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Thema: (?) (48) Bund Druckverfahren und Druckveredelungen von Briefmarken bestimmen
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Vernian Am: 19.12.2019 17:48:36 Gelesen: 15890# 1 @  
Bund Neuheit Michel-Nr. 3508 Druckart ?

Hallo,

folgende Anfrage hatte ich an MICHEL geschickt, aber bislang keine Antwort erhalten. Kann jemand Aufschluß geben?

in der MiRu 12/2019 wird unter Neuheiten Bundesrepublik D. unter der MiNr. 3508 die Marke zum 200. Geburtstag Fontanes katalogisiert und dabei die Druckart Offsetdruck angegeben. Dies entspricht auch den Angaben aus der postseitigen Information "Stempel & Information".

Wenn ich mir aber die Marke anschaue und insbesondere fühle, dann sind zumindest die Farben Schwarz und Blau (oder ggf. nur das Blau??) doch ziemlich erhaben, satt, kräftig - genau wie bei einem Stichtiefdruck. Zumindest nicht so, wie es bei einem Offsetdruck üblicherweise der Fall ist.

Von daher die Frage: Ist die Marke im kombinierten Offset-Stichtiefdruck gedruckt? Oder seit wann gibt es beim Offsetdruck die Möglichkeit (und wird auf deutschen Briefmarken angewendet) bestimmte Farben satter aufzubringen, so dass der Eindruck eines Stichtiefdruckverfahrens entsteht? Hat ein derartiger Druck einen anderen Namen?

Danke und Gruß

Vernian
 
Vernian Am: 20.12.2019 06:38:02 Gelesen: 15838# 2 @  
Keiner der Auskunft geben kann?
 
Vernian Am: 20.12.2019 22:08:00 Gelesen: 15776# 3 @  
Ich habe mir jetzt die Marke nochmals vorgenommen. Wer nicht zu viel Hornhaut an den Fingerkuppen hat kann beim über das Markenbild streichen fühlen, das die meisten in schwarz gedruckten Partien spürbar sind. Bemerkenswerterweise sind aber etwa der Matrixcode auf dem Bogenrand und der senkrechte Schriftzug links (Theodor Fontane 1819-1898) nicht "erhaben", also nicht spürbar, genauso die Wertziffer in rot nicht; hingegen aber etwa das Autogramm, der Schriftzug "Deutschland" sowie eben alle Linien, die farbigen Flächen hingegen nicht.

Ich habe mir jetzt die Mühe gemacht, die Marke unter einem Mikroskop in 75-facher Vergrößerung zu betrachten. Hierbei ist festzustellen, das die nicht erhabenen Schriftzüge, Matrix, Wertziffer aus einem sehr dünnen, flächigen Farbauftrag bestehen, die farbigen Hintergründe im Offsettypischen Farbpunkte-Mix vorliegen und die fühlbaren Linien wie in "Deutschland", dem Autogramm und den bildlichen Darstellungen allesamt einen sehr dichten kräftigen Farbauftrag haben. All dies würde auf den ersten Blick für einen kombinierten Offset-Stichtiefdruck sprechen.

Ich habe paralell dazu einige französische Stichtiefdruckmarken verglichen und komme dahin zu sagen, nein, StTdr ist das bei dieser Marke nicht, den die Linien sind im Vergleich zu "sauber", klar und gerade begrenzt, während im StTdr eine gewisse "Ausfaserung" der Stichlinienränder in der Vergrößerung üblich zu sein scheint. Anderseits war das Papier der untersuchten französischen Marken immer deutlich grobfaseriger, was zu einem stärkeren Verlaufen der Farbe geführt haben könnte. Von daher bin ich immer noch genauso schlau wie vorher.

Wenn es sich also nicht um eine StTdr - Offset-Kombination bei der Marke handelt, wovon ich ja eigentlich ausgehen muß, wenn sowohl die herstellerseitige Angabe wie auch Michel sich so äußern, so stellt sich mir trotzdem die Frage, wie der dicke und damit spürbare Farbauftrag, der wie ein Tiefdruck wirkt, im Offsetdruckverfahren ausgeführt wird.

