 fl
• Dachau Trunk und Futter 1 fl 32 Kr.
• Trinkgeld für Postkutscher aus München 30 Kr.
• Aichach Nachtverzehr 5 fl 58 Kr.
• Postmeister Postgeld bis Nürnberg 6 fl
• Trinkgeld für Postillion 30 Kr.
• Verzehr in Nürnberg 5 fl 48 Kr.
• Trinkgeld Unterkunft Hausknecht und Küche je 10 Kr.
• Postmeister Postgeld bis Donauwerth 12 fl
• Trinkgeld Postillon 30 Kr.



Ende 1810 erhielt ganz Bayern, d.h. einschließlich Tirol und Vorarlberg, einen Generaltarif für die Briefpostbeförderung. Die Sendungen konnten franco oder freigemacht mit Porto zum Zielort aufgegeben werden. Die Taxgebühr richtete sich in „gerader Distanz“ nach den geographischen Meilen mit 10 Entfernungsstufen in 6 Meilenschritten und zuletzt 2 Stufen mit 10 Meilen. Das weitere Kriterium war das Gewicht. Ein einfacher Brief sollte ½ Loth = 8,75 Gramm schwer sein. Steigerungsstufen waren jeweils ein weiteres ½ Loth. Gerechnet wurde jeweils mit der angefangenen Gewichtsstufe. Ab einem Gewicht von 8 Loth erhöhten sich die weiteren Schritte um je 1 Loth. Neben Briefen wurden bei der Reitpost auch Schriftenpakete bis zu einem Pfund (560 Gramm) angenommen. Der niedrigste Tarif war 3 Kreuzer. Zur Erläuterung der Taxen wurde eine Übersicht herausgegeben.



Ausschnitt aus der „ Postkarte von Bayern, Württemberg und Baden nebst Theilen der angrenzenden Gebiete unter der Leitung der koeniglich bayerischen und fürstlich Thurn- und Taxis´schen Central-Poststellen bearbeitet. Herausgegeben von Franz Loehle k.b. Hofrath,Secretaire Ihrer Majestät der regierenden Königin von Bayern, Assessor der Generaladministration der kön. Bayerischen Posten. Orginal aus dem Jahr 1838, Bundespostmuseum Frankfurt, Nachdruck für Archiv für Postgeschichte in Bayern.

Aufgrund der Zunahme des Postverkehrs konnten die Boten, die die einzelnen Postrouten zwischen den Städten bedienten, die Sendungen schon bald nicht mehr selbst, den Adressaten übergeben. Sie übergaben sie städtischen Briefträgern, die für die Beförderung Bestellkreuzer kassierten. Das Jahreseinkommen des ersten Briefträgers in München, Georg Carl (1628-45) erreichte^1560 Kreuzer. Bei einem Kreuzer pro Beförderung trug er rd. 50 Briefe pro Woche aus. Steuerfrei war sein Einkommen aber nicht. Er musste 4 Kreuzer Steuer, rd. 0,4% des Einkommens, zahlen.


 
Postgeschichte München Am: 11.03.2022 21:47:30 Gelesen: 5949# 13 @  
@ bayern klassisch [#10]

A3 Belege

A3.0 Handschriftliche Angabe ca. ab 1740



A3.0.1 1778, Brief von Herzog Carl Theodor an den Bürgermeister von Sendling, Porto 36 Pfennige, nicht recommandiert, gegen rectifie



A3.0.2 1793, privater Brief nach Markt Zweibrücken per Augsburg et Landau, 6 Kreuzer



A3.1 1. Münchner Briefstempel „ von München „ ab 1783 bis 1797



A3.1.1 : Briefhülle an das 2. Feldjäger Enginier…, Fürst von Neuburg, Landshut



A3.1.2 Brief vom 13. Juni 1784 von München an den Pfalzbayreischen Stadtmagistrat von Wemding zu ..., Stempeltyp a), V von Von mit Gegenkrümmung



A3.1.3 Brief vom 30. Juli 1789 aus München an den Spenglermeister Anton Sailler in Straßburg, abzugeben in dem Spittelgäßl nebst dem Strauß, V ohne Gegenkrümmung Typ b)



A3.1.4 Brief vom 16. Mai 1797 von München nach Freising mit Stempeltyp b) in besonderer Ausprägung



A3.2 Französisierter, adliger Stempel „DE MUNIC“ ab 1794 bis 1806



A3.2.1 Briefhülle ohne Datum an Bischof Josef Conrad zu Freising und Regensburg,



A3.2.2 Briefhülle vom 31.?. 1796 an das 2. Feldjäger Regiment „Graf v. Salern“ in Landshut



A3.2.3 Briefhülle ohne Datum nach Paris
Handschriftlich Au Cologne, Briefträgerstempel 19 und G



A3.2.4 Briefhülle ohne Datum nach Paris
Handschriftlich Au Cologne und d`Munic



A3.2.5 Brief vom 21.Februar 1801 an den Bürgerlichen Stadt-Magistrat in Landsberg, Porto 4 Kreuzer

A3.3 De Munique



A3.3.1. Briefkopie ohne Datum dem „durchleüchtig=hochgeborenen Fürsten Frantz Josias Coburg zur Ehrenburg, Porto 6 Kreuzer

A3.4 München in Schreibschrift, um 1800



A3.4.1 Brief vom 28. August 1802 an den Reichsgrafen von Freißing in Ingolstadt



A3.4.2 Briefkopie ohne Datum nach Straßburg Municipalite francois mit Stempel D´Allemagne

A3.5 Einzeiliger Rayonstempel „ R4 MÜNCHEN“, höhere, gerade Schrift



A3.5.1 Brief von 1804 an den Bürgermeister von Metz, republique francaise, 10? Kreuzer, Schriftlänge 42 mm



A3.5.2 Brief ohne Datum an das Oberamt unserer Reichsherrschaft Donsdorf per Augsburg und Geisling an der Steig, 6 Kreuzer, Schriftlänge 42 mm



A3.5.3 Briefhülle ohne Datum an das Kaiserl. Königl. Österreichische Landgericht in Titmoning im Salzburgischen, Portofreiheit (frey durchaus?), Schriftlänge 39 mm



A3.5.4 1806, Brief an den königl. Bayer. Stadtmagistrat in Straubing, Charge in Schreibschrift, 8 Kreuzer, Schriftlänge 39 mm



A3.5.5 Brief vom 15. Oktober 1804 an das Landgericht Kelheim , Ca (casa) Dmi (domini?) für Portofreiheit



A3.5.6 Brief vom 10. Februar 1806 an den königlich bayrischen Ober-Schulinspektor Franz Vater…Landgerichts Kelheim, nach Issing?
Caa dmi



A3.5.7 Brief vom 24. August 1805 an das Churfürstliche Rentamt in Kelheim
A.



A3.5.8 Brief vom 10. IX. 1805 an den kgl. Oberschulinspektor u PfarrerXavier Kain in .ing.



A3.5.9 Brief an das Churfürstliche Rentamt in Kelheim vom 21. August 1805



A3.5.10 Brief vom 17. März 1808 an das königl. Bairische Rentamt in Riedenburg

A3.6 Einzeiliger Rayonstempel „ R4 MÜNCHEN“, kleinere Schreibschrift

fehlt
 
Postgeschichte München Am: 11.03.2022 22:01:24 Gelesen: 5943# 14 @  
@ bayern klassisch [#10]

Hallo Ralph,

danach schließt A4 an, die Stempel, die ich als Erstes eingestellt hatte.

Herzliche Grüße
Peter
 
bayern klassisch Am: 12.03.2022 09:39:26 Gelesen: 5913# 15 @  
@ Postgeschichte München [#14]

Hallo Peter,

danke für die umfängliche Darstellung und die Präsentation der Briefe; zu letzteren gäbe es einiges zu sagen, aber das wird dann sehr unübersichtlch. Wäre es nicht sinnvoller nur 2 Briefe zu zeigen und diese zu besprechen? Hinsichtlich der Taxen, Besonderheiten, Stempel, Absender/Empfänger, Route, Postverträge usw.? Nur ein Vorschlag, weil ich beim groben Überfliegen schon einige Fehler gesehen habe, die mit Taxen und der Schrift zu tun haben.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Postgeschichte München Am: 12.03.2022 12:05:32 Gelesen: 5897# 16 @  
@ bayern klassisch [#15]

Hallo Ralph,

meine Sütterlin-Interpretationen sind sicher verbesserungsfähig und was die Taxen angeht, gilt das Gleiche. Könnten wir nicht über die einzelnen Bildnummern kommunizieren? Die Belege sieht man ja in ausreichender Größe, wenn man sie anklickt.

Liebe Grüße
Peter
 
bayern klassisch Am: 12.03.2022 12:50:34 Gelesen: 5884# 17 @  
@ Postgeschichte München [#16]

Hallo Peter,

gut, dann versuche ich das mal (später). Mit Sütterlin haben deine Briefe gar nichts zu tun, das gab es erst um den 1. Weltkrieg in der Schule. Deine Briefe, so sie nicht die französische Schreibschule interpretieren, sind in der deutschen Currentschrift verfasst worden, was sie aber auch nicht viel einfacher lesbar macht.

Vermutlich habe ich Montag/Dienstag dafür Zeit.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Postgeschichte München Am: 12.03.2022 16:51:56 Gelesen: 5859# 18 @  
Prima Ralph. Ich bin gespannt, was Du findest. Und vielleicht gibt es noch zusätzliche Anregungen.

Liebe Grüße
 
bayern klassisch Am: 14.03.2022 16:22:58 Gelesen: 5822# 19 @  
@ Postgeschichte München [#13]

Zum Brief A3.0.

