Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Hat der BDPh nur ein Imageproblem ?
Das Thema hat 48 Beiträge:
Gehe zu Seite:  1   2 oder alle Beiträge zeigen
 
Helma Janssen Am: 25.07.2019 15:47:10 Gelesen: 12463# 1 @  
Neue Satzung des BDPh wieder nur in männlicher Form!

In dem Editorial der philatelie vom Juli 2019 beklagt Vizepräsident Billion – zurecht - das schlechte Image des Briefmarkensammelns in der Öffentlichkeit. Dabei zitiert er den Satz: „Ist das nicht nur ein Hobby für ältere Männer?“ Er verweist drauf, dass sich die Vereine und Sammler*innen positiver in der Öffentlichkeit verkaufen müssen. Das ist sicher richtig. Aber handelt es sich hier wirklich nur um ein Imageproblem? Genügt wirklich nur eine positive Darstellung in der Öffentlichkeit oder ist das Problem in manchen Details nicht tiefgründiger?

Da wird der Hauptversammlung in Bensheim eine überarbeitete Satzung zur Abstimmung vorgelegt. Die komplette Satzung ist nur in männlicher Form abgefasst. So können, nur als Beispiel, die Delegierten auch künftig keine Präsidentin oder eine Rechnungsprüferin wählen. Frauen sind laut Satzung nicht vorgesehen. Wie ist so etwas in unserer heutigen Zeit noch möglich?

Wie sollen die Sammler*innen denn Frauen für das Briefmarkensammeln und für die organisierte Philatelie gewinnen, wenn sie gar nicht vorgesehen sind? Und wie sollen gar jüngere Mitglieder geworben werden? Die lachen sich doch kaputt, wenn sie diese antiquierte Satzung lesen.

Sammlerinnen sind immer noch in der absoluten Minderheit im Bund Deutscher Philatelisten. Natürlich gibt es sie in einigen Vereinen, aber auch dort nur in der Minderheit. Und es gibt auch engagierte Sammlerinnen, die in Vorständen aktiv sind oder gar einen Verein leiten. Wie der Verein der Briefmarkenfreunde Soest, der von Hannelore Oeleker über viele Jahre erfolgreich geführt wurde und jetzt mit Brigitte Mühlhaus wieder eine Frau an der Spitze hat. Aber das sind immer noch Ausnahmen. Die wenigen engagierten Sammlerinnen dienen den Männern aber immer gerne als Feigenblatt und werde als Argument angeführt, das doch alles bestens sei.

Aber so lange es kein Umdenken bei den Sammler*innen und in den Vorstandsetagen des Bundes Deutscher Philatelisten gibt, so lange wird das Hobby Briefmarken sammeln weiter ein „Hobby für ältere Männer“ bleiben. Und da hilft auch keine Imageoffensive.

Wir sind gendermäßig bereits beim dritten Geschlecht angekommen – Der Bund Deutscher Philatelisten ist leider immer noch beim Ersten stehen geblieben!

Frau und Philatelie
Christine Hennings-Kuhlmann,
Helma Janssen
 
alemannia Am: 25.07.2019 16:28:29 Gelesen: 12436# 2 @  
@ Helma Janssen [#1]

Hallo zusammen,
hallo Frau Hennings-Kuhlmann,
hallo Frau Janssen,

Ihnen dürfte der Text des Entwurfes der überarbeiteten Satzung über die in Bensheim abgestimmt werden soll sicherlich seit einiger Zeit bekannt sein. Davon gehe ich zumindest aus.

Somit vermute ich, dass Sie einen Antrag auf eine textlich gendermäßige Änderung der BDPh-Satzung in Bensheim fristgemäß gestellt haben.

Ist das so richtig?