Das diese satteren Farbaufträge durch mehrfaches Drucken entstehen halte ich aus verschiedenen Gründen für unwahrscheinlich. Bleibt eigentlich nur die Option, dass die Konsistenz der Farbe das Kriterium darstellt, weshalb sie fühlbar ist. Wenn die Farbe dicker, also weniger flüssig ist, sind mehr Farbpigmente enthalten, die nach dem Trocknen verbleiben. Der Farbauftrag ist also tatsächlich dann dicker und eben fühlbar. Das ist nun aber nur eine Laien-Annahme.

Es bräuchte also einen Kenner, der mir verraten kann, ob meine Hypothese zutrifft oder was der tatsächliche Grund ist, weshalb diese Marke wirkt als wäre sie in Teilen als Tiefdruck ausgeführt.

V.
 
Erdinger Am: 20.12.2019 23:55:26 Gelesen: 15758# 4 @  
Hallo Vernian,

ich habe die Marke bisher nicht im Original gesehen, könnte mir aber eine Drucklackvariante vorstellen (3-D-Lack oder Relieflack).

Viele Grüße aus Erding!
 
Christoph 1 Am: 21.12.2019 00:28:59 Gelesen: 15752# 5 @  
Hallo Vernian,

die Fontane-Marke habe ich nicht vorliegen. Aber die gleiche Beobachtung habe ich bei der neuen Briefmarke "Mondlandung" gemacht. Und zwar sowohl bei der normalen Variante, als auch bei der Blockausgabe. Die Schrift in Gold-Farbe fühlt sich erhaben an, wenn man mit dem Finger vorsichtig über die Oberfläche fühlt.



Nun habe ich aber leider keine Michel-Rundschau oder andere Informationen zu der Neuausgabe, so dass ich nicht sagen kann, welches Druckverfahren dort angegeben wird.

Viele Grüße
Christoph
 
Vernian Am: 21.12.2019 04:24:49 Gelesen: 15742# 6 @  
@ Erdinger [#34]

Hm, eine Drucklackvariante - daran habe ich noch nicht gedacht. Aber müsste ein "Lack" nicht einen gewissen Glanz haben? Das sehe ich hier nicht so. Aber könnte sein. Nur: Auch dann stimmt die Angabe "Offsetdruck" nicht, denn die Aufbringung einer Lackfarbe dürfte nicht im Offsetdruckverfahren erfolgen, oder täusche ich mich da?

Best

V.
 
Vernian Am: 21.12.2019 04:45:57 Gelesen: 15738# 7 @  
@ Christoph 1 [#35]

Hallo,

das ist m.E. etwas anderes: Das Gold ist in Form von einer Art Folienauftrag aufgebracht, daher das Erspüren der goldenen Stellen, die vom Papier abweichend sind. Michel schreibt hier interessanterweise auch nur "Offsetdruck". Gleichermaßen die Informationen der Post "Mehrfarben-Offsetdruck". Was für mich beweist, das hier korrekte und vollständige Antworten fehlen. Denn Goldfoliendrucke sind m.W. keine Offsetdruckverfahren, hier wird kombiniert. Übrigens gilt gleiches in 2019 für die Marke "50 Jahre Chipkarte". Es sei denn moderne Offsetdruckverfahren sind sowohl in der Lage Lackfarben wie auch Goldfolienaufbringung in sich zu vereinen - nur ist dann tatsächlich noch von "Offsetdruck" im klassischen Sinne zu sprechen, oder haben Druckverfahren, die derartiges ermöglichen, nicht einen anderen Namen? Mir scheint da sowohl seitens der Hersteller (Post) wie auch Michel nicht ausreichend exakt genug beschrieben zu werden.

Best

V.
 
Ben 11 Am: 21.12.2019 09:28:20 Gelesen: 15720# 8 @  
@ Vernian [#33]

Guten Morgen Zusammen,

ist schon ein interessantes Teil, nicht wahr? Habe mir die Marken erstmal von der Post geholt, um sie dann zu untersuchen.

Hier einmal ein Bildausschnitt mit 200-facher Vergrößerung.