Fahrpostbrief von München nach ???, Gewicht links oben mit 1 Pfund 4 Loth notiert, oben rechts die Manualnummer No. 7. Als Porto wurden 36 Kreuzer (x) notiert, die der Empfänger zahlen musste. Außerdem steht rechts neben dem Zielort Wembding (Wemding) noch "Postwagen", damit man sah, dass die Fahrpost gemeint war - die Briefpost wurde auch damals noch Reitpost genannt und durfte schwere Briefe, oder Wertbriefe nicht annehmen und verschicken. Der Zusatz unten links "Wird recommandirt" zeigt nochmals an, dass ein Postschein zu ziehen war, den der Absender zu bekommen hatte.

Zum Brief A3.0.1.

Auch von München nach Markt Weiler (heute: Weiler im Allgäu) per Augsburg und Lindau. Einfacher Brief (ergo: Briefpost) für 6x zahlbar bei der Abgabe.

Zum Brief A3.0.2.

Dienstbrief von München nach Landshut kostenlos mit Präsentationsvermerk oben rechts: Präsentirt 23. Feb. (Rest mangelt).

Zum Brief A3.1.1.

Briefpost nach Wemding für 6x Porto beim Empfänger.

Zum Brief A3.1.2.

Brief von 1789 nach Strasbourg (Frankreich). Links oben Vermerk: Franco Cannstatt, daher müsste hinten (ja, wichtige Informationen sind auch hinten auf den Briefen zu finden!!) das Franko des Absenders bis dorthin notiert worden sein. Ab Cannstatt bis Strasbourg zahlte der Empfänger 16 Sous, knapp 24 Kreuzer.

Zum Brief A3.1.3.

Portobrief für 2x nach Freising mit Präsentationsvermerk oben rechts: Präs. 16 May 1797. Alternativ war er portofrei und die 2 ist nur eine Manualnummer intern.

Zum Brief A3.1.4.

Portofreier Brief nach Freising mit Prästentationsvermerk: Präs. 6. Novembris 1799 mit der Manual-Nr. 4 unten.

Zum Brief A3.2.3.

Falsche Beschreibung. Teilfrankiert mit 10x "franco Cannstatt" nach Paris. Der Empfänger zahlte 12 Decimes = knapp 34 Kreuzer paritätisch.

Zum Brief A3.2.4.

Wieder teilfrankiert mit 10x franco Cannstatt nach Paris. Der Empfänger zahlte wieder 12 Decimes.

Zum Brief A3.4.2.

Teilfrankobrief (Gebühr bis Austauschpostamt müsste hinten stehen) nach Strasbourg. Dort zahlte der Empfänger 16 Sous oder Decimes (letzteres wäre sehr viel und würde einen schweren Brief voraussetzen und vlt. heißt es oben links "eine Unze" = 30g, dann wären es 16 Decimes = ca. 44 Kreuzer.

Zum Brief A3.5.1.

Wohl wieder ein Teilfrankobrief (wo ist die Siegelseite?). Der Empfänger zahlte 10 Decimes (ca. 28 Kreuzer) über Kehl-Strasbourg. Kreuzer gab es im 19. Jahrhundert nicht in Frankreich.

Zum Brief A3.5.3.

Entweder franko Grenze zu Österreich (hinten notiert), oder portofrei bis zur Ö-Grenze, das kann ich ohne die Siegelseite zu sehen nicht sagen.
In Österreich ab der Grenze mit 14 Kreuzern Conventions Münze (14x CM) portopflichtig, zahlbar vom Empfänger bis 1/2 Münchener bzw. Wiener Loth = 8,75g).

Zum Brief A3.5.5.

Ja, Ca Dmi = Causa Domini = Sache des Landesherren = Portofreiheit, sog. "Franchise".

Zum Brief A3.5.6.

Leider kopfstehend - bitte Scan korrekt zeigen, danke!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Wolffi Am: 14.03.2022 16:52:08 Gelesen: 5814# 20 @  
@ bayern klassisch [#19]



Bis denne
Wolffi
 
bayern klassisch Am: 14.03.2022 17:05:34 Gelesen: 5808# 21 @  
@ Wolffi [#20]

Danke - der Brief lief nach Essing Landgericht Kelheim.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Postgeschichte München Am: 14.03.2022 17:30:50 Gelesen: 5803# 22 @  
@ bayern klassisch [#21]

Hallo Ralph,

besten Dank für Deine Richtigkeitsstellungen und Kommentare. Ich werde sie sehr gerne aufnehmen. Der Kopfsteherbrief wurde ja zwischenzeitlich schon gedreht (danke!). Anbei die für mich uninterpretierbare Rückseite von A3.5.3.

Liebe Grüße
Peter


 
Postgeschichte München Am: 14.03.2022 18:07:11 Gelesen: 5797# 23 @  
Hallo Ralph,

jetzt noch die Fehlenden Rückseiten von A3.5.1 und A3.5.3.

Liebe Grüße


 
bayern klassisch Am: 14.03.2022 22:29:19 Gelesen: 5776# 24 @  
@ Postgeschichte München [#22]

Hallo Peter,

da wurden 10x vom Absender bezahlt.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 14.03.2022 22:31:01 Gelesen: 5775# 25 @  
@ Postgeschichte München [#23]

A3.5.3. Da kann ich nur franz. Zahlen erkennen, die interner Natur sind und nicht postalischer Art. Vermutlich hat man den ganz unfrei abgschickt und der Empfänger zahlte halt 10 Decimes.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Postgeschichte München Am: 15.03.2022 22:45:10 Gelesen: 5738# 26 @  
Vielen Dank Ralph für Deine großartige Hilfe.

Meinst Du es könnte gelingen, dass das Thema weiter Interesse findet? Das nächste Kapitel wären die Postscheine und danach die Zeit bis zum Markenstart. Auch wieder Geschichte, Belege, Stempel, Postscheine. Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass die Texie der Taxis-Zeit von Interesse waren. Was meinst Du?

Liebe Grüße
Peter
 
filunski Am: 16.03.2022 00:09:07 Gelesen: 5728# 27 @  
@ Postgeschichte München [#26]

"Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass die Texte der Taxis-Zeit von Interesse waren."

Hallo Peter,

da ich die ganze Zeit (still) mitgelesen habe, gestatte ich mir eine Antwort dazu.

Das Thema ist natürlich von Interesse, aber so speziell, dass sich nur Ralph erschöpfend damit auskennt und wohl auch nur wenige über deine Aufstellung hinausgehende Belege so leicht verfügbar sind. Das mag sich ändern je weiter du in der Zeit fortschreitest.

Ganz wichtig für die Präsentation hier im Forum, wäre es, nicht die (manchmal auch unbedarften) Leser mit einer Informations- und Belegfülle zu "erschlagen". ;-) Wenn's zu lang wird gibt mancher Leser schon mal auf. Besser nach der Einführung/historischem Abriss immer nur einen, höchstens zwei Belege zeigen und erst mal etwaige Antworten auf Fragen abwarten. Weitere Belege dann auch nicht gleich in einem neuen Beitrag anfügen, sondern lieber einen Tag damit warten.

Bitte nicht als Negativkritik verstehen, ganz im Gegenteil, sondern nur als konstruktive Hinweise aus eigener Erfahrung im Forum hier.

Freue mich schon auf die nächsten Beiträge!

Viele Grüße,
auch Peter ;-)
 
Erdinger Am: 16.03.2022 10:02:49 Gelesen: 5702# 28 @  
@ Postgeschichte München [#26]

Hallo Peter,

ich lese nach Möglichkeit mit, möchte aber den Thread nicht mit Beiträgen unterbrechen.

Gelesen wird er, das sieht man ja an den Klickzahlen. Außerdem sollte man die Langzeitwirkung nie unterschätzen.

Thurn & Taxis in München ist ein Gebiet, das auf den ersten Blick gut erforscht ist (insbesondere die Standorte der Post in der Stadt). Philatelistisch gibt es aber noch einiges zu holen. Es handelt sich um ein Orchideenthema, schon aufgrund seines lokalen Bezugs, aber vor allem, weil Material teilweise knapp ist und die meisten Sammelnden entsprechende Belege mangels Unterlagen nicht beschreiben könnten, selbst wenn sie es wollten. Die FG Münchner Postgeschichte hat hier schon viel Vorarbeit geleistet.

Im nächsten Rundbrief der Arge Bayern (klassisch) erscheint eine offizielle Tariftabelle für München (und fünf andere Städte) von 1784.

Ich freue mich schon auf deine Postscheine.

Viele Grüße
Dietmar
 
bayern klassisch Am: 16.03.2022 11:14:49 Gelesen: 5695# 29 @  
@ Postgeschichte München [#26]

Hallo Peter,

da schließe ich mich dem Sternchenträger Peter gerne an - ich hatte es schon angedeutet, dass 2-3 Briefe allemal reichen, wenn dazu etwas zu sagen ist. Die Bearbeitung ist für mich schon etwas mühevoll, weil ich für jeden zu beschreibenden Brief jedesmal hoch- und herunterscrollen muss, dann etwas schreiben, wieder scrollen usw..

Auch die Intervalle (m. E. gerne alle 2 Tage etwas zeigen) halte ich für sinnvoll - nicht immer hat jeder sofort Zeit, oder nimmt sie sich. Auch ich bin kein Philaprofi, der Morgens loslegt und Abends nach Hause geht, da es noch ein Leben neben der Philatelie und des Forums gibt.

Ansonsten schließe ich mich meinen prominenten Vorschreibern an: Immer zeigen, was man hat, immer beschreiben, was man weiß (oder zu wissen glaubt) und die Langzeitwirkung kann eine ganz andere sein, als die nach nur ein paar Tage.

Memento: Das Internet vergißt nichts, im guten, wie im schlechten Sinne.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Postgeschichte München Am: 16.03.2022 23:33:23 Gelesen: 5666# 30 @  
Hallo Peter, Dietmar und Ralph,

Eure Zeilen machen mir Mut. Ich werde Euern Rat zu befolgen versuchen und ausdrücken, was ich weiß, obwohl ich weiß, dass ich wenig bis nichts weiß.