Gruß

Guntram
 
Detlev0405 Am: 25.07.2019 17:41:36 Gelesen: 12373# 3 @  
@ alemannia [#2]

Hallo Guntram,

selbst wenn die Sammlerinnen keinen derartigen Änderungsantrag gestellt haben, ändert das nichts an der Tatsache, das die im Jahre 2019 erarbeitete Satzung sich nur an männliche Sammler richtet und verstößt damit gegen geltendes Recht. Oder ist in Bensheim das AGG (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz) noch nicht in Schriftform vorliegend ? Findet man auch im Notfall im Internet.

Schlimm ist, das man heutzutage noch darüber debattieren muss.

Gruß
Detlev
 
alemannia Am: 25.07.2019 17:56:32 Gelesen: 12354# 4 @  
@ Detlev0405 [#3]

Hallo Detlev,

das stimmt und ist mir auch bekannt.

Aber wie ändert man nun die Satzung bzw. den Antrag auf Satzungsänderung konkret?

Gruß

Guntram
 
olli0816 Am: 25.07.2019 17:59:43 Gelesen: 12351# 5 @  
Hallo die Damen,

natürlich wäre es wünschenswert, wenn so eine Satzung alles - auch das dritte Geschlecht - berücksichtigt. Obwohl diese Sternchen, die verwendet werden, nicht mein Ding sind.

Allerdings habe ich die Befürchtung, dass eine gendergerechte Satzung nicht die Probleme lösen wird, die der BdPh und die Verbände/Vereine haben. Fakt ist, dass die meisten Mitglieder ggw. Männer sind und entweder wegsterben oder diese Art Philatelie verlassen. Ich bin ja auch nicht im BdPh oder Verein, obwohl ein recht fortgeschrittener Sammler und sicher mit 53 Jahren weit weg von der Jugend. Man merkt der ganzen Sache an, dass man wie 1950 weitermachen möchte und diese Satzung spiegelt nur das wider, inklusive der richtig angesprochenen Tatsache, dass außer Männer wohl niemand angesprochen werden soll. Auch hier meine Frage: Ist denn schon ein Antrag gestellt worden oder wenn nicht geplant dieses zu korrigieren? Das fände ich sinnvoll, da mit Sicherheit die Mehrheit ohne großem Nachdenken zustimmen wird.

Man sollte auch berücksichtigen, dass das Thema BdPh ganz gerne gelesen wird, aber inzwischen auch nicht mehr sonderlich viel dazu kommentiert wird. Richard hatte vor kurzem eine ganze Suada mit den Gedanken des BdPhs hier eingestellt, wo ich zugegebenerweise es auch nicht geschafft habe, bis zum Ende zu kommen. Darunter genau null Kommentare. Das heißt, das Interesse an solchen Themen lässt stark nach oder es ist bei einigen Leuten durch das Unvermögen, sich zu modernisieren wohl entweder ein Unwille da zu diskutieren oder es ist wohl egal. Das wäre in meinen Augen der richtige Punkt hinzuschauen, weil hier der Schlüssel für den Untergang der organisierten Philatelie liegen wird.

Ich hoffe, ich war nicht zu negativ.

Viele Grüße
Oliver
 
22028 Am: 25.07.2019 18:01:12 Gelesen: 12347# 6 @  
Wir sollten die Kirche da im Dorf lassen, auch wenn ich für die die weiblichen und Transgenter Geschlechter da Verständnis habe. Ein Satz am Anfang genügt mit dem Hinweis dass mit Sammler ALLE Geschlechter gemeint sind.

Die Fakten an sich sind wichtig, sicher nicht die Geschlechter, m.M. nach zumindest.

Die ältere Dame aus Berlin hatte vor Gericht auch verloren als sie ihre Sparkasse verklagte da sie von der als "Kunde" angeschrieben wurde und mit solchen (in meinen Augen) Nebensächlichkeiten die Gerichte beschäftigt.
 
Fridolino Am: 25.07.2019 18:02:24 Gelesen: 12344# 7 @  
@ Detlev0405 [#3]

Neugierige Frage: Gegen welchen Paragraphen des genannten Gesetzes soll denn der Entwurf verstoßen?
 
