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Thema: Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt
Das Thema hat 943 Beiträge:
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10Parale Am: 16.04.2023 17:01:57 Gelesen: 93365# 894 @  
@ Heinz 7 [#893]

Von den 13 Marken von Madame Borchard (Mädchenname: Jeanne Heritzen) gingen einige an eine Händlerin namens Madame Desbois. Die Montevideo Marken tauschte sie mit einem gewissen Albert Coutures. Die Tauschpartner lebten wohl in der selben Gegend in Bordeaux (Pavés des Chartrons, Hafengegend) und ich bin auf eine interessante Fährte gestoßen, weshalb die Mutter von 6 Kindern diese attraktiven Marken mit dem strahlenden Sonnengesicht getauscht hat.

Frau Borchard hatte ein Lallier-Album (Justin Lallier, französischer Händler). Dieses Album wurde um die 1862 aufgelegt und war so etwas wie ein 2. Bibel in Sammlerkreisen. Damals soll es nach Ansicht des Herausgebers etwa 1097 Marken gegeben haben, verteilt auf Europa, Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien. Für die Post Office Marken von der Insel Mauritius gab es einfach keinen Platz darin. Frau Borchard fehlten wohl die beiden Uruguay Seltenheiten, die du uns dort oben zeigst. Wir müssten deshalb jemand finden, der so ein Lallier Album hat und schauen, was dort bei Uruguay an FELDERN existiert, wo man Marken einkleben konnte [1].

Ich zeige hier mal einen Ausschnitt aus einem Lincoln Album von 1892. Die ersten Diligencia ff. sind nicht unter Uruguay, sondern MONTEVIDEO zu finden.

Frage: Gibt es noch existierende LALLIER-Alben?

Liebe Grüße

10Parale



[1] Quelle: "No Room in Madame´s Lallier....Blue Mauritius, from Helen Morgan
 
Heinz 7 Am: 18.04.2023 18:51:45 Gelesen: 93276# 895 @  
@ Martin de Matin [#892]

Lieber Martin,

es wird Dich vielleicht nicht wundern, dass ich auch diese Kehrdruckpaare kenne. Es ist eigentlich sehr ähnlich, wie bei Uruguay: lose/einzeln hat die Marke von Buenos Aires (Mi Nr. 7) keinen grossen Wert (Michel 2010: Euro 160 für *, Euro 100 für gest.), aber als Kehrdruck-Paar wird das Stück zur Weltrarität, die dann auch sehr teuer bezahlt wird.

Den Auktionserlös von US$ 575.000 (2008) hatte ich gar nicht im Bewusstsein; das ist natürlich ein Riesenkracher. Danke für die hochinteressanten Neuigkeiten.

@ 10Parale [#894]

Lieber Stephan,

ich habe leider kein solches Album. Wenn einmal - selten genug - eines angeboten wird, so wird es regelmässig sehr teuer.

Zur ersten Auflage kann ich aber doch etwas sagen, siehe "Vom Nutzen philatelistischer Literatur".

Dass aber für Mauritius No. 1+2 im Lallier 1862 - Album keine zwei Felder reserviert wurden, hat seinen Grund wohl darin, dass meines Wissens 1862 die Mauritius-Post-Office-Marken weitgehend noch gar nicht bekannt waren!

Ich wiederhole:

Im November 1864 machte Frau Jeanne Borchard eine märchenhafte Entdeckung = Sie war meines Wissens die "Wieder-Entdeckerin" dieser Briefmarken. Denn natürlich kannten die Leute, welche z.B. von Lady Gomm 1847 an ihren Ball eingeladen wurden, die One-Penny-Marke. Die Einladungsbriefchen wurden ja aufbewahrt, heute kennen wir noch drei Stück davon, siehe:

@ Heinz 7 [#746]

Aber die Kataloghersteller in Europa wussten dies um 1860 vermutlich nicht, und so wurden die Mauritius No. 1+2 erst später katalogisiert, NACH der Wieder-Entdeckung durch Frau Borchard.

Heinz
 
10Parale Am: 19.04.2023 19:43:59 Gelesen: 93213# 896 @  
@ Heinz 7 [#895]

...die Geschichte und Biographie dieser beiden Mauritius-Marken, die einst einen Brief zierten, geht ja noch weiter:

- 1865: Jean-Baptite Moens kauft Coutures Sammlung, die beiden "Post Office" - Stamps für damals geschätzte 4 £
- 1866: Judge Philbrick kauf die beiden POST OFFICE Marken für 20 £
- 1881: Philipp von Ferrary kauft Philbrick´s Sammlung (Achtung: inclusive die beiden P.O.´s) für 8.000 £
- 1921: Maurice Burrus kauft die beiden Marken in Paris für 2.172 £ (2.te Ferrary Auktion)
- 1963: Wilhelm Bartels kauft die beiden Marken für 8.250 £ (Burrus Auktion)
- 1964: die Marken werden von einem europäischen Sammler gekauft (Name unbekannt???)
- 1985: Wolfgang Jakubek verkauft die beiden Marken für 521.333 £.
 

1881 sollen die beiden Marken wieder zusammengefügt worden sein??? -

Frau Borchard konnte sich den 2.ten folgenschweren Fehler (wie du es nennst! - Moens nannte es "folly": - Torheit) vielleicht auch leisten, da sie gut die Hälfte aller Mauritus Marken besaß und also einen "Background" hatte, wie ich es nennen würde.

Im 4. Kapitel meiner Quelle (Helen Morgan) gibt es einen schönen Spruch passend zu dem Sammler, der mal wehmütig eine wertvolle Marke hatte (passt auch nach unten relativiert iwi zu mir:

I am not a thief, Madame. I knew there was some mistake. For a few minutes they were mine, that is enough (Monsieur Félix´, stamp dealer)

Liebe Grüße

10Parale


 

Martin de Matin Am: 23.04.2023 10:00:27 Gelesen: 93059# 897 @  
@ Martin de Matin [#892]

Buenos Aires kann auch mit anderen Stücken als das Kehrdruckpaar glänzen.

Briefe der ersten Ausgabe, speziell der MiNr. 2-4 (3 Pesos, 4 Pesos und 5 Pesos) sind selten. Nach Angaben von Siegel soll es z.B. von der 5 Pesos nur drei Briefe geben. Lose 4 P- und 5 P-Marken sind schon nicht häufig. Als Besonderheit zählen die Mischfrankaturen der ersten Ausgabe. Nach Siegel soll es nur zwei davon existieren.

