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Thema: Ein Plädoyer für Literatur - Dummheit ist heilbar
doktorstamp Am: 28.11.2013 20:10:18 Gelesen: 31586# 1 @  
Wie oft muß es gesagt werden eher alle es verstehen. LITERATUR IST WICHTIG.

Die Michel Kataloge sollen nur für den Sammler als Richtlinien dienen. Das A und O sind sie keineswegs. Aber wer seinen Michel liest wird es nicht umgehen können, das in vielen Fällen auf weitere Literatur verwiesen wird. Ob man dann auf diese Literatur einen Zugriff macht ist es einem jedem überlassen. Ratsam ist es allemal.

Ausreden die man häufig hört: Ich gebe liebe das Geld für die Marken aus.

Unbewußt das Geld für Müll auszugeben ist eine Art Entlastung für das Gewissen.

Ich brauche keine Literatur, ich kenne mich in meinem Sammelgebiet sehr gut aus.

Keiner ist die Quelle aller Weisheit.

Ich kann es mir nicht leisten.

Trifft so nicht ganz zu, denn Geld hat er für die Marken.

Ich sammle Marken und keine Bücher.

Bei diesem Herrn gleicht sein Ausbildungsstand dem des Tellerrands. Hinausblicken ist in jedem Fall zu vermeiden.

In der Literatur sind keine (kaum) Preise/Bewertungen (vorhanden).

Aus diesem Grunde ist Literatur für den Reichrechner von keinem Belang und wird abgelehnt.

Ich bin Mitglied in einem Forum, wenn und sollte ich Fragen haben, erhalte ich dort eine Antwort.

Erkennt wer sich?

Andere können freilich weitere Ausreden als Beispiel bringen oder geben.

Briefmarken sind mit weitaus mehr als Kataloge verbunden; Geschichte, Geographie, soziale Verhältnisse und Begebenheiten und, und, und. Es geht ja nicht nur um Marken sammeln, auch Wissen anzueignen gehört auch dazu.

Bedenkt, wer auf eine Messe oder auf einen Tauschtag eigens ausgerüstet mit Michel oder Katalog xyz fährt, ist Abzockreif.

Dummheit ist heilbar.

mfG

Nigel
 
Marcello Am: 28.11.2013 20:39:08 Gelesen: 31564# 2 @  
@ doktorstamp [#1]

Das ist ein wahres Wort! Ohne zusätzliche Literatur ist man aufgeschmissen und wenn man schon das Geld nicht dafür hat, kann man sich die Bücher immernoch über die philatelistischen Bibliotheken ausleihen.

Gruß
Marcel
 
JohannesM Am: 28.11.2013 20:50:32 Gelesen: 31549# 3 @  
@ doktorstamp [#1]

Hallo Nigel,

ich kann Dir nur beipflichten, ich bin zwar mehr Stempel- als Briefmarkensammler - aber die Situation ist die gleiche.

Besonders als Heimatsammler muss man sich mit allen Gebieten befassen, ob Bahn-, Land-, Dienst-, Paket-, Privatpost, ZKD, usw. usw. Ich verfahre so, dass ich mir die Literatur, die ich ständig brauche kaufe, den Rest leihe ich mir bei der Philatelistischen Bibliothek in München aus. Für BDPh-Mitglieder ist die Ausleihe kostenlos, man muss nur Portoersatz leisten. Ich scanne dann den Teil, der mein Heimatgebiet betrifft (meist nur wenige Seiten) und lege mir so eine schöne Literaturgrundlage an.

Gruß Eckhard
 
muemmel Am: 28.11.2013 22:22:31 Gelesen: 31503# 4 @  
@ doktorstamp [#1]

Salut Nigel,

danke für die Eröffnung dieses Themas und auch den genannten "Spots".

Als ich noch Briefmarken sammelte, war der Michel Deutschland-Katalog im Grunde das einzige papiergebundene Werk. Da konnte ich schön alles abhaken, was an Marken vorhanden war. Später musste es dann schon ein Michel DSK sein, aber das abhaken ging weiter.

1992 wurde ich dann Mitglied bei INFLA-Berlin und "vegetierte" sechs Jahre als zahlendes Mitglied vor mich hin. Grund dafür war jedoch eine mittlerweile Reduzierung auf das Gebiet "Deutsches Reich Inflation". Nachdem ich die Liste der INFLA-Bücher studiert hatte, schafften es auch einige dieser Bücher in meinen Bestand, die dann neben den aktuellen Katalog zu stehen kamen. Doch je weiter ich mich in dieses Gebiet vertiefte, wurde mir klar, dass es ohne Fachliteratur nicht weiter geht. Insbesonders dann, als ich plötzlich meine Vorliebe für Inflationsbogen entdeckte.

Eigentlich wollte ich mich mit der Sammlerei reduzieren, aber die Literatur zeigte nun, dass sich dort ein Riesengebiet auftat. Wie etliche Forumler wissen, habe ich mich zwischenzeitlich auf die Rosettenausgabe spezialisiert und kann damit gut leben.

Jedoch ist es nicht dabei geblieben, denn je mehr ich mich mit den Ausgaben der Hochinflation beschäftigte, desto mehr erwachte auch das Interesse zu allen anderen Aspekten dieser Zeit, was dazu geführt hat, dass ich mittlerweile auch etliches an Literatur habe, was überhaupt nichts mit Briefmarken zu tun hat. Dies ist der von Nigel erwähnte geschichtliche Aspekt, den man nie außer acht lassen sollte.

Schöne Grüße
Mümmel
 
filunski Am: 28.11.2013 22:28:02 Gelesen: 31497# 5 @  
@ doktorstamp [#1]

Hallo Nigel,

Du sprichst hier einen wichtigen Aspekt unseres Hobbys an und ich kann dir nur beipflichten! Aber aus eigener Erfahrung fürchte ich, Du kämpfst hier ähnlich wie eine bekannte Figur aus der Literatur gegen Windmühlen. Bei denen die Literatur schätzen rennst Du offene Türen ein, und bei denen die lieber unwissend 100 Euro für eine Fälschung ausgeben als vorher 20 Euro für hilfreiche Literatur, stösst Du meist auf taube Ohren, da die meist nicht bekehrbar sind.

Generell habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass z.B. Stempel- oder Heimatsammler Literatur weit mehr zu schätzen wissen als diejenigen welche nur leere Stellen in Vordruckalben zu füllen versuchen.

Beste Grüsse,
Peter
 
Cantus Am: 29.11.2013 00:14:50 Gelesen: 31458# 6 @  
@ filunski [#5]

Hallo Peter,

das betrifft nicht nur Stempel- oder Heimatsammler, sondern jeder, der nicht nur "Schmalspursammler" ist, wird recht schnell bemerken, dass nur der eine übliche Katalog auf die Dauer nicht ausreicht. Natürlich ist es so, dass bei breit gestreuten Interessen wie bei mir auch reichlich Literatur über das übliche Maß hinaus vorhanden sein muss, aber auch der, der nur Marken eines Landes in Vordruckalben steckt, wird bei etwas intensiverer Beschäftigung mit der Materie bald merken, dass es zur Bestimmung oder Einordnung von schon kleineren Besonderheiten wie z.B. Randstücken, waagerechten Paaren, Viererblocks und anderem mehr etwas weitergehende Literatur braucht, einmal ganz davon abgesehen, dass dafür auch die Vordrucktaschen in den Alben in aller Regel nicht mehr ausreichen.

Es muss ja nicht so sein, dass man sich ständig die neuesten Ausgaben zulegt, viele Handbücher sind schon älteren Datums, aber dadurch wird ja der Inhalt nicht schlechter. Es bereitet allerdings manchmal einige Mühe, solche älteren Werke aufzutreiben, aber die danach zur Verfügung stehenden Informationen sind die vorausgegangene Mühe allemal wert.

Viele Grüße
Ingo
 
mario0612 Am: 29.11.2013 08:11:02 Gelesen: 31425# 7 @  
Morgen,

ich kann all dem nur beipflichten. Meine persönliche Meinung ist, dass man erst Literatur kaufen sollte, lesen, verarbeiten und dann Marken oder Belege usw.

Bei meinem Gebiet "Schottland" hat man mit Michel keine Chance. Ich habe mir eine kleine Bibliothek zu gelegt und nun suche ich die passenden Belege.

@ Nigel

Vielen Dank für die Eröffnung des Threads. Auch wenn man auf taube Ohren stößt, muß es gesagt werden. Der stetige Tropfen höhlt den Stein.

Schönen Freitag
 
mausbach1 (RIP) Am: 29.11.2013 08:21:37 Gelesen: 31421# 8 @  
@ Nigel

Herzlichen Gruß auf die "Insel"!

Und vielen Dank für die klaren Worte. Leider werden sie nicht die erreichen, für die sie bestimmt sind - schade. Diese Sorte Sammler, es handelt sich nicht um Philatelisten, sind absolut beratungsresistent!

Einen schönen Tag wünscht
Claus
 
Briefmarkentor Am: 29.11.2013 08:45:09 Gelesen: 31410# 9 @  
@ doktorstamp [#1]

Hallo Nigel,

deiner Aussage kann ich grundsätzlich nur zustimmen.