22028 Am: 25.07.2019 18:03:32 Gelesen: 12340# 8 @  
Eric Scherer Am: 25.07.2019 18:12:17 Gelesen: 12334# 9 @  
Hallo zusammen,

ich denke, der viele Philatelisten und auch viele der Forumschreiber hier leben noch immer in der Vergangenheit. Der Hinweis von Helma ist völlig richtig. Ich glaube, es war 1995 als mein damaliger Arbeitgeber uns in der Abfassung von "geschlechtsneutralen" Texten geschult hat. Das war deutlich einfacher als erwartet und wir sind dabei völlig ohne "*" oder /IN ausgekommen. Man kann also getrost sagen: das kann man von einer neuen Satzung im Jahr 2019 einfach erwarten.

Gleiches gilt für die durchaus nicht ganz durchdachte Aussage von Herrn Billion. Aus meiner leider nicht statistisch untermauerbaren Sicht hat die Philatelie per se kein Imageproblem. Das lässt sich allein an der Anzahl der Auktionshäuser, Auktionen, und der dabei erzielten Umsätze ablesen. Die Philatelie lebt - es ist einfach so, dass sich "die gelebte Philatelie" verändert hat und sich weiter verändern wird. Ein gutes Beispiel ist dabei die von Herrn Billion verantwortete Briefmarkenbörse in Sindelfingen. Im Kern ist und war Sindelfingen eine Verkaufsmesse. Die Verkaufsfläche ist über Jahre immer kleiner geworden. Ein Effekt, den man auch seit vielen Jahren im sog. "stationären Handel" beobachten kann. Dabei ist klar: ein mittlerweile deutlicher Teil dieses stationären Handels hat sich ins Internet verschoben. Im Bereich des stationären Handels begegnet man diesem Problem durchaus mit Erfolg mit Ansätzen, gleichzeitig im Internet und auf der Fläche präsent zu sein. Ein kurzer Blick auf die Webpräsenz der Briefmarkenbörse Sindelfingen macht jedoch klar, wo das Problem liegt. Diese Situation lässt sich durchaus auf den BDPh übertragen. Die Zukunft ist digital - ob man es will oder nicht. Ist der BDPh "Digital Ready"? Bestenfalls im Ansatz.
 
DL8AAM Am: 25.07.2019 19:39:57 Gelesen: 12288# 10 @  
Nein, das ist so falsch. Wir hatten das Spielchen auch, als unser Sportverein in den Sportbund (DOSB) aufgenommen werden sollte. Da wurden die Satzung auf genau so etwas abgeklopft.

Man muss nur in einem Passus explizit schreiben, dass der Verein, die Mitgliedschaft, für Personen jeglichen Geschlechts offen ist und keiner auf Grund seines Geschlechts benachteiligt werden darf. Punkt! Das reicht satzungsrechtlich vollkommen aus und man muss keine grausame Sprachvergewaltigung mit künstlich-politischen Neuschöpfungen, wie xxxInnen oder xxx*innen konstruieren. Wir brauchen auch keine Sprachapartheid. Oder gar eine Satzungsänderung. Es hiess sogar ausdrücklich, wenn man geschlechterspezifische Regeln treffen muss, dann heisst das zur Präzisoerung "der männliche Sportler". Ansonsten nimmt man, wenn man nur weibliche Sportler bezeichnen will (wie in Wettkampfklassen) "Sportlerinnen", wenn die Gruppe aber gemischtgeschlechtlich ist (d.h. "offene Klasse"), heisst es im neutralen Plural allgemein immer "die Sportler". "Der Sportler, die Sportlerin, die Sportler". Sprache ist so einfach, wenn sich da keine "interessierten (aber gesellschaftlich irrelvanten) Kreise" sich einmischen.

Wenn ich das Wort "Sammler" (Plural) höre, stelle ich mir zumindest auch keine Gruppe von Männer vor, sondern männliche, so wie auch "weibliche Sammler" gemeinsam. Und die gelebte Sprache bildet immer nur eine Gedanken-Vorstellung ab, keine politischen Vorgaben.