Die Angaben zum Offsetdruck sind richtig. So sind die Grundfarben z.B. alle flach gedruckt. Stichtiefdruck ist nicht zu erkennen. Auf der Rückseite der Marke müsste man in diesem Fall die Prägungen sehen, da die Farbe mit sehr hoher Pressung aus der Druckform auf das Papier übertragen wird.

Hier wurde zusätzlich zum Offsetdruck eine Veredelung mit UV-Lack durchgeführt. Dieser könnte bereits schwarz eingefärbt gewesen oder passgenau auf die gedruckte schwarze Farbe aufgetragen worden sein. Eine UV-Lackierung erlaubt ziemlich große Schichtdicken. Der aufgetragene Lack wird durch Bestrahlung mit UV-Licht ausgehärtet. Dispersionslack (also Drucklack) ist das nicht, da auch hier die Schichtdicke viel dünner ist. Schaut Euch die Marke mal unter UV-Licht 256nm an. Der farblose Dispersionsdruck befindet sich innerhalb des Markenbildes auf der weißen Fläche und beinhaltet die Seltenen-Erden-Pigmente des IR-Sicherheitsmerkmales.

Die Herstellung der Marke passiert in einer Maschine. Das Lackierwerk für den UV Lack folgt auf die Offsetdruckwerke. Nach dem Lackierwerk folgt unmittelbar der UV-Licht Trockner. Man spricht immer noch von einer Offsetdruckmaschine, auch wenn diese zusätzliche Veredelungen durchführen kann.

Übrigens werden metallpigmentierte Farben wie Gold oder Silber meist im Flexodruck auf das Papier gebracht. Das Flexodruckwerk reiht sich ebenfalls in die Maschine ein und funktioniert ähnlich wie ein Lackierwerk. Die anderen genannten Marken muss ich mir mal ansehen.

Einen schönen 4.Advent wünsche ich Euch allen.
Ben.
 
Vernian Am: 21.12.2019 12:38:00 Gelesen: 15697# 9 @  
Hallo Ben,

ganz herzlichen Dank, da antwortet offenbar jemand mit guten Kenntnissen! Da lag also Erdinger [#34] richtig mit seiner Lackfarb-Vermutung. Ich muß sagen, da wäre ich so nicht drauf gekommen. Mich wundert nur, dass man ein derartiges Druckverfahren, genau wie den von Dir benannten Flexodruck, nicht gesondert erwähnt (zumindest bei MICHEL, wenn schon nicht in den Informationen der Post) bzw. dass das alles noch als Offsetdruck gilt nur weil des sozusagen in einem Druckgang erfolgt. Sind den kombinierte StTdr-Offset-Drucke nicht auch einfach in zwei hintereinander geschalteten Druckwerken hergestellt? Oder liegt hier eine lokal oder herstellungsbedingte deutlichere Trennung der Druckabläufe vor?

Ich schaue gleich mal wegen zurückliegender Markenausgaben BRD, ob es da weitere solche Fälle bereits gegeben hat, wo ich meinte eine StTdr-Offset-Kombi zu haben und aber im MICHEL nur Offset steht.

Wie hast Du die Aufnahme gemacht? Es scheint ja als hättest Du ein entsprechendes Mikroskop mit Fotofunktion, oder ist das ein besonders gut herausgearbeiteter Scan?

Vielen Dank!

Vernian
 
Vernian Am: 21.12.2019 13:20:47 Gelesen: 15689# 10 @  
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, da ich aus den letzten Jahren BRD vieles nicht vorliegen habe, könnte auch die folgende Ausgabe (die einzige die ich gefunden habe) mit einem solchen Lackdruck versehen sein:

MiNr. 3419 (2018, F. Schleiermacher) - Das Porträtbild ist ebenfalls wie ein Stich in der Ausführung und die Farbe schwach ertastbar - schwächer aber als bei der 3508.

Davor finde ich dann als nächst zurückliegende Marke mit erhabener Farbe die MiNr. 2833 von 2010 - die ist aber im Michel mit kombinierten StTdr und Odr. angegeben, also mit echtem StTdr und nicht Lackdruckauftrag.