Allerdings bilde ich mir ein, das gerade auf dem Gebiet der modernen deutschen Postgeschichte ab 1945 die Literatur recht dünn gesät ist. Stehen den verhältnismäßig teuren Ausgaben der altdeutschen Staaten umfangreiche Werke aus über einhundert Jahren zu Verfügung, sieht es für die preiswerteren bis billigen Ausgaben der jüngeren Geschichte bescheiden aus. Und genau diese Postwertzeichen werden auch von der überwiegende Menge der Sammler zusammengetragen.

Wie gesagt, dies ist ein rein subjektiver Eindruck, der nicht stimmen muss.

Als Beispiel:

Welche Literatur könnt ich zu den Dauerausgabenserien Hindenburg (Verwendung 1.10.1932-1945), Adolf Hitler (Verwendung 1941-1945), Köpfe I und II (Verwendung ab 1948) und Fünfjahresplan (Verwendung ab 1953) empfehlen. Nur zu den Köpfen habe ich eine tolle Ausarbeitung. Von den späten Dauerausgabenserien der DDR und der heutigen Post (Blumen) will ich gar nicht anfangen.

Viele Grüße

Marko
 
doktorstamp Am: 29.11.2013 09:35:25 Gelesen: 31389# 10 @  
@ Briefmarkentor [#9]

Lücken gibt es es überall in der Philatelie, zugegeben ist die Literatur für den "modernen" Sammler ziemlich spärlich gesät, jedoch wer bereit ist zu suchen, wird oft fündig.

Zu Hindenburg kann ich mich nicht äussern. Die Hitler-Ausgaben sind m.W. nach neulich überarbeitet, das Buch habe ich allerdings nicht zur Sicht bekommen.

Fragen zu den Dauerserien der DDR, da wurde ich mich an Deiner Stelle der Arge zu wenden.

Die Dauerserie-Blumen; hier auf Philaseiten gibt es mehrere guten Threads dazu, da die Serie noch nicht abgeschlossen ist, erübrigt sich im Augenblick ein Buch zu veröffentlichen.[1] Es ist anzunehmen wenn das Buch geschrieben werden sollte, dass der Autor sich auf diesen und mehr stutzen wird.

Im weiteren ergibt oft eine Google-Suche Anhaltspunkte, bzw. erhält man eine kurze Einleitung auf der er sich stutzen kann.

Ein Tipp hier; wer Google Chrome hat kann die Suchmaschine auswählen, .co.uk oder .com, oder sonst eine Landesbezeichnung, erhellt oft mehr als die festgelegte Suche bei .de.

Unsere Erkenntnisse werden in den Argenrundbriefen, sowie in den monatlichen Zeitschriften ständig und stetig erweitert.

Oben werden auch die philatelistischen Bibliotheken in Hamburg und München erwähnt.[2], [3]

Das Gemeindeverzeichnis und weitere nützliche Links ist auch eine gute Quelle, besser gesagt bietet mehrere Quellen an. [4]

Fazit: Zu allem ist noch kein Buch geschrieben worden, dennoch ist jede Menge an Infos vorhanden, man muß nur aus der Bequemlichkeit raus, seine Faulheit überwinden, und sich auf die Suche begeben, und über den Tellerrand blicken.

mfG

Nigel

[1] http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ME=60083#M200

[2] http://www.philatelistische-bibliothek.de/

[3] http://www.muenchner-stadtbibliothek.de/bibliotheken/philatelistische-bibliothek/

[4] http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=816&CP=0&F=1
 
Briefmarkentor Am: 29.11.2013 10:44:23 Gelesen: 31362# 11 @  
@ doktorstamp [#10]

Hallo Nigel,

wie gesagt, Literatur ist wichtig. Aber:

"Lücken gibt es es überall in der Philatelie, zugegeben ist die Literatur für den "modernen" Sammler ziemlich spärlich gesät, jedoch wer bereit ist zu suchen, wird oft fündig."

Gerade in der unmittelbaren Nachkriegszeit wurde viel improvisiert und wenig dokumentiert. Die Personen, welche das Wissen über bestimmte Sachverhalte hatten/haben, leben nicht mehr oder halten damit immer noch hinter dem Berg.

Fragen zu den Dauerserien der DDR, da wurde ich mich an Deiner Stelle der Arge zu wenden.

Literatur der ARGEN, die mich interessiert, liegt natürlich schon daheim parat. Aber auch diese sind nicht abschließend. Auch die ersten Jahrgänge der damals nach dem Krieg publizierten Briefmarkenzeitschriften sowie diverse Amtsblätter mein Themengebiet betreffend (Jahrgänge 1941, 1942, 1943, 1944, 1949, 1950, 1951, 1952, CD 1947-1990 DDR) sind vorhanden.

Die Dauerserie-Blumen; hier auf Philaseiten gibt es mehrere guten Threads dazu, da die Serie noch nicht abgeschlossen ist, erübrigt sich im Augenblick ein Buch zu veröffentlichen.[1] Es ist anzunehmen wenn das Buch geschrieben werden sollte, dass der Autor sich auf diesen und mehr stutzen wird.

Also muss sich der geneigte Leser doch mit den Foren begnügen. In deinem ersten Beitrag hattest du solche Wissensbeschaffung noch moniert.

Im weiteren ergibt oft eine Google-Suche Anhaltspunkte, bzw. erhält man eine kurze Einleitung auf der er sich stutzen kann.

Ein Tipp hier; wer Google Chrome hat kann die Suchmaschine auswählen, .co.uk oder .com, oder sonst eine Landesbezeichnung, erhellt oft mehr als die festgelegte Suche bei .de.


Aus meiner Erfahrung kann ich diese Aussage nicht bestätigen.

Unsere Erkenntnisse werden in den Argenrundbriefen, sowie in den monatlichen Zeitschriften ständig und stetig erweitert.

Ich bin selbst Mitglied in drei ARGEN und habe auch schon in mehreren ARGEN Artikel veröffentlicht. Nach meiner Erfahrung sind die Rundbriefe durch die geringe Anzahl von Autoren auf sehr wenige Themen beschränkt. Halt auf die Interessensgebiete der Autoren, welche sich nicht mit dem Interesse des einzelnen Sammlers decken müssen. Das gilt auch für die Forenlandschaften.

Oben werden auch die philatelistischen Bibliotheken in Hamburg und München erwähnt.[2], [3]

Ich bestelle mir regelmäßig Bücher über die Bibliotheken. Aber auch dort heißt es schon mal, das es bestimmte Literatur nicht gibt.

Das Gemeindeverzeichnis und weitere nützliche Links ist auch eine gute Quelle, besser gesagt bietet mehrere Quellen an. [4]

Ich bin sogar soweit gegangen, mir Kopien der offiziellen Gemeindeverzeichnisse 1946 und 1952 direkt aus dem Landesarchiv kommen zu lassen. Ich habe mir auch diverse Ortsverzeichnisse im Original besorgt (1944, 1949, 1951, 1952).

Fazit; zu allem ist noch kein Buch geschrieben worden, dennoch ist jede Menge an Infos vorhanden, man muß nur aus der Bequemlichkeit raus, seine Faulheit überwinden, und sich auf die Suche begeben, und über den Tellerrand blicken.

Mein Fazit: Auch wenn man Bequemlichkeit und Faulheit überwindet, bleiben Grenzen, die man als spezialisierten Sammler trotz Literatur nicht überbrücken wird. Nur ein kleines Beispiel: http://www.briefmarken-forum.com/t4888-die-schwierigkeit-der-vollstandigkeit

Aber wie viele Sammler sind derart spezialisiert? Und das ist doch der Punkt. Benötigt (entschuldigt den Ausdruck) ein Nummernabhaker ein solch spezialisiertes Wissen. Wer eine Ländersammlung nach Vordruckalbum zusammenträgt, benötigt in der tat nur einen gängigen Katalog. Und bei fälschungsgefährdeten Stück kann er sich auf die Prüfer stützen. Wieder anders sieht es bei den Thematikern aus. Auf welche Literatur außer den Themenkatalogen oder den Länderausgaben sollen sie sich stützen?

Viele Grüße

Marko
 
JoshSGD Am: 29.11.2013 11:16:50 Gelesen: 31344# 12 @  
@ doktorstamp [#1]

100%-Zustimmung.

Man sollte aber auch noch ein bisschen unterscheiden. Es gibt eben Sammler, die wollen nur ihr Vordruckalbum füllen und abhaken. Wasserzeichen, Farben etc. interessieren sie nicht wirklich. Dann gibt es Philatelisten, die wollen mehr, wollen forschen, geschichtliche Zusammenhänge, eben etwas Spezielles zusammentragen. Diese benötigen dann eben mehr als den DSK. Und es gibt eben solche, die sich Philatelisten nennen, aber Literatur, Treffen und Foren meiden, wie der Teufel das Weihwasser. Das sind dann solche Sammler, die leider auf Angebote hereinfallen, die man mit 20-30€ Investition in Literatur gemieden hätte.