-Einmal die 2P mit der 4P, ex Caspary
-und die 3P mit der 4P, ex Gargantini, Amundsen, Boker

Neben dem Kehrdruck wurde auch dieser Brief mit der Amundsensammlung versteigert. Als Los 7 hatte er einen Schätzpreis von 900 Pfund, der Zuschlag erfolgte bei 1400 Pfund. Am 6.5.2006 wurde dieser Brief bei Siegel für 180.000 Dollar zugeschlagen.

Ich kann nur den Frankaturausschnitt von der Abbildung des Amundsenkatalogs zeigen.



Gruss
Martin
 
Koban Am: 25.04.2023 01:03:42 Gelesen: 92965# 898 @  
In die Spitzengruppe der wertvollsten Marken der Welt wird, spätestens ab Anfang Juni, die "seltenste Marke Asiens" gehören.

Der Höchstwert zu 500 Mon der Erstausgabe Japans (Mi 4) mit kopfstehender Wertangabe ist das derzeit einzig bekannte Exemplar.

Entdeckt wurde die Marke ursprünglich 1953 von dem amerikanischen Sammler John C. Linsley in einer von ihm erworbenen Sammlung, doch erst 20 Jahre später legte sein Sohn die Marke erstmals der International Society for Japanese Philately (ISJP) vor. Der Sammler Ryohei Ishikawa kaufte die Marke 1973 für 75.000 US$.

Am 3. Juni 2023 wird die Marke bei David Feldman angeboten.


Bildquelle:[1]

Gruß,
Koban

[1] https://www.davidfeldman.com/2023/01/japan_inverted_center_stamp_rare/
 
Heinz 7 Am: 05.05.2023 18:34:46 Gelesen: 91737# 899 @  
@ BD [#2]

Bernd hat uns vor Jahren schon darauf hingewiesen, dass folgende Marke 1912 zu den wertvollsten Briefmarken der Welt gehörte:

Ausgabe Fürstentum Moldau, 1858, 80 Parale auf bläulichem Papier, ungebraucht, Michel Nr. 7ax



Auf weissem Papier ist die Marke viel weniger wert, aber auf dem typischen bläulichen Papier war die Marke "immer schon" eine grosse Rarität.

Machen wir einen Blick in die Kataloge:

Senf 1912:

7a (bläuliches Papier): ungebraucht Mark 1200, gebraucht Mark 100
7b (weisses Papier): ungebraucht Mark 27, gebraucht Mark 30

Michel 2021:

7ax (bläuliches Papier): ungebraucht Euro 15'000, gebraucht Euro 1'300
7ay (weisses Papier): ungebraucht Euro 600, gebraucht Euro 380

Damit erreichte diese Marke auf der sorgfältig erstellten Übersicht von Schubert 1912 immerhin Platz 50 der "wertvollsten" (ex aequo mit 6 weiteren Briefmarken).

Heute ist die Marke kaufkraftbereinigt also tiefer bewertet als 1912.

Wir lesen nur selten Berichte über diese Marke. Das hat einen wichtigen Grund: die Marke ist UNGEBRAUCHT sehr selten! WIE selten sie ist, darüber gibt es meines Wissens nur wenige Auskünfte.

Auch aus diesem Grund führe ich am Sonntag 28.5.2023 zum Ende des Symposiums der ARGE Rumänien, um 13 Uhr, ein Arbeitstreffen (neudeutsch: "workshop") durch mit dem Titel:

"Briefmarkenausgabe Fürstentum Moldau 1858, 2. Ausgabe: 80 Parale auf bläulichem Papier; Michel Nr. 7 ax. Wie viele UNGEBRAUCHTE Exemplare existieren heute noch von dieser seltenen Marke?"

Auch Nicht-Mitglieder der ARGE sind an diesem Treffen herzlich willkommen.

Ich sammle ab sofort zu obiger Frage noch weitere Informationen, werde mich aber vor dem 28.5. zu der Frage nicht mehr schriftlich äussern. Falls jemand die Antwort zu obiger Frage kennt, mag er/sie mir die Antwort geben oder - viel besser! - direkt am Arbeitstreffen teilnehmen.

Mehr dazu auf der Homepage der Arge Rumänien:

Heinz

http://www.arge-rumaenien.ch
 
merkuria Am: 05.06.2023 09:01:18 Gelesen: 81654# 900 @  
Am 20. April 1871 verausgabte Japan seine erste Freimarkenausgabe (Mi Nr. 1-4). Von der 500 Mon Wertstufe (Mi Nr. 4) ist uns ein kopfstehender Druck der schwarzen Farbe (Wertbezeichnung) bekannt geworden. Dieses Exemplar ist der bis heute einzig bekannte Kopfsteher der klassischen japanischen Philatelie!
Der Michel Katalog listet diesen Kopfsteher unter Mi Nr. 4 Iay F.



Abbildung links zeigt den gestempelten Kopfsteher, Abbildung rechts einen ungebrauchten, korrekter Druck.

Das Unikat wird in der Losbeschreibung von David Feldman ausführlich in englischer Sprache beschrieben [1] und mit zwei Attesten belegt: Attest des Sachverständigenausschusses der Philatelic Federation of Japan (2011) und Attest von Florian Eichhorn BPP (2023)



Auch die Provenienz wird durch David Feldman ausführlich dargestellt (Übersetzung aus dem Englischen):

Die folgenden Informationen sind das Ergebnis unserer bisherigen Recherche:

- John C. Linsley (1953, ein amerikanischer Sammler, der das kopfstehende Mittelstück 1953 in einer von ihm erworbenen japanischen Sammlung entdeckte)

- Mark E. Weber (1973, der Adoptivsohn von Herrn Linsley als sein Erbe)

- Versteigerung durch Waverley Trading Co. (Tokio, Dezember 1973, Los 748 für ¥ 21.000.000 von einer Gruppe von vier japanischen Händlern gekauft.

- Ichiro Kondo (1973, privat für 25.500.000 Yen gekauft)

- Ryohei Ishikawa (1974)

- Kilchiro Hayashi (1995)

- Yuji Yamada (kaufte das Stück 2013 als Privatkauf für einen nicht genannten Betrag von der Takahashi Stamp Co., Tokio)




Das gestempelte Unikat wurde an der David Feldman Auktion vom 3. Juni 2023 in Le Grand-Saconnex/Genf/Schweiz unter Los 30070 für 4.4 Mio € + Aufgeld verkauft. Dies ist der höchste Preis, der je für eine asiatische Einzelmarke bezahlt wurde.