D.h. wenn die 3419 bestätigt werden würde, dann wäre dies wahrscheinlich die erste Marke in diesem Druck gewesen (und das bedeutet, diese Druckart wird erst seit 2018 bei BRD-Marken eingesetzt); und wenn jemand noch weitere derartige Marken findet und hier benennen kann wäre das von Interesse.

Danke und besinnliches Adventswochenende

Vernian
 
Ben 11 Am: 21.12.2019 17:06:34 Gelesen: 15658# 11 @  
@ Vernian [#39], [#40]

Mich wundert nur, dass man ein derartiges Druckverfahren, genau wie den von Dir benannten Flexodruck, nicht gesondert erwähnt.

Flexodruck in Kombination mit Offsetdruck wird erwähnt. Eine erste Marke war das "Schloss Bellevue" von 2007. Es gibt weitere aus den Wohlfahrtsmarken 2009 und 2010 und viele Weihnachtsmarken. Meist sind das Marken mit goldener Schrift oder Duftstoffen, wo große Pigmente enthalten sind.

Die Fontane-Marke hat keinen Flexodruck, sondern eine UV-Lackierung. Solche Lackierungen werden ebenfalls häufig angewendet. Die Madonna von 2012 hat u.a. eine solche. UV-Lackierungen sind Veredelungen und keine Druckverfahren. Veredelungen werden nicht gesondert genannt.

VG Ben.
 
Ben 11 Am: 21.12.2019 17:23:01 Gelesen: 15650# 12 @  
@ Vernian [#37]

Die "Chipkarte" hat keinen Folienauftrag (Kaltfolien-Anwendung), die "Mondlandung" ebenfalls nicht. Kaltfolie wurde auf dem "Gaia-Satelliten" aus der Astrophysik-Reihe verwendet.

Die "Chipkarte" ist dennoch sehr interessant. Zumindest meine Marken zeigen eine Passerverschiebung der schwarzen Farbe. Die schwarzen Schatten neben den Ziffern "80" und auch den goldenen Buchstaben scheinen gewollt zu sein, zeigen die Verschiebung jedoch zu den anderen Farben.



Schaut man sich die goldenen Buchstaben genauer an, erkennt man jedoch zwei Lackierungen an den Verläufen. Also zweimaligen Auftrag von UV-Lack. Einer davon enthält die goldenen Farbpigmente (Perlglanz-Pigmente).



Die Anwendung von zwei Lackierungen wird bei der Chipdarstellung wichtig, denn hier wird die goldene Farbe unterbrochen. Das kann man wieder im Detail an den Rändern sehr gut erkennen.



Für die Bilder benutze ich ein handelsübliches USB-Mikroskop, das eine Vergrößerung bis 230 ermöglicht. Die Bilder kann ich auf meinem Rechner speichern.

Viele Grüße
Ben.
 
Ben 11 Am: 21.12.2019 17:38:39 Gelesen: 15645# 13 @  
@ Vernian [#40]

MiNr. 3419 (2018, F. Schleiermacher) - Das Porträtbild ist ebenfalls wie ein Stich in der Ausführung und die Farbe schwach ertastbar - schwächer aber als bei der 3508

Das Porträtbild zeigt keine geschlossenen Linien, sondern zu Linien angeordnete Rasterpunkte. Eine "Erhabenheit", die auf eine UV-Lackierung hinweist, kann ich hier nicht erkennen. Interessant ist die silberne Farbe der Schrift, die wohl ebenfalls in Offset gedruckt wurde. Die üblichen Merkmale des Flexodrucks (hochstehende Quetschränder) sind hier jedoch nicht erkennbar.

Ergänzung und Korrektur: " ... die "Mondlandung" ebenfalls nicht" [#42].
Nach dem Artikel "Ein großer Schritt..." in der Postfrisch 4/2019 wurde die Marke der "Mondlandung" doch mit einer goldenen Folie veredelt. Ich hätte sie mir doch mal raussuchen sollen, was ich die nächsten Tage dann mal nachholen werde.

VG Ben.
 
