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Thema: (?) (668) Postverhältnisse Bayern - Österreich
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bayern klassisch Am: 28.04.2023 00:20:49 Gelesen: 43125# 619 @  
@ bignell [#618]

Lieber Harald,

ja, ist ein österreichischer Stempel (solch eine Stempeltype gab es von Bayern damals gar nicht) im österreichischen Teil des Passauer Bahnhofs.

Ich kenne ihn hinten nur auf Bayern- bzw. DÖPV-Briefen nach Österreich. Auch Österreich - Bayern - Österreich vorkommend, sehr selten.

Wurde das Briefepaket aus Bayern bzw. einem DÖPV-Staat nach Österreich dort nicht aufgemacht, gab es auch keinen Stempel, daher die relative Seltenheit.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 11.06.2023 11:35:20 Gelesen: 39063# 620 @  
Liebe Freunde,





vor wenigen Minuten in der Bucht gekauft:

Trauer-Drucksache aus Bozen in Österreich vom 6.5.1868 mit Postaufgabe in Regensburg vom 11.5.1868 mit 1 Kreuzer frankiert als Drucksache ins österreichische Linz, wo sie am Folgetag ankam.

"Remailing" sagt man auf Neudeutsch dazu. Vergleichbares wird man lange suchen müssen, zumal in der Qualität. Der Sonntag ist also vollumfänglich gerettet.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 11.06.2023 12:00:24 Gelesen: 39057# 621 @  
@ bayern klassisch [#620]

Lieber Ralph,

klasse Fang, gratuliere. Von Bozen über Regensburg nach Linz, obwohl man die Drucksache auch in Österreich für 2 Neukreuzer hätte aufgeben können, da wird man wohl keine zweite finden.

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 11.06.2023 12:29:52 Gelesen: 39051# 622 @  
@ bignell [#621]

Lieber Harald,

genau so sehe ich das auch.

Im Text wird erwähnt, dass der Leichnam nach Regensburg überführt und dort bestattet wird. In wie weit das in einem Zusammenhang mit dem Aufgabeort stehen könnte, kann ich mir aber nicht wirklich vorstellen? Es wird in Bozen doch keiner die Drucksachen in den Sarg gepackt haben, damit sie in Bayern aufgegeben werden?

Höre mir gerne weniger makabere Lösungen an.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 11.06.2023 13:06:28 Gelesen: 39036# 623 @  
@ bayern klassisch [#622]

Lieber Ralph,

vielleicht ist "in aller Stille" das Schlüsselwort, man hat bis nach dem Begräbnis mit dem Versand gewartet, um nicht Adabeis anzuziehen, dann würde Aufgabeort Regensburg durchaus Sinn machen.

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 11.06.2023 13:53:16 Gelesen: 39031# 624 @  
@ bignell [#623]

Lieber Harald,

das ist auch möglich - wer will die schon dabei haben? Fressen und saufen sich durch und hatten für den Verstorbenen zu Lebzeiten nichts übrig, die gab es sicherlich auch damals schon.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Martin de Matin Am: 11.06.2023 18:41:35 Gelesen: 38952# 625 @  
@ bayern klassisch [#620]

Man kann sich auch andere Gedanken zu der Drucksache machen.

Anna und Anton Schapach, die möglicherweise in Regensburg wohnten (Warum soll sonst eine Beisetzung in Regensburg stattfinden?), sind aufgrund des Geburtstags von Anton (18. April) eventuell schon zu Ostern (12. April) nach Bozen gefahren. Dort ist Anton so schwer erkrankt das er nicht mehr zurückreisen konnte, und dann ist er am 6. Mai verstorben. Einen Toten konnte man auch zur damaligen Zeit nicht sofort vom Ausland zurück nach Bayern transportieren, so das man einige Zeit dort verbringen musste. Diese Zeit nutzte man unter anderen um Trauerbriefseiten drucken zu lassen. Eventuell hat man alle erst in Regensburg versandt oder man wusste nicht alle Namen mit Anschriften, und hat diese dann erst in Regensburg verschickt.