Grüsse aus der Schweiz
Jacques

[1] https://www.davidfeldman.com/dfsa-auctions/2023/japan-2023/30070/1871-dragons-mon-unit-imperforate-500-greyish-yell/?soff_session_keywords=30070&soff_session_page=1&soff_auction_browse=1
 
Heinz 7 Am: 22.06.2023 16:32:06 Gelesen: 75942# 901 @  
@ Heinz 7 [#873]

In diesem Thema habe ich bereits viele US-Postmeistermarken vorgestellt. Gestern kamen anlässlich der Erivan-Auktion "USA Teil 9" 5 Lose in New York zur Auktion, die zwei Super-Raritäten beinhalteten.

Das höchste Ergebnis erzielte Los 5, einer der sagenhaften «St. Louis Bear – Covers», der für moderate US$ 50'000 ausgerufen wurde, es nun aber doch auf US$ 230'000 (+ 18 %) schaffte. Gemäss Auktionskatalog ist dieser Brief «widely considered to be the most important St. Louis Bears cover in existence».



Wir haben diese Postmeistermarke schon früh besprochen, siehe

@ 10Parale [#84]
@ Heinz 7 [#85] etc.

Ein weitere US-Postmeistermarke erreichte auch einen schönen Preis, das Los Nummer 1 der Auktion. Briefe mit Baltimore 10 Cents-Marken auf weissem Papier gibt es nur fünf, und dieser sei gemäss Katalog «undoubtedly the finest of the five covers». Der Startpreis für dieses Stück lag bei nur US$ 40'000; nun kletterte er immerhin auf US$ 115'000.



Heinz
 
Heinz 7 Am: 26.06.2023 17:19:23 Gelesen: 74410# 902 @  
@ Heinz 7 [#901]

Im Thema "Aus den Erivan Haub Auktionen" haben Martin und ich einige Überlegungen erörtert über sehr teure Briefe mit Briefmarken, die lose gar nicht teuer sind.

Wir sind uns wohl einig, dass sehr seltene Briefmarken besonders gefragt und teuer sind, wenn sie noch auf den Briefen haften. Die Hawaii-Missionary-Marken (Nr. 1-4) als Beispiel, oder eine British-Guyana-Cottonreel-Marke (Mi 1-4) sind gestempelt selten und teuer. Und umso mehr auf ganzen Briefen.

Es gibt aber auch einige Briefmarken, die sind lose gar nicht besonders selten und erzielen auf Briefen dennoch regelmässig gewaltige Preise. Das hängt in der Regel damit zusammen, dass die Briefmarke auf Briefen kaum erhalten ist und es nur sehr wenige Exemplare davon gibt.

Äusserst hilfreich, um solche Juwelen zu entdecken, ist z.B. der Katalog "Scott Classic specialized catalogue of stamps & covers 1840-1940", den ich in der Auflage des Jahres 2000 in meiner Bibliothek habe. Hier finden wir zu einigen Ländern neben den Preisspalten für ungebraucht und gebraucht auch eine Preisangabe für Marken auf Brief.

Beispiele:

Hawaii no. 2 = * $ 45'000, gest. = $ 25'000, Brief = $ 75'000
Hawaii no. 3 = * $ 22'500, gest. = $ 17'500, Brief = $ 70'000
Hawaii no. 4 = * $ 40'000, gest. = $ 27'500, Brief = $ 75'000

Schweiz: Doppelgenf: * $ 52'500, gest. = $ 35'000, Brief = $ 62'500

Leider fehlen für einige Länder auch in diesem Katalog die Preise für Marken auf Brief; so zum Beispiel für Rumänien. Dabei hat gerade dieses Land auffallend viele Briefmarken, die auf Brief sehr selten und darum auch meistens sehr teuer sind, wenn sie denn einmal angeboten werden.

Im Juni 2009 wurde in Zürich eine hervorragende Rumänien-Sammlung verkauft: "Classic Romania, The Thomas Hoepfner Collection". In 169 Losen kamen einige seltene Vorphila-Briefe und danach die Markenausgaben 1858-1872 zum Angebot. Die Sammlung erreichte einen Zuschlagpreis von über CHF 350'000 (plus Käuferprovision: 19.5 %).

Das höchste Ergebnis erzielte aber nicht etwa ein Ochsenkopf, von denen mehrere angeboten wurden, sondern ein Brief mit einer Marke, die auch heute nicht sehr hoch bewertet ist (gestempelt):

11ay = 1865. 4. Ausgabe, Fürst Cuza im Oval, Steindruck. 2 Parale orange (y = senkrecht gestreiftes Papier).

Michel Bewertung Katalog 2021: Euro 320.



Diese Briefmarke ist, wie auch die Michel 11x (x = auf einfachem Papier), auf Brief extrem selten. Gemäss Auktionskatalog Corinphila gibt es davon nur 6 Einzelfrankaturen. (Hinweis: Daneben existieren ein paar Grossfrankaturen mit dieser Marke, z.B. mit 10 x 2 Parale = 20 Parale).

Los 962 der Höpfner Auktion war besonders umkämpft. Der Startpreis lag bei CHF 15'000, der Hammer fiel jedoch erst bei CHF 42'000 (+ 19.5%, Kaufpreis also CHF 50'190).

Das ist also rund das 150-fache des aktuellen Katalogpreises (für gestempelte Marke)!

Die (zweite) Hälfte der Überschrift unseres Themas "Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt" ist also gegeben, auch bei einer Briefmarke, die an sich gar nicht so selten ist. Hier ist es die grosse Seltenheit der Verwendung, die den Ausschlag gab (als Einzelfrankatur). Gute Kenntnisse betreffend das Sammelgebiet sind also nützlich.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 26.06.2023 18:52:01 Gelesen: 74370# 903 @  
@ Heinz 7 [#902]

Ein anderer Grund für hohe Preise sind oft auch Mehrfachfrankaturen.

Die Michel Nr. 7ya ist nicht übermässig selten, was auch aus ihren Katalognotierungen hervorgeht:

Michel 2021: * Euro 600, gest. Euro 380.