Vernian Am: 21.12.2019 20:14:05 Gelesen: 15625# 14 @  
@ Ben 11 [#41] [#42] [#43]

Wieder vielen Dank! Gut, mir ging es in erster Linie um den (UV-)Lackdruck, der bei der MiNr. 3508 fast wie StTdr wirkt. Das es Unterschiede mit ähnlichem Effekt zwischen Foliendruck und Flexodruck gibt war mir aber genauso unbekannt.

Du schreibst, die Madonna von 2012 hätte ebenfalls schon UV-Lackdruck gehabt? Ja, kann ich unter der UV-Lampe erkennen, aber nicht fühlen, d.h. der ist nicht erhaben aufgebracht wie bei der Fontane-Marke. Und andere Marken auch - kannst Du mir sagen welche? Oder ist diese Fühlbarkeit bei der Fontane-Marke jetzt etwas ganz Neues und in dieser Form bislang noch nicht dagewesen? Wobei ich sagen muß, bei der Fontane erscheint bei mir unter UV-Licht nichts was darauf schließen lässt das der Lack reagiert. Allerdings schriebt Du was von UV 256 nm - ich vermute mal das habe ich nicht.

Deine Feststellungen zur Chipkarte kann ich bestätigen, also das mit der Schattierung und den offenbar doppelten Druckgang.

Bzgl. Nr. 3419 hast Du Recht, dass ist reiner Offset - allerdings lässt sich da erstaunlicherweise auch der Farbauftrag beim Porträt erfühlen, was ja eigentlich sonst unüblich ist. Vielleicht, weil hier nur in einer Farbe gedruckt wurde?

Best

Vernian
 
Ben 11 Am: 22.12.2019 07:54:36 Gelesen: 15592# 15 @  
@ Vernian [#14]

die Madonna von 2012 hätte ebenfalls schon UV-Lackdruck gehabt? Ja, kann ich unter der UV-Lampe erkennen, aber nicht fühlen, d.h. der ist nicht erhaben aufgebracht wie bei der Fontane-Marke. Und andere Marken auch - kannst Du mir sagen welche? Oder ist diese Fühlbarkeit bei der Fontane-Marke jetzt etwas ganz Neues und in dieser Form bislang noch nicht dagewesen?

Nun, glatte Flächen kann man kaum erfühlen, Linien hingegen schon. Hinzu kommt noch die aufgetragene Schichtdicke. Spontan kann ich Dir keine weiteren Marken nennen. Ich müsste mir mal ein paar raussuchen und ansehen. Ob die Effektlackierung der "Fontane"-Marke auch auf anderen Marken zu finden ist, müsste man sich ebenfalls ansehen, hängt ja auch vom Motiv ab. Es gäbe da schon einigen zeitaufwendigen Forschungsbedarf.

Wobei ich sagen muss, bei der Fontane erscheint bei mir unter UV-Licht nichts was darauf schließen lässt das der Lack reagiert. Allerdings schriebt Du was von UV 256 nm - ich vermute mal das habe ich nicht

Sorry, das habe ich wohl falsch erklärt. UV-Lack reagiert nicht unter UV-Licht mit einer Fluoreszenz. Bei der Herstellung der Marken wird der flüssige Lack auf dem Papier mit UV-Licht gehärtet (getrocknet).

Schauen wir uns die Marken unter UV-Licht an, sehen wir folgendes. Bei UV-Licht 365 nm tritt die übliche gelbe Fluoreszenz auf. Die Partikel dafür befinden sich im Papier. Das Papier ist DP II. Man erkennt aber schon, dass im inneren Bereich der Marke noch mehr sein muss. Die gelbe Fluoreszenz sieht anders aus, als am Rand. Unter UV-Licht 256 nm ist das deutlich zu erkennen. Der innere Bereich ist bläulich. Das ist jedoch keine Fluoreszenz, sondern nur die Antwort des Dispersiondruckes auf die geänderte Beleuchtung. Man bezeichnet das auch als "bedingt gleiche Farbe". Was wir hier sehen, ist der farblose Druck, der die Seltenen-Erden-Pigmente für das IR Sicherheitsmerkmal enthält.



Unter IR-Licht 980 nm reagieren diese mit einer grünen Fluoreszenz. Das ist schwierig zu fotografieren. Ich hoffe, man erkennt das halbwegs.