Gruss
Martin
 
bayern klassisch Am: 11.06.2023 18:58:46 Gelesen: 38947# 626 @  
@ Martin de Matin [#625]

Ja, das wäre eine weitere, plausible Möglichkeit.

Aber, makaber, makaber, Leichen konnte man innerhalb kürzester Zeit mit der Bahn transportieren lassen, das habe ich mal vor Jahren in meiner Primärliteratur gelesen (und zwar kurz nach der Zeit, als in Thailand der Tsunami wütete und die Leichen von Deutschen Bürgern von dort en masse hierher zurückgeschickt wurden).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 15.06.2023 23:31:54 Gelesen: 38400# 627 @  
Liebe Freunde,

auch "kleine Briefe" können Spaß machen, so wie dieser hier:



Lindau 12.12.1856 über Bregenz 13.12. und Egg 13.12. nach Andelsbuch im Bregenzer Wald. Wie er genau zu seinem Empfänger kam, kann ich nicht sagen, da Andelsbuch keine eigene Poststelle hatte, aber er wird wohl schon abgeholt worden sein in Egg, denn ein Botenlohn ist nicht zu sehen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 13.07.2023 10:17:33 Gelesen: 35323# 628 @  
Liebe Freunde,

Correspondenzkarten kosteten zu Beginn noch 3 Kreuzer, aber mit der Verordnung vom 1.7.1872 wurde das Franko im Verkehr mit dem Vertragsstaat Österreich (und Ungarn und Liechtenstein) mit Wirkung zum 1.8.1872 auf 2 Kreuzer reduziert. Infolge dessen darf man sagen, dass 3 Kr. Correspondenzkarte nach Österreich nicht häufig sind, weil nur die 3 Kr. Nr. 15 geschnitten und die Nr. 23 3 Kr. gezähnt Verwendung fanden (3 Kr. Karten mit der Nr. 9 der Quadratausgabe kenne ich nicht).



Hier eine Neujahrskarte vom 30.12.1871 aus Lindau im Bodensee an Herrn Joseph Ritter von Malfer in Auer bei Bozen in Südtirol. Die Karte kam am 1.1.1872 zur Ausgabe. Schön ist sie nicht, aber viele Neujahrskarten mit 3 Kr. wird man auf der anderen Seite auch nicht finden, jedenfalls nicht für eine Bratwurst.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.07.2023 17:25:40 Gelesen: 35093# 629 @  
Liebe Freunde,

eigentlich sammle ich keine bilateralen Briefe Bayern - Österreich vor dem Postvertrag von 1819 - aber hier habe ich mal eine Ausnahme gemacht:



Das bayerische Landgericht Viechtach sandte am 7.11.1818 eine Königliche Dienst Sache (K.D.S.) mit Postaufgabe in Freiung an das k. u. k. böhmische Dominikalgericht nach Krumau.

In Bayern blieb der Brief natürlich portofrei, aber nach dem Taxpatent Österreichs vom 1.6.1817 über 3 bis 6 Poststationen waren 8 Kreuzer Conventionsmünze beim Empfänger zu zahlen.

Aber der Brief wurde wohl weitergeleitet nach Vikingau, wobei ich diesen Ort weder im Netz, noch sonstwo gefunden habe. Ob die Weiterleitung mit den 2 Kr. unten rechts in Verbindung stehen, kann ich nicht sicher sagen.

Der Kaufgrund für mich war der unten unterstrichene Satz: "gegen mitlaufenden Postschein". Ergo war dem Brief ein Post-Liefer-Schein für 12 Kr. rheinisch angehängt worden, der vom Empfänger sofort nach Erhalt der Sendung zu unterschreiben und unter Recomanndation wieder der Aufgabepost zu remittieren war.

Der Brief trägt zwar auch einen bayer. Chargé-Stempel, aber keine Nummer (!!) und auch nicht den Wunsch einer Einschreibung, sondern nur den Vermerk "criminalia", was aber keine Sonderbehandlung bei der Post nach sich zog. Sonderbar.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 15.07.2023 11:14:00 Gelesen: 34912# 630 @  
@ bayern klassisch [#629]

Lieber Ralph,

der Brief wurde nach Třeboň [1] (deutsch Wittingau) weitergeleitet.