So sammelte ich auch, bis ich tiefer in die Infla-Materie eingetaucht bin und stellte fest, hier sind Grenzen. Eine recht gut bestückte Bibliothek macht es möglich, die Grenzen zu überwinden.

Es genügt aber nicht immer nur Bücher zu lesen. Das Studieren in Foren, aktiver Austausch mit anderen Sammlern und auch ein Blick in Auktionskataloge gehört meiner Meinung dazu. Auch das Verwenden von Archiven ist notwendig, so mache ich das mit einem Einwohner- und Straßenverzeichnis der Stadt Halle (Saale) für die Jahre 1913-1924.

@ Briefmarkentor [#11]

Ich denke, die ARGEN-Rundbriefe bieten sehr, sehr viel. Manchmal muss man aber auch bei anderen ARGEN schauen, denn nicht alles wird durch die eigene ARGE zu 100% abgedeckt.

Für Thematiker gibt es doch auch ARGEN, nicht zu wenige, wie ich meine, die auch Rundbriefe und Literatur im Bestand haben. Also weit mehr als Themenkataloge und Länderausgaben.

Gruß
Josh
 
KaraBenNemsi Am: 29.11.2013 16:52:34 Gelesen: 31274# 13 @  
@ Briefmarkentor [#11]

Und fortgeschrittene Thematiker werden in vielen Fällen auch nichtphilatelistische Sekundärliteratur zu ihrem Thema haben und lesen müssen. Wie will man - zum Beispiel - das Beutspektrum der Steinlaus philatelistisch darstellen, wenn man nicht in Fachliteratur [1] dazu nachschlagen kann.

Grüße

KaraBenNemsi

[1] In diesem konkreten Fall bei dem bekannten Fachbuchautor Vicco von Bülow (http://de.wikipedia.org/wiki/Loriot) ;-)
 
Wim Ehlers Am: 01.12.2013 19:37:01 Gelesen: 30962# 14 @  
@ doktorstamp [#1]

Lieber Nigel,

schon als ich Deinen Eröffnungsbeitrag gelesen hatte, störte mich Dein Zusatz "Dummheit ist heilbar", den ich für völlig daneben ansehe. Wenn wir als Generation 60+ auf "Philatelistische Literatur" verweisen, haben wir meist ein langes Sammlerleben hinter uns und uns nicht von Anfang an mit der Forschung in der Philatelie befasst. Ein extremes neues Beispiel, wohin das führen kann, finden wir ja in der aktuellen Forendiskussion in unterschiedlichen Themen darüber, ob die Papierfasern senkrecht oder waagerecht bei den Marken verlaufen.

Damit nun der "einfache Briefmarkensammler" nicht von Deinem und den folgenden Beiträgen, die ich teilweise für arrogant halte, ganz vor unserem Hobby zurückschreckt, will ich an dieser Stelle ein "Plädoyer für Briefmarkensammler" und nicht für "Philatelisten" posten.



Auf diesen drei Fotos zeige ich, was sonst noch aus Briefmarken gemacht werden kann, ausser sie in Alben zu stecken. Zu sehen sind diese Exponate auf der Internationalen Briefmarkenmesse in Essen auf einem Stand der niederländischen Sammlervereine.

Alle-Welt-Sammler

Damit beginnt in aller Regel der Einstieg - oft als Kind oder Jugendlicher - in das Hobby Briefmarkensammeln. Egal aus welchen Quellen wird zunächst alles genommen, was nach einer Briefmarke aussieht. Was daraus wird ist sehr unterschiedlich und wird durch individuelle Neigung fortgesetzt: Es entwickeln sich zunächst Ländersammlungen oder Motivsammlungen.

In meinem Umfeld sammelt beispielsweise ein Lehrer nur jeweils eine Marke von einem Land der Welt. Historisch kann das höchst interessant sein, wenn wir an die vielen neuen Staaten alleine der letzten 50 oder gar 100 Jahre denken (Kolonien, Neuordnung in Afrika und Asien, Zerfall der UdSSR usw.). Auch heute noch beobachtet er das politische Weltgeschehen und ist schnell dabei, wenn sich irgendwo ein neuer Staat bildet. Philatelistische Literatur benötigt er nach seinen Angaben überhaupt nicht, nicht einmal Kataloge. Im Zweifel geht er in seine Stadtbücherei und findet dort eventuell notwendige Erklärungen.
Ist diese Art des Briefmarkensammelns deswegen minderwertig?

Länder-Sammler

Was ist eigentlich an unseren Hobby-Kollegen auszusetzen, die Freude daran haben, ihre Ländersammlungen durch Abos, Kauf oder Tausch nach und nach zu füllen? Ähnlich werden wir wohl alle einmal angefangen haben. Und heute nach ist dies doch die am weitesten verbreitete Form des Briefmarkensammelns. Wenn man mag, beschäftigt man sich mit dem Hintergrund der Ausgabe einer Briefmarke und ergoogelt sich immer tiefer in die Geschichte, Kultur, Landschaften, Persönlichkeiten usw. eines Landes.

Ob nun jemand auch noch auf die Suche nach dem Besonderen geht (Wasserzeichen, Plattenfehler, Farbnuancen, Druckzufälligkeiten usw.), dürfen wir getrost den Sammelnden überlassen. Philatelistische Literatur ist auch hier nicht nötig!

Motiv-Sammler

Nach der "Alle-Welt-Sammlung" entscheiden sich immer mehr für Motive ihres Interesses. Auch hier hilft "Philatelistische Literatur" nicht wirklich. Vielmehr sind z.B. bei Fauna und Flora entsprechende Bestimmungsbücher oder Lexika, bei Sport oder bei Luftfahrt entsprechende fachspezifische Nachschlagewerke hilfreich. Auch Kataloge müssen nicht angeschafft werden, die gibt es in einigermaßen gut sortierten Stadtbüchereien kostenlos zur Einsicht oder zur Ausleihe.

Liebe Briefmarkensammler, liebe Philatelisten,

diese Darstellung meiner Gedanken zum Eröffnungsbeitrag von Nigel sollen nicht nur für Toleranz untereinander werben, sondern für Akzeptanz der Verschiedenheit des Sammelns von Briefmarken.

Beste Grüße
Wim
 
zockerpeppi Am: 01.12.2013 19:52:09 Gelesen: 30939# 15 @  
@eurowelter [#14]

Lieber Wim,

ich zeige dir meine ersten Schritte in Sachen Philatelie! Heute lachen meine Kollegen über meine Sprüche von damals: mit Phila habe ich nix am Hut usw. Allerdings war ich damals schon über 30'und kein Teenie mehr.

Aber du hast schon recht mit Dummheit hat dies nichts zu tun.



Jedem sein Ding. Ich schätze deine Beiträge sehr und frage mich immer wieder wie du das machst. Ich habs mal probiert, ohne Erfolg.

Gruß
Lulu
 
asmodeus Am: 01.12.2013 20:57:20 Gelesen: 30878# 16 @  
@ eurowelter [#14]

Lesen gefährdet die Dummheit - hier besser die fehlende Erfahrung und das Wissen. Selbst als Anfänger habe ich mir Bücher besorgt über das Sammeln von Briefmarken. Es gab so viele neue Begriffe und ich wollte nicht als "dumm" dastehen. Dann festigte man sein Sammelziel und ich wollte mehr wissen. Internet hatte ich damals nicht und war nicht bekannt oder unbezahlbar. Also Bibliotheken wurden aufgesucht, Fachzeitschriften gelesen usw.. Nun bin ich 40 und seit ca. 34 Jahren sammle ich und lerne noch hinzu.

In dieser langen Zeit sind mir Sammler begegnet (die zumeist viel länger gesammelt haben) und eine Antipathie hatten über den Tellerrand zu schauen - auch auf ihr eigenes Sammelgebiet! Michelkatalog war das heilige Buch und nichts war gut genug oder konnte mit diesem mithalten. Der Michel ist ein guter Leitfaden! Ich verurteile nicht den Sammler der nur nach Nummern sammelt und Spaß an seinen Marken hat, aber ich verurteile die Sammler die von vorneherein sich gegen weiterführende Literatur stemmen und mit Ausreden sich winden.
 
Wim Ehlers Am: 01.12.2013 21:12:10 Gelesen: 30860# 17 @  
@ asmodeus [#16]

Hallo asmodeus,

Du beschreibst hier (D)einen typischen Weg vom Briefmarkensammler hin zum Philatelisten; völlig okay! Aber Du wirst sicherlich nicht im Kindesalter von 6 Jahren (40 minus 34 Jahre) gleich mit "Philatelistischer Literatur" begonnen haben, sondern wie die meisten mit einem Katalog.

In meinem Beitrag [#16] habe ich mich ganz bewusst auf Sammler konzentriert und nicht auf "Philatelisten". Bei der unübersichtlich gewordenen Breite dieses Spezialistentums, zu dem ja auch noch Stempel, Ganzsachen, Belege usw. gehören, besitze und empfehle ich natürlich auch entsprechende Literatur, wenn sie denn vorhanden ist.