Bzgl. Nr. 3419 ... allerdings lässt sich da erstaunlicherweise auch der Farbauftrag beim Porträt erfühlen

Unter meinem Mikroskop sehe ich leider nur flache Rasterpunkte.

Viele Grüße und ein schönes Weihnachtsfest.
Ben.
 
Vernian Am: 22.12.2019 10:44:13 Gelesen: 15569# 16 @  
@ Ben 11 [#15]

Vielen Dank für alles, Ben!

Bei meiner gestrigen groben Sichtung meine ich sagen zu können, dass auch die Asterixmarken von 2015 (Block 80, "Haut"-Partien und Knochen bei Idefix) UV-Lackdruck haben wie bei der Madonna, falls nicht, dann liegt das an meiner UV-Lampe.

Nr. 3419: Richtig, zu sehen ist nur Offsetraster - trotzdem scheint die Druckfarbe bei dem Porträt kräftiger zu sein, denn sie lässt sich spüren.

Besinnliche Feiertage!

Vernian
 
Franz G. Am: 23.12.2019 06:59:29 Gelesen: 15526# 17 @  
@ Vernian [#31]

Hallo Vernian,

die korrekte Bezeichnung für die Druckveredelung bei der Bund MichelNr. 3508 nennt sich Thermoreliefdruck. Und es gibt auch einige andere Marken bei denen diese Druckveredelung angewendet wurde. Michel verwendet dafür die Bezeichnung Reliefdruck.

Hier einige Beispiele dafür:

Türkei MiNr. 2017



Dänemark-Färöer MiNr. 417-420



Österreich MiNr. 2094



Österreich MiNr. 2084 (auch wenn Michel hier fälschlicher Weise Offset und Lack schreibt)



Gruß, Franz G.
 
Vernian Am: 23.12.2019 09:53:36 Gelesen: 15511# 18 @  
@ Franz G. [#17]

Danke Franz. Nur dass weder die Deutsche Post in ihren Beschreibungen noch Michel bei der Fontane-Marke den ein- oder anderen Begriff erwähnt oder benennt. Aber gut das ich jetzt einen Begriff dafür kenne, der auch noch logisch ist. Jetzt wäre nur noch interessant zu wissen, ob diese Druckveredelung (dieser Begriff ist für mich weit weniger logisch) auf deutschen Marken schon vorher mal angewendet wurde, und wenn ja, auf welchen und wann das erste mal. Ich habe nicht alles an Neuheiten der letzten Jahre und bei dem vorliegenden nichts gefunden.

Gruß

Vernian
 
swk-ler Am: 23.12.2019 10:52:14 Gelesen: 15501# 19 @  
Hallo Vernian,

schreib doch mal einen Leserbrief an MICHEL / den Schwaneberger Verlag und/oder das postfrisch Magazin der Deutschen Post. [1]

Beste Grüße
Jens

[1] https://images.shop.deutschepost.de/MEDIA/PROD_ProductCatalog/2019_06_Postfrisch_2019_06_Postfrisch.pdf Seite 36/37
 
Vernian Am: 23.12.2019 15:29:45 Gelesen: 15470# 20 @  
@ swk-ler [#19]

An MICHEL hatte ich die Anfrage im Wortlaut meines initialen Beitrags hier geschickt - bislang ohne Antwort. Da heisst es abwarten.

Best

V.
 
Postgeschichte Am: 23.12.2019 16:44:04 Gelesen: 15451# 21 @  
@ Vernian [#20]

Hat denn der Schwaneberger Verlag die Marken hergestellt? Wäre für die Beantwortung der Fragen nicht die Deutsche Post AG oder die Bundesdruckerei zuständig?

Gruß
Postgeschichte
 
Vernian Am: 23.12.2019 17:08:48 Gelesen: 15444# 22 @  
@ Postgeschichte [#21]

Natürlich hat der Schwaneberger Verlag die Marken nicht hergestellt. Aber MICHEL katalogisiert und gibt dabei üblicherweise die verwendete Druckart in seiner Beschreibung an. Und von einem (Thermo-)Reliefdruck steht bei dieser Marke nichts. Und die offiziellen Informationen der Post (Stempel&Information) enthalten auch nichts darüber.