Liebe Grüße,
harald

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/T%C5%99ebo%C5%88
 
bayern klassisch Am: 15.07.2023 12:05:29 Gelesen: 34897# 631 @  
@ bignell [#630]

Lieber Harald,

vielen Dank - das hätte ich nie heraus bekommen. Wittingau hatte ich auch nie zuvor gehört. Immer gut, einen ausgewiesenen Kenner zu haben.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 18.07.2023 21:46:09 Gelesen: 34276# 632 @  
Liebe Freunde,

österreichische Portobriefe ab dem 1.7.1850 bis zum 31.10.1858 der 1. Gewichts- und Entfernungsstufe sind ja gar nicht sooo leicht zu finden. Hier kann ich einen aus dem lieblichen Salzburg vom 31.1.1855 an Firma Poschacher in Tittmoning zeigen. Gem. Postvertrag Bayern-Österreich vom 1.7.1850 wurden 3 Kreuzer für einfache Briefe bis 10 Meilen und 3 Kr. Portozuschlag fällig, hier zusammengefasst in 6 Kr. vorderseitig.



Leider kann ich den Inhalt nicht gut lesen und der Schreiber dürfte noch mit Napoleon gemeinsam auf der Seine Boot gefahren haben, oder in Ajaccio Schwimmen gelernt haben.

Wer kann den Inhalt transkribieren?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 18.07.2023 23:29:00 Gelesen: 34259# 633 @  
@ bayern klassisch [#632]

Lieber Ralph,

ich kann nur sagen Sauklaue. "Ihre 2 Briefe habe ich erhalten, ??? die Sie" - und dann hört's auch leider schon auf.

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 19.07.2023 00:44:14 Gelesen: 34244# 634 @  
@ bignell [#633]

Lieber Harald,

vielen Dank, dass du es wenigstens versucht hast - geht/ging mir genau so. Es kommt halt ein paar Mal im Inhalt "Brief" bzw. "Briefe" vor, von daher kaufe ich solche Sachen gerne in der Hoffnung, etwas dazu lernen zu können von damals, was Briefe und die Post betraf, aber hier kommen auch wir wohl nicht wirklich weiter ...

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 20.07.2023 12:39:42 Gelesen: 33941# 635 @  
Liebe Freunde,

heute darf ich einen ganz besonderen Brief vorstellen, der nicht nur äußerlich, sondern vor allem vom Inhalt her traumhaft daher kommt.





Aber zuerst zu den äußeren Umständen, die er machte.

Geschrieben in München am 10.6.1864 und zur Post gegeben am Folgetag wurde er mit 9 Kreuzern treffend frankiert als einfacher Brief unter 16,66 g über 20 Meilen nach Österreich, genauer gesagt nach dem wunderschönen Prag in Böhmen, wo er schon am 12.6.1864 ankam.

Die Adresse lautet: "München Bayern A Monsieur Le Baron Christian Kotz de Dobrz Chambellan actuel de sa Majesté Le Empereur d´Autriche, et Proprietaire de plusseurs terres à Prague, Böhmen, Altstadt Nro. 401 im eigenen Hause dem Theater gegenüber".

Doch da war er nicht mehr, sondern offenbar verreist nach Heiligenkreuz/Hostau. Die Nachsendung erfolgte kostenlos, entweder weil der Post in Prag schon ein Nachsendeantrag vorlag, oder der Empfänger in Österreich wegen seiner Funktion portofrei war.

In jedem Fall stempelte die Post in Prag, wie dort bei Abzugsbriefen so üblich, mit ihrem Aufgabestempel vorne vom 12.1. und leitete ihn weiter (hinten keine weiteren Stempel).

Der Text aber hat es in sich und ich will ihn hier komplett transkribieren:

"Verehrbaren schätzbarer Herr Baron!