Gerne schließe ich auch diesen Beitrag wieder mit der Bemerkung, dass ich nicht nur für Toleranz untereinander werbe, sondern für Akzeptanz der Verschiedenheit des Sammelns von Briefmarken.

Beste Grüße
Wim
 
chuck193 Am: 01.12.2013 23:12:38 Gelesen: 30823# 18 @  
@ eurowelter [#17]

Hi Wim,

wie Du siehst, hat keiner, der dieses Thema eröffnet hat, auf die letzten Beiträge geantwortet.

Warum? Die fühlen sich vielleicht höher gelegen. Zu Beitrag [#1] kann man einiges sagen, aber ich habe keine grosse Lust mehr, auf so was zu antworten. Man schreckt mehr neue Sammler mit solchen "Dummheiten ab, als neue zu gewinnen, lass jedem das, was ihm Freude macht.

Schöne Grüsse,
Chuck
 
doktorstamp Am: 01.12.2013 23:53:17 Gelesen: 30806# 19 @  
@ chuck193 [#18]

Auf die Ausreden bin ich gegangen, aber es wird weder von mir noch von anderen vorgeschrieben wie oder was man zu sammeln hat. Lediglich ist aber ganz schön hart draufgegangen, dass mit dem Erwerb/Aneignen von Wissen man sich vor dem Erwerb von Fälschungen usw. schützen kann. Auch erleichtert Wissen das Ergattern von Schnäppchen.

Wim erwähnte den Unterschied zwischen Sammler und Philatelisten genau wo die Trennung liegt kann ja bis in die Ewigkeit besprochen werden, sie wird nie festgelegt werden.

Dennoch ist es ratsam für Sammler, sich mindestens das Grundwissen anzueignen. Eine Einleitung hierzu befindet sich schon als Vorwort in den Michel Katalogen. Das jeder sich spezialisieren sollte, habe ich nicht im Sinn.

Auch war die Anregung erhofft Sammler anzuspornen sich selbst zu helfen, in wie fern sie sich in die Tiefe der Materie eingehen, ist einem jedem überlassen.

Foren dienen zum Austausch von Infos, Fragen werden gestellt, und beantwortet, oft mit einem Hinweis auf weitergehende Literatur. Das seitens einiger dieser Rat nicht befolgt wird, ist eindeutig an der Zahl der Fragen zu einem Gebiet zu erkennen. Aus welchen Gründen auch immer (Ausreden sehe oben [#1]) wehren sie sich die nötige Literatur zu erwerben. Erwarten aber das ihre Fragen ausführlich beantwortet werden.

Und Chuck, zu Deinen Äusserungenen im Beitrag [#18], hier liegst Du völlig fehl am Platz, halt jeden oben ist mir bekannt, und jederzeit ansprechbar, sehe die Zahl der fundierten Beiträge der obigen Forumler.

Alle o.a. sind bereit anderen zu helfen, aber alsbald "Selbsthilfe" erwähnt wird ziehen die Sammler zu den Barrikaden.

Es heißt lesen, verstehen, nochmals lesen, dann antworten.

mfG

Nigel
 
Briefmarkentor Am: 02.12.2013 10:46:16 Gelesen: 30666# 20 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Nigel hat hier ein interessantes Thema angestoßen, bei dem die Meinungen zum Teil weit auseinander liegen. Diese unterschiedliche Betrachtungsweisen auf das Thema Briefmarken/Postwertzeichen sind für uns nichts Neues.

Manches Wort ist vielleicht unglücklich gewählt, eine Formulierung nicht zu akzeptieren. Warum machen wir uns unser Hobby manchmal so schwer?

Aus den bisherigen Beiträgen entsteht für mich folgender Eindruck:

- es gibt Sammler/Philatelisten, die aufgrund einer Spezialisierung an weiterführender Literatur interessiert sind
- es gibt Arten von Sammlungen, die ohne philatelistische Literatur auskommen
- es herrscht Unklarheit darüber, welche Literatur es schon gibt

Gerade zum letzten Punkt bietet dieses Forum eine ideale Möglichkeit, dem interessierten Sammler einen nach Gebieten gegliederten Überblick über die vorhandenen Nachschlagewerke zu ermöglichen. Solch eine Darstellung muss sich nicht auf das Aufzählen von Titeln beschränken. Man kann auch den Inhalt anreißen, oder über Fehler und neue Forschungsergebnisse diskutieren. Im Zeitalter des Forums bieten sich dazu nicht nur mehr die ARGEN an. Ich denke, wenn ersichtlich wird, worüber schon alles geschrieben wurde, weckt dies mehr Interesse an Literatur, als wenn man bestimmte Sammler als dumm oder ignorant hinstellt, bzw. die Arbeit anderer zerreißt.

Herzliche Grüße

Marko
 
drmoeller_neuss Am: 02.12.2013 14:36:39 Gelesen: 30566# 21 @  
Mir gefallen die Beiträge von Briefmarkentor [#20] und eurowelter [#14] am besten. Die Menge und Art der sinnvollen Literatur hängt alleine vom persönlichen Sammelgebiet ab. Inflasammler kommen ohne Literatur über die gängigen Falschstempel nicht aus, während Motivsammler mit einem einfachen Katalog vielleicht schon zufrieden sind. Zur Preisfindung braucht man keinen Katalog, da man zum Beispiel in ebay über die beendeten Angebote suchen kann und den (bezahlten) Marktpreis selbst abschätzen kann.

Ich störe mich auch am missionarischen Eifer des Mitgliedes ReinierCornelis, andere Sammler von seiner "Spezialisierung" zu überzeugen. Auch das beste Handbuch kann nur das drucken, was die Mitglieder sammeln wollen. Was ReinierCornelis zu den verschiedenen Papierlaufrichtungen schreibt, ist sicher richtig. Aber was keiner sammeln will, lohnt sich auch nicht zu katalogisieren. Kalatog- und Handbuchherausgeber sind keine Missionare, sondern müssen ihre Druckerzeugnisse für gutes Geld an den Mann, sprich Sammler bringen.

Die (Sammler-)welt ist ungerecht: hat ein Drucker einen schlechten Tag und legt ein Druckbogen in die Zähnungsmaschine nur etwas ungenau ein, zerstört er Sammlerwerte, da schlecht zentrierte Marken nur mit erheblichen Abschlägen gehandelt werden. Hat unser Drucker einen noch schlechteren Tag und macht in den Druckbogen gleich ein Eselsohr, hat er viele Sammler mit einer "umgeschlagenen Ecke" und einer markanten Zähnung glücklich gemacht.

Und in der realen Welt ist es nicht anders: ein Auto mit Lackfehlern zählt deutlich weniger, obwohl es sich um eine Rarität handelt, da so gut wie alle Autos einwandfrei aus der Fabrik kommen.
 
Aleks Am: 02.12.2013 15:55:08 Gelesen: 30493# 22 @  
@ doktorstamp

Hallo Nigel,

schau mal, ob Du mit diesem Ortsverzeichnis auch etwas anfangen kannst.

http://www.dasv-postgeschichte.de/orte.asp

ml
 
Richard Am: 03.12.2013 10:20:03 Gelesen: 30000# 23 @  
Redaktioneller Hinweis: 33 Beiträge aus diesem Thema "Ein Plädoyer für Literatur - Dummheit ist heilbar" wurden redaktionell in das Thema "Luxemburg - nicht im Handbuch oder Katalog" verschoben.
 
playerops Am: 11.12.2013 12:45:49 Gelesen: 29696# 24 @  
Guten Morgen Doktorstamp,

vielen Dank für das Thread.

Ihr,
Pplayerops
 
saschJohn Am: 11.12.2013 15:26:39 Gelesen: 29651# 25 @  
Also ich bin glücklich mit meinem Michel Deutschland. Mehr brauche ich nicht zum sammeln.

Gruß
Sascha
 
Latzi Am: 11.12.2013 22:11:55 Gelesen: 29559# 26 @  
@ saschJohn [#25]

Hast Du mir nicht auch schon Zitate aus Jaschke-Lantelme "100 Jahre Germania" an den Kopf geworfen?

Ich bezweifle aber nicht, dass man auch mit einer Bund-Sammlung nach Michel Deutschland glücklich wird und mit jedem Häckchen für eine erbeutete Marke mehr.

Gruß
Lars

... der durchaus Literatur - insbesondere zu Stempelfragen zu schätzen weiß und hierzu wenig im Michel findet.
 
Marcello Am: 11.12.2013 22:47:52 Gelesen: 29532# 27 @  
@ saschJohn [#25]

Ich muss meinem Vorredner Recht geben. Ich hätte z. B. ohne zusätzliche Infla-Literatur meine Paketkarten Deutsches Reich 1933-1945 nicht bestimmen können. Denn im Michel finde ich nichts, wie sich das Porto zusammen setzt. Wenn ich natürlich überall nur ein Häkchen ranmachen will, dann reicht mir auch der Michel!