Liebe Grüße
Peter
 
bayern klassisch Am: 17.03.2022 00:02:47 Gelesen: 5661# 31 @  
@ Postgeschichte München [#30]

Hallo Peter II,

mit "wenig bis nichts" bist du in bester Gesellschaft. Nur der, der glaubt alles zu wissen, weiß in Wirklichkeit oft gar nichts.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Postgeschichte München Am: 17.03.2022 00:20:14 Gelesen: 5659# 32 @  
Postgeschichte München Taxis´sche Zeit

Text: A5. Postscheine

Postscheine gehören zu den ältesten philetalistischen Belegen. Sie sind postalische Bescheinigungen als Quittung für bezahlte Gebühren oder zugesicherte postalische Leistungen:

• Als Aufgabebescheinigung für eingelieferte Sendungen
• Als Abhol-/ Ausgabebescheinigung für bei der Post gelagerte Sendungen und
• Als Lieferscheine für Sendungen.

Daneben unterscheiden sie sich nach ihrem Bestimmungszweck für:

• Die Briefpost,
• Die Güter-Fahrpost,
• Die Personen- Fahrpost ,
• Die Zeitungspost
• Besondere Leistungen wie Einschreiben oder Express.

Zur Begrenzung der Haftung besitzen die Postscheine immer eine auf dem Schein angegebene Gültigkeitsdauer. Auf sie wird auf der Scheinvorder- oder auf der Scheinrückseite verwiesen. Handelte es sich um eine qualifizierte, eine besondere Sendung in Form von Einschreiben oder Wertsendung bedeutete dies, dass zwischen Absender und der Post ein privatrechtlicher Vertrag geschlossen wurde. Die Post veränderte das Haftungsrecht hieraus durch spezielle, vom allgemeinen Haftungsrecht divergierende Bestimmungen.

Der Tarif, die Gebühr, für einen Postschein und zwar für alle Scheine einschließlich Fahrpost betrug vom 17.Juli 1807 an 4 Kreuzer (kr). Erst am 1. Juli 1850 stieg die Gebühr auf 6 kr und an 1.Januar 1868 auf 7 kr. Der Gebührentarif von 1843 sah eine entfernungsabhängige Scheingebühr vor. Als Besonderheit wurde die Gebühr für Fahrpostscheine am 1. Juli wegen der Bahnkonkurrenz auf 3 kr gesenkt. it Wirkung vom 1. Januar 1842 fiel sie ganz weg.

Die bare Verrechnung der Scheingebühr erfolgte unabhängig vom Beförderungsentgelt. Sie stellte ein staatlich genehmigtes Nebeneinkommen für Postmitarbeiter dar. Diese Regelung wurde von der königliche bayrischen Post vom Vorgänger, der Kaiserlichen Taxiss´schen Post übernommen und endete für Beamte erst im Jahr 1892, für Expeditoren mit Dienstvertrag schon 4 Jahre früher. Auch die Scheingebühr der Fahrpost wurde von den ausstellenden Postlern vereinnahmt, die allerdings die Scheinformulare auf eigene Rechnung selbst zu beschaffen hatten.

Nach der o.g. Verordnung von 1807 mussten selbst portobefreite Personen die Scheingebühr entrichten. Nur königliche Stellen und Behörden in Dienstangelegenheiten waren davon ausgenommen. Seit 1862 zahlten auch Notare keine Scheingebühr mehr. Wenn in der Vormarkenzeit und noch kurze Teit später das Feld „franco“ auf dem Schein durchgestrichen war, bedeutete dies, dass der Absender die Scheingebühr, nicht aber die eigentliche Beförderungsgebühr für die Sendung beglichen hatte. Die zu bezahlen war dann Aufgabe des Sendungsempfängers. Nach dem 1. Juli 1850 mussten alle eingeschrieben Briefe frankiert werden. Von jeglicher Einschreib- und Scheingebühr befreit waren Rechtsanwälte, wenn sie Sendungen in Armenangelegenheiten aufgaben.
Bis ca. 1870 wurden querformatige Postscheine verwendet, danach einheitlich Postscheine im Hochformat.

Zu allererst gab es handschriftliche Postscheine. Ein Beispiel:



A 5.1 Quittung des „Kays. Reichs Ober Post=/ambt München“ über 12/ 18 Gulden (fl) und 15 kr Gesamtgebühr vom 12. April 1754.

Kopie aus „Die Postscheine von München“ G. Weileder in Rundbrief 15 vom Juni 2ß18 der Forschungsgemeinschaft Münchner Postgeschichte e. V.



A 5.2.1 Kopie eines Aufgabescheins vom 19. Aug. 1782 des Kayserl. Reichs=Ober=Postamts fahrende Expedition für ein Paquet mit 125 fl nach Salzburg. Porto 24 X (fl ?)



A5.2.2 Kopie eines Aufgabescheins und Empfangsbestätigung für ein Schreib(e)n vom 15. Okt. 1796

Kaiserl. Reichsoberpostamt (Quelle für die Kopien der Postscheine ist s. A 4.1)



A 5.2.3 Schreiben am Baron de Keitberg vom 25. Marts 1801
 
filunski Am: 17.03.2022 00:30:54 Gelesen: 5656# 33 @  
@ Postgeschichte München [#30]

Hallo Peter und alle T&T/Bayern Spezialisten,

gerade heute Nachmittag beim Aufräumen entdeckt. Ein Beleg der noch hierher passt, zu dem ich aber wenig aussagen kann (ist nicht so mein Thema, aber vielleicht ist er ja hier interessant):



Faltbrief von München nach Plattling an den Königl. Bayerischen Markt Magistrat. Aufgabe-/Tagesstempel R4 MÜNCHEN, handschriftl. vermerkt Porto bezahlt 24 Kreuzer (?) und links oben ein roter Vermerk. Jahr leider nicht festzustellen da der Inhalt nicht mehr vorhanden ist.

Rückseitig gesiegelt:



Ich lese oben im Siegel avon iustum est, eventuell eine Justizbehörde?

Viele Grüße,
Peter

Kam jetzt leider ein wenig zu spät, sollte noch vor den Postscheinen erscheinen, aber der "andere" Peter war schneller ;-)
 
Postgeschichte München Am: 17.03.2022 02:02:08 Gelesen: 5651# 34 @  
Hallo Peter,

der Brief passt zu meiner Nr. A3.5. Die Briefe dort tragen Daten zwischen 1804 und 1806. Zum Siegel kann ich nichts sagen.

Liebe Grüße
Peter
 
bayern klassisch Am: 17.03.2022 11:22:52 Gelesen: 5629# 35 @  
@ Postgeschichte München [#32]

Hallo Peter II,

zu A5.2.1. Das Franko betrug 24 X = Kreuzer. Waren Gebühren so hoch, dass sie 60 Kreuzer = 1 Gulden, erreichten, oder gar überstiegen, wurden die Gulden zuerst, dann die Kreuzer, bei der Fahrpost dann u.U. Pfennige und Heller genannt.

Also waren 1f 20x 2d 1H = 1 Florin/Gulden 20 Kreuzer 2 Pfennge und 1 Heller.

Du schreibst, dass 1843 die Recogebühr entfernungsabhängig war - das stimmt nicht.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 17.03.2022 11:26:02 Gelesen: 5628# 36 @  
@ filunski [#33]

Lieber Peter,

dein feiner Brief ging nach Plat(t)ling und kostete dort den Empfänger 24 Kreuzer - das war teuer, also war der Brief ziemlich schwer. Unten lese ich: Bost porto zalt mit 24 X (also: Postporto mit 24 Kreuzern bezahlt bei der Abgabe).

Das war wichtig, weil der Brief an eine bayerische Dienststelle ging, die eigentlich keine mit Porto belasteten Briefe annahm. Aber hier hat diese Behörde in Plattling wohl etwas benötigt, was ihr von München aus zugesandt wurde. München war hier Ober- bzw. Mittelbehörde und Plattling Unterbehörde und nur Ober durfte Unter mit Porto belastete Briefe zuschicken.

Liebe Grüsse und danke fürs Zeigen,
Ralph
 
wuerttemberger Am: 17.03.2022 14:22:25 Gelesen: 5611# 37 @  
@ Postgeschichte München [#32]

A 5.2.3 Schreiben am Baron de Keitberg vom 25. Marts 1801

Ich lese Baron de Rechberg [1]. Die Grafen von Rechberg waren oft im bayerischen Staatsdienst beschäftigt.

Gruß
wuerttemberger

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Rechberg_(Adelsgeschlecht)#Bekannte_Familienmitglieder_(Auszug)
 
Postgeschichte München Am: 17.03.2022 16:30:28 Gelesen: 5594# 38 @  
Danke wuerttemberger. Du hast recht.

Gruß
Peter
 
Postgeschichte München Am: 17.03.2022 16:36:11 Gelesen: 5589# 39 @  
@ bayern klassisch [#35]

Danke Ralph. Entfernungsabhängigkeit wird korrigiert.

Liebe Grüße
Peter II
 
Postgeschichte München Am: 18.03.2022 17:18:20 Gelesen: 5559# 40 @  
@ Postgeschichte München [#32]

Fortsetzung Beispielpostscheine von München:

Beispiele für Postscheine zur Güterbeförderung:



A 5.3.1 Postschein zur Beförderung eines Umschlags mit 250 fl an den Baron von Rechberg vom Kaus. Reichs Oberpostamts fahrende Expedition vom 26. November 1799



A 5. 3.2 Nochmal 50 fl an den Baron von Rechberg am 17. Oktober 1800
Hier fährt wieder (noch) die Expedition!



A 5.3.3 Ein Payment auf Gulden an H Meinbrand in Eßligen durch das Kaiserl. Reichs=Oberpostamts=Expedition fahrender Post. vom 28. Januar 1802



A 5.3.4 Kopie eines Einlieferungsscheins für ein Paquet mit Schriften vom 24. Februar 1805 mit der wiederum geänderten Unterschrift „Kaiserl.Reichs=Haupt=Postwagens=Expedition“

Fortsetzung folgt.
 
bayern klassisch Am: 18.03.2022 17:56:29 Gelesen: 5552# 41 @  
@ Postgeschichte München [#40]

Hallo Peter II,

A5.3.1 ging an Rechberg in Donzdorf.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Postgeschichte München Am: 19.03.2022 23:16:48 Gelesen: 5523# 42 @  
Wieder danke an Ralph.

