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Thema: Das liebe Geld ? - Lars Böttger hat gute Tipps für Vereine
Richard Am: 17.09.2023 09:57:14 Gelesen: 756# 1 @  
Das liebe Geld

(SüdWest Aktuell - Lars Böttger) - Wenn Sie jetzt denken „Oh Gott, schon wieder eine Beitragserhöhung!“ – dann kann ich Sie beruhigen. Der Landesverband Südwest ist finanziell gut aufgestellt.



Ich möchte mich einem Thema widmen, welches mir als Vereinsvorsitzenden die eine oder andere Sorgenfalte auf die Stirn zaubert. Ohne ein ausreichendes finanzielles Polster ist eine vernünftige Vereinsarbeit nicht möglich. Ein Beispiel:

Die Miete unseres Vereinslokals sollte von 10 auf 100 Euro pro Monat steigen. Mit den 100 Euro pro Monat / 1.200 Euro pro Jahr hätten wir uns das Vereinslokal nicht leisten können. Eine gewisse Steigerung wäre in Ordnung gewesen, aber eine Verzehnfachung ist für uns nicht tragbar. Momentan scheint die Anhebung vom Tisch zu sein, aber bei solchen Nachrichten rast einem der Schreck durch die Glieder. Nach spätestens vier Jahren wären wir finanziell am Ende gewesen und wir hätten in den vier Jahren keinerlei Aktionen finanzieren können.

Viele Vereine haben seit Jahren (Jahrzehnten) ihre Mitgliedsbeiträge nicht mehr erhöht. Diese Vereine leben von der in den Jahren davor angesparten Substanz. Irgendwann ist die Substanz verbraucht und als letzte Konsequenz meldet sich der Verein aus dem Landesverband und damit dem BDPh ab.

Das kann nicht unser Ziel sein. Der Verein in Trier veranstaltet fast jedes Jahr eine Werbeschau mit einem Sonderstempel. Das alles kostete uns in der Regel Geld, aber es ist eine Zukunftsinvestition. Wenn ein Verein nicht mehr in der Öffentlichkeit auftritt, dann hat das Sterben bereits angefangen. Bitte überlegen Sie, ob nicht eine Briefmarkenwerbeschau zum „Tag der Briefmarke“ oder eine andere öffentliche Aktion bei Ihnen im Ort möglich ist. Der Landesverband unterstützt sie hierbei mit 150 Euro.

Oder Sie organisieren wieder einen Großtauschtag. Eine Halle zu mieten kostet Geld, aber für die Händlertische erhalten Sie einen Ausgleich. Vielleicht nehmen Sie Eintritt – einen Euro für BDPh-Mitglieder und zwei Euro für Nicht-Mitglieder. Wenn Kaffee und Kuchen gespendet werden, ist jeder Euro aus dem Verkauf ein Euro in die Vereinskasse. Der Landesverband nimmt den Termin für einen Großtauschtag auf der Internetseite und in der Südwest Aktuell auf und leitet ihn an die „philatelie“ weiter.

Und glauben Sie mir, eine bessere Werbung erhalten Sie nicht. Ihre Vereinsmitglieder können in den Händleralben stöbern oder selbst verkaufen. Sie selbst können an einem Vereinstisch für die Philatelie und den Verein Werbung machen. Die Zeitschriftenverlage senden ihnen gerne Belegexemplare zu, die Sie verteilen können. Und wenn dann ein Minus in der Vereinskasse bleibt – wird das nicht durch die positiven Erfahrungen ausgeglichen?

Ich kann mir vorstellen, was Sie jetzt denken: „Wie sollen wir das mit den Vereinsmitgliedern machen?“. Wir werden alle nicht jünger. Für die NAPOSTA in Trier haben wir ein Studenten-Team angeheuert, das im wahrsten Sinne den Auf- und Abbau „gestemmt“ hat. Aber das kostet Geld. Unser Verein hatte die dafür notwendige finanzielle Grundlage. Es muss für einen Großtauschtag kein professionelles Team sein, aber es reicht aus, wenn man seine Kinder oder Enkel mobilisieren kann – unser zweiter Vorsitzende und seine Familie sind dafür ein sehr gutes Beispiel.

Ich weiß, wie unpopulär Beitragserhöhungen sind. Aber ohne Knete keine Fete. Reden Sie mit den Vereinsmitgliedern. Fragen Sie nach, was die Mitgliedschaft den Mitgliedern wert ist.

Die Mitglieder im Verein in Trier haben mich bei dieser Frage sehr positiv überrascht. Ein aktiver und attraktiver Briefmarkenverein hat laufende Kosten und muss es sich leisten können, auch einmal bei einer Veranstaltung ein Minus zu machen. Wichtig ist nur, dass man aktiv bleibt und in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird!