Obwohl ich vermuthen muß, daß diese Zeilen nicht

allsogleich in Ihre Hände gelangen werden, will ich doch

es wagen, Ihnen theurer Freund einige Worte

freundlicher Rückerinnerung zu sagen, Ihnen meinen

tiefsten Dank auszusprechen, für die mir so wer-

then unschätzbaren überschickten Photographien, die

mich unbeschreiblich erfreuen, und ich dieselben sogleich

in mein Album legte; diese sind nun alle herrlich

getroffen, ganz besonders gut aber, Sie, lieber

Herr Baron, am wenigsten jedoch der so hübsche interes-

sante Baron Wilhelm, der viel älter und allzu düster

gemacht, thut jedoch nichts, ich habe Sie nun alle, bis auf

Ihre zwey jüngeren Söhne, und keine Macht der Welt

könnte sie mir rauben.

Aus dem Schreiben Ihrer liebenswürdigen Tochter Hauka

ersah ich, daß Sie eine abermalige kleine Reise an den

schönen Rhein und Main unternehmen wollen, wozu

ich Ihnen bester Herr Baron nur besseres Wetter

wünsche, denn wir haben täglich Gewitter und Regen.


Mein Augenarzt will durchaus, daß ich zur Stärkung

meiner Augen einen kleinen Land séjour mache, und

will nur daher die, durch Ihre Güte zu erhaltende Summa

abwarten, um dieß zu unternehmen, vielleicht begebe

ich mich sodann auf 14 Tage höchstens in das nahe gele-

gene so reitzende Starenberg, nehmlich wann ich

ein Zimmer für so kurze Zeit bekommen kann!!

Die Froheleichnahms Prozession ward hier sehr feierlich

begangen, der junge König ging mit dem Zug, uns

war es sehr leid, daß Sie nicht mehr hier waren,

besonders interessirt hätte die gute Hanka.

König Ludwig macht ungeheure Coursen zu Pferd,

allzuviel, neulich, sagt man, war er 9 Stunden zu

Pferde, er passirte einen kleinen Hügel, berg ab,

es ward ihm kühl, er wollte seinen Palletot selbst

umnehmen, daher er die Zügel des Pferdes

zwischen die Zähne nahm, das Pferd stürtzte, er

mit ihm, doch Gott Lob, einer kleinen Schramme

abgerechnet, ist ihm nichts geschehen. ---

Meine Schwester Nina, die sich aufs Verbindlichste

empfiehlt, hat sich sehr über Fräul. Hankas Brief

erfreut, aber auch zugleich betrübt, daß kein

einziges ihrer Loose gewonnen; man sagt es


wäre bey der Ziehung nicht ganz richtig zugegangen.

Künftige Woche ist die Verloosung des Elisabethen

Vereins, was von lauter hiesigen adeligen Damen

geleitet wird, es sind superbe Sachen zu ge-

winnen, Prinzeßin Adalbert gab die schönsten

Geschenke, das Loos kostet nur 12x Silber.---

Vergebung nun, mein theurer gütiger Herr

Baron, wegen meines langen Geschwätzes.

Gott begleite Sie auf all Ihren Wegen!!

Meine tiefste Verehrung Ihrer so lieben Frau

Gemahlin, dem Töchterlein meine herliche

Umarmung, und Ihnen die stete Versicherung

der unwandelbaren Anhänglichkeit und Dank-

barkeit

Ihrer

ergebenen Sophie Schnehen, mpp (manu propria = eigenhändig)

München am

10ten Juny 1864".

Wenn es ein Bettelbrief war, dann auf höchster mit bisher bekannter Ebene. Sicher aber aus dem Umfeld seiner Majestät des Königs Ludwig II von Bayern.

Ich liebe den Brief: 1. wegen Bayern - Österreich, 2. wegen der Weiterleitung, 3. wegen des engen Bezuges zu König Ludwig II von Bayern, 4. wegen der Erwähnung von Photographien und 5. wegen der Erwähnung von Loosen (Lotterien), für die ich auch ein phil. Faible habe. Sammlerherz, was willst du mehr?