LG
Peter II
 
Erdinger Am: 20.03.2022 10:43:51 Gelesen: 5502# 43 @  
@ Postgeschichte München [#40]

Hallo Peter,

A 5.3.1/5.3.2: Ich lese »Verschlag« (= kleine Kiste als Verpackung). In der Regel wurde gemünztes Geld verschickt.
A 5.3.3: »Paquet« statt »Payment«.

Schon erstaunlich, wie fahrig die Postler damals geschrieben haben, schließlich ging es ja um postrechtlich relevante Details. Aber gerade bei der Fahrpost war der Arbeitsdruck enorm hoch. Die Beschäftigung mit Postscheinen ist deshalb auch ein spannendes Gebiet.

Gleichzeitig wird deutlich, wie sehr man beim Sammeln darauf angewiesen ist, dass einzelne Archive mit Korrespondenzen aufgelöst werden und auf den Markt kommen. Ohne das Rechberg-Material könnte man selbst aus einer Stadt wie München von dieser turbulenten Zeit (napoleonische Kriege) nicht so viel zeigen.
 
Postgeschichte München Am: 20.03.2022 15:19:43 Gelesen: 5490# 44 @  
Danke Erdinger. Mit Hilfe gelingt es, die relevanten Textteile zu entschlüsseln und die Darstellungen zu verbessern. Du hast recht, die Postler damals waren wohl alle Schriftexperten, damit das passierte, was die "Kunden" in Auftrag gegeben hatten.

LG
Peter II
 
Postgeschichte München Am: 21.03.2022 14:31:16 Gelesen: 5468# 45 @  
@ Postgeschichte München [#40]

Fortsetzung Postscheine München:

Beispiel für Postscheine als Abholscheine von Gütern:



A 5.4 Abholschein für ein auf dem „Churfürstl. Haupt=Mauth=Amt“ lagerndes Paquet von 1778, ausgestellt vom „Kaiserl. Reichs= Ober Post=amt fahrene Expedition

Beispiel eines Postscheins der Estaffetenbefördeung:



A 5.4.1 Postschein vom Kaiserl. Reichs=Oberpostamt hieselbst im Hochformat für eine Estafette nach Ulm über 14 fl mit Scheingebühr 14 kr vom 31, September 1798



A 5.4.2 Estafetten-Begleitschein vom 26. Augs 1796 , ausgestellt vom Amtsinhaber des Postamtes Jakob Freiherr von Schneid, der sich als Dienstwilliger Diener bezeichnet. G. Weileder vermutet, dass „PP“ „praemissis Praemittendis“ heißt für „ der gebührende Titel sei vorausgeschickt“.

Fortsetzung folgt.
 
bayern klassisch Am: 21.03.2022 15:15:28 Gelesen: 5465# 46 @  
@ Postgeschichte München [#45]

Hallo Peter II,

A5.4 verstehe ich nicht - ist der Schein hier nicht zu sehen? Einen Abholschein kann ich nicht erkennen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Postgeschichte München Am: 21.03.2022 20:41:09 Gelesen: 5441# 47 @  
@ bayern klassisch [#46]

Da ist mir ein unerklärlicher "falscher Fehler" uterlaufen. der richtige Schein A5.4 kommt jetzt:



A 5.4 Abholschein für ein auf dem „Churfürstl. Haupt=Mauth=Amt“ lagerndes Paquet von 1778, ausgestellt vom „Kaiserl. Reichs= Ober Post=amt fahrene Expedition

LG
Peter II
 
bayern klassisch Am: 21.03.2022 22:07:40 Gelesen: 5432# 48 @  
@ Postgeschichte München [#47]

Hallo Peter II,

danke - ein schöner und seltener Schein, wie auch die beiden Estafettenbelege recht selten sind, weil Estafetten abzuschicken sehr, sehr teuer war - oft einen Monatslohn teuer, manchmal 10 Monatslöhne.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Postgeschichte München Am: 24.03.2022 17:14:47 Gelesen: 5398# 49 @  
@ bayern klassisch [#48]

Nun die letzte Fortsetzung der Postscheine aus der A-Zeit der kaiserlichen taxis´schen Zeit:

Beispiel für einen Postschein der Zeitungspost:



A 5.4.3 Der Quittungszettel für den außerordentlich hohen Betrag von 15 fl und 23 kr des „Kais. Reichs=Oberpostzeitungs= Expeditionsamt allda“ vom 30. April 1805 wurde umgewidmet zum Estafetten-Postschein

Beispiel für einen Postschein für besondere Leistungen, hier „Einschreiben“:



A 5.5. Recommandierter Btief ( Einschreiben) als Beispiel einer besonderen Leistung vom 5. März 1805

Dann kommt die Zeit der Bayrischen Staatspost, Anfangsbuchstabe B. Die Ausarbeitung beginnt wieder mit einem Geschichtsteil, mit Daten, danach Belege und Stempel und Postscheinen, wie im 1. Teit, dem Teil mit A. Sind Geschichte und Daten interessant, dann bringe ich sie. Ich bitte um Äußerung.

Liebe Grüße
Peter II
 
bayern klassisch Am: 24.03.2022 17:22:54 Gelesen: 5394# 50 @  
@ Postgeschichte München [#49]

Hallo Peter II,

zu A5.4.3.

Der Schein hatte mit Zeitungen nichts zu tun.

"Titl. Excellenz B(aron) v(on) Rechberg wird gebetten für nachgehend abgeschickte Estaffet die Gebühr entrichten zu lassen.

Abg(egangen) den 9. Novembris 1 Uhr an Herrn von Rechberg in Regensburg 15 florin (Gulden) 23 Kreuzer.

Kaiserliches Reichs Oberpost - Estafetten - Expeditionsamt allda.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Postgeschichte München Am: 26.03.2022 18:27:54 Gelesen: 5368# 51 @  
Wieder danke Ralph. Ich habe korrigiert und in die Ausarbeirung aufgenommen:



A 5.5 Post-Teitungsschein des „Kaiserl. Reichs=Ober=Post=Zeitungs=Expeditionsamt München „vom 1. Dezbris 1796 über den halbjährlichen Bezug einer Zeitung mit Unterschrift des Zustellers über den Empfang der entrichteten Gebühr von 1 fl. 14 kr." Kopie aus "Die Postscheine von München" von G. Weileder, Forschungsgemeinschaft Münchener Postgeschichte e. V. Rundbrief 15, Juni 2018.

Liebe Grüße
Peter II
 
bayern klassisch Am: 26.03.2022 19:26:38 Gelesen: 5360# 52 @  
@ Postgeschichte München [#51]

Hallo Pietro secondo,

oben lese ich: Monsieru L´Abbé Seidl, also an Herrn Pater Seidel. Den Namen der Zeitung kann ich leider nicht lesen: Möyl... v(on) ?

Unter dem Betrag (Zeitungskosten waren stets im voraus zu zahlen!) lese ich: Empfangen Kömmsterl. Der Name ist aber nicht sicher lesbar.

Auch wenn es heißt: Der Schein trügt - dieser Schein ist echt und trügt nicht. :-)

Jetzt noch "Teichs" durch "Reichs" ersetzen, sonst werden die Koi noch ganz wuschig. :-)

Liebe Grüsse,
Ralph

[Rechtschreibung "Teichs" redaktionell korrigiert]
 
Postgeschichte München Am: 26.03.2022 19:39:05 Gelesen: 5357# 53 @  
Merci bien, Monsieur Ralph, tout sera manié!

Cordialement
Peter II
 
Postgeschichte München Am: 28.03.2022 01:41:48 Gelesen: 5331# 54 @  
@ bayern klassisch [#52]

Hallo Ralph,

ich habe anfangs die Überschriften nicht komplett übermittelt. Sie lauten:

A Kaiserliche, Taxis`sche Reichspost mit bayrischem Zwischenspiel
A1 Geschichte
A1.1 Von 1664 bis 1701. Der Start der Post
A1.2 Die Zwischenspielzeit von 1701 bis 1705 als bayerische Post
A1.3 Kaiserliche, Taxis`sche Reichspost. Die Zeit von 1705 bis 1806.
A2 Daten
A3 Belege und
A4 Stempel

Danach kommt

B Bayrische Staatspost
B1 Geschichte
B1.1 Vormarkenzeit
B1.2 Kreuzerzeit
B1.3 Mark und Pfennig im Königreich
B2 Daten

Im Text der Geschichte von A wurde das Zwischenspiel behandelt. Die Politik ist das Eine, andererseits wurden die Stempel einfach weiterverwendet. Bis zur Markenzeit war die Entwicklung und damit die Unterschiedlichkeit von Stempeln noch groß. Außerdem gab es bis zur Markenzeit eigentlich nur die Residenz- und ein bisschen schon die Bahnpost, d.h. nur wenige Postexpeditionen. Das hat zur Folge, dass alle Stempel darstellbar sind. Aber den Stempeln war das Ende der Kreuzerzeit gleichgültig, sie wurden einfach weiterverwendet. Die anfängliche geplante Dreiteilung der Bayrischen Staatspost in Vormarkenzeit, Kreuzerzeit ind Pfennigzeit werde ich aufgeben und nur zwei Teile behandeln. Im übrigen wollte ich Dich nicht vereinnahmen, aber Dein Rat war mir wertvoll.