Gruß
Marcel
 
saschJohn Am: 12.12.2013 06:30:38 Gelesen: 29482# 28 @  
@ Latzi

Ich hab meine gesamte Literatur verschenkt und bin wieder zu meinen Wurzel als Kind zurückgegangen. Briefmarken sammeln aus dem "Papierkorb", wobei dieser auch mal von Bethel kommt ;-) - übrigens nicht nur Bund.

Ich bin glücklich - der, der meine Bibliothek bekam ist glücklich also.

fröhliche Weihnachten
Sascha
 
saschJohn Am: 12.12.2013 07:13:14 Gelesen: 29473# 29 @  
OK bischen lang aber vielleicht hilft es jemand.

Die Freude am Papiermüll des Nachbarn.

Alles begann im Jahre 2003. Ich war beruflich ziemlich eingespannt und suchte ein Hobby zur Entspannung. Da mein Beruf ziemlich hektisch, laut und mit vielen Reisen verbunden war, kam mir mein altes Hobby Briefmarkensammeln in den Sinn. Ich kaufte also ein Briefmarkenalbum und begann Briefmarken zu sammeln. Zunächst alles was ich bekam. Nach kurzer Zeit hatte ich eine ansehnliche Sammlung USA, Walt Disney, Deutschland und alle Welt zusammen. Als Pastor sammelte ich auch „Jesus auf Briefmarken“ und versuchte von jedem Land der Erde einen Brief oder eine Karte zu bekommen. Das Hobby begeisterte mich mehr und mehr und ich suchte nach weiteren Informationen im Internet, stieß auf einige Foren und meldete mich dort an. Dort lernte ich, dass Briefmarken sammeln nicht einfach bedeutet Briefmarken zu sammeln, sondern es eine Wissenschaft, für manche sogar eine Religion mit unumstößlichen Dogmen, war. Es war genaustens vorgeschrieben, was man wie zu sammeln hatte und was verachtenswerte Knochen und erbärmliche Massenware war.

Man sammelte Briefmarken, die exakt den Qualitätsstufen des Michelkatalogs entsprachen. Marken die nicht zentriert, oder bei denen in irgendeiner Weise der Zahn beschädigt war, Stempel, die nicht lesbar waren und Gummi der Fingerabdrücke aufwies, konnte man genauso gut im Klo herunterspülen. Das tat ich zwar nicht, aber als gehorsamer Jünger trennte ich mich von meinen Sammlungen und versuchte eine Sammlung aufzubauen, die all diesen hohen Ansprüchen gerecht wurde, die genau genommen darin bestanden, dass ein Sammler zur Post ging, einen klaren zentrischen Stempel auf seine Marke bekam, diese nach Hause brachte, wo er sie unter genau bestimmten Bedingungen in die exakt beschriebenen Alben packte und sie mit all den anderen Schätzen im Safe verstaute, um sie die nächsten 100 Jahre dort aufzuheben, auf dass sie sich im Wert ins unermessliche steigerte.

Um solche besonderen Schätze aus dem „Müll“ der angebotenen Marken im Internet, auf Auktionen oder an Großtauschtagen zu bergen, benötigten man neben Geld auch jede Menge Literatur. Also kaufte ich mir zu allen gerade begonnenen Sammlungen die entsprechende Literatur, las sie und versuchte weiter ein braver Philatelist zu werden. Nur der Spaß und die Begeisterung an meinen Marken ging mehr und mehr verloren. Ich gab mehr Geld aus als ich hatte, besorgte mir Bücher, die mich eigentlich nicht interessierten und verbrachte Stunden in den unterschiedlichen Foren, anstatt mit meinen Marken, und Belegen die inzwischen dazugekommen waren.

In dieser Zeit verlor ich meine Arbeit und das Geld wurde knapp. Ich war gezwungen, das meiste zu verkaufen und entschloss mich nur noch eine Spezialsammlung „Germania“ anzufangen, das war im Dezember 2008, das machte am Anfang Freude, aber mehr und mehr verlor ich das Interesse an der Philatelie. Ich kann nicht mal sagen wann es genau war. Irgendwann im Frühjahr 2010 entschloss ich mich zu einem radikalen Schritt. Ich wollte mein Hobby nicht aufgeben, ich wollte aber auch nicht mehr den Stress, die endlosen Diskussionen was nun eine richtige Sammlung sei und den Frust über viel zu viel Geld, das man ausgab. Ich meldete mich aus allen Foren ab, trat aus Argen aus und verschenkte meine Bibliothek an einen netten Sammler, dem ich damit eine Riesenfreude bereitete.

Ich aber kehrte reumütig zurück, zu den Anfängen des Sammeln. Nahm meinen Michel Deutschland und die verbliebenen Alben und begann wieder da, wo ich vor Jahren begonnen hatte, beim Sammeln von Marken aus der Tagespost. Bald kamen auch Marken aus anderen Ländern dazu und hier und da gab mir jemand Marken, oder Sammlungen die ich eifrig sortierte und in meine Sammlung integrierte. Ich war wieder frei! Die Freude und Begeisterung kam zurück und meine Sammlung wuchs wieder. Fragt man mich heute: „Was ist deine Sammlung wert?“ Sage ich;“ Wert? Was sollte meine Sammlung wert sein? Ich sammle den Papiermüll anderer Leute!“ Und das mit wachsender Begeisterung!
 
sammler-ralph Am: 12.12.2013 10:09:00 Gelesen: 29427# 30 @  
@ saschJohn [#29]

Danke für Deinen Beitrag, der mich nachdenklich gemacht hat. Briefmarkensammeln ist ein Hobby. Hobbys sollen vor allem Spaß machen. Zu viele Regeln und Bevormundungen zerstören den Spaß. Ich wünsche Dir, dass Du Deine kindliche Freude an Deiner Sammlung behältst - und den Begriff "kindliche Freude" meine ich uneingeschränkt positiv. Fußball kann sowohl in der Champions League als auch auf der Parkwiese Freude machen, das gleiche sollte auch für unser Hobby gelten. Die Eingangsbemerkung von Nigel mit dem Wort "dumm" war sicherlich provokant gemeint - die Provokation war ja auch erfolgreich, wie die recht lebhafte Diskussion hier zeigt. Fälschern und Betrügern aus Mangel an Wissen aufzusitzen zerstört meinen Spaß am Sammeln und das finde ich dumm.

Über den Wert philatelistischer Literatur wurden in anderen Beiträgen eigentlich schon alles gesagt. Ich möchte nur einen persönlichen Gedanken ergänzen: Ich selbst lese gern philatelistische Literatur. Mir macht es Freude, sie zu besitzen.

Gruß
Ralph
 
chuck193 Am: 12.12.2013 18:54:35 Gelesen: 29317# 31 @  
@ saschJohn [#29]

Hi saschJohn,

Good for you. Man soll nie die Freude verlieren an dem was man hat. Vorschriften über das Sammeln von Briefmarken gibt es nicht, das hängt ganz davon ab, wie viel Freude man an seiner Sammlung hat. Philatelisten hin, Philatelisten her, alle sind im Grunde genommen Sammler von Briefmarken. Habt Freude mit dem Sammeln.

Schöne Grüsse zur Festlichen Zeit,
Chuck
 
filunski Am: 12.12.2013 19:06:34 Gelesen: 29305# 32 @  
@ saschJohn [#29]

Hallo und meinen Glückwunsch und ausdrücklichen Respekt zu diesem keineswegs zu langen Beitrag! Die Adventszeit ist ja eine nachdenkliche Zeit und genau da passt dies wunderbar rein.

Schönen Advent,
Peter
 
Wim Ehlers Am: 12.12.2013 19:25:03 Gelesen: 29290# 33 @  
@ saschJohn [#29]

Hallo Sascha,

auch von mir herzlichen Dank für die Offenheit, in der Du Deinen Zugang zu unserem Hobby beschreibst, denn so, wie Du nun sammelst, erhälst Du Dir auch die Freude daran. Letztlich bietet ein simpler Michel-Katalog meist genug Informationen darüber, aus welchem Jahr eine Briefmarke stammt, ob sie zu einem Satz gehört, zu welchem Anlass sie verausgabt wurde (vermehrt unser Wissen dann, wenn wir darüber Nachforschungen im Internet anstellen möchten) und welchen Katalogwert sie hat (nicht um sich selbst reich zu rechnen).

Gleich zu Beginn Deines Beitrages schreibst Du darüber, dass Du Dir das Sammeln von Briefmarken quasi als Therapie gegen Hektik und Stress ausgesucht hattest. Das gefällt mir ganz besonders gut, denn das könnte bei dieser Art des Sammelns sogar ein "therapeutischer Effekt" werden, wenn wir dadurch eine heilsame Gelassenheit mit viel Freude an den kleinen Gezackten gewinnen. Deswegen passt Dein Beitrag recht gut in diese Adventszeit, mit der wir Licht in unsere Seele trotz dunkler Jahreszeit scheinen lassen.