Liebe Grüsse von einem sehr glücklichen bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 29.08.2023 15:33:53 Gelesen: 28757# 636 @  
Liebe Freunde,

heute darf ich einen Brief zeigen, der fast unglaublich ist. Verfasst wurde er in Fürth ("presso Nuremberg" = bei Nürnberg) am 13.4.1866 und der Empfänger war Moisé Ravenna in Rovigo (damals noch Venetien, danach im selben Jahr Königreich Italien nach dem für Österreich verlorenen Krieg von 1866).





Der Absender des Rechnungsbriefes hätte von Fürth aus über 20 Meilen natürlich 9 Kreuzer frankieren müssen, aber das war ihm zu viel.

Stattdessen schmuggelte er, wie auch immer, den Brief nach Bozen ("Bolzano") und ließ ihn dort mit nur 5 Neukreuzern am 18.4. frankieren, die 3 Kreuzer rheinisch entsprachen, womit sich der Absender 6 Kreuzer gespart hatte. Am 20.4. wurde er mit der 1. Zustellung der Post (Prima Distribuzione) dem Empfänger zugestellt.

Hierbei hatte der Absender natürlich zu wissen, wie hoch die Kosten für Briefe in Venetien/Österreich waren, was wir hier voraussetzen können.

Ganz besonders gefallen mir die beiden Wapperl der jeweiligen Absender- bzw. Forwarder - links der bayerische und rechts der von Bozen, die den Brief luxeriös wirken lassen, denn dergleichen findet man so gut wie nie und farblich so attraktiv schon gar nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 17.09.2023 09:52:58 Gelesen: 25876# 637 @  
Liebe Sammelfreunde

Briefe in der 2. Entfernungsstufe finde ich immer wieder interessant:



Er wurde am 02.12.1863 in Staab (heute Stod) aufgegeben und an "Herrn Wilhelm Weiss (in) Straubing adressiert. Wie siegelseitig zu sehen lief er über Fürth. Frankert wurde er mit 10 Neukreuzer, was natürlich reichte.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 17.09.2023 10:15:29 Gelesen: 25872# 638 @  
@ Magdeburger [#637]

Lieber Magdeburger,

mit der (relativen) Seltenheit der 2. Entfernungsstufe hast du vollkommen Recht - oft werden Briefe der 1. Entfernungsstufe als "seltene Nahbereichsbriefe" betitelt und für viel zu viel Geld angeboten, zumal es das bei Österreich-Bayern ab 1.7.1850 gar nicht mehr gab, also völliger Blödsinn ist, um den Sammlern das Geld aus dem Beutel zu ziehen, und die Masse der Briefe zweier Flächenstaaten lag immer in der 3. Entfernungszone, die Standard war.

Oft muss man auf Briefe der 2. Zone (über 10-20 Meilen) viel länger warten, vor allem dann, wenn sie noch schön sein sollen und sogar 2. Gewichtsstufen, sonst eher leicht zu bekommen, sind ziemliche Seltenheiten, die man teils lange suchen muss (statistisch gesehen waren das ca. 3% der damaligen Briefe).

Allerdings lief dein Brief nicht über Fürth bei Nürnberg, weil es hierfür gar keinen Kartenschluß gab, sondern über Furth im Wald, also direkt an der bayerisch-österreichischen Grenze liegend, wobei dies als sog. regionaler Kartenschluß galt, denn nur einige Briefe zeigen diesen Transit-Eingangsstempel, da er abseits der größen Korrespondenzrouten lag. Schön zu sehen und viele Briefe (Drucksachen wären noch besser), darauf wette ich, wirst du mit diesem Laufweg nicht finden.

Danke fürs Zeigen dieser Rosine und liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 17.09.2023 15:17:09 Gelesen: 25830# 639 @  
@ bayern klassisch [#638]

Lieber Bayern Klassisch,

recht herzlichen Dank für die für mich neuen Informationen!

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 10.11.2023 17:49:14 Gelesen: 15540# 640 @  
Liebe Freunde,

bis 30.6.1851 hatte Thurn und Taxis das württembergische Postregal verpachtet bekommen, aber am 1.7.1851 wurde alles verstaatlicht. Damit war der Weg frei für den Anschluß Württembergs an den Deutsch-Österreichischen-Post-Verein (DÖPV).