"Wenn einer, der mit Mühe kaum, gekrochen ist auf einen Baum,
schon glaubt, dass er ein Vogel wär. Dann irrt sich der."
(Wilhelm Busch)

Liebe Grüße
Peter II
 
bayern klassisch Am: 28.03.2022 11:17:52 Gelesen: 5312# 55 @  
@ Postgeschichte München [#54]

Hallo Peter II,

das klingt doch plausibel - mache es, wie du es magst; ich werde helfen, wo ich kann und andere sicher auch, das gehört sich so hier. Freue mich jedesmal über deine Stücke und meinen Wissenserwerb durch deine Kommentare.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Postgeschichte München Am: 28.03.2022 12:33:31 Gelesen: 5305# 56 @  
Hallo Ralph,

so werde ich jetzt mit der Geschichte der Vormarkenzeit beginnen:

Ba Die „Vormarkenzeit“ von 1808 bis 1848

Als das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“ untergegangen und nach der Niederlage von Österreich/Russland in der Schlacht von Austerlitz nach dem Pressburger Friedensvertrag Bayern Königreich geworden war, gab es in Bayern keinen Raum mehr für eine kaiserliche Reichspost. Durch Vereinbarung vom 14. 2. 1806 übertrug Bayern die Posten in Altbayern und in den durch den o.g. Friedensvertrag zugeteilten neuen Gebieten, Tirol und Vorarlberg, dem Fürsten von Thurn und Taxis als Thronlehen gegen Zahlung von jährlich 15 000 Gulden. Aber schon nach 2 Jahren wurde von Taxis zum Verzicht gezwungen und am 1. März 1808 ging das Postwesen in Bayern von von Taxis auf den bayerischen Staat über. Sämtliche Postbeamte und Postbedienstete wurden in den königlichen Dienst übernommen. Am Oberpostamtsgebäude am Rindermarkt und am Poststallgebäude in der Fürstenfeldergasse wurden die Reichswappen durch die königlich bayerischen Wappen ersetzt. Dem Oberpostmeister Freiherr von Pfetten wurde eröffnet, dass er künftig den Weisungen des neu als Post-Kommissär eingesetzten königlich bayerischen General-Post-Direktionsrates Joseph von Elbling zu folgen hätte. Diesem war der Auftrag erteilt worden, die Überleitung der Dienstgeschäfte zu organisieren. Bis August 1808 blieb die taxissche Generaldirektion noch bestehen. Danach übernahm die in München eingerichtete Generaldirektion der Kgl. Posten die Geschäfte.

München hatte zu dieser Zeit bereits über 40 000 Einwohner. Das Posthaus am Rindermarkt war viel zu klein. Insbesondere die neu geschaffene Generalpostdirektion, die im Jahr 1817 die Bezeichnung „Generaladministration der königlichen Posten“ erhielt, erforderte eine große Anzahl neuer Diensträume. Sie bildete anfangs eine Sektion des Staatsministeriums der Finanzen und später des Staatsministeriums des Königlichen Hauses und des Äußeren. Ihre Personalausstattung vergrößerte sich rasch und bestand schon bald aus einem Vorstand im Ministerialratsrang, der die Bezeichnung General-Postdirektor und von 1817 an General-Postadministrator der königlich bayerischen Posten führte, 2 Oberposträte, einem Assessor im Postmeisterrang, einem Sekretär, einem Registrator, 5 Revisoren 2 Kanzlisten und weiterem Aushilfe- und Dienerpersonal. Im Staatsministerium der Finanzen wurde ein „Oberinspektor der Posten“ im Rang eines Oberpostrates als Referent für Postangelegenheiten eingerichtet.

Das Oberpostamt wurde mit einem Oberpostmeister im Oberpostratsrang, einem Oberpostamtskassier, den erforderlichen Offizialen, Gehilfen, Post- und Eilwagenkondukteuren und einem Hausmeister besetzt.

Nun war der Erwerb eines für Zweck und Ansehen der königlichen Postanstalt geeigneten Gebäudes sehr vordringlich. Als geeignet erschien das Palais des Grafen Paumgarten-Frauenstein in der äußeren Schwabingergasse. Dies ist die heutige Theatinerstraße Nr. 8 mit der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung. Das Anwesen beinhaltete mehrere Gebäude. Das an der Schwabingergasse gelegene Hauptgebäude besaß ein Erd- und 2 Obergeschosse mit jeweils 7 Fenstern zur Straßenseite. Die rückwärtigen Gebäude besaßen neben dem Erdgeschoss nur je ein Obergeschoss. Es gab mehrere Höfe. In einem Gutachten belegte der königliche Baudirektor Schedel die Eignung des Anwesens. „Ich habe das Paumgartensche Haus in Augenschein genommen und gefunden, dass die dermalige Thorweite 8 Schuhe 2 Zoll und die Höhe 12 Schuhe 8 Zoll einnimmt. Erforderlichenfalls könnte die Weite auf 11 Schuhe und die Höhe auf 14 Schuhe erweitert werden. Dieses Haus ist zu ebener Erde durchaus gewölbt und hat einen geräumigen Hof, so dass ein Postwagen umwenden könnte…Dem Vernehmen nach soll dieses Haus um etwa 40 000 fl feil seyn, welchen Preis ich gar nicht übertrieben finde, teils wegen der vorteilhaften Lage, auch in der Rücksicht, dass es schon vor 5 Jahren zu 32 000 fl in Schätzung gekommen ist.“

Gekauft wurde es am 23.3.1809 für 44 550 fl, woraus man sehen kann, dass sich auch damals schon die Immobilienpreise rasch entwickelten. Ein Schuh, gleichbedeutend mit der Maßeinheit Fuß, umfasste damals 29,186 cm. 12 Zoll ergaben einen Schuh. Damit war das Tor zum Paumgartenschen Anwesen 2,38 m breit und 3,70 hoch. Nach einem 2 Jahre dauernden Umbau für weitere 39 749 fl fand 1811 der Einzug statt. Damit wurde die Post in München erstmals in einem posteigenen Gebäude untergebracht.


Im Erdgeschoss befanden sich die Expeditionsräume der Brief- und der fahrenden Posten. Ein Obergeschoss stand für die Amtsräume der Generalpostdirektion und die Amtswohnung des Generalpostdirektors, des Freiherrn von Drechsel zur Verfügung. Im 2. Obergeschoss waren die Amtsräume des Oberpostamtes und die Amtswohnung des Oberpostmeisters, des Freiherrn von Pfetten, untergebracht.
Die Aufsicht über Gebäude und seinen baulichen Unterhalt wurde zunächst dem Oberbau-Kommisariat des Staatsministeriums des Inneren und der Kreisbauinspektion übertragen. Später fand die technische Beurteilung und Erledigung aller bei den Postanstalten vorkommenden Baugegenstände im Zentral-Bau-Bureau des Staatsministeriums der Finanzen und bei den Landesbauinspektionen statt. Aus dem Zentral-Bau-Bureau, ist die heute noch bestehende Oberste Baubehörde hervor gegangen.



Bis zum Jahr 1810 wurden zu den bestehenden Postwagenfahrten neu die Kurse nach Nürnberg und Innsbruck eingerichtet.

Nach dem Tod des Oberpostmeisters von Pfetten im Jahr 1816 übernahm zunächst Freiherr (später Graf ) von Drechsel auch die Stelle des Oberpostmeisters. Aufgrund seiner Ernennung zum Regierungspräsidenten in Ansbach anno 1817 folgten Sebastian Philipp von Schönhammer als General-Post-Administrator und Karl Schedel als Oberpostmeister nach. Beide bewohnten die Amtswohnungen im Postgebäude.

In der taxis´schen Zeit war bei den Fahrposten die Personenbeförderung mit dem Frachtguttransport noch vereinigt. Die dadurch begründete Verlangsamung des Reiseverkehrs führte zur Abwanderung der Passagiere zum privaten Fuhrgewerbe. Die bayerische Postverwaltung wirkte dieser Entwicklung durch die Einrichtung von Eilwagenfahrten mit Erfolg entgegen. Die 1. Eilwagenfahrverbindung startete am 21. 5. 1825 von München nach Bad Kreuth wöchentlich 3x während der Badesaison. Ab 1. Januar 1827 befuhr ein Eilwagen die Strecke München-Stuttgart. Ab 1851 wurden die Eilwagen allmählich von Pferdepostomnibuslinien abgelöst.

Schon bald waren die Räumlichkeiten wieder zu eng. Der amtliche Schriftverkehr insbesondere aber die starke Aufgabe von Regierungs-, landwirtschaftlichen und gewerblichen Blättern nahm so zu, dass der Schalterdienst die ununterbrochene Tätigkeit eines Beamten in Anspruch nahm. Zweimal täglich benötigte dieser sogar noch eine Aushilfskraft. 6 Briefträger waren ununterbrochen ganztags beschäftigt.. Die Zahl der Zeitungen wuchs mit jedem Jahr und machte die Arbeit der Zeitungsexpedition immer umfangreicher. Zwischenzeitlich waren der Extrapostdienst und die Postwagenanstalt neu geordnet, die Personenbeförderung vom Frachtstücktransport endgültig getrennt und eigene Postwagenfahrten eingerichtet worden. Dennoch musste die bayerische Regierung die Erweiterung des Postgebäudes ins Auge fassen. Dazu bot sich anno 1817 die Gelegenheit, als der Schneidermeister Joseph Huisel sich bereit erklärte einen Teil seines an das Postgebäude angrenzenden Anwesens, ein Gebäude mit 3690 Quadratschuh ( ca.315 m2 ) mit Wagenremise , einer großen Holzlege , eigener Durchfahrt und einer „hübsch wohl erhaltenen“ Wohnung zu verkaufen. Der Kaufpreis sollte 16 000 fl betragen. In einem Gutachten zur Situation stellt der königliche Zentral-Baumeister Bertsch fest:“ Der Dachboden (des Postgebäudes), auf welchem sich wegen des zu kleinen Posthofes und der Wagenremisen, dann wegen des zu beschränkten Revisions-Lokales Wägen, Schlitten und auch selbst Papier von allen Gattungen untergebracht werden müssen, gleicht eher einer Wagenschupfe und einem Papiermagazin, als besagter Boden, der doch eigentlich polizeiverordnungsgemäß ganz frei sein sollte. Diese Lasten haben dem Gebäude schon bedeutende Gebrechen zugefügt…. und es ist zu befürchten, dass das Gebäude noch eine totale Destruktion erleiden wird und dass ferner durch die feuergefährlichen Kamine, als auch durch möglich unvorsichtigen Gebrauch des Lichtes, welches zur Aussuchung mancher Aktenstücke unvermeidlich nötig ist, sodann nicht nur allein das Postgebäude selbst, sondern auch die ganze Nachbarschaft ein Raub der Flammen werden könnte.“ Woran man erkennen kann, dass auch schon damals der Brandschutz eine große Rolle spielte. Der Ankauf des Anwesens zögerte sich 6 Jahre hinaus. Erst als die Gefahr bestand, dass die Museumsgesellschaft der königlichen General-Postadministration zuvorkommen könnte und das Huisel´sche Anwesen ankaufen könnte, entschloss sich die bayerische Regierung zum Kauf. Wegen zu niedriger Raumhöhen und ungünstiger Raumaufteilung entschloss man sich zum Abriss und Neuaufbau. Zum Kaufpreis von 11 083 fl kamen bis 1825 weitere 96 708 fl einschließlich eines „Zisternbrunnens“ im Wert von 479 fl hinzu, weil die bereits vorhandenen 2 „Rohrbrunnen“ schon „für den gewöhnlichen Bedarf zu wenig Wasser lieferten.“