Alleine sich hierüber Mikrogedanken zu machen, ist absolut fehlgeleitete Energie, man sollte sich im Verband, besser den wirklichen Sach-Herausforderungen widmen, als kurzlebigen Medien-Hypes hinterherzulaufen.

Mit philatelistisch*innen Grüßen
Thomas
 
22028 Am: 25.07.2019 20:37:41 Gelesen: 12241# 11 @  
@ DL8AAM [#10]

Volle Zustimmung!
 
Baber Am: 25.07.2019 21:18:10 Gelesen: 12208# 12 @  
@ DL8AAM [#10]

Ebenfalls volle Zustimmung.

Ich glaube, wir sollten die Gender-Diskussion aus diesem Forum herauslassen und uns auf philatelistische Themen konzentrieren.

Gruß
Bernd
 
10Parale Am: 25.07.2019 21:50:15 Gelesen: 12175# 13 @  
@ Helma Janssen [#1]

Aber so lange es kein Umdenken bei den Sammler*innen und in den Vorstandsetagen des Bundes Deutscher Philatelisten gibt, so lange wird das Hobby Briefmarken sammeln weiter ein „Hobby für ältere Männer“ bleiben. Und da hilft auch keine Imageoffensive.

Ich bin jetzt 57 Jahre alt, berufstätig, vielleicht gerade in der Mid-Life-Crisis und sinniere über die Geschlechterverteilung in der organisierten Philatelie. Also pflege ich mein Hobby als "älterer Mann".

Gerne würde ich dir mal meine Briefmarkensammlung zeigen. Wer kennt nicht diesen verstaubten Satz aus der Mottenkiste des längst überwundenen Patriarchats. Die Zeiten haben sich geändert. Heute tragen ja manche Zeitgenossen beiderlei Geschlechts schon ihr Album mit auf der Haut spazieren, doch bei den vielen Tausend Tattoos, die man jetzt bei sommerlichen Temperaturen auf den Rothäuten sehen kann, habe ich noch nie eine Briefmarke gesehen.

Stellen Sie sich einmal vor, eine wunderhübsche Frau mit einem Tattoo der Blauen Mauritius auf dem rechten Schulterblatt. Oder ein männlicher Waschbrettbauch mit einem blauen Merkur.

Was will ich damit sagen? Auch Frauen könnten die überwiegende Sammlerschaft mit ihrer Kreativität bereichern. Ich finde die Idee erfrischend, sich mal in einem Fitness-Studio zu treffen, um nach getanem Fitnesstraining mal einen Vortrag über das Motiv "Pferd" in der Philatelie zu sinnieren oder anstatt in einer Bierstube sich mal bei einer Kleiderbörse treffen oder in der Sportabteilung bei Karstadt während der Ladies Night.

Nun gut, ich habe es immerhin schon geschafft, junge wie ältere Frauen in meinem Bekanntenkreis von der Schönheit und der Ästhetik des Hobbies zu überzeugen.
Die einzige Frau, bei der ich es niemals schaffen werde, sie zu überzeugen, ist meine Ehefrau.

Spaß oder Ernst bei Seite, die Frauen, die im BDPh organisiert sind, sollten Verantwortung übernehmen und ändern, was sie ändern können.

Liebe Grüße

10Parale
 
Erdinger Am: 25.07.2019 22:19:24 Gelesen: 12148# 14 @  
Werte Frau Janssen,

Sie waren jahrelang Beisitzerin im Vorstand des BDPh und Ressortleiterin „Jugend, Familie, Bildung“. Nicht erst seit heute wird über Satzungsfragen im Verband diskutiert. Haben Sie das Thema auch damals – in verantwortlicher Stellung – angesprochen oder dafür geworben?