Beste Grüße
Wim
 
Henry Am: 13.12.2013 11:01:13 Gelesen: 29202# 34 @  
@ saschJohn [#29]

Danke für den Beitrag. Der hat soviel Nachdenkenswertes, aber auch Witziges, dass ich mir erlaube, den Text bei mir abzuspeichern und dies als "Geschichte" im Verein bei passender Gelegenheit vorzutragen. Ich bitte um Genehmigung dazu.

Mit philatelistischem Gruß
Henry
 
7968willi Am: 13.12.2013 17:07:19 Gelesen: 29121# 35 @  
@ saschJohn [#29]

Wenn wir bei Facebook wären, würde ich "Gefällt mir" drücken. Irgendwie denke ich gerade über mein "sammeln" nach. Es gibt nicht viel gescheiteres, das ich in letzter Zeit gehört habe. Bemerkenswert.

Danke und Gruß,
Weiter so

Willi
 
Briefmarkentor Am: 22.08.2014 12:30:04 Gelesen: 28053# 36 @  
@ doktorstamp [#1]

Ich wollte anfragen, ob es von den Befürwortern der Fachliteratur zwischenzeitlich ausführlichere Vorstellungen ihrer Werke oder der als notwendig erachteten Titel im Forum gibt? Es wäre schön, Bücher zu anderen Sammelgebieten zu sehen und sich darüber auszutauschen. Vielleicht weckt man so auch die Neugier auf Literatur.

Viele Grüße

Marko
 
muemmel Am: 17.12.2014 23:36:40 Gelesen: 27152# 37 @  
Guten Abend,

aus welchen Gründen auch immer, habe ich dieses in meinen Augen hochinteressante Thema aus den Augen verloren und bin heute zufällig wieder darauf gestoßen.

Zunächst Dank an doktorstamp, der diese Thema angestoßen hatte und natürlich mit dem "provokativen" Augenzwinkern "Dummheit ist heilbar". Aber es gibt auch Leute, die keine Antenne für britischen Humor haben.

Der ausführliche und herzergreifende Beitrag von Sascha über sein bisheriges Sammlerleben und den Unbillen, die er von Anderen ertragen musste, ist natürlich dazu angetan, das Herz zu rühren.

Und nun mal Butter bei die Fische:

Ganz grob eingeteilt gibt es Sammler, die einfach nur Länder, Motive, UNO, usw. sammeln und sich an an mehr oder weniger schönen Marken erfreuen. Dies sei ihnen auch unbenommen. denn jeder soll nach seiner Façon selig werden.

Ländersammler brauchen natürlich einen Katalog, aber für z.B. das Sammelgebiet Deutschland reicht dann ein Michel-Junior allemal.

Gänzlich anders sieht es jedoch aus, wenn man sich nur ein wenig mehr in die Materie vertieft. Da findet man z.B. plötzlich eine Marke mit einer Lochung XYZ und erinnert sich: "So etwas habe ich irgendwo schon einmal in der Sammlung gesehen." Dies allein braucht natürlich kein Kriterium zu sein, sich näher mit derartigen Dingen zu beschäftigen. Doch gesetzt den Fall, der Sammler findet dies reizvoll und er möchte weitere Dinge dazu in Erfahrung bringen. Zwei Möglichkeiten bieten sich an: 1) Ich frage im Forum, ob diese Lochung bekannt ist, 2) Ich besorge mir die hierfür notwendige Fachliteratur.

Und genau an diesem Punkt setzt diese Thema an. Als Motiv- oder Ländersammler reicht ein Katalog allemal, aber in dem Moment, wo man ein wenig mehr wissen möchte, reicht der dann nicht mehr. Und je weiter man in ein Sammelgebiet eintaucht, stellt man fest, dass es ohne Fachliteratur einfach nicht geht.

Es liegt mir absolut fern, Sascha, Wim und Anderen ihre Sammelgewohnheiten zu missbilligen, aber pauschal die Notwendigkeit von Fachliteratur zu verneinen, kann ich nicht wirklich gutheißen.

Schöne Grüße
Harald
 
Reinhard Fischer Am: 19.12.2014 00:17:50 Gelesen: 27047# 38 @  
Vielleicht etwas abseitig, aber lustig: So vor 30 Jahren erzählte mir ein SBZ-Prüfer "Die Leute geben lieber 1000 DM für eine Rarität aus als 20 DM für Literatur, in der sie lesen können, dass ihre Rarität keine ist."
 
10Parale Am: 17.02.2016 18:23:36 Gelesen: 25058# 39 @  
@ Wim Ehlers [#14]

" In meinem Umfeld sammelt beispielsweise ein Lehrer nur jeweils eine Marke von einem Land der Welt. Historisch kann das höchst interessant sein, wenn wir an die vielen neuen Staaten alleine der letzten 50 oder gar 100 Jahre denken (Kolonien, Neuordnung in Afrika und Asien, Zerfall der UdSSR usw.). Auch heute noch beobachtet er das politische Weltgeschehen und ist schnell dabei, wenn sich irgendwo ein neuer Staat bildet. Philatelistische Literatur benötigt er nach seinen Angaben überhaupt nicht, nicht einmal Kataloge. Im Zweifel geht er in seine Stadtbücherei und findet dort eventuell notwendige Erklärungen.
Ist diese Art des Briefmarkensammelns deswegen minderwertig?"


Überhaupt nicht, mag ich dazu antworten. Zugegeben, die Literatur kostet ihren PREIS, aber sie führt einem immer wieder zum Staunen. Das Buch "Le Ke?routza, voyage en Moldo-Valachie" von Stanislas Bellanger ist eine Reisebeschreibung aus dem Jahr 1846. Sie beschreibt eine Reise durch die Fürstentümer Moldau und Walachei (neu aufgelegt in der British Library) im 19. Jahrhundert und widmet sich auch in einem Kapitel den Postkutschen. Wer beim Lesen einen alten rumänischen Brief danebenlegt, überkommt das Frösteln.

- zudem kann man seine Französisch-Kenntnisse erneuern
- und lernt noch eine Menge über die historischen Umstände

Liebe Grüße

10Parale


 
Detlev0405 Am: 17.02.2016 19:31:09 Gelesen: 25005# 40 @  
Ein guter Beitrag dem ich mich eigentlich voll anschließen kann.

Als junger Mann (oder Teen) habe ich auch erst mein Augenmerk nur auf die Briefmarken gelegt. Ich denke das ging den meisten so. Dann kam der erste Katalog dazu - bei mir einer von Lipsia und für mein Sammelgebiet Russland / SU ideal.

Heute schaue ich mich, 40 Jahre später, primär nach Literatur zu diesem Sammelgebiet um. So ändert sich die Sichtweise im Laufe der Zeit. Faul wie ich war, habe ich mich primär nach deutschsprachiger Literatur umgesehen, bis mir ein Freund sagte, gehe doch mal auf russische Seiten und suche da. Habe ich gemacht. Gut ich habe den Vorteil, russisch in Wort und Schrift zu verstehen, war aber auch erstaunt, das russische Kataloge neben russisch auch in englisch (parallel) die Erläuterungen geben - also zweisprachige Kataloge.

Und mein Erstaunen ging weiter - das Hauptargument vieler Katalogmuffel - die Preise - unschlagbar. Als Beispiel - die beiden Spezialkataloge bei Michel für insgesamt 210,- Euro. Bei Zagorski in Moskau gibt es dafür 7 Kataloge - sowohl die Standartspezial als auch noch oben drauf Teilgebiete wie die Propagandakarten der 20er und 30er Jahre. Nein nicht für den Preis der Michel Kataloge sondern umgerechnet etwa 50 Euro. Gut wenn der Rubel auch mal fällt.
Ein einziger Katalog reist dort aus - der Spezialkatalog zu den Projekten und Entwürfen russischer Marken.

Das soll vielleicht auch eine Empfehlung an die sein, die finanziell einen gesteckten Rahmen und trotzdem Literatur haben wollen. Mal in den Ländern, von denen man sammelt, einen Blick auf die lokalen Angebote werfe. Bei mir hat es sich gelohnt.

Einen schönen Abend noch mit besten Grüßen
Detlev
 
olli0816 Am: 18.02.2016 15:25:18 Gelesen: 24861# 41 @  
Ich muß zugeben, das ich gerne philatelistische Literatur lese und auch einiges besitze. Da ich gerne alte Sachen mag, habe ich natürlich mehr Möglichkeiten als jemand, der sich z.B. für die DDR Dauerserien interessiert. Mich wundert es allerdings, dass gerade bei modernen Themen sehr wenig vorhanden ist, weil es doch verhältnismäßig viele Sammler dazu gibt. Andererseits bekomme ich inzwischen - häufig ungefragt - viele Auktionskataloge zugesendet. Die schaue ich mir auch an, gehe aber bei meinen Lieblingsauktionshäusern inzwischen viel lieber auf die Portale. Auch das Auktions"überportal" Phialsearch ist gern genutzt. Was ich dazu sagen möchte: Die Möglichkeiten, sich zu informieren, sind äußerst vielfältig.