Im Jahr 1827 legte der General-Post-Administrator von Schönhammer dem Oberpostamt eine Entschließung vor: „ Nach allgemeiner Beobachtung hat die Residenzstadt München an Bevölkerung und Umfang so zugenommen und einem Teil der Einwohner ist es beschwerlich, die Briefe bei der sehr entfernten Oberpostamtsexpedition aufzugeben. Für das Publikum wäre es demnach eine sehr wohltätige Einrichtung, wenn in einem entfernten Stadtdistrikte eine Briefsammlung errichtet würde, wo Briefe nach dem In- und Ausland, frankierte, unfrankierte und rekommandierte aufgegeben werden könnten. Mit großen Kosten für das Postärar dürfte eine solche Einrichtung nicht verbunden sein, daher dem Briefsammler auf keinen Fall ein Portoanteil zugestanden werden könnte. Wahrscheinlich würde das Publikum, welches die Wohltat genießen würde, die Briefe in der Nähe aufgeben zu können, gerne für den Brief einen Kreuzer über das gewöhnliche Porto und ebenso für den rekommandierten Brief 6 Kreuzer zu zahlen. Vielleicht könnte man einem Quieszenten ( Rentner waren schon immer gut zu gebrauchen!) gegen eine mäßige Zulage die Briefsammlung übertragen.“
Das Oberpostamt hielt es jedoch nicht für notwendig, eigene Briefsammlungen in den Stadtteilen zu errichten. Bereits 1824 hatte der Oberpostmeister Schedel notiert: „ Nach der neuesten Zählung (1824) sind in der inneren Stadt nicht mehr als 40 547 Seelen und in den Vorstädten 17 076, daher in allem 57 623 Seelen ohne das Militär. München ist keine Handelsstadt und auch die Gewerbstätigkeit ist nur gering. Die Erfahrungen bei der Briefsammlung der Vorstadt Au, wo außer der amtlichen Correspondenz nur wenige Privatbriefe aufgegeben wurden, sind nicht günstig.“ Man beschloss daher zu warten, bis das Bedürfnis nach einem Filialpostbureaus stärker ausgeprägt auftreten würde.

Die Au, die zwar jünger ist als andere Dörfer der Umgebung, entwickelte sich besonders schnell und überflügelte die anderen Dörfer. Im Jahr 1808 wurde die Au zur Munizipalgemeinde erhoben, erhielt ein eigenes Wappen und war somit der 1. Vorort Münchens in dem sich auch eine besondere Dienststelle der Post entwickelte.. Von 1817 bis 1825 wird in alten Akten ein Briefsammler Namens Joseph Nussbaum erwähnt. Von 1826 an führt er die Amtsbezeichnung Postexpeditor. Es wird deshalb angenommen, dass zur gleichen Zeit in der Au eine Postexpedition eingerichtet wurde. Joseph Nussbaum starb 1829 und sein Nachfolger als Postexpeditor Isidor Müller, anno 1854. Die von der Post genutzten Räume befanden sich im Haus Lilienstr. 5 gegenüber dem Volkstheater..

Anno 1827 bietet der Herausgeber des „Volksfreundes“, der Kunsthändler Mühlberger, jedermann an, Briefe, kleine Pakete und Notizen aus dem Geschäftsleben zu sammeln und durch die Person, die den Volksfreund austrägt, besorgen zu lassen. Dem Angebot stand die Bezeichnung Stadtpost voran, die das Oberpostamt „anmaßend, ungeeignet und unbefugt“ nannte.. Die Generalpostadministration hatte im Grundsatz dagegen keine Bedenken, schrieb aber, dass „ dem Herausgeber des Volksfreundes durch die königliche Polizeidirektion eröffnet werden sollte, dass er die Einrichtung nicht eine Stadtpost nennen darf“.

Ím Oberpostamt folgte auf Schönhammer im Jahr 1829 Philipp Ferdinand Ritter von Lippe als General-Administrator der königlichen Posten. Er hatte auch die Stelle des Oberpostinspektors im Staatsministerium der Finanzen inne, die er auch nach seiner Ernennung behielt. Als Vergütung bezog er 2 000 fl Standesgehalt, 800 fl Dienstgeld und 3 Schäffel Weizen, 7 Schäffel Roggen und 24 Schäffel Haber. Er bezog nicht die Dienstwohnung im Amtsgebäude, sondern blieb in seiner bisherigen Wohnung in der Briennerstr. 46/2. Als Nachfolger von Schedel als Oberpostmeister bezog Fr. Joseph von Pidoll zu Quintenbach anno 1832 jedoch die Dienstwohnung im Postgebäude.



Der zunehmende Verkehr machte die Verhältnisse im Postgebäude immer unerträglicher. Das Gebäude hatte nur eine Ein- und Ausfahrt, in der sich auch noch der einzige Schalter zur Briefaufgabe befand. So erschien am 25. Januar 1834 in der Bayerischen Landbötin folgender Artikel: „ Auf dem Oberpostamt dieser dritten Stadt Deutschlands ist man bei Abgabe eines Briefes immer in Todesgefahr. Das Schalterlein, das sich für 80 000 Menschen öffnet, befindet sich im Thorweg (wohlgemerkt, dem einzigen Eingang in das Postgebäude). Sind nun einige Leute da versammelt, Briefe abgebend oder empfangend, so rasselt ein Postwagen durchs Thor; wer nicht will gerädert werden, muß auf die Gasse laufen. Welch ein Greuel! Kommt allerdings kein Wagen, so bin ich deswegen noch nicht geborgen. Um die Abgabe nicht zu versäumen bin ich schnell gewesen und hab mich erhitzt. Ich muß unter dem offenen Thorweg in dem ungestümen Windzug eine Zeitlang auf die Expedition warten und werde dadurch in eine Lage versetzt, die schon mancher wird verwünscht haben. Also noch nicht einmal eine Vorhalle ist vorhanden, wie dies in Provinzstädten der Fall ist. Von herrlichen Postgebäuden auswärtiger Residenzen ist ohnedies nicht die Rede. Die Post- und Eilwägen werden, weil es überall an Raum fehlt, meistens im Freien bepackt. An auch nur ein warmes Absteig- und Wartezimmer für Reisende ist nicht zu denken im Orte, wo die meisten Fremden ankommen, am Zentrum der Posten des Landes.“

Als Abhilfe schlug der General-Post-Administrator von Lippe vor, das gräflich-Törringsche Palais in der vorderen Schwabinggasse, der heutigen Residenzstraße an der Ecke des Max-Joseph-Platzes zu erwerben. Am 11. September 1834 wurde der Kaufvertrag besiegelt. Kaufpreis: 180 000 fl. Mit dem Umbau wurde der Geheime Oberbaurat und Direktor der Obersten Baubehörde Leo von Klenze beauftragt, dessen größte Leistung die Gebäudeansicht des Königbaus an der gegenüberliegenden Seite des Max-Joseph-Platzes darstellt. Nachdem die Umbaukosten statt der veranschlagten79 000 fl 189 000 fl erreichten, begann von Klenzes Stern zu sinken. Am 24. August 1838, 4 Jahre nach dem Umbaubeginn wurde das Gebäude für die Bevölkerung eröffnet. Im Erdgeschoss standen der Hauptfahrpostexpedition 10 Räume, der Hauptbriefexpedition 6, der Hauptzeitungsexpedition 5, der Zentralpostkasse 1 und der Oberpostamtskasse ebenfalls 1 Raum zur Verfügung. Im 1.Obergeschoss erhielt das Oberpostamt 7 Räume, die Oberpostmeisterwohnung umfasste 15 Räume und die Materialverwaltung 4.Im 2. Obergeschoss standen der Generaladministration 30 Räume zu. Die Generaladministratorwohnung umfasste 15 Räume. In den Zwischengeschossen waren die Wohnungen des niederen Dienstpersonals und Aktenräume angeordnet.

Die im neuen Postgebäude befindliche Wagenremise reichte nur für die Aufnahme der Wagen des Oberpostamtes aus, die der tägliche Dienstbedarf erforderte. Die Wagenreserve für den höheren Sommerbedarf und zur Aufbewahrung von Schlitten wurden die Remisen im alten Postgebäude in der Theatinerstrasse verwendet. Aber bereits 1848 verlangte die Stadtkommandantschaft wegen Eigenbedarf die Räumung der Remisen. Nach einer 4 Jahre dauernden Unterbringung in der Herzog-Max-Burg wurde ein Teil der Wagen im Winter in den Militärremisen auf dem Kugelfang aufbewahrt und der Rest in der Remise am Max-Joseph-Platz. Als aber auch diese Remise in Büros umgewandelt wurde, standen die Wagen im Sommer und Winter allen Witterungseinflüssen ausgesetzt im offenen Hof. Auf einen Remisenneubau verzichtete man, da abzusehen war, dass der Bedarf durch die Ausdehnung des Eisenbahnverkehrs zurückgehen würde. Einige Postwagen fanden in den Bahnhofremisen notdürftige Unterkunft.