Diese Marke findet der Interessent immer wieder auch auf Brief als Einzelfrankatur. Fritz Heimbüchler bewertete den Brief der 80 Parale auf weissem Papier nicht extrem viel höher, als lose/gestempelt (siehe Band 3, 2008):

* Euro 550, gest. Euro 400, Brief Euro 1500 (also: Briefpreis = 375 % von Preis für lose).

Selbst Briefe mit zwei Marken der 80 Parale sind nun noch nicht das non-plus-ultra. Anders sieht die Sache aber aus, wenn gleich fünf (!) Werte dieser Marke auf Brief sind, wie beim Los 930 der Sammlung Höpfner (Brief-Vorderseite). Diese Brief-Vorderseite ist meines Wissens einmalig und zeigt die höchste Frankatur, die mit der 2. Ausgabe gebildet wurde (400 Parale).

Auch dieser Brief wurde 2009 mit CHF 15'000 ausgerufen. Erwartungsgemäss stieg der Preis, der Hammer fiel erst bei CHF 36'000 (= CHF 43'020 inklusive Aufgeld). Dies war das zweithöchste Resultat der Höpfner-Auktion.

In der Broschüre "Ergebnisliste" zur 157. Auktion wurden diese beiden Lose hervorgehoben.



Spektakuläre Gross-Frankaturen erzielen oft hohe Preise.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 27.06.2023 16:52:50 Gelesen: 74124# 904 @  
@ Koban [#898]
@ merkuria [#900]

Wir sehen an diesem Beispiel, dass David Feldman S.A. einen hervorragenden Namen geniesst. Er hat diese Marke neu unter die teuersten Marken der Welt eingereiht und, mithilfe der Stimme von anderen Grössen (insbesondere Ryohei Ishikawa), auch tatsächlich einen Preis erzielt, der erst ganz selten erreicht wurde.

Dazu lohnt sich ein Blick zurück.

Im Katalog Scott 2000 war diese Marke bewertet! Wir finden auf Seite 478 folgende Preisnotierung:

Scott 4h. Denomination inverted: gest.: US$ 85'000.

Es wäre interessant, den Gegenwert der Yen 21 Millionen zu kennen, den die Marke offenbar 1973 an einer Auktion erzielte. Hat daraus Scott seine Bewertung abgeleitet? Koban schreibt: "Der Sammler Ryohei Ishikawa kaufte die Marke 1973 für 75.000 US$." Waren das die Yen 25.5 Millionen?

Dieser Katalog-Preis (Scott 2000) war damals schon hoch, aber doch weit weg von den heutigen Dimensionen. Es brauchte also eine grosse Portion Selbstvertrauen, um diese Marke nun mit einem Schätzpreis von Euro 4 bis 5 Millionen anzubieten, und dann auch tatsächlich zu verkaufen.

Im Spezial-Katalog (40 Seiten) hievte Feldman die Marke auf die Höhe oder in die Nähe der British Guiana 1 Cent von 1856 und den "Bordeaux-Cover" von 1847 mit den beiden Mauritius Post Office- Raritäten "One Penny" (orange) und "Two Pence" (blau). Diese zwei Superraritäten haben nachweislich bereits noch höhere Preise eingespielt. Ob die Japan 500 Mon Center Inverted nun "Platz drei aller Zeiten" (?) erreicht hat, lässt sich meines Wissens nicht mit Sicherheit "nachweisen".

Heinz
 
merkuria Am: 28.06.2023 00:25:39 Gelesen: 74033# 905 @  
@ Heinz 7 [#904]

„Versteigerung durch Waverley Trading Co. (Tokio, Dezember 1973, Los 748 für ¥ 21.000.000 von einer Gruppe von vier japanischen Händlern gekauft“

Am 01 Dezember 1973 war der Wechselkurs JPY zu US$ für diese Transaktion wie folgt:

JPY 21.000.000 = US$ 75‘000

„Ichiro Kondo (1973, privat für 25.500.000 Yen gekauft)“

Am 20. Dezember 1973 war der Wechselkurs JPY zu US$ für diese Transaktion wie folgt:

JPY 25.500.000 = US$ 91‘360

Diese Berechnungen habe ich mit Hilfe folgender Seite vorgenommen:

https://fxtop.com/de/vergangene-rechner.php?A=21000000&C1=JPY&C2=USD&DD=01&MM=06&YYYY=1973&B=1&P=&I=1&btnOK=Gehen

Grüsse aus der Schweiz
Jacques
 
Heinz 7 Am: 28.06.2023 11:41:52 Gelesen: 73927# 906 @  
@ merkuria [#905]

Sehr schön! Danke!

Hier sehen wir einmal mehr, wie problematisch die Preisfestsetzung von Raritäten ist, die nur selten auf den Markt kommen.

Nehmen wir das oben stehende Beispiel. Offenbar hatten wir da zwei Verkaufserlöse von US$ 75'000 bzw. 91'360, also im Schnitt US$ 83'180. Da ist ein Katalogwert von US$ 85'000 also "goldrichtig". Scott hat - nach meinen Erfahrungen - die Katalogpreise in seinen Katalogen sehr stark nach den Preisen ausgerichtet, die am freien Markt (bei Auktionen) auch tatsächlich erzielt wurden.

Das vermisse ich in den Michel Katalogen häufig. Viele Ergebnisse von grossen Auktionen gehen völlig unter, werden überhaupt nicht berücksichtigt. Aber das ist ein anderes Thema, auf welches ich hier nicht eingehen kann.

Kehren wir zurück zum Scott-Wert. Hat Scott bereits 1974 seinen Katalogwert auf US$ 85'000 angepasst? Das dürfen wir wohl annehmen. Dann haben wir aber das Problem, dass 1974 bis 2000 der Katalogwert offenbar unverändert blieb? - Und jetzt die Frage: Ist das korrekt?

Ich meine: NEIN! Die USA hatte in der zweiten Hälfte des XX. Jahrhunderts viele ökonomische Krisen, mit hoher Inflation. Der US$ kränkelte und verlor dramatisch an Wert, vor allem auch wegen der eigentlich unfassbaren Schuldenpolitik, die sich dieses Imperium zu Lasten der Rest-Welt leistet. Ein US-Dollar des Jahres 2000 ist, real gesehen, viel weniger wert als ein US-Dollar 1974.

Das findet in den Briefmarken-Katalogen in der Regel keine Beachtung.