Wenn ja, dann alle Achtung. Wenn nein, würde ich vorschlagen, sich auf jene Aktivitätsfelder im Bereich der organisierten Philatelie zu konzentrieren, die wirklich aussichtsreich sind. Zum Beispiel mit Initiativen wie "Frau und Philatelie" weiter daran arbeiten, mehr Frauen in die Philatelie zu lotsen. Gespräche im Rahmen von Veranstaltungen und Werbeschauen bringen auf Dauer sicher mehr als Satzungslyrik. So, wie sich Ihr Vorschlag gerade präsentiert, klingt er mehr nach „Ich hätte da bitte gern ein Problem“ …

Übrigens: Der Trend geht von Genderdiskussionen weg. Also wenn Sie mich fragen: Ich finde, wir sollten unbedingt den Klimaschutz in der BDPh-Satzung verankern. Keine Zöpfe abschneiden, sondern neue flechten. Greta rulez!

Hinweis für Zartbesaitete: Bitte nicht mehr weiterlesen, Zynismusalarm!

Wenn die Titanic heute untergehen würde (und es nicht schon 1912 getan hätte), dann würde

• das Prinzip „Frauen und Kinder zuerst in die Rettungsboote“ sofort Diskussionsbedarf auslösen, weil das den Gleichbehandlungsgrundsätzen widerspräche, Einzelfallprüfungen nötig wären und sich Geschlechtslose diskriminiert fühlen könnten,

• die Kapelle nicht einfach „Nearer, My God, to Thee“ anstimmen, weil das ausschließliche Spielen eines christlichen Chorals die Rechte von Moslems, Buddhisten und Animisten auf freie Religionsausübung beschneiden könnte und Atheisten einer unnötigen Zumutung aussetzt.

Am Endergebnis, dem Untergang, würde das zwar nichts ändern, aber wir hätten wenigstens bis zum letzten Atemzug ums Grundsätzliche gerungen.

Noch ein Nachklapp:

Treffen sich zwei Sozialpädagogen am Münchner Hauptbahnhof. Sagt der eine: „Weißt du, wo die Bayerstraße ist?“ Sagt der andere: „Nee du, aber wir können drüber diskutieren.“

Und jetzt am besten ab in den Orkus mit diesem Thread ...
 
rosteins69 Am: 26.07.2019 01:07:18 Gelesen: 12095# 15 @  
Aber so lange es kein Umdenken bei den Sammler*innen und in den Vorstandsetagen des Bundes Deutscher Philatelisten gibt, so lange wird das Hobby Briefmarken sammeln weiter ein „Hobby für ältere Männer“ bleiben.

Ich denke, dass die Satzung des BDPh da vollkommen überbewertet wird. In der Praxis ist sie absolut bedeutungslos. Oder kennt jemand hier IRGENDEINEN Menschen, der das Briefmarkensammeln nach dem Lesen der BDPh-Satzung begonnen hat?
 
bedaposablu Am: 26.07.2019 09:40:48 Gelesen: 11996# 16 @  
Es gibt doch wohl wichtigere Themen z.B. Nachwuchsförderung, Mitgliederschwund, Ausgabenpolitik etc.

Was nutzt es, wenn wir uns mit dem "...In" beschäftigen und zum Schluß ist keiner mehr da! Die Zeit ist sinnvoller zu nutzen, sonst ist der letzte Sammler weg und keiner hat es gemerkt!

Selbst der Klimaschutz ist wichtiger als so eine Diskussion!

Vielleicht tritt irgendwann Frau Janssen auch für eine Frauenquote bei Steuersündern(innen) ein, Welch eine Bedeutung für die Gesellschaft! Der BDPH hat mehr ein Nachwuchsproblem als ein Imageproblem.
 
Zackensonne Am: 26.07.2019 13:13:42 Gelesen: 11904# 17 @  
Es fällt mir ein wenig schwer an dieser Stelle irgend etwas zu sagen. Vielleicht zunächst nur eins: Der Großteil der obigen Kommentare trifft mich als nichtbinäre Person ins Mark. Ich wage gar nicht zu formulieren woran mich einige diese Kommentare erinnern. Wenn ich sie in meinem (Queer)Feministischen Umfeld vorlegen würde gäbe es vermutlich einfach nur ein gewaltiges Gelächter. Sie sind so weit weg von der gelebten Realität von Menschen die sensibel mit Geschlechterfragen umgehen, dass kein Protest Sinn machen würde.

Die Bedeutung vieler Ansichten hier hat ausserhalb rechter Parteien hoffentlich bald keine gesellschaftliche Relevanz mehr. Vielleicht ist der BDPh ja ein Ort wo sie sich in einigen Winkeln ein wenig länger halten. Der Feminismus ist derzeit (eher: seit gut 20 Jahren) in Phase drei, Phase vier ist schon am Start.

Aktuelle Debatten drehen sich um Sexpositivität, sexuelle und geschlechtliche Vielfalt, Polyamorie, selbstbestimmte Sexarbeit, Transitentität, sexualisierte Gewalt als strukturelles Problem und neue Formen von (sexuellem) Konsens. Es gibt innerhalb des Feminismus heftige Auseinandersetzungen zwischen radikalfeministischen Ansätzen (in der Regel Positionen der 70er Jahre) und neuen, andere Privilegien betonenden intersektionalen Ansätzen.

Politik und Gesetzgebung hinkt diesen Perspektiven und Diskussionen oft Jahrzehnte hinterher. Der BDPh ist auf den ersten Blick noch nicht mal 1968 angekommen. Das Bild des BDPh würde ich spontan entweder Ende des 19. Jahrhunderts oder in den späten 1950er Jahren verorten. Ich und viele andere Menschen halten den Diskurs um Geschlechterfragen als einen international zentralen Diskurs unserer Zeit. Wer sieht das noch anders? Wer sollte in so einen Verein eintreten? Wer akzeptiert so ein Bild? Manchmal hilft es auch als ersten Schritt sich einzugestehen dass man das Privileg hatte sich nicht dafür interessieren zu müssen. Kann man aber ändern.
 
Erdinger Am: 26.07.2019 14:51:25 Gelesen: 11841# 18 @  
@ Zackensonne [#17]

Bist du in der Philatelie unterwegs, weil sie dich aus Gendergründen anspricht oder weil sie ein Hobby ist?

Mir persönlich ist es absolut gleich, wo du dich als Mensch verortest. Ob hetero, queer oder * spielt für mich keine Rolle. Meinetwegen könntest du von Planet Claire kommen. Das würde an meinem Respekt vor dir als Person grundsätzlich nichts ändern. Mir ist es auch wurscht, ob jemand ein Kopftuch, eine Kippa, einen Turban oder ein Nudelsieb auf dem Kopf trägt – solange das Gesicht mir signalisiert: Wir können immer und überall reden.

Keine Gemeinschaft kann jede ihrer Einzelgruppen positiv-rechtlich so bedienen, dass sie sich voll respektiert fühlt. Man kann es versuchen, dann zerfasert Gemeinschaft halt zu einem Netz aus individuellen Befindlichkeiten.
Mensch sollte – selbst bei ganz spezieller Selbstwahrnehmung – trotzdem persönlich immer noch Prioritäten setzen können, was eine Gemeinschaft regeln muss und wo sich etwas selbst regeln kann.

Um es einmal auf ein ganz ordinäres politisches Niveau herunterzubrechen:
Was hilft es einer nichtbinären Person, wenn verstärkt geschlechtsneutrale Toiletten im Stadtbild auftauchen, aber um die Burg keine Wohnung zu bekommen ist, in die * einziehen könnte?

Auch queere Freunde von mir ärgern sich darüber, dass der öffentliche Nahverkehr am Rand des Zusammenbruchs steht.

Selbst ein Ausweis über eine schwere Mobilitätseinschränkung berechtigt eine Frau nicht automatisch zum Parken auf einer für Menschen mit Einschränkungen vorgesehenen Stellfläche, so unglaublich das klingt.

Ich persönlich (bin halt mal Hetero) ärgere mich über die wachsende Roheit im Straßenverkehr und vieles andere.

Wenn du vor solchen alltäglichen Problemen stehst, spielt deine ganz persönliche Genderorientierung keine Rolle mehr.

Ein Gemeinwesen sollte primär zentrale Probleme lösen, die alle angehen und sich nicht in kleinteiliger Schaufensterpolitik ergehen, die scheinbar auf jeden eingeht, aber niemandem wirklich weiterhilft.

Löst es die grundlegenden Probleme nicht, wird es irgendwann von den radikalen Rändern her an- oder aufgefressen.

Und wie du schon andeutest: Die gelebte Wirklichkeit ist eigentlich schon weiter.

Der öffentliche Diskurs ist da. Die Informationsmöglichkeiten sind da. Beides im Gegensatz zu früher.

Das spielt für mich eine größere Rolle als die genderneutrale Formulierung einer Satzung für ein sehr spezialisiertes Gebiet wie die Philatelie, das Minderheitenstatus besitzt.

Deshalb schießt es in meinen Augen auch über das Ziel hinaus, eine überaus persönliche Wahrnehmung wie Geschlechtlichkeit hier einbringen zu wollen.

Sich mit Philatelie beschäftigen zu dürfen, ist ein Geschenk. Eine Ideologie sollte man daraus nicht machen.

Viele Grüße aus Erding!
 
umdhlebe Am: 26.07.2019 15:46:01 Gelesen: 11802# 19 @  
Mir fällt vor allen Dingen auf, dass diese Debatte verläuft wie jede andere Reformdebatte im BDPh auch.

Auf jeden Reformvorschlag stürzt sich eine wildgewordene Meute und zerfleddert ihn bis zur Unkenntlichkeit, attackiert die Personen statt die sachlichen Fragen zu klären, und ufert die Diskussion auf unzählige Nebenkriegsschauplätze aus.
 
Zackensonne Am: 26.07.2019 15:48:08 Gelesen: 11798# 20 @  
Ich sammle Briefmarken (und bin sogar im BDPh) OBWOHL ich nichtbinär bin. Das ist für mich zumindest nicht selbstverständlich. Mir gelingt das nur mit Humor. Ich bin nicht sicher, ob Dir klar ist, wie sehr eine "Genderorientierung" (eventuell meinst Du geschlechtliche Identität) im Alltag Bedeutung haben kann.

Siehst Du das Statement von Helma als Versuch, den BDPh von radikalen Rändern anzufressen? Wie sieht diese zerfaserte Gemeinschaft aus? Männer und ein zerfaserter Rest? Macht mich meine geschlechtliche Identität für den BDPh radikal? Sorry, ich klinke mich da aus. Wie gesagt, mir hilft da nur Humor.
 
Helma Janssen Am: 28.07.2019 13:51:43 Gelesen: 11487# 21 @  
Wenn wir diese Diskussion vor 10 Jahren geführt hätten, hätte es mich ja noch amüsiert. Das wir dieses Diskussion im Jahre 2019 noch führen, macht mich fassungslos.

Trotz der teils schrägen Beiträge versuche ich einmal, hier sachlich zu antworten.

Eine Satzung regelt das Miteinander in einem Verband. Und zu diesem Verband gehören die Sammlerinnen genauso wie die Sammler. Manche Sammlerinnen engagieren sich sogar in Vereinen, in Vorständen und bringen sich ein. Und sie zahlen den gleichen Beitragsanteil an den BDPh wie die Sammler!

Um die erste Frage zu beantworten: Nein, wir haben keinen Antrag auf Änderung der Satzung fristgerecht gestellt – weil das gar nicht geht. Das ist laut Satzung nicht möglich.

Und die einfache Lösung, dann stellen wir halt einen Satz voran, dass die Satzung für alle gilt, lässt sich hier auch nicht so einfach durchführen. Damit wären wir engagierten Sammlerinnen auch nicht einverstanden. Dann würde man uns ja wieder verstecken.

Besonders krass finde ich bei solchen Diskussionen immer wieder, dass sofort der Hinweis kommt, die Frauen sollten keine Ansprüche stellen, sondern lieber etwas tun. Nur greift das Argument hier ganz und gar nicht. Denn wir sind ja aktiv. Wir nehmen Urlaub und gehen auf Messen, um Sammlerinnen anzusprechen und für die organisierte Philatelie zu werben. Wir gehen an Wochenenden auf Börsen und Tauschtagen, um auch dort zu werben. Wir berichten auch ab und zu über unsere Aktivitäten – auch hier im Forum.

Ebenso fehl am Platz finde ich die Reaktion, das es wichtigere Aufgaben für den BDPh gibt, die zu erledigen sind. Das hat nun aber mit der Satzung nichts zu tun. Welche dieser wichtigen Aufgaben können denn nicht erledigt werden, wenn wir in der Satzung berücksichtigen, dass es auch Sammlerinnen gibt? Denn eine Satzung umzuschreiben verbraucht nun nicht so viel Zeit, dass keine anderen Aufgaben mehr erledigt werden können.

Und wir Sammlerinnen arbeiten ja mit daran, die Probleme anzupacken. Zum Beispiel, um neue Mitglieder zu generieren. Und gerade auch in der Jugendarbeit gibt es zahlreich Sammlerinnen, die sich sehr engagiert dafür einsetzen, den Nachwuchs für die Briefmarke zu interessieren. Und gerade weil wir an der Basis aktiv sind, kennen wir auch die Probleme. Wie sollen wir denn jüngere Frauen, die dieses Diskussion hier schon nicht mehr verstehen würden, weil dieses Thema bei ihnen schon längst abgehakt ist, das Sammeln im Verband schmackhaft machen? Und ja, die Satzung eines Verbandes stellt schon dar, wie der Verband sich sieht. Der BDPh ist auf jeden Sammler und jede Sammlerin angewiesen, um dem Mitgliederschwund entgegen zu treten. Daher kann er es sich eigentlich nicht mehr leisten, die Sammlerinnen zu ignorieren. Davon gibt es nämlich eine ganze Menge – nur nicht im BDPh.

Der Verein Frau und Philatelie ist mit seinen fast 50 Mitgliedern mittlerweile eine der größeren Vereine. Wir wollen weder eine Revolution anzetteln noch fordern wir die Einführung einer Frauenquote. Wir wollen lediglich eine Gleichbehandlung!
 
DL8AAM Am: 28.07.2019 15:39:01 Gelesen: 11419# 22 @  
Nachtrag zu unserem Sportverein.

"Unsere" Damenabteilung hatte vor etlichen Jahren bereits einen Satzungsänderungsantrag ein- und durchgebracht, die Sparte und den Vorstandsposten einer Damenleiterin abzuschaffen, mit der Begründung, dass wir ja einen Sportleiter (ohne *In) haben, wir alle Sportler seien und eine Sondersposition für Geschlechter absolut kontraproduktiv und rückwärtsgewandt ist. Seit der nächsten Vorstandswahl haben wir eine Frau als "Ersten Sportleiter" für alle. Und? Wir brauchen keine Geschlechterapartheid im Verein. Wir sind alle im Verein gleichberechtigte Mitglieder und das äussert sich eben nicht an irgendeiner verordneten Kunstsprachregelung. Seit vorvorletzem Jahr haben wir übrigens auch keinen Jugendleiter mehr, dafür einen neuen dritten "Sportleiter". Bei uns arbeiten alle inhaltlich und für den Verein, nicht für unsere Befindlichkeiten.

Mit solchen Sinnlosdiskussion kann man auch seine Zeit verbringen.

Mit komplett verständnislosen Grüßen
Thomas
 
Baber Am: 28.07.2019 16:51:40 Gelesen: 11387# 23 @  
Ich möchte Richard bitten, diesen Thread zu beenden. Er hat nichts mehr mit Philatelie zu tun.

Gruß
Bernd
 

Das Thema hat 48 Beiträge:
Gehe zu Seite:  1   2 oder alle Beiträge zeigen
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.