Liebe Grüße
Peter II
 
Postgeschichte München Am: 30.03.2022 16:52:25 Gelesen: 5267# 57 @  
@ Postgeschichte München [#56]

Den Punkt "Daten" unterschlage ich zunächst und auch die Belege möchte ich erst nach den Stempeln einbringen, weil Reihenfolge und Erklärungen m. E. erst mit Hilfe des Stempelteils verstanden werden können. Also:

B4.a Stempel der Bayrischen Königlichen Post in der Vorphilatalie-Zeit von 1808 bis 1848?

Der 1. März 1808 gilt als Geburtstag der Königlich Bayerischen Staatspost. Mit diesem Datum wurde durch Königliche Verordnung die Führung der Geschäfte des Postwesens in Bayern in staatliche Regie übernommen. Was aber war Bayern damals? Welche Gebiete, die heute zu Bayern gehören, waren auch schon 1808 bayrisch? Bayern erstreckte sich 1808 bis zum Gardasee. Tirol und Vorarlberg waren bayrisch, Franken nicht oder nur zum geringen Teil.

Bei der Übernahme der Post in bayrische Staatsregie blieben die bis dahin verwendeten Stempel der Reichspost weiter in Gebrauch. Neue Stempel behielten die geradlinige Anordnung des Ortsnamens, bei größeren Postanstalten darunter Tag, Monat in Buchstaben und volle Jahreszahl. Die Briefe wurden bei ihrer Aufgabe auf der Adressseite gestempelt. Solange in einem Ort nur 1 Postamt existiert, reicht der Ortsname als eindeutige Kennzeichnung aus. Bestehen jedoch in einem Ort mehrere Postämter, bedarf es zusätzlicher Bezeichnungen, um die Ämter eindeutig zu benennen und unterscheiden zu können.



B4.a.1 Zweizeiliger Rayonstempel „R.4.MÜNCHEN./Datum“, Schrift Antiqua
1808 – 1824?
a) Schriftlänge 1./2. Zeile 34/ 36 mm, Schrifthöhe 3 mm
b) Schriftlänge 1./ 2. Zeile 37/ 39 mm, Schrifthöhe 4 mm
c) Schriftlänge 43 mm, Schrifthöhe 5 mm

Die Rayoneinteilungen dienten zur Portoverrechnung, waren also Verrechnungszonen, die auf der Sendung angegeben werden mussten. Die Rayonbereiche wurden vom Rhein beginnend nach Osten gezählt. Die aufzusetzenden Rayonstempel waren Zusatzstempel, In Bayern wurden ohne Eile neue Ortsstempel eingeführt, bei denen Ortsname und die Rayonbezeichnung eine Einheit bildeten. In Bayern waren solche Stempel von etwa 1802 bis ca. 1822 in Verwendung.
Am 16.5.1821 kam es zu einem Postvertrag mit Frankreich, mit Gültigkeit ab dem 1.1.1822. In diesem Vertrag wurde auch die Kennzeichnung der Briefe festgelegt, um die vereinfachte, wechselseitige Gebührenverrechnung durchführen zu können.
Es wurde zu diesem Zweck eine neue Rayonfestlegung eingeführt, die mit den Grenzen der alten Rayons nichts zu tun hatten. Nach dieser Vereinbarung wurden die C.B.R.-Stempel mit Rayonbezeichnung von 1-5 verwendet und die Postorte nach der neuen Rayongrenzziehung eingeteilt. Um Verwechslungen vorzubeugen, wurden die alten, oft nicht mehr zutreffenden Rayonbezeichnungen aus den Ortsstempeln entfernt. Man spricht dann vom gekürzten, aptierten Rayonstempeln.



B4.a.2 Aptierter Rayonstempel „ …MÜNCHEN / Datum“, 1822 – 1826?
Schriftlänge 1. / 2. Zeile 32 / 39 mm, Schrifthöhe 3 mm



B4.a.3 Zweizeiliger Antiquastempel „MÜNCHEN / Datum“ (ohne Stundenangabe)
1826 – 1843?
a) Schriftlänge/-höhe 34/4 mm
a) „ 36/4 mm
b) „ 40/5 mm
d) „ 42/5 mm

Die Fahrpost war, genau wie die Briefpost, ein eigener, selbstständiger Bereich der Post, zuständig für den Transport von Paketen, Wertsachen und Geld. Dazu kam noch das Postvorschusswesen. Der Transport von Paketen durch die Post erfolgte gemäß den Gewichts- und Maßvereinbarungen. Schweres, sperriges und gefährliches Gut konnte nicht bei der Post, sondern musste beim Fuhrmann aufgeliefert werden. Der Fuhrmann war die Vorläufereinrichtung der heutigen Speditionen. Schon um 1800 ging man dazu über eigene Fahrpoststempel einzuführen. Die Stempel waren durch eigenwillige Formgebungen so gehalten, dass im Stempelbild Raum für Fahrposteintragungen war. Formgebunden waren sie nicht. Sie sind, verglichen mit den Stempeln der Briefpost, sehr vielgestaltig.



B4.a.4 1. Fahrpoststempel für Paket- und Wertsachenverkehr, großer Antiqua-Einzeiler „MÜNCHEN“, 1833 – 1844?



Schriftlänge/-Höhe 41/ 6 mm

B4.a.5 Fahrpoststempel, zweizeilig im Rechteckrahmen mit Datum und Uhrzeit „MÜNCHEN / Tag.Monat. Jahr, vormittags = arabische -, nachmittags = römische Ziffern, Schrift Antiqua, 1841 –?

Die zweizeiligen Rayonstempel und die späteren Zweizeiler verfügten über eine Datumsleiste, so dass die Bayerische Post auf mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung mit Datumsstempeln zurückblicken konnte, als sie Anfang 1832 eine Verordnung in Kraft setzte, wonach der Aufgabestempel auch das Aufgabedatum zeigen sollte. Allerdings waren als Datumsangabe nur Tag und Monat vorgesehen. Die oben erwähnten Vorläufer hatten seit ca. 20 Jahren auch die Jahresangabe im Datum.
Wie dem auch sei, mit der Verordnung und durch gewonnene Erfahrungen kam es zu einer vollkommen neuen Stempeltype, einem Einkreisstempel mit 18 mm Durchmesser, dem sogenannten Fingerhutstempel. Im Kreis waren bogenförmig der Ortsname und in der Kreismitte in Bruchform das Datum angebracht. Die Schrift bestand aus Antiqua-Versalien. Veränderung in Kreisform war ein Ergebnis der Erfahrung. Bei den damals in Gebrauch befindlichen Fauststempeln (Fäustel) kam es vor, dass bei längeren Ortsnamen die Anfangs- und Endbuchstaben nur mangelhaft abgeschlagen waren. Beim Fingerhutstempel konzentrierte man den Stempeltext in einem Kreis von 18 mm, so dass der Stempelkopf genau im Bereich des Hauptdrucks des Fäustels lag. Die Abschläge wurden klarer; vorausgesetzt der Stempel war gereinigt und plan auf der Sendung abgeschlagen. Optisch war der Stempel wunderbar, aber er hatte auch seine Nachteile. Durch die kleine Stempelfläche war der Verschmutzungsgrad höher, vor allem bei Stempeln mit langen Ortsnamen, bei denen die Buchstaben enger geschnitten waren. Diese Stempel waren sehr oft auch in gereinigten Zustand schwer zu lesen. Von 1833 bis etwa 1835 wurden 118 bayrische Postorte mit Fingerhutstempeln ausgerüstet. So auch für die Postexpedition der Vorstadt Au.

Etwa 1822 wurden für die großen Postorte auch zweizeilige Stempel geschnitten. In der ersten Zeile befand sich der Ortsname in Antiqua, in der zweiten Zeile die Datumsleiste mit Tages-, Monats- und Jahresangabe. Noch bestand keine Vorschrift für eine Datumsangabe im Stempel, obwohl man bereits bei den zweizeiligen Rayonstempeln gute Erfahrungen damit gemacht hatte. Diese Type wurde noch in Markenzeit bis etwa 1855/56 verwendet. Vorphilatelistisch sind diese Stempel in erster Linie in schwarz.



B4.a.6 Zweizeiliger Briefpoststempel mit Stundenangabe, wie Nr. 3.1.8 aber ohne Rahmen, 1822 – 1856
a) Schriftlänge / - Höhe 34 / 4 und 3,5 mm
b) „ 34 / 2 und 4 mm
c) „ 37 / 2 und 4 mm
d) „ 37 / 4 und 4 mm
e) „ 40 / 3 und 4mm
f) „ 40 / 5 und 3,5 mm
g) „ 42 / 6 und 3,5 mm

Die Nachteile des 18 mm Einkreisstempels (Fingerhutstempels) in Bezug auf seine Lesbarkeit bei enggeschnittenen Ortsnamen war ausschlaggebend dafür, dass bereits 1835 eine neue Grundtype eingeführt wurde, der Halbkreisstempel. Dieser Stempel verdrängte den Fingerhutstempel zwar nicht sofort, aber doch zunehmend mehr und mehr und war, die Markenzeit mit einbezogen, auch länger in Gebrauch.
Der Halbkreisstempel hatte eine Breite von 30 bis 33 mm und eine Bogenhöhe von ca. 18 mm. Für die bogenförmig geschnittene Ortsbezeichnung war reichlich Platz. Die Notwendigkeit die Schrift sehr eng zu halten bestand nicht. Sie wurde dadurch besser lesbar und verschmutzte nicht so schnell. In der vorphilatelistischen Zeit können die Halbkreisstempel in zwei Typen eingeteilt werden, in die Stempel ohne und mit Stundenangabe. Die Schrift der Stempel war Antiqua in großen Buchstaben. Das Datum, Tages- und Monatsangabe erfolgte in Bruchform. Winkler teilt die Halbkreisstempel ohne Stundenangabe wiederum in zwei Typen ein, eine niedere und eine höhere Form. Die Abgrenzung ist durch Messen nicht immer eindeutig. Auch die Zeit der Einführung der Halbkreisstempel, - 1835 die niedere und 1840 die höhere Form -, ist nur bedingt ein Unterscheidungsmerkmal. Sie wurden teilweise nebeneinander verwendet.