Foren sind nicht zu unterschätzen mit den Stempeldatenbanken (auch wenn alle natürlich nur wegen der gewaltigen Fülle eine Teilmenge haben) oder auch z.B. wegen der Fälschungsbekämpfung in einem anderen Portal, wo ich wirklich einiges gelernt habe. Mich interessieren sehr viele Gebiete, seien es Briefmarken oder schöne alte Briefe. Ich bin auch nicht festgelegt auf Länder oder möchte mich so eng umgrenzen, dass ich nur ein kleines Gebiet aussuche und dann wahnsinnig in die Tiefe gehe. Von daher ist der Michel Online für mich sehr gut geeignet, eine erste Eingrenzung zu bekommen. Insgesamt ist also Literatur, aber auch andere Quellen für mich wichtig.

Trotzdem möchte ich eine Lanze für die Leute brechen, die ihr Hobby als Zeitvertreib ohne ernsten Hintergrund betreiben, nur weil es ihnen einfach Spaß macht. Die eine Agenturausgabe aus Dunkelafrika mögen, weil sie schön anzuschauen ist. Oder einfach nur die Post durchwühlen oder ganz stur ihre Ländersammlungen betreiben aus Zeitvertreib und ohne in die Tiefe gehen zu wollen. Selbst der Reichrechner hat seine Berechtigung, da ihm die ganze Sache Freude macht. Letztendlich ist das doch das gleiche, als wenn ich einem Sammlungskollegen anpampe, weil er ein für mich persönlich total uninteressantes Gebiet sammelt.

Obwohl es oberflächlich das gleiche Hobby ist, sind die Unterschiede vom ernsthaften Philatelisten bis zum Spaßsammler gewaltig. Mich stört es nicht, wenn einer keine Lust auf Literatur hat und vielleicht auch hier und da Fragen stellt, die alte Profis als lächerlich ansehen oder gar den tollen Tipp geben, das derjenige sich doch bitte ein Buch kaufen möge und sich selber schlau machen soll. Da frage ich mich doch eher, warum jemand auf eine vermeintlich dumme Frage so eine pampige Antwort gibt. Das schafft doch nur schlechte Stimmung und eigentlich für nichts.

Ich habe dann für die unernsthaften hier einen Kleinbogen aus Guyana mit der sagenhaften Michelnummer 6982 bis 6984 beigefügt:



Und für die vielleicht ernsthafteren etwas selteneres aus Polen Michel 135 und 136



Wir sind ja in einem Briefmarkenforum und nicht in der Muppetshow bei den beiden älteren Herren ...
 
Tuffi Am: 19.02.2016 15:42:07 Gelesen: 24713# 42 @  
Hallo Freunde,

seit über 70 Jahren fröhne ich der Philatelie.

Es begann mit einem Brief aus Schlesien. Die darauf geklebten Briefmarken waren aus Polen und waren geschnitten! Entsprechend konzentrierte sich meine Sammelei zunächst auf bunte Bildchen. Mit 20 Jahren erfolgte dann ein Neuanfang: Sammeln nach Katalog, zunächst Deutschland, dann verschiedene Staaten in Europa schließlich auch Japan und Laos.

Irgendwann (1972) endete die Begeisterung am "Abhaken" im Katalog und Auflisten des Katalogwertes der Sammlungen. Die Sammlungen wurden verkauft.

Der Neuanfang: Postgeschichte des Heimatortes. Zum Aufbau dieser Sammlung war entsprechende grundsätzliche Literatur zur Postgeschichte notwendig. Da der Heimatort klein ist, wurde bald das Sammelgebiet auf die nächstgrößere Stadt ausgeweitet. Es endete schließlich mit dem gesamten Ruhrgebiet. Wieder war Literatur notwendig: Kommunalgeschichte.

Dann noch ein Neuanfang: Die Belege mit unterschiedlichen Maschinenstempeln in den Sammlungen stellten die Frage nach den Grundsätzen. Die Literatur dazu war seinerzeit im Entstehen. Die Folgerung: Selbst in den Archiven nachsehen und selber schreiben. Die Poststempelgilde hat inzwischen mehr als 1000 Seiten davon gedruckt. Was nun?

Seit ca. 10 Jahren sammele ich Briefe mit Absenderfreistempeln - vorzugsweise die mit Konsolidierungsnummern. Wo gibt es Literatur? Bei der Post, den entsprechenden ARGEn und im Internet. Nicht verwunderlich, daß wieder neue Literatur entsteht.

Mein Motto: Was heute geschieht ist morgen Geschichte.

Briefmarkensammeln ist keine Dummheit!

Fast alle sind "dumm" angefangen.

Gruß Walter
 
Briefmarkentor Am: 11.05.2016 12:01:36 Gelesen: 23707# 43 @  
@ Briefmarkentor [#20] vom 02.12.2013

Gerade zum letzten Punkt bietet dieses Forum eine ideale Möglichkeit, dem interessierten Sammler einen nach Gebieten gegliederten Überblick über die vorhandenen Nachschlagewerke zu ermöglichen.

@ Briefmarkentor [#36] vom 22.08.2014

Ich wollte anfragen, ob es von den Befürwortern der Fachliteratur zwischenzeitlich ausführlichere Vorstellungen ihrer Werke oder der als notwendig erachteten Titel im Forum gibt? Es wäre schön, Bücher zu anderen Sammelgebieten zu sehen und sich darüber auszutauschen. Vielleicht weckt man so auch die Neugier auf Literatur.

Es ist schade, dass sich die großen Verfechter der Literatur nicht dazu überwinden können, passende Literatur zu ihren Sammelgebieten vorzustellen. So schwer ist es doch gar nicht: http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=6095&CP=0&F=1

Oder schimpft man lieber über die nicht informierten Sammler und behält sein Wissen für sich?
 
filunski Am: 11.05.2016 12:19:06 Gelesen: 23688# 44 @  
@ Briefmarkentor [#43]

"Oder schimpft man lieber über die nicht informierten Sammler und behält sein Wissen für sich?"


Hallo Marko,

warum musst du immer gleich so polemisieren? :-(

Vielleicht schaust du dir mal nur hier im Forum folgende links an:

http://www.philaseiten.de/philabuch/show/183
http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=8969
http://www.philaseiten.de/philabuch/show/145
http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=85330
http://www.philaseiten.de/philabuch/show/140
http://www.philaseiten.de/philabuch/show/121
http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ME=78347#M9

...u.s.w....u.s.f....

Diese Liste ist lange nicht komplett und könnte nur von mir, und auch diversen Vertretern anderer ArGen noch lange fortgesetzt werden.

Beste Grüße,
Peter
 
Briefmarkentor Am: 11.05.2016 12:36:52 Gelesen: 23678# 45 @  
@ filunski [#44]

Hallo Peter,

vielen Dank für die Links. Dies ist aber keine Aufstellung, wie ich sie meine.

Nehmen wir als Beispiel das beliebte Sammelgebiet Bayern. Ich vermute, dass dieses richtig gut erforscht ist und dazu auch immer noch neue Publikationen erscheinen. Daneben gibt es aber sicher auch viele an­ti­qua­rische Titel, die nur noch die wirklichen Spezialisten kennen.

Seht es doch als Möglichkeit, Interesse zu wecken. Sowohl am Lesen, als auch an der Vielfalt eines einzelnen Sammelgebietes.

Ach ja, die Polemik. Hat doch funktioniert. Immerhin hast du gleich geantwortet. Danke. Vielleicht ist es aber auch nur meine Enttäuschung über das Fordern, und anschließende nicht Nutzen von Möglichkeiten. Huch, ist ja schon wieder Polemik. ;-)
 
filunski Am: 11.05.2016 14:15:03 Gelesen: 23619# 46 @  
@ Briefmarkentor [#45]

Hallo Marko,

jeder wählt halt eine andere Art der Darstellung. Deine Darstellung zur Literatur des Gebiets "Alliierte Besetzung SBZ Mecklenburg-Vorpommern" ist durchaus gut gelungen, ansprechend gemacht und mir gefällt das auch sehr gut! :-)

Ich habe eben einen anderen Weg gewählt die neu erscheinenden Publikationen der Poststempelgilde vorzustellen. Außerdem darf man auch nicht vergessen, dass dies immer mit oftmals gar nicht so wenig Arbeit verbunden ist, die eh meist von immer demselben, meist sehr überschaubaren, Personenkreis geleistet wird, der dann irgendwo auch an einer Grenze des noch Machbaren angelangt ist.

Du hast auch Recht, ohne dein Stilmittel der Polemik ;-), hätte ich wahrscheinlich nicht geantwortet, aber den zitierten Satz konnte ich so nicht stehen lassen. Polemik ist ja durchaus gut um damit Antworten zu provozieren, aber sie könnte auch falsch verstanden werden. ;-)

In diesem Sinne mit den besten Grüßen,
Peter
 
Erdinger Am: 11.05.2016 14:33:52 Gelesen: 23613# 47 @  
@ Briefmarkentor [#45]

Das beliebte und von dir zitierte Sammelgebiet Bayern ist, was die Literatur angeht, sehr komplex. „Richtig gut erforscht“ trifft leider nur eingeschränkt zu, denn die Forschung verteilt sich auf eine Fülle von Einzel- und unselbstständigen Veröffentlichungen (Zeitschriften, ArGe-Rundbriefe, Internet etc.) und es gibt noch genug Lücken dazwischen. Vieles davon ist, wie du schon richtig vermutest, antiquarisch. Die große Synthese in Form eines Handbuches fehlt leider noch. Die Prüfer unseres Gebietes (anders als zum Beispiel bei Württemberg) sind offenbar zu beschäftigt zum Forschen und Schreiben (Ausnahme Joachim Helbig). Das Sem-Handbuch ist eher ein Katalog (Stand 2000) und kompiliert im Wesentlichen vorhandenes Wissen (was allein schon eine beachtliche Leistung ist).