Ich mache den Katalogherausgebern daraus keinen Vorwurf, aber ich halte fest, dass hier eine Korrektur-Rechnung vonnöten wäre.

Ich schlage vor:

Der Devisenmarkt zeigte für den Dezember 1973 einen Wert von US$ 1.00 = CHF 3.1968, für Dezember 1999 US$ 1.00 = CHF 1.5819. Heute dümpelt der Dollar irgendwo um CHF 0.90 herum... Rechnen wir nun noch eine Verzinsung von 3.25 % (für die Jahre 1973-1999), so ergibt sich folgende Rechnung:

US$ 1.00 (1973) = CHF 3.1968
Verzinsung bis Ende 1999 (26 Jahre) = CHF 7.3427
statt 1.5819 = Wertverlust um 78 %!

Meiner Meinung nach wäre also ein Katalogwert von CHF 624'130 im Katalog 2000 angezeigt gewesen. (US$ 85'000 x Faktor 7.3427; oder US$ 85'000 * 3.1968 * 2.2969 (=Verzinsung 26 Jahre)). Oder (zurückgerechnet in US$) US$ 394'545, gerundet also US$ 395'000).

US$ 395'000 im Katalog 2000 wäre natürlich eine ganz andere Zahl als immer noch die alten US$ 85'000.

Es wird nun interessant sein, den Katalog Scott 2024 zu studieren. Werden nun US$ 5 Millionen als Katalogwert eingesetzt? - Nach der Logik, die bisher galt, müsste es eigentlich so sein. Schau'n wir mal...

Heinz
 
Martin de Matin Am: 16.07.2023 21:12:07 Gelesen: 69527# 907 @  
Ich zeige eine Marke, die der Amerikaner unter back of the book (im Anhang, nach den normalen Marken) bezeichnen würde.

Mit der 830. Siegelauktion am 10./11.November 2000 wurde "The Hall Collection Carriers and Locals Westen Expresses" versteigert. Das Titelstück war ein Brief mit einer Wells Fargo & Co Pony Express-Marke. Man könnte den Brief ohne weiteres als ein Kronjuwel der Amerikanischen Philatelie bezeichnen.
Ab April 1861 brachte Wells Fargo & Co zwei Marken heraus, eine rote 2 Dollar und eine Grüne 4 Dollar. Ab Juli 1861 wurden die Gebühren für die Briefe halbiert. Es wurde darauf eine rote 1 Dollar, eine grüne 2 Dollar und zusätzlich eine schwarze 4 Dollar verausgabt. Wenn man Marken oder Briefe von diesen Marken auf deutschen Auktionen sieht, dann sind es fast nur rote Marken (1 oder 2 Dollar).

Mit Los 822 wurde ein Brief der schwarzen 4 Dollar angeboten. Der Schätzpreis lag bei 300.000 bis 400.000 Dollar. Gemäß Ergebnisliste war der Zuschlag 325.000Dollar. Von dieser Marke sind nur zwei Briefe bekannt, und beide tragen ein Siegel des US-Konsulats von Honolulu. In der Beschreibung des Auktionsloses stand, das der zweite Brief sich im Besitz der Familie Dale-Lichtenstein befindet; ich hatte damals nicht gedacht, das es noch Marken aus der Dale-Lichtenstein-Sammlung gibt,die noch nicht verkauft wurden.



Am 12.5.2009 wurde dieser Brief für 550.000 Dollar bei Siegel erneut verkauft.

Im Mai 2005 wurde bei H.R. Harmer die Pony Express-Sammlung von Dale-Lichtenstein verkauft. Der zweite Brief der schwarzen 4 Dollar brachte damals 525.000 Dollar und wurde 25.9.2019 bei Siegel für 330.000 Dollar erneut verkauft.

Gruss
Martin
 
marc123 Am: 14.10.2023 14:14:42 Gelesen: 44743# 908 @  
@ marc123 [#304]

Eine weitere ungebrauchte Sherwin wird aktuell auf der 20. classicphil Auktion am 30.10.2023 als Los 1119 angeboten, Ausruf 14 000 Euro. Es wird erwähnt dass nur 6 weitere ungebrauchte Exemplare bekannt sind.





Losbeschreibung: "1859, Sherwin Issue, 2d, deep blue, unused, just touched at left to clear margins, from position 11 on the plate, small repair at lower left, one of the rarest classic stamps of the world (SG £225’000) only 6 others are known and all with more or less blameacies, ex Schindler, March 1996, sign Pfenninger and Bartels, cert David Brandon, F-VF! Estimate 280.000€"

https://www.classicphil.com/de/los/9020-A20-1119/

Marc

[Redaktionell eingefügt, Übersetzung DeepL: "1859, Sherwin Issue, 2d, tiefblau, ungebraucht, nur links berührt, um den Rand frei zu machen, von Position 11 auf der Platte, kleine Reparatur unten links, eine der seltensten klassischen Briefmarken der Welt (SG £225'000), nur 6 andere sind bekannt und alle mit mehr oder weniger Schönheitsfehlern, ex Schindler, März 1996, sign Pfenninger und Bartels, cert David Brandon, F-VF! Schätzung 280.000 €"]
 
Heinz 7 Am: 18.10.2023 18:25:17 Gelesen: 43443# 909 @  
@ Heinz 7 [#256]
@ Heinz 7 [#257]

Vor sechs Jahren habe ich an dieser Stelle zwei von 5 existierenden Briefen zeigen können, die eine Buntfrankatur zeigen der Réunion Nr. 1+2. Der Brief aus Beitrag [#256] wurde bereits 1957, bei der Caspary-Auktion, teuer gehandelt.

Ich freue mich, nun den Artikel zu diesen Traumstücken noch kräftig erweitern zu können!

Erstens kann ich ein schönes Farbfoto des Caspary-Stückes nachliefern. Er hat folgenden Postweg hinter sich:

13.7.1852 Sainte André (Réunion) - St. Denis (Réunion/Transit) - Marseille 26.10. (Transit) - Nantes (29.10.1852).



Der zweite, bereits gezeigte Brief (Beitrag 257) ist dazu sehr ähnlich
23.8.1852 Sainte André (Réunion) - St. Denis (Réunion/Transit) - Marseille 25.11. (Transit) - Nantes (26.11.1852). Wir sehen: derselbe Empfänger (Massion).

Beide Briefe tragen einen Tax-Stempel "35", der erste in rot, der zweite in schwarz.