B4.a.7 Halbkreisstempel „ Bahnh. München „, Schrift Antiqua
1835-

Die letzte Stempelform, die während der vorphilatelistischen Zeit in Bayern eingeführt wurde, war der Zweikreisstempel. Ab November 1848 wird diese Stempeltype bei den bayerischen Oberpostämtern Augsburg, München, Nürnberg, Regensburg und Würzburg eingesetzt. Sie erhielt die Bezeichnung "Oberpostamtsstempel".

Die Stempeltype wurde in einem Durchmesser von 22 mm hergestellt. Die Schrift ist Antiqua in großen Buchstaben. Im Innenkreis befindet sich das Datum mit gekürzter Monatsangabe und ausgeschriebener Jahreszahl. Zwischen den beiden Kreisen ist oben die Ortsangabe und unten die Stundenangabe. Links und rechts zwischen Orts- und Stundenangabe befindet sich eine Rautenverzierung. Der Oberpostamtsstempel war in vorphilatelistischer Zeit nur knapp ein Jahr in Verwendung, dann erfolgte die Einführung der Postwertzeichen und damit die Hauptverwendungszeit des Stempels eigentlich nur in verwaltungstechnischen Angelegenheiten bis Anfang der 70er Jahre.



B4.a.8 Zweikreisstempel mit vor dem Ortsnamen angeordneten 2 Zierfeldern, 1848 – 1858?
Durchmesser Außenkreis 22 mm
Durchmesser Innenkreis 13 mm
 
bayern klassisch Am: 30.03.2022 17:20:41 Gelesen: 5257# 58 @  
@ Postgeschichte München [#57]

Hallo Peter II,

erstmal vielen Dank für deine sehr informativen Beiträge - bitte weiter so.

Aber:

Die letzte Stempelform, die während der vorphilatelistischen Zeit in Bayern eingeführt wurde, war der Zweikreisstempel. Ab November 1848 wird diese Stempeltype bei den bayerischen Oberpostämtern Augsburg, München, Nürnberg, Regensburg und Würzburg eingesetzt. Sie erhielt die Bezeichnung "Oberpostamtsstempel".

Die Stempeltype wurde in einem Durchmesser von 22 mm hergestellt. Die Schrift ist Antiqua in großen Buchstaben. Im Innenkreis befindet sich das Datum mit gekürzter Monatsangabe und ausgeschriebener Jahreszahl. Zwischen den beiden Kreisen ist oben die Ortsangabe und unten die Stundenangabe. Links und rechts zwischen Orts- und Stundenangabe befindet sich eine Rautenverzierung. Der Oberpostamtsstempel war in vorphilatelistischer Zeit nur knapp ein Jahr in Verwendung, dann erfolgte die Einführung der Postwertzeichen und damit die Hauptverwendungszeit des Stempels eigentlich nur in verwaltungstechnischen Angelegenheiten bis Anfang der 70er Jahre."


Es gab nie "Oberpostamtsstempel". Dieser Ausdruck, so alt er auch ist und in der Sekundärliteratur verbreitet wurde, ist völlig daneben, weil kein OPA jemals diesen Stempel führte. OPÄ waren Mittelbehörden, die mit Briefen, Drucksachen, Briefmarkenstempeln usw. nie etwas zu tun hatten - das wäre alles unter ihrer Würde gewesen.

Richtig ist, dass es Zweikreisstempel waren, die von den Hauptbriefpostexpeditionen am Sitz von OPÄ verwendet wurden, aber halt nur von diesen Poststellen und eben nicht von Oberpostämtern (OPÄ).

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Postgeschichte München Am: 02.04.2022 16:26:12 Gelesen: 5198# 59 @  
Hallo Raiph,

ich werde gerne korrigieren. Danke für Deine Hilfe.

Nun die ersten Belege zur Vormarkenzeit bez. zu Stempel B3.a.1.1 in den Varianten a-c. Von allen Varianten gibt es nachfolgend noch weitere Belege. Zuerst aber mal nur die 3:



B3.a.1.1a Portofreier Brief vom 14.7.1808 zur königlichen Forstinspektion in Ulm. Portofreiheit: Caa Dmi (Causa Domini)
Schriftlänge 15 mm



B3.a.1.1b Brief vom 12.Juli 1819 nach Paris an Monsieux Benelli mit Grenzübergangsstempel „Allemagne par Strassbourg“ und rotem französischem Rayonstempel R 4 und 3-Kreis-Ankunfstempel Aout (August) 1819
Schriftlänge 39 mm



B3.a.1.1c K.d.S. (Königliche Dienstsache) portofrei zum königl. Land=Gericht in Neumarkt vom 12.OCT. 1810
Schriftlänge 43 mm
 
Postgeschichte München Am: 06.04.2022 16:45:41 Gelesen: 5145# 60 @  
@ Postgeschichte München [#59]

Nun folgen Belege zu den Stempeln B3.a.2. B3.a.3 und B3.a.4. In allen Fällen sind noch weitere Briefe vorhanden. Falls erwünscht, kann ich sie gerne präsentieren-



B3.a.2.1 Portofreier Brief vom 18.NOV,1818 an die K. Regierung des Regenkreises, K.d. Innern in Regensburg



B3.a.3.1b „ Zweizeiliger Antiquastempel ohne Stundenangabe „ Brief vom 18. Aug 1829 nach Tittmoning mit Punkt hinter München, Porto 9 Kreuzer, Datum länger als München, unbekannter Rautenstempel, l = 36 mm, h = 4 mm



B3.a.4. 1 „ Antiqua- Einzeiler „ MÜNCHEN „ Begleitbrief nach Hilpoltstein mit Gewicht- und Portoangaben
 
bayern klassisch Am: 06.04.2022 16:53:26 Gelesen: 5141# 61 @  
@ Postgeschichte München [#60]

Hallo Peter II,

der letzte Brief war der Fahrpost zugehörig und sein Stempel kommt auch nur auf Fahrpostbriefen vor. Er ist nicht sehr häufig, auch wenn man annehmen könnte, dass Fahrpostbriefe aus München Massenware sind - aber das stimmt nicht.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Postgeschichte München Am: 06.04.2022 17:36:52 Gelesen: 5130# 62 @  
Danke Ralph,

ich weiß, dass das der Fahrpoststempel ist und weiß nicht, warum das nicht im Begleittext steht.

Kannst Du etwas mit dem Rautenstempel auf B3.a.3.1b anfangen?

LG
Peter II
 
bayern klassisch Am: 06.04.2022 17:45:08 Gelesen: 5128# 63 @  
@ Postgeschichte München [#62]

Hallo Peter II,

den habe ich zwei- dreimal gesehen, meine aber, dass es ein früher Absenderstempel war. Kannst du mal im Inhalt nachschauen, ob das vom Namen her passen könnte?

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Postgeschichte München Am: 18.04.2022 17:39:04 Gelesen: 4976# 64 @  
Nach der Pause nun die nächsten 3 Belege:



B3.a.5 2. Fahrpoststempel „ MÜNCHEN/ Tag,Monat, Jahr, Uhrzeit „ im Rahmen, Briefkopie vom 25.10. 1841 vom ..? München-Freißing an das ..?Erding in Fraunbrug Post Erding



B3.a.6.1a „Zweizeiliger Briefpoststempel mit Stundenangabe“ Empfangsbestätigung vom 16.MAR 1850. V II nach Würzburg, portofrei , Schriftlänge 34 mm, h = 4 mm, München mit Ü und



B3.a.7 Briefhülle, Start am Bahnhof München, befördert mit dem Zug Leipzig/ Magdeburg ( rückseitig: 3-zeiliger Bahnpoststempel vom 25.1. IV ) über Aachen ( Zweikreisstempel 27.1. , 5 Ct? ) in die United States mit Ankunftstempel Boston 30. Feb, 13 Fl?

Falls Interesse an den Varianten besteht, lege ich sie gerne auf.

Gruß
Peter II
 
bayern klassisch Am: 18.04.2022 17:49:36 Gelesen: 4970# 65 @  
@ Postgeschichte München [#64]

Hallo Peter II,

1. Brief vom erzbischöflichen Ordinariate Freysing

2. Brief vom königlichen Kreis- und Stadtgericht München an das k. Kreis- und Stadtgericht Würzburg

3. Brief 2 Silbergroschen für Bayern, dann korrigiert auf 3 Silbergroschen (??) über Sachsen, Preussen, Belgien, GB, Irland nach den USA New Haven in Conneticut. Die Empfängerin zahlte 30 US Cents = 45 Kreuzer, also kein billiges Vergnügen. Datum scheint 1854-56 zu sein.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Erdinger Am: 18.04.2022 21:56:03 Gelesen: 4947# 66 @  
@ Postgeschichte München [#64]

Hallo Peter,

B3.a.5 2. Die Adresse lautet: an / das Dekanalamt Erding / in / Fraunberg / Post Erding

Noch zur Information: Der Dekan des kirchlichen Landkapitels Erding war zu dieser Zeit der Pfarrer von Fraunberg. Er wurde von seinen Pfarrerkollegen in dieses Amt gewählt, deshalb befand sich das Dekanalamt jeweils für einige Jahre an wechselnden Orten im Umkreis von Erding. Also nicht wundern.

Viele Grüße aus Erding!
 
Postgeschichte München Am: 19.04.2022 11:14:08 Gelesen: 4913# 67 @  
Besten Dank Erdinger für die Hilfe.

Liebe Grüße
Peter II
 
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