Ich gehe jetzt schon eine Weile mit dem Gedanken schwanger, ein eBook für den Einstieg in das Sammelgebiet Bayern zu erstellen, u.a. weil man bei diesem Medium auf einschlägige Quellen und im Internet verstreute Literatur verlinken kann. Erst einmal muss ich allerdings dieses Jahr (es ist das chinesische Jahr des Affen, das trifft die Situation perfekt) gut überstehen. Das ist halt die Crux vieler forschender und schreibender Philatelisten, dass sie gerne mehr Zeit hätten.

Als Zwischenlösung setze ich im Forum altpostgeschichte.com so viele Links auf Quellen und im Internet verfügbare Literatur (nicht nur mit Bezug auf Bayern) wie nur möglich, auch, weil ich sie selbst unter Umständen nie mehr wiederfinde, wenn ich das nicht sofort mache.

Dort gibt es auch (leider nur einige wenige) Rezensionen von mir zu älterer und neuerer Literatur mit Bayern-Themen.

Leider fehlt mir die Zeit, das öfter und/oder in verschiedenen Foren zu machen.

Viele Grüße aus Erding!
 
doktorstamp Am: 01.11.2019 19:06:13 Gelesen: 14104# 48 @  
Im Laufe meiner Sammeltätigkeit ist mir aufgefallen welch große Wissenslücken in verschiedenen Gebieten bestehen. Vor allem geht es um die Stempelkunde, hier sind manche Gebiete weit im Voraus, Infla Berlin zum Beispiel. Aber wie sieht es denn aus, aus den Zeiten zuvor und danach, zwar haben wir die Stempeldatenbank, (Chapeau) und wie ich sehe wird sie täglich gefüttert. Aber ich bin dennoch der Meinung die Argen hatten eine Verantwortung hier zu tragen, in dem sie möglichst alle zeitgerechten Stempel erfassen gut, bös, und jenseits. Zwar wird einiges in stillem Kammerlein erforscht, schade ist, in vielen Fällen behält der Forscher das alles für sich, an eine gemeinnützige Veröffentlichung denken sie gar nicht. Laut werden solche erst, wenn sie spielverderberisch eine Veröffentlichung eines anderen miesmachen. Nicht immer mit Unrecht, nur die Art und Weise gar der Ton lässt zu wünschen übrig. Hilfreich ist es nicht, und es bringt uns auch nichts.

Es gibt mehrere Gebiete oder Teilgebiete wo Marken sehr stark fälschungsgefährdet sind. Man braucht nur in den Katalog zu blicken,
** für nen Appel und Ei zu haben oder gebraucht wird man aufgefordert tief in die Tasche zu greifen. Solche Marken liegen quer durch das Sammelgebiet
Deutschland. Oft in Reihen, manchmal trifft es nur eine einzelne Marke aus einem Satz. Man sollte nicht auf sich alleine angewiesen sein, er/sie sollte Unterstützung/Hilfe erhalten, auf Literatur zurückgreifen können, sofern vorhanden, aber was nun, wenn sie nicht vorhanden ist. Somit sollten die Argen
etwas in die Wege leiten um dieses Problem zu beheben, und beseitigen. Eine Menge Arbeit, logisch.

Der Sammler könnte selbst etwas unternehmen. Nämlich lesen, aber dafür haben viele keine Zeit, keinen Bock, oder gar kein Geld. Jammern aber laut, wenn die vermeintlichen Schätzen sich als Fehlkauf oder Mist enttarnen. Wissen kostet nun mal Geld, nichts wissen kostet auch viel Geld, viel mehr als die Literatur am Anfang gekostet hätte.

Andere Probleme u.a. sind Nachgummierung, Nachzähnung, und Auf- oder Überdruckfälschung. Wer den Michel Spezial hat sollte ihn gefälligst lesen, und nicht nur die Bewertungen anglotzen. Solche beherzigen den Preis von allem, erkennen aber den Wert von nichts.

Bin nun mal gespannt was für einen Wespennest ich hiermit angerührt habe, warten wir mal ab.

mfG

Nigel
 
nagel.d Am: 01.11.2019 22:08:54 Gelesen: 14033# 49 @  
Nigel oft bekommt man ja Literatur "nachgeschmissen" entweder für ein paar Euro auf dem Flohmarkt, auf Sammlerbörsen und und und. Ich konnte ein Teil der vorhandenen Literatur von einem verstorbenen Sammlerkollegen und gleichzeitiger entfernter Verwandtschaft übernehmen. Beim Verkauf hilft Ebay und co und dort bekommt man ja erfahrungsgemäß sowieso nicht das was im Katalog steht und auch nicht das was man idealerweise dafür will.
 
10Parale Am: 01.11.2019 22:17:41 Gelesen: 14025# 50 @  
@ doktorstamp [#48]

ich bin ein absoluter Literaturfan und finde diese Beitragsreihe sehr gut und nützlich. Heute abend diskutierten wir mit Freunden über Kalligrafie. Wird in der Schule ja kaum noch angewendet. Ich verstehe das sehr gut, denn ich erwische auch mich immer weniger, etwas handschriftlich nieder zu schreiben. Alles passiert auf der Tastatur des Laptops oder des Smartphones. Es geht mehr und die Schnelligkeit von 2 (oder 10) Fingern als um die Schönheit und Klarheit und das Verständnis der Schrift. Gewisse Textbausteine schon als Makro anlegen und bei Bedarf in einen Text einfügen. Ganz zu schweigen von der Reaktionszeit, auf die wir auf Nachrichten reagieren.

Sehr gut zu dem Gedankenanstoß passt dieses Blatt Papier aus einem Schnellhefter, den ich vor einigen Jahren mal auf einem Flohmarkt gekauft habe. Der Ordner beschäftigt sich mit der Philatelie Großbritanniens. Ich habe leider keinen Namen gefunden, um den ehemaligen Besitzer oder Eigentümer dieses Ordners ausfindig zu machen. Fest steht, dass der Verfasser des Blattes Mitglied in der Forschungsgemeinschaft Grossbritannien e.V. ARGE IM BUND DEUTSCHER PHILATELISTEN E.V. gegründet 1970 gewesen sein muss, denn es befinden sich Rundbriefe dieser Arbeitsgemeinschaft in dem Ordner.

Auf über 6 Seiten, - man staune - sehen wir handschriftliche Skizzen über alte englische Stempelformen. Wer also solche Stempel malt, der muss sie lieben und sich das Wissen aneignen, welches ein Spezialist benötigt.

Was die Gummierung betrifft, habe ich in einem anderen Thread kürzlich gelesen, dass die Deutschen besonders viel wert auf die Rückseite der Marken und die Originalgummierung legen. In anderen Ländern wie der USA spiele das keine so große Rolle.

Wer auf Angebote von Trickverkäufern herein fällt, wird daraus seine Lehren ziehen müssen. Wie wir wissen, existiert dieses Fälscher- und Betrüger Handwerk schon so lange, seitdem es Sammler gibt, die nach Wertvollem Ausschau halten.

Liebe Grüße

10Parale


 
doktorstamp Am: 18.06.2020 16:35:55 Gelesen: 12693# 51 @  
In einem anderen Thread [1] wird nicht mit Unrecht Delcampe und einige ernannten Fälschungsverkäufer an den Pranger gestellt. Es verdeutlicht einerseits, dass einige bereit sind das Unwissen einige Sammler auszunutzen. Wenn diese Sammler etwas in Literatur investiert hätten, und die Infos beherzigt hätten, würden sie nicht so leicht reinfallen. Aber anscheinend gibt es auch Probleme die Kataloge richtig zu lesen, anstattdessen leisten viele Dienst als Fehlisten, oder zu Reichrechnerei. Noch haben eine Menge Sammler es nicht begriffen wie wichtig Literatur ist. Jammern aber laut wenn sie erwischt werden.

Literatur ist nicht unbedingt teuer, und ist niemals rausgeschmissenes Geld, sofern man sie liest, und das nicht nur einmal. Bei weitem erwarte ich nicht dass ein jeder Sammler sich spezialisiert, aber ist es zu viel verlangt, dass er sich in sein Sammelgebiet ,reingrübt, damit er ein Grundwissen aneignet. Oder soll alles für Lau sein, Marken, Infos, etc.

Wie heißt es so schön bei ARTE: Wer nicht fragt/liest, stirbt dumm.

mfG

Nigel

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=4468&CP=0&F=1#newmsg
 
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