Es gibt noch einen dritten Brief an dieselbe Adresse!

16.10.1852 Sainte André (Réunion) - St. Denis (Réunion/Transit) - Nantes (16.1.1853).

Die Marken von Réunion wurden mit dem französischen Nummernstempel "2221" (Petit Chiffres) entwertet



Bei diesem Brief finden wir offenbar keinen Taxstempel wie bei den anderen Briefen. Aber sonst sind die Belege sehr ähnlich. Der dritte Brief benötigte genau drei Monate, und damit ähnlich lange wie die Briefe vom Juli und vom August.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 18.10.2023 18:55:06 Gelesen: 43434# 910 @  
@ Heinz 7 [#909]

Gemäss David Feldman 2015 gibt es fünf Briefe mit dieser Kombination der Nummern 1 und 2. Drei davon wurden 1852 von Sainte-André nach Nantes versandt (siehe oben).

Ich kann nun einen weiteren Brief zeigen, der aber erst sehr viel später verschickt wurde, aber wieder nach Nantes! Abgangsort war diesmal ST. PAUL ILE DE LA REUNION.

8.5.1857 St. Paul - Suez - Nantes 8.6.1857



Die Briefmarken wurden entwertet in Frankreich mit den Rauten-Nummernstempel "1896". Der Brief wurde handschriftlich beauftragt "Voie de Suez", was ja mit dem roten Stempel bestätigt wurde. Gemäss rückseitigem Ankunftsstempel benötigte dieser Brief nun nur einen Monat! (Gemäss Katalogangabe, leider nicht abgebildet). Nicht nur der Absender, auch der Empfänger, beide waren nicht dieselben wie bei den ersten drei Briefen 1852.

Nun fehlt uns also nur noch ein Brief, um alle fünf bekannten zu kennen! Ferner wäre interessant zu wissen, ob der deutlich schnellere Transportweg (1857) knapp 5 Jahre früher (1852, Juli-Oktober) noch nicht zur Verfügung stand. Vielleicht musste man 1852 noch um die Südspitze Afrikas fahren, während 1857 ein Landweg via Suez gewählt wurde? Der Suez-Kanal stand erst deutlich später offen (1869).

Heinz
 
marc123 Am: 27.10.2023 17:38:01 Gelesen: 40619# 911 @  
@ Heinz 7 [#910]

Lieber Heinz,

Mit dem Thema hatte ich mich vor Jahren beschäftigt und habe es dank Dir wieder ausgegraben.

Gemäss David Feldman 2015 gibt es fünf Briefe mit dieser Kombination der Nummern 1 und 2. Diese Information konnte ich nicht wiederfinden. Ich habe den Brief von Deinem Beitrag 210 zwar bei Feldman vom 22. und 23. Juni 2015 gefunden, Los 30683, aber ohne die Information von 5 Briefen.

2012 (Auktion 24. September Los 20877) schreibt Feldmant zu dem unteren Brief von Deinem Beitrag 909, "Le plus belle des trois lettres avec les deux valeurs". Also schien er 2012 nur 3 solcher Briefe zu kennen.

Mir, bzw. Brun u. Chandanson sind 6 Briefe mit dieser Kombination bekannt.



Einen Brief der noch fehlt stammt auch aus der Caspary-Auktion und ging als einziger nicht nach Nantes sondern nach Bordeaux. Damals waren nur 2 Briefe laut der Beschreibung des anderen Briefs aus der Caspary Sammlung bekannt. Interessant ist dass alle 4 von Dir gezeigten Briefe aus der Sammlung Boker stammen, diesen Katalog habe ich allerdings nicht. Weitere Provenienzen sind Bullinger (2 x) und Lenoir. Diese Namen sagen mir nichts.



Beim 6. Brief scheinen die Marken ungestempelt geblieben zu sein. Er stammt aus derselben Korrespondenz wie drei weitere Briefe nach Nantes.
Abbildung aus: J.F. Brun u. B. Chandanson, Les deux premiers timbres-poste de l'Ile de la Réunion, 2008, 57, Abb.1.

Ich hoffe ich konnte bei diesem spannenden Thema etwas behilflich sein.

Marc
 
Martin de Matin Am: 29.10.2023 15:31:05 Gelesen: 39110# 912 @  
@ Martin de Matin [#884]
@ Martin de Matin [#892]

Nachdem ich Kehrdrucke von Uruguay und Buenos Aires gezeigt habe, gibt es diesmal eine Kehrdruckrarität von Argentinien.

Die MiNr.7 wurde am 11.1.1862 in Bogen zu 70 Marken ausgegeben. Nach Marco del Pont soll die Auflage 27.037 Stück (siehe Kohlhandbuch) betragen. Von der MiNr. 5-7 gibt es massenhaft Nachdrucke und Fälschungen.

Nun zu dem Kehrdruck; auf der ersten Position der zweiten Reihe war ein Druckbild verkehrt eingefügt worden. Es könnten nach dem Kohlhandbuch maximal 387 Kehrdrucke existiert haben. Zum Zeitpunkt (1926) des Kohlhandbuchs war nur ein Stück in der Form eines Siebenerblocks in der Sammlung Marco del Pont bekannt.

Bei der 83. Corinphila Auktion am 21.-28.9.1991 wurden zwei Kehrdrucke dieser Marken angeboten. In der Beschreibung stand, das drei Kehrdrucke bekannt sind; zwei ungebrauchte und eins mit Federstrichentwertung.

Das Los 5786 war ein ungebrauchtes Paar, das als schönstes Kehrdruckstück dieser Marke beschrieben wurde. Der Schätzpreis war 125.000 Franken. Als Provinienz wurde Schatzkes angegeben.



Als Los 5787 war ein Randviererblock mit zwei dazugehörigen Einzelmarken angeboten. Der Schätzpreis war 60.000 Franken, da sich im oberen Paar ein waagerechter Bug befindet, wobei bei der rechten Marke ein Einriss befindet. In der Beschreibung von Corinphila steht, das es der einzige Viererblock mit Kehrdruck ist. Als Provenienz wurden del Mazo und Schatzkes angegeben.



Ob es sich bei der Einheit mit Federstrich um das Stück aus der Sammlung Marco del handelt kann ich nicht sagen, möglich wäre es.