Wir sehen uns im Herbst in Ulm!
Ihr Lars Böttger
 
Heinz 1 Am: 17.09.2023 12:42:13 Gelesen: 676# 2 @  
Hallo Lars,

da stimme ich deinen Überlegungen und Anregungen voll und ganz zu. Allerdings wird es immer schwieriger geeignete Räumlichkeiten zu finden für die Tauschtage wie auch für einen Ausstellung. Je große die Stadt ist desto schwieriger wird dies sein. Bei kleineren Orte ist oft ein persönlicher Entscheidungsträger zu überzeugen, dass der Raum für den Tauschtag oder der Ausstellung nicht über einen Betrag gehen darf.

Die gesamte Finanzierung für alle Aktivitäten sollten die Einnahmen nicht übersteigen zumindest nicht über Jahre. Ausnahmen können sicherlich vorkommen. Egal ob es Tauschtage, Großtauschtage oder Ausstellungen sind, das Wichtigste ist die Werbung. Für unsere Großtauschtage geben wir in der Regel mindestens 100 € aus für Werbung (Druck Flyer und Porto). Der Betrag kommt locker wieder durch die Vermietung der Tische rein.

Grundsätzlich bestelle ich das Event-Team der Post, dazu einen kostenlosen Sonderstempel mit einem Sonderumschlag zum Verkauf. Die Werbung ist wie schon gesagt das a und o. Zunächst einen Artikel mit Abb. des Sonderstempels und des Sonderumschlages an alle Fachzeitschriften schicken. Natürlich das gleiche an die philatelie. Auch der BDPh veröffentlicht diesen Artikel gerne auf seiner Webseite. Dazu einige Zeit vorher bei der Webseite des BDPh und den Philaseiten auf die Veranstaltung hinweisen (Artikel schreiben mit Bild). Dies möglichst mehrmals.

Als nächstes alle Vereine im Umkreis von ca. 100 km einen Flyer zuschicken zum auslegen bei den Tauschtagen. Ich verschicke ca.500 Flyer. Zwei Seiten sind relativ preiswert im Internet zu drucken. (Flyer, DIN lang hoch, 2-seitig, 9,9 cm x 21,0 cm, beidseitig bedruckt in Farbe, 90 Gramm Qualitätsdruck glänzend 500 Stück, ca. 28,00 €, 1.000 Stück ca. 30,00 €). Diese können dann in einem Briefumschlag DIN A6 Lang verschickt werden. Adressen gibt es beim DBPH oder dem Landesverband. Da sollte nachgefragt werden wieviel Mitglieder der einzelne Verein hat. Es ist unnötig an einem Verein mit 10 Mitgliedern 20 Flyer zu verschicken. Da nächste ist dann die Veröffentlichung in der örtlichen Tageszeitung ein paar Tage vor der Veranstaltung.

Alles bedeutet jedoch viel Zeit investieren und vor allen Dingen alles rechtzeitig verschicken mindestens 2 bis 3 Monate vor der Veranstaltung. Auch sollte man beim BDPh auf der Webseite nachsehen wann andere Vereine aus dem Umfeld Großtauschtage oder Ausstellungen machen. Denn Sammler können in der Regel nur an einem Tauschtag oder Ausstellung besuchen. Man sollte da sicherlich zusammenarbeiten und auf die anderen Vereine in der Umgebung Rücksicht nehmen.

Mit besten Grüßen
Heinz
 
drmoeller_neuss Am: 17.09.2023 12:48:12 Gelesen: 673# 3 @  
@ Lars [#1]

Ich kenne Eure Situation vor Ort nicht. Wie viele Leute kommen regelmässig zu den Vereinstreffen? Wenn es 50 Personen sind, dann wären das zwei Euro pro Monat. Ein Eintritt von zwei Euro ist zu verschmerzen. Für das Geld bekommt man keine Tasse Kaffee in Luxemburg.

Wir fahren ganz gut damit, in dem wir einen Mindestumsatz pro Person (5 Euro) mit dem Wirt vereinbart haben. Je nach Vermögenslage kann der Verein einen "Verzehrzuschuss" zahlen. Interessant ist, dass die am wenigsten meckern, die sich das eigentlich nicht leisten können, weil sie nur eine kleine Rente haben oder von Hartz-4 leben.

Und zumindest die Ortsvereine in meiner Ecke haben alle ordentliche Rücklagen. Mitnehmen kann es niemand. Also gebt Euer Geld zu Lebzeiten aus. Das gilt sowohl für den Verein wie für seine Mitglieder. Von Geiz profitieren nur die Erben.

Viele Vereine haben seit Jahren (Jahrzehnten) ihre Mitgliedsbeiträge nicht mehr erhöht. Diese Vereine leben von der in den Jahren davor angesparten Substanz. Irgendwann ist die Substanz verbraucht und als letzte Konsequenz meldet sich der Verein aus dem Landesverband und damit dem BDPh ab.

Wenn Du die "menschliche Substanz" meinst, gebe ich Dir vollkommen recht. Ich kenne keinen Briefmarkenverein, der finanziell pleite gegangen ist. Ich kenne aber Fälle, wo das Finanzamt nach Auflösung des Vereines und der Verteilung des Vereinsvermögen noch Steuer von den wenigen "Überlebenden" kassieren wollte, weil die Freibeträge überschritten waren.