Üblicherweise ist es auch der Kataloghersteller MICHEL, auf dessen Informationen die Sammlerwelt vertraut, also sehe ich den Verlag auch in der Pflicht. Er behauptet ja auch, Marken nur dann zu katalogisieren wenn sie ihm vorgelegen haben - da hätte er die "fehlende" (also nicht angegebene) Druckvariante ja eigentlich bemerken müssen. Laut Ben_11 (in Beitrag Nr. [#41]) werden aber diese sogenannten "Veredelungen" nicht bei Michel genannt - warum wieso weshalb - keine Ahnung. Ich wäre der Ansicht, dass eine derartige besondere Druckform wie Reliefdruck erwähnt werden sollte, ist er doch signifikant zu erkennen bzw. erfühlen.

Warum so etwas als "Veredelung" bezeichnet wird und nicht als besondere Drucktechnik, die ja in einem nachgeordneten Druckgang aufgebracht wird, stösst bei mir auf Unverständnis. Aber das Druckerhandwerk (welches heute ja auch weniger Handwerk als technisch-digitales Verfahren anzusehen ist) ändert sich auch fortlaufend, und wenn über den grundprinzipiellen Offsetdruck hinaus Druckverfahren nur als Veredelung eines Druckerzeugnisses bezeichnet werden, dann dürfte dies wohl einen Grund haben.

V.
 
Ben 11 Am: 23.12.2019 18:39:07 Gelesen: 15426# 23 @  
@ Franz G. [#17]

die korrekte Bezeichnung für die Druckveredelung bei der Bund MichelNr. 3508 nennt sich Thermoreliefdruck. Und es gibt auch einige andere Marken bei denen diese Druckveredelung angewendet wurde. Michel verwendet dafür die Bezeichnung Reliefdruck.

Ein interessanter Gedanke - aber es ist kein Thermoreliefdruck. Der Hintergrund liegt hierbei in der Technologie des Offsetdruckes. Beim Offsetdruck arbeitet man mit einer Emulsion von Wasser und Farbe. Nichtdruckende Flächen werden mit Wasser benetzt. Das bedeutet, dass das Papier feucht ist und über IR-Strahler wieder getrocknet wird. Beim Thermoreliefdruck wird auf die feuchte Farbe ein Kunststoffgranulat gestreut und von den trockenen Stellen des Papiers wieder abgesaugt. Das Granulat geht eine Verbindung mit der feuchten Farbe ein und wird mit IR Strahlern getrocknet. Dabei quillt es auf. Bei feuchten Papieren würde das nicht funktionieren.

Eine Thermoreliefstrecke kann m.W. derzeit nicht In-Line mit einer Rollenmaschine betrieben werden. Bei Bogenmaschinen wäre eine solche Strecke im Anschluss an herkömmliche Druckwerke möglich. Die Verarbeitungsgeschwindigkeit wäre dabei recht langsam. Gesehen habe ich das schon mal an einer Ryobi GX522 im Druckformat 520 mm. Die Bundesdruckerei wird zweifellos über diese Technologie z.B. aus der Banknotenherstellung verfügen. Banknoten werden jedoch im Bogen und in mehreren Bearbeitungsschritten hergestellt.

Bei der "Fontane"-Marke handelt es sich eher um einen UV-("Relief") Lack, der in der entsprechenden Schichtstärke z.B. mit einem Flexodruckwerk aufgetragen werden kann, oder auch über ein konventionelles Lackierwerk mit entsprechender Lackplatte. Der Lack würde wieder mit UV-Strahlern getrocknet. Spot-Lackierungen, Wassertropfen oder ähnliche haptische Effekte lassen sich damit auch auf der Papierbahn bei hoher Geschwindigkeit herstellen. Manche Druckereien bieten das als 3D-Reliefdruck oder UV-Reliefdruck an.

"Reliefdruck" wäre eine gute Bezeichnung dieser Veredelung.

Die Redaktionen der Briefmarkenkataloge können nur das angeben, was ihnen seitens der Hersteller gesagt wird. Weiß der "Michel" etwas über Seltene Erden? :-)

Viele Grüße
Ben.
 

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