Gruss
Martin
 
Heinz 7 Am: 15.11.2023 12:06:52 Gelesen: 34052# 913 @  
Immer wieder erzielen die grossen Raritäten aus Rumänien am Markt die höchsten Ergebnisse bei Sammlungsauflösungen. Corinphila erwartet nun offenbar auch am 1.12.2023, dass diese Reihenfolge neu bestätigt wird.

Bei der Auflösung einer hübschen Sammlung mit Briefen mit Nummern EINS von europäischen Ländern wurde der Brief aus Rumänien mit Abstand am höchsten bewertet.

38 Länder werden an der kleinen Auktion angeboten (nur 86 Lose)



Es erstaunt die Leser vielleicht, dass nicht weniger als 24 der 38 Länder günstig angeboten werden (Ausruf CHF 75 bis CHF 750). Richtig teuer sind eigentlich nur 4 Länder:

- Schleswig-Holstein: CHF 5'000
- Sachsen CHF 6'000
- Schweiz CHF 12'000
und eben - Rumänien CHF 20'000



Ich denke, Corinphila weiss, dass dieses Los nicht liegenbleiben wird, auch wenn es nicht "günstig" ausgerufen wird, wie so manches andere Los.

Darum zählen die Grossraritäten von Rumänien völlig zu Recht und schon seit weit mehr als hundert Jahren zu den berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt.

Heinz
 
10Parale Am: 17.11.2023 15:45:20 Gelesen: 33601# 914 @  
@ Heinz 7 [#913]

"Darum zählen die Grossraritäten von Rumänien völlig zu Recht und schon seit weit mehr als hundert Jahren zu den berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt."

Wer nicht ganz so viel Geld hat und trotzdem mitbieten möchte (für mich sind die Preise jenseits meiner Möglichkeiten) kann sich auch bei Los 3122 des Europakataloges desselbigen Auktionshauses in Zürich versuchen.

Sicherlich ist diese Marke einer meiner größten subjektiven Begehrlichkeiten. Das schönste, was die Philatelie mit zu bieten hat. Wie geschrieben steht, soll es nur 5 solcher gebrauchten Ochsenköpfe mit dem Stempel von BERLAD MOLDOVA geben. Ich freue mich, dass es Auktionshäuser und Sammler gibt, in deren Hände diese Marken gut aufgehoben sind. Hoffen wir, dass sie auch den kommenden Generationen noch erhalten bleiben.

Liebe Grüße

10Parale

https://www.philasearch.com/de/i_9102_105053/5405_Rumaenien

Redaktionell ergänzt:

Beschreibung

1858, Bull's Head, 27 pa. black on rose laid paper, an example with close to good margins, fresh vibrant colour, cancelled by two part strikes of "BERLAD / MOLDOVA ./8" datestamp in blue, Kiriac fig. 272; only five examples of the 27 pa. are recorded in the Heimbüchler handbooks used from Berlad with this stamp being a new find; stamp is completely backed, still an attractive example of this desirable stamp due to its excellent colour and fresh appearance. Cert. Gmach (2016). Mi = €15'000.



1858, Bull's Head, 27 Pa. schwarz auf rosa Bütten, ein Beispiel mit knappem bis gutem Rand, frischer leuchtender Farbe, entwertet durch zwei Teilschläge des blauen Stempels "BERLAD / MOLDOVA ./8", Kiriac Abb. 272; nur fünf Exemplare der 27 Pa. sind in den Heimbüchler Handbüchern aus Berlad verzeichnet, wobei diese Marke ein Neufund ist; die Marke ist komplett hinterlegt, dennoch ein attraktives Beispiel dieser begehrten Marke aufgrund der hervorragenden Farbe und Frische. Zert. Gmach (2016). Mi = 15'000 €.

Ausruf 4.000 CHF (ca. 3.960 EUR) Ende der Gebotsabgabe: Donnerstag 30.11.2023, 07:00 CET
 
Heinz 7 Am: 23.11.2023 18:42:03 Gelesen: 32530# 915 @  
Gibt es "richtige"/"gute" Briefmarken und solche, die "eigentlich keine Briefmarken sind"? Ich spreche hier nicht von möglichen Fälschungen, sondern von Originalen.

Wenn man engagierten Philatelisten zuhört, hat man manchmal den Eindruck, es gäbe viele Briefmarken die -irgendwie- nicht "richtig" sind. Bei den Postmeistermarken der USA habe ich das schon gelegentlich gehört. Oder bei den Zemstvo-Marken von Russland. Es gibt Sammler, die anerkennen nur klassische Marken an, die von der staatlichen Postverwaltung herausgegeben wurden. Auch z.B. Postmeistermarken von Bermuda haben bei dieser engen Betrachtung keinen Platz.

Wir haben in diesem schönen Kapitel schon von vielen "richtigen" Briefmarken gesprochen, aber auch ein paar "Fälle" vorgestellt, die nicht von allen Sammlern als "vollwertig" anerkannt werden. Mit meiner heutigen "Präsentation" betrete ich wieder ein Feld, das nicht ganz eindeutig ist. Ich stelle Briefmarken vor, die wir im Michel Raritätenkatalog 2010 vergeblich suchen ("Wertvolle Briefmarken aus aller Welt")! Und das, obwohl diese Briefmarken in Michel-Katalogen USA zum Teil zu finden sind. Auch Senf 1912 (mein "Lieblings-Startpunkt" bei der Betrachtung der Entwicklung über die letzten 110 Jahre) hatte immerhin 73 dieser Marken im Katalog und bewertete sie mit bis zu 200 Mark!

(Zur Erinnerung: in diesem Katalog Senf waren 1912 101 Marken mit bewertet 750 Mark und mehr), vgl. [#2]

Diese Marken sind bei USA katalogisiert im "hinteren Teil" des Kataloges, weshalb sie gelegentlich in der Kategorie "Back-of-the-book" zusammengefasst werden. Hier finden wir u.a. auch die "Newspaper Stamps".

Ich schreibe ab, was zur Einführung im Scott-Katalog steht:

"For the prepayment of postage on bulk shipments of newspapers and periodicals. From 1875 on the stamps were affixed to memorandums of mailing, cancelled and retainedby the post office. Discontinued on July 1, 1898"

Übersetzung deepl:

"Für die Vorauszahlung des Portos für Massensendungen von Zeitungen und Zeitschriften. Ab 1875 wurden die Marken auf Versandscheinen aufgeklebt, entwertet und von der Post einbehalten. Ausgelaufen am 1. Juli 1898".

Gemäss Scott kamen 1865-1895 so eine ganze Reihe von meist sehr schön gestalteten Briefmarken heraus, Scott katalogisiert sie mit dem Vorzeichen PR. Wir zählen so immerhin 125 verschiedene Werte (PR1 - PR125), gemäss Katalog Scott 2000

In den USA sind diese Briefmarken schon lange ziemlich beliebt.

So richtig aufmerksam wurde ich auf sie, als ich folgenden schönen Auktionskatalog in die Hände bekam:



Heinz
 
Heinz 7 Am: 23.11.2023 19:12:36 Gelesen: 32518# 916 @  
@ Heinz 7 [#915]

Die 5 Marken auf der Titelseite haben einen beeindruckenden Hintergrund:

1) Nominale US$ 1.92. = Los 71 = 1875, Cat. Scott PR48, Cat. $ 22'500
2) Nominale US$ 3 = Los 72 = 1875, Cat. Scott PR49, Cat. $ 45'000
3) Nominale US$ 6 = Los 73 = 1875, Cat. Scott PR50, Cat. $ 80'000
4) Nominale US$ 0.60 = Los 118 = 1894, Cat. Scott PR98, Cat. $ 40'000
5) Nominale US$ 6 = Los 119 = 1894, Cat. Scott PR101, Cat. $ 50'000

ein Vergleich mit meinem Katalog Scott 2000 zeigt also markante Steigerungen

Scott 2000:
Cat. Scott PR48, Cat. $ 9'000
Cat. Scott PR49, Cat. $ 17'500
Cat. Scott PR50, Cat. $ 22'500
Cat. Scott PR98, Cat. $ 11'000
Cat. Scott PR101, Cat. $ 19'000

Das sind alles recht stolze Preise. Das Studium des Kataloges zeigte mir dann, dass die Marken auch sehr selten sind

alle Angaben gemäss Siegel-Katalog 1.3.2022

Cat. Scott PR48, "only 41 were sold"
Cat. Scott PR49, "only 20 were sold, and only six are contained in our Census"
Cat. Scott PR50, "only 14 were sold, and only seven have been certified as genuine"
Cat. Scott PR98, "only 19 unused examples are available to collectors"
Cat. Scott PR101, "only 13 unused examples are available to collectors"

Obwohl also die Stückzahlen tief sind, zeugen die Katalogpreise doch davon, dass die Sammler auch bereit sind, hohe Preise zu bezahlen, also muss doch eine starke Nachfrage nach den Stücken sein. Scott richtet nach meinen Erfahrungen die Katalogwerte ziemlich konsequent an den tatsächlich erzielten Ergebnissen aus.

Die Marken sind graphisch sehr schön gestaltet:



Die Marken sind also bei uns vielleicht nicht berühmt, aber doch offenbar sehr wertvoll.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 23.11.2023 19:24:32 Gelesen: 32515# 917 @  
@ Heinz 7 [#915]

Bei meinen Nachforschungen habe ich sogar noch weit teurere Briefmarken entdeckt!

Scott PR 51 ist eine Marke mit Nominale US$ 9.00, Farbe gelb. Sie war im Scott 2000 bewertet mit gar US$ 37'500. Diese Briefmarke wurde im Jahr 2016 bei Siegel verkauft.



Die Marke hatte damals einen Katalogwert von (Achtung!) US$ 250'000, und als Ergebnis werden sogar US$ 310'000 erwähnt.

Offenbar gibt es nur ein (!) Exemplar dieser Marke, wie im Auktionskatalog nachzulesen ist.

"EXTREMELY FINE. THIS STAMP IS THE ONLY RECORDED EXAMPLE OF THE $9.00 1875 CONTINENTAL NEWSPAPER SPECIAL PRINTING. THE HIGHLIGHT OF THE INMAN NEWSPAPERS & PERIODICALS COLLECTION AND ONE OF THE RAREST OF ALL UNITED STATES STAMPS."

DeepL:

"EXTREM FEIN. DIESE BRIEFMARKE IST DAS EINZIGE AUFGEZEICHNETE EXEMPLAR DER 9,00 $ 1875 CONTINENTAL NEWSPAPER SONDERDRUCK. DER HÖHEPUNKT DER INMAN ZEITUNGEN & ZEITSCHRIFTEN SAMMLUNG UND EINE DER SELTENSTEN ALLER UNITED STATES BRIEFMARKEN."

US$ 310'000 des Jahres 2016 - das hätte ich nun wirklich nicht erwartet.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 23.11.2023 19:33:22 Gelesen: 32506# 918 @  
@ Heinz 7 [#915]
@ Heinz 7 [#917]

Und das Ergebnis 2016 war offenbar kein Einzelfall.

Wir finden zur Scott Nr. PR54: Nominale = US$ 36



Diese Marke ist ähnlich selten wie die PR51, nämlich... das einzig bekannte Stück!

Das widerspiegelt auch der Katalogwert: US$ 250'000 (Jahr 2018). An einer Siegel-Auktion 2018 wurde dieses Stück zu US$ 335'000 verkauft. Ich meine, es ist der "Hammer-Preis", dazu kommt dann noch die Provision...

Auktionslos-Beschreibung

FINE APPEARANCE. THE ONLY RECORDED EXAMPLE OF THE $36.00 1875 NEWSPAPER SPECIAL PRINTING, OF WHICH ONLY TWO WERE SOLD. THIS IS WITHOUT QUESTION ONE OF THE MOST IMPORTANT OF ALL SPECIAL PRINTINGS, AND ONE OF THE MOST OUTSTANDING NEWSPAPERS AND PERIODICALS ITEMS IN EXISTENCE.

DeepL:

SCHÖNES AUSSEHEN. DAS EINZIGE AUFGEZEICHNETE EXEMPLAR DES 36,00 $ TEUREN ZEITUNGSSONDERDRUCKS VON 1875, VON DEM NUR ZWEI STÜCK VERKAUFT WURDEN. DIES IST OHNE FRAGE EINE DER WICHTIGSTEN ALLER SONDERDRUCKE, UND EINE DER HERAUSRAGENDSTEN ZEITUNGEN UND ZEITSCHRIFTEN ARTIKEL IN EXISTENZ.

Ich bin beeindruckt! Ich denke, Sie werden mir beistimmen, dass wir diese Marken in unserem schönen Thema durchaus mit-berücksichtigen dürfen.

Heinz
 

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