"Macht doch mehr Veranstaltungen", hört sich gut an. Aber wer soll denn einen Großtauschtag organisieren, wenn die Mehrheit der Vereinsmitglieder 80+ ist? Mit Studenten haben wir auch gute Erfahrungen gemacht.

Wenn Sie jetzt denken „Oh Gott, schon wieder eine Beitragserhöhung!“ – dann kann ich Sie beruhigen. Der Landesverband Südwest ist finanziell gut aufgestellt.

"Gut aufgestellt" ist untertrieben. Der Landesverband Südwest sitzt auf einer halben Million Euro, das macht pro Mitglied mehrere hundert Euro. Der gerade frisch fusionierte Landesverband West kann da gut mithalten.

Auch die Landesverbände können bei ihrer Auflösung das Geld nicht mitnehmen. Mein Tipp: verteilt die Knete noch an die wenigen aktiven Vereine ! Der Verbandsvorsitzende muss nicht am Nikolaustag Geldscheine verteilen. Ein Landesverband könnte aber für einen Verein eine "Ausfallbürgschaft" für eine Veranstaltung wie einen Grosstauschtag übernehmen.

Die Ausfallbürgschaft greift in den Fällen, wo höhere Gewalt eine Veranstaltung unterbricht oder unmöglich macht. Dazu gehören Pandemien wie Corona, aber auch Sturm und Blitzeis, was Strassen und Schienen blockiert. Den Vereinen wird das Risiko genommen, auf einem Verlust sitzenzubleiben. Aber in den allermeisten Fällen klappen Veranstaltungen und bringen sogar noch etwas Geld ein.
 
Lars Boettger Am: 17.09.2023 18:55:02 Gelesen: 548# 4 @  
@ drmoeller_neuss [#3]

Der Landesverband Südwest sitzt auf einer halben Million Euro, das macht pro Mitglied mehrere hundert Euro.

Wir haben ab dem Jahr 2023 den LV-Beitrag von 8 auf 6 Euro gesenkt und seit 2022 die Zuschüsse um 50% erhöht. Wenn ein Verein etwas machen will, dann hilft der LV Südwest.

Die zwei Corona-Jahre mit wenigen Veranstaltungen und geringen Ausgaben haben dem LV ebenfalls geholfen. Die Summe von einer halben Million Euro hört sich erst einmal gut an, aber der Betrag wird in den nächsten Jahren deutlich abschmelzen.

Mir geht es in meinem Artikel darum, dass die Vereine aktiv bleiben müssen, um neue Mitglieder zu gewinnen. Die Vereinsgrösse ist hier weniger entscheidend.

Beste Grüsse!

Lars
 
10Parale Am: 17.09.2023 21:35:45 Gelesen: 489# 5 @  
@ drmoeller_neuss [#3]

"Mitnehmen kann es niemand. Also gebt Euer Geld zu Lebzeiten aus."

Übrigens ein wunderbares Thema, dass Lars Boettger gestartet hat. Werde es mit viel Empathie lesen. Mich wundert es, dass das Thema zum Problem gemacht wird. Ich kenne nun schon einige Briefmarkensammler und bin noch keinem begegnet, der am Hungertuch nagt und dessen Mitgliedsbeiträge eine finanzielle Überforderung dargestellt hätte. Im Gegenteil, auf Messen und während Auktionen kann man ein Gespür entwickeln, wie gut aufgestellt das Portfolio mancher Sammler ist.

Ich habe mal hochgerechnet. Wenn ich nur 10 Prozent meiner jährlichen Ausgaben für meine Sammelleidenschaft für Mitgliedsbeiträge in einem Verein zahlen müsste, wären es weit über 150,-- Euro.

Das mag bei jedem anders sein, es gibt bei jedem fette und magere Jahre - auch bei mir.

Vereine müssen aktiv bleiben, da gebe ich Lars Boettger völlig recht. Die Frage ist nur, wie man die Vereine wieder attraktiv macht. Zuletzt traf ich mich mit einem Verein in einem Altersheim, weil dort die Kosten nicht so hoch waren wie in der Brauereigaststätte nebenan, und das war irgendwann während der harten Corona-Zeit. Da überkam mich fast schon Mitleid, andererseits wurde mir wirklich bewusst, was drmoeller_neuss in [#3] zu Recht propagiert; gebt Euer Geld zu Lebzeiten aus. Ein Leitsatz, der mir im Moment bei vielen Dingen in Deutschland immer wieder durch den Kopf geht: Ich wohne in einem Mehrfamilienhaus und wir könnten sehr schön Photovoltaikanlagen auf dem Dach installieren, die Sonne scheint auch am Waldrand zu Genüge. Wir haben 500 qm Garagendächer, die von oben aussehen wie ein geteerter Bolzplatz. Wie schön könnte man die Dächer begrünen. Aber das kostet Geld. Und das ist ja bekanntlich nicht vorhanden, obwohl es ja doch irgendwie vorhanden wäre. So ähnlich kommt es mir bei den Vereinen vor.

Liebe Grüße

10Parale
 
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