Allerdings dauerte es noch bis zum 1.9.1851, bis man tatsächlich beitreten konnte.

Wegen der zeitlichen Nähe, galt es nun auch Marken zu emittieren, die waren jedoch zum 1.9.1851 noch nicht vorhanden. Erst ab dem 15.10.1851 kamen die Freimarken Württembergs an die Schalter.

Wir haben also 2 enge Phasen im Jahr 1851 vor uns:

1) Die ab dem 1.7.1851 bis zum 31.8.1851, also die Vormarkenzeit unter der württembergischen Staatspost, und

2) die Zeit ab dem 1.9.1851 bis zum 14.10.1851, als Württemberg zwar im DÖPV war, aber noch keine Marken hatte.

Demzufolge sind frankierte Briefe der Klasse 2) notwendigerweise bar frankiert worden und man muss sie suchen (Franko-Vermerk und Frankobetrag siegelseitig notiert waren Pflicht) ... nur findet man kaum welche und wenn überhaupt, dann sind sie oft unattraktiv, weil sie die Sammler über 150 Jahre lang kaum beachteten, schlecht unterbrachten, oder gleich entsorgten.

Heute kann ich den mit Abstand schönsten Brief aus dieser Zeitspanne zeigen: Verfasst am 30.9.1851 in Künzelsau mit Postaufgabe am selbigen Tag zahlte der Absender 9 Kreuzer siegelseitig in Rötel notiert bis zum Empfänger Voith in Steyr in Österreich, folglich unter 1 Loth und über 20 Meilen.

Die Leitung württembergischer Briefe nach Österreich führte praktisch immer über Bayern, so auch hier, auch wenn der Brief in einem verschlossenen Briefbeutel Bayern transitierte und siegelseitige Stempel daher mangeln müssen.

Man gehe einen Monat zurück und der Brief hätte eine ganz andere Tarifstruktur gehabt:

13 Kreuzer Gemeinschaftstaxe Württemberg und Österreich (also je 6,5 Kreuzer) und 7 Kreuzer für Bayerns Transit (offen oder geschlossen) hätten dem Absender ein Franko von 20 Kreuzern abverlangt.

Dank der segensreichen Entwicklung ab der Mitte des 19. Jahrhunderts kostete er jetzt nur 9 Kreuzer - und das Briefgewicht war auch erweitert worden, von zuvor 8,75g einfach auf jetzt 15,624g einfach, fast eine Verdoppelung also.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 12.11.2023 18:13:51 Gelesen: 15184# 641 @  
Liebe Freunde,

Briefe von Bayern nach Křižová Hut` (Kreuzhütte, Böhmen) wie diesen (Fürth, 1867) gibt es viele:





Aber an diesem konnte ich nicht vorbei aufgrund des Absender-Stempels der wie ein Poststempel gestaltet ist:



Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 12.11.2023 18:30:07 Gelesen: 15177# 642 @  
@ bignell [#641]

Lieber Harald,

die Besonderheit ist eigentlich eine ganz andere: Der Absender hätte schreiben sollen "Post Waldmünchen". Dann war es ein Inlandsbrief, den ein Bote des Empfängers nach Böhmen brachte (täglich).

Aber er hat so getan, als wäre der Postlauf nach Böhmen vorgesehen und dann hätte der Brief mit über 132 km nämlich 6 Kreuzer gekostet und wäre mit dieser Frankatur unterfrankiert gewesen.

Den Stempel der Firma Bendit kenne ich - noch ein Grund mehr, den Brief zu kaufen. Dazu käme der späte Einsatz des geschlossenen Mühlradstempels von Fürth, zumal es den offenen schon lange gab.

Herzlichen Glückwunsch zu dieser kleinen Pretiose!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 12.11.2023 22:44:22 Gelesen: 15140# 643 @  
@ bayern klassisch [#642]

Lieber Ralph,

vielen Dank für die Informationen, habe ich natürlich nicht gewusst. Also war der Preis einer Pizza wohl gerechtfertigt.

Liebe Grüße,
